Literatur Ich lese gerade
Lieber Waldler,
ich freue mich sehr über Ihren Bericht, wie ich mich seit vielen Jahren über diesen Thread immer wieder freue, weil ich ihn als Vielleserin und Literatur-Begeisterte nach wie vor sehr wertvoll finde und mit anderen, die das auch so empfinden, wunderbare Kontakte pflege.
ich liess mich heute in meiner Bücherei auf die Warteliste für das neue Buch von des Ferdinand von Schirach "Regen" setzen. Es soll sehr dünn und schmal sein - aber seine VerehrerInnen sind doch viele, wie ich immer wieder feststellt.
Nachdem ich das "Kaninchenbuch" fon Judith Kerr gelesen habe, lese ich jetzt die Nachfolgebücher "Wartn, bis der Frieden kommt" und "Eine Art Familientreffen".
Diese Berliner Familie jüdischen Glaubens fliegt vor den Nazis zuerst in die Schweiz, dann nach Frankreich und anschliessend nach Grossbritannien, wo sie aber von der Nazi-Wehrmacht wieder eingeholt werden und im Zuge dieser Ereignisse Deutsche in GB immer weniger erwünscht sind.
Frau Kerr bleibt aber auch nach dem Krieg in GB, heiratete einen Briten und verbrachte dort ihr sehr langes Leben auch im Frieden. Das gefällt mir gut - so etwas gibt Hoffnung, wie ich finde. Olga
Interessant, eure letzten Beiträge, @Der-Waldler und @Olga. Dasss ich die Bücher von Judith Kerr auch besonders mag, weißt du ja schon, Olga.
Ich weiß nicht, ob ihr mitgekriegt habt, dass ich inzwischen doch „Das Feld“ von Seethaler gelesen habe, vor einiger Zeit hatte ich ja mal geschrieben, es sei mir zu deprimierend. Inzwischen habe ich es doch sehr gern gelesen und meine Meinung dazu völlig geändert, hier mein Beitrag dazu: https://www.seniorenportal.de/community/forum/literatur/ich-lese-gerade?tid=316645&page=185#11633906
Ich weiß ja, dass ihr das auch so gut fandet, zumindest du, Waldler, aber den Seethaler finde ich noch besser als Haruf, vor allem sprachlich ist er ein besonderer Künstler mit seinen originellen Wendungen.
Jetzt habe ich mir von einer Freundin auch „Das Café ohne Namen“ ausgeliehen, ich glaube, das hattet ihr auch schon gelesen.
Habe gerade erst damit angefangen und kann noch nicht viel darüber sagen. Aber ich weiß jetzt schon dass ich das wieder besonders gern lesen werde.😉
Liebe Rispe,
ich bin ein ganz großer Seethaler-"Fan", und finde (fast) jedes bisher gelesene Buch von ihm richtig gut, mit einer Ausnahme: Das Mahler-Buch fand ich etwas nichtssagend. Mit Haruf kann (mag) ich ihn nicht vergleichen, weil Haruf für mich eher "Unterhaltungsliteratur" ist (was keineswegs abwertend verstanden werden darf!), während Seethaler etwas mehr als nur unterhalten will (aber sehr gut unterhält).
"Das Feld" ist ein wunderbares Buch. Und ich freue mich, dass Du es beim zweiten Lesen so positiv bewertest. Mein absolutes Lieblingsbuch von ihm ist aber nach wie vor "Ein ganzes Leben"; ich glaube, ich habe hier in diesem Thread schon mal darauf hingewiesen, wobei sein neuestes Werk, "Café ohne Namen", ebenfalls sehr gut lesbar ist, und eine große Stärke von Seethaler zeigt: Die Fähigkeit, Menschen ganz wunderbar zu beschreiben, ohne jede Wertung.
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Hat jemand hier schon das Buch von Juli Zeh und Simon Urban "Zwischen Welten" gelesen? Ich fand es nicht schlecht, auf jeden Fall in seiner "Bösartigkeit" unterhaltsam, meine Frau fand es überhaupt nicht gut, und bedauerte es hinterher, es gelesen zu haben. Mein Lieblingsbuch von ihr ist und bleibt aber "Neujahr", das mich zum Weinen gebracht hat (ich glaube, wir hatten da schon mal drüber geschrieben, Rispe, bin aber nicht mehr sicher).
LG
DW
Hallo @Der-Waldler,
das ist wirklich ein besonders schöner Thread hier, Olga hat recht. Hier muss man sich wenigstens nicht ärgern, sondern kann sich im Gegenteil freuen über den Meinungsauschtausch und die Anregungen. 😉
Auch ich bin „ein ganz großer Seethaler-Fan" und finde „Ein ganzes Leben“ auch sehr schön wie überhaupt alle Bücher, die ich von ihm gelesen habe. Sehr gern mochte ich aber vor allem auch „Der Trafikant“, und der Film mit Bruno Ganz, den ich sowieso immer toll fand, hat mir auch sehr gut gefallen.
Auch bei „Neujahr“ von Juli Zeh stimmen wir überein, das war ein sehr beeindruckendes und auch trauriges Buch. Ich kann aber ganz gut abstrahieren und verliere beim Lesen eigentlich nie aus den Augen, dass es fiktiv und nicht Realität ist, deshalb behalte ich dann doch genug Abstand, um nicht in Tränen ausbrechen zu müssen. 😉
Bei Filmen ist das schon anders, da kann mir das eher mal passieren, wenn die Handlung so direkt vor mir abläuft.
„Zwischen Welten“ habe ich tatsächlich auch gelesen, es war durchaus interessant, aber da bin ich auch etwas gespalten mit meiner Beurteilung. Manches war mir viel zu rigide, die Gegensätze doch sehr spalterisch und grob dargestellt. Es ist natürlich ein bisschen ein Spiegelbild der Diskussionen in der Gesellschaft, aber dann doch fast schon zu klischeehaft durchgezogen.
Das meiste habe ich aber inzwischen sowieso schon wieder vergessen, es ist schon in Teilen reichlich redundant und enthält doch auch so einiges Geschwafel und Geschwurbel, manches hätte man kürzen können, meine ich.
Ich kann deine Frau verstehen, wenn sie es abgelehnt hat, stelle mal die Kritiken von „Perlentaucher“ ein, da gibt es neben guten Rezensionen einen Verriss der FAZ: Zwischen Welten
Liebe Rispe,
ja, ein etwas strikteres Lektorat hätte den "Zwischen Welten" gut getan. Meiner Frau missfiel vor allem das von Dir erwähnte Plakative. Und genau DAS hat mir gefallen, bzw. ich fand es z.Tl. fast als Satire.
Nun, es war nicht so, dass ich über dem "Neujahr"-Buch in einen Weinkrampf geriet; aber ich hatte Tränen in den Augen, vor allem, weil ich mir die Verzweiflung der Kinder so gut vorstellen konnte. Und wenn es um Kinder in Buch und Film geht, bin ich sehr nahe am Wasser gebaut...
Ja, dieser Thread hier ist schön. Klug, freundlich und schön.
Liebe Grüße, schönen Abend, und danke für den Link.
Der Waldler
„Plakativ“ ist ein guter Ausdruck dafür, genau das meinte ich. 😉
Aber vielleicht hast du auch recht, wenn du es teilweise fast als Satire liest, die kann man in den Übertreibungen durchaus auch erkennen, denn die werden ja manchmal auf die Spitze getrieben.
Insgesamt habe ich das Buch übrigens trotz meiner kritischen Anmerkungen sowieso gern gelesen, ich fand es eigentlich ziemlich spannend, da passierte ja eine ganze Menge. 😉
Aber es gibt bessere Bücher von Juli Zeh, dies hier war ja auch nicht von ihr allein geschrieben.
Lars Kepler
Der Hypnotiseur. Ein Krimi. Ein raffiniertes Produkt. Geht es über die Psyche der Patienten wie der Hypnotiseur selbst? Wer ist was? Wie ist wer? Sehr gut.. Es macht einen Nachdenklich. Was ist wahr und was bilden wir uns ein. Was ist wahr und was nicht.? Ist das, was wir empfinden, real oder eine Projektion von Wünschen unserer Psyche.. Was schaukelt uns unsere Psyche vor ? Nur das, was wir uns Sehnsüchtig wünschen? , oder wünschen wir etwas, was nicht real ist. Das Buch ist lesenswert.
Ich habe mich vor kurzem durch zwei Kriminalromane gelesen. Nr. 1 von Hakan Nesser: "Der Verein der Linkshänder" und Nr. 2 von Petra Hammesfahr: "Die Lüge". Beide haben mich enttäuscht. Die Linkshänder ausufernd und langatmig, daran konnte auch der Brand in einer Pension mit vier Toten und die Suche nach dem Schuldigen nichts ändern. Und zum guten Schluss ist der Bösewicht einer, von dem über die 600 Seiten des Buches überhaupt keine Rede war.
Die Lüge bei Nr. 2 besteht darin, dass zwei Frauen, die sich wie Zwillinge ähneln, die Rollen tauschen. Die eine reich und die andere nicht so gut betucht. Und dem Ehemann der reichen Dame fällt aber auch rein gar nichts auf, auch nicht abends nach dem Zähneputzen!! Für mich völlig absurd und nicht einmal spannend, nur sehr verworren.
Nun kann es sein, dass jemand, der die Bücher auch gelesen hat, dies völlig anders sieht. Mein Bedarf Hammesfahr und Nesser ist erst einmal gedeckt.
Michiko
Sowohl Hammesfahr als auch Nesser habe ich sehr viele Jahre sehr gerne gelesen. ABer bei letzterem fand dann irgendwann ein Wechsel des Kommissars statt und dann war ich nicht mehr so begeistert.
Da ich alle Bücher in einer Gemeindebücherei ausleihe, ist das auch kein Problem - ich gebe sie einfach zurück. Schlimmer war das zu Zeiten, als ich Bücher kaufte und dann relativ ungelesen in das übervolle Regal stellte oder verschenkte.
Olga
Ich bin auf Empfehlung von Elke Heidenreich auf diesen Krimi der besonderen Art gestoßen. Kein leichter Stoff, denn es geht um Missbrauch von Kindern/Jugendlichen. Ein Polizeibeamter mit pädophilen Neigungen und ein 14jähriger rumänischer Junge, der vom Vater zur Prostitution gezwungen wird.
Die Dialoge, die teilweise nur aus Fragmenten bestehen, sind herausragend. Vor allem die Gespräche zwischen Ben, dem Polizeibeamten, und seinem besten Freund Ludwig Landmann, sind von fast unglaublicher Intensität. In jedem Satz, in jedem kleinsten Wort steckt so viel mehr als das Gesagte.
LG Ladouce