Literatur Ich lese gerade
Ich meine, dass im aktuellen Büchergilde-Katalog (den ich nicht finde, oh heilige Unordnung!!!) habe ich schon einen Hinweis aufs 3. Quartal gesehen...
Schönen Nachmittag
DW
Rispe, ich habe das neue Buch von Juli Zehn ähnlich beurteilt wie Sie. Nur das am Ende doch recht emotionale Verhältnis zu dem dann schwer erkrankten Nachbar-Nazi verunsichert mich bis heute. Sicher, man solle immer den Menschen dahinter sehen - aber bei so vielen Nazis (gerade in dieser Gegend, wo Frau Zeh lebt) wäre das schon sehr aufwendig.
Ich denke, sie hat die Passagen mit Corona usw. nachträglich eingefügt - es aktualisiert das Buch ja, was ich gut finde.
Mir ging es übrigens genau so mit ihrem ersten Buch "Adler und Engel" - das konnte ich auch nicht lesen und gab es wieder zurück in die Bücherei.
Neujahr fand ich aber auch faszinierend und ich freue mich jetzt schon auf ein weiteres Buch von ihr.
In meiner Bücherei sehen das die beiden Damen, die dort arbeiten, ähnlich. Sie kaufen diese Neuerscheinungen umgehend ein und "bevorzugen" mich dann auch ein wenig auf der Warteliste.
Das hängt aber damit zusammen, dass ich seit Jahren einige Buchspenden dort mache, was die Bücherei finanziell entlastet (denn unserer Mitgliedsbeitrag von 10 Euro pro Jahr würde dies nicht tun.). LG Olga
"Nur das am Ende doch recht emotionale Verhältnis zu dem dann schwer erkrankten Nachbar-Nazi verunsichert mich bis heute" (Olga)
Das geht mir eigentlich genauso. Denn trotz allem konnte ich nicht wirklich verstehen, wie man zu einen Hardcore-Nazi, der sogar erzählt hat, er habe sich vor Jahren an den Angriffen gegen Geflüchtete in Rostock-Lichtenhagen beteiligt, eine Beziehung aufbauen kann. Ich wäre niemals dazu in der Lage, über solche Berichte hinwegzusehen, ich könnte das nicht. Auch wenn er bei mir noch so viel Nachbarschaftshilfe leisten würde.
Aber Juli Zeh schildert das trotzdem so, dass man es irgendwie nachvollziehen kann, das ist eben ihr großes Talent.
Das schafft sie gut, die liebe Frau Zeh - die Unterschiedlichkeit von Menschen zu skizzieren. Die weibliche Protagonistin war ja, bevor sie aus Berlin weggezogen war, auch ein ganz anderer Typus. Erfolgreiche Werbefrau mit einem ebensolchen Mann - Berlin-Mitte-Szene.
Und selbst noch mit etwas unaufgearbeiteten Problemen mit ihrem Vater usw.
Und dann das Kontrastprogramm. Symbolisch gut fand ich immer die Szenen, wenn beide an der Hecke standen (mit Stuhl, weil die hoch war) und ihre letzte Zigarette zusammen rauchten, bzw. schauten, was der andere (oder die andere) so machen.
Auch das Verhältnis zu den beiden Schwulen war gut dargestellt - einfach eine Fülle verschiedenster Menschen mit unterschiedlichsten Lebensmodellen,die - zufällig - in einem Mikrokosmos aufeinander treffen.
Frau Zeh sagte ja in einem Interview, sie hoffe, dass sie nicht zu stark verurteilt oder beschimpft würde für dieses Buch. Ich dachte damals,dass ich für sie hoffe, dass sie nicht Applaus von der falschen Seite bekommt. Nichts davon scheint eingetreten zu sein, wahrscheinlich auch deshalb, dass "solche braunen Flügel" vielleicht Bücher von Frau Zeh gar nicht lesen? Olga
Liebe @Olga,
sehe ich alles genauso. Wie schön, dass wir beide so übereinstimmen, was das Buch betrifft! Das ist hier das Gute: dass man sich mit Menschen austauschen kann, die wissen, wovon man spricht, weil sie das Gleiche gelesen haben. 😉
In meinem Bekanntenkries ist niemand, der/die es gelesen hat, und ich finde es immer gut, wenn man sich mal austauschen kann über Gelesenes. Klappt da leider nicht.
Deshalb freue ich mich gerade, dass ich hier mit Ihnen darüber labern kann. 😉
P.S. Die Bemerkung von der Joggerin habe ich nicht verstanden. Aber ich vermute, dass ich da nichts verpasst habe. 😉
@Rispe,
die @Joggerin liest gerade "Dienstvorschriften" 😁. Es scheint sie zu stören, dass hier friedlich Gedanken über Bücher ausgetauscht werden. Es wäre deshalb nützlich, auch noch einmal die AGB zu lesen. 😉.
Ich habe mir mein nächstes Hörbuch geladen: "Black*OUT von Andreas Eschbach. Es läuft in eine andere Richtung als mir vom Titel suggeriert wurde, es geht nämlich nicht um einen Energie-Black OUT, sondern um menschliches Enhancement durch Implantate, um den "Internetanschluss im Kopf". Noch bin ich jedoch erst am Anfang.
Karl
Das klingt gruselig, hu hu. Da bleibe ich doch lieber bei meiner Juli Zeh. 😉 Oder bei Ferrante, einer sehr anderen, aber auch tollen Schriftstellerin. 😉
Von Ferrante habe ich fasziniert 'meine geniale Freundin' gelesen - nur das Ende hat mich ein wenig frustriert, als sie dann mit dem Hund losging..
Vielen Dank an euch beide - du und Olga - für eurenAustausch über Juli Zeh; habe mir daraufhin gestern 'Über Menschen' bestellt. Bin sehr gespannt
Bin gerade durch mit Nabokovs 'Ada oder das Verlangen' - speziell und amüsant.
Gruss Val
Oh, das freut mich, danke für die Rückmeldung. 😉
Von der „genialen Freundin“ habe ich alle vier Bände gelesen und fand die Bände 2-3 noch interessanter als den ersten Band über die Kindheit, weil da ihre Jugend und Erwachsenenleben behandelt werden.
Von Nabokov habe ich mal in ganz jungen Jahren „Lolita“ versucht zu lesen, das ist mir nicht gelungen, ich habe es wieder weggelegt. Entweder war ich damals zu jung dafür, oder der Autor ist mir generell zu schwierig ich habe es nicht verstanden. Aber vielleicht wäre es bei „Ada“ anders, ich weiß es nicht.