Literatur Ich lese gerade
Danke für Deine Ausführungen, lieber @Der-Waldler . Natürlich muss man berücksichtigen, dass es ja auch kein Fremder war, der teilweise die Notizen und Aufzeichnungen von Silvia Plath der Nachwelt vorenthielt, sondern eben ihr Ehemann, dem man dies (zum Schutze der Kinder und seiner selbst) wohl zugestehen muss, auch wenn's schwerfällt.
Begeistere ich mich für Künstler, möchte ich alles über sie wissen (aber nicht auf Klatschpressenniveau), ich finde das absolut faszinierend und fühle mich den Künstlern dann näher. Vielleicht sollte man mit der Publikation gewisser Dokumente dann aber mindestens eine Generation warten. Würde heute Privates über meine Großeltern (die ich eh' nie kennenlernte) veröffentlicht, würde mich das nicht berühren.
Nicht jeder ist ja aber auch so mitteilsam wie Samuel Pepys 😁. Ich las mal eine Kurzfassung seiner Tagebücher und hoffe, irgendwann mal preiswert die Gesamtausgabe, die Gerd Haffmanns bei 'Zweitausendeins' herausgab, zu bekommen.
Lieber Maikel,
bei der wissenschaftlichen Buchgesellschaft sind die Pepys-tabeücher momentan komplett für 49,90 Euro zu haben.
Schau
Zu Plath/Hughes: Bei den Großeltern mag das noch ertragbar sein. Aber auch bei den Eltern?
LG
DW
Jetzt komm ich auch noch dazu und finde das alles sehr interessant, was ihr schreibt.😉
Ich habe „Die Glasglocke“ und die Tagebücher von Sylvia Plath auch mal vor vielen Jahren gelesen, das alles hat mich tief beeindruckt. Vor allem deshalb, weil sie unter schweren Depressionen litt und in dem Buch „Die Glasglocke“ ihre Behandlungen in der Psychiatrie (einhergehend mit Elektroschocks) beschreibt und weil ich in meinem Umfeld jemanden kenne, der in dieser Zeit auch solche Behandlungen ertragen musste und ich mit ihm einige Male darüber gesprochen habe.
Jetzt habe ich mal nachgesehen, was ich außerdem von ihr noch im Regal habe, darunter ist auch ein Erzählband: „Die Bibel der Träume“ und „Briefe nach Hause“. Interessant ist ja nicht nur die Ambivalenz ihrem Ehemann gegenüber, sondern auch die Ambivalenz ihrer Mutter gegenüber, die in den Briefen zum Ausdruck kommt.
Den Erzählband könnte ich mir eigentlich nochmal vorknöpfen, denn ich kann mich gar nicht daran erinnern.
Über das Buch von ihrem Ehemann habe ich vor Jahren mal eine Rezension gelesen, die genau das beinhaltet hat, was du, Waldler, geschrieben hast, ich erinnere mich daran noch ganz gut, weil ich damals überlegt hatte, das Buch zu kaufen. Ich glaube, niemand der Außenstehenden kann das alles ganz genau beurteilen, ich habe aber eben einen interessanten Artikel (interessanterweise von Ulla Hahn, die ich auch sehr schätze) dazu gefunden, den verlinke ich mal: Ich habe dir nie einen Zitronenkuchen versprochen
Zu @Ladouce: Von Judith Hermann habe ich „Sommerhaus später“ und einen anderen Erzählband: „Alice“ gelesen. Das alles ist aber auch schon so viele Jahre her, dass ich es nochmal neu lesen könnte, weil ich mich kaum erinnere. Aber ihre lakonischen kurzen Sätze haben mir auch gut gefallen. Alles was du zu dem neuen Buch schreibst, trifft auch auf die Erzählbände zu, die ich gelesen habe.
[...] ich habe aber eben einen interessanten Artikel (interessanterweise von Ulla Hahn, die ich auch sehr schätze) dazu gefunden, den verlinke ich mal: Ich habe dir nie einen Zitronenkuchen versprochen
geschrieben von Rispe
Vielen Dank für den Artikel. 👍😊
Silvia Plaths 'Die Glasglocke' habe ich als ungekürztes mp3-Hörbuch (7,5 Stunden Laufzeit, gelesen von Nina Hoss) für unter 10 € gekauft. Früher konnten es sich nur Könige leisten, sich vorlesen zu lassen, heute kann auch ich das. 😁
Lieber @Der-Waldler , vielen Dank für Deinen Tipp zu Pepys Tagebüchern, aber 50 € sind völlig außerhalb meines Budgets - aber ich bin ein geduldiger Sucher und Jäger . . . 😊
Jetzt habe ich mal nachgesehen, was ich außerdem von ihr noch im Regal habe, darunter ist auch ein Erzählband: „Die Bibel der Träume“ und „Briefe nach Hause“
Liebe @Rispe,
ich muss gestehen, dass ich nie Prosa von Sylvia Plath las. Auch die Glasglocke kenne ich nicht. Ich bin ja generell mehr ein Vor-allem-Lyrik-Leser, lese allerdings auch mal Romane oder Erzählungen, auch mal Sachbücher. Ich habe bei vielen Lyrikern die Erfahrung gemacht, dass sie nicht wirklich gut (oder mich überzeugend) Prosa schreiben können. Benns Lyrik liebe ich sehr (besonders die expressionistische und die der 1950er Jahre), seine Prosa ist entweder stinklangweilig oder politisch viel zu extrem rechts, um mich zu begeistern. Paul Celan, den ich auch sehr schätze, hat EIN Prosastück geschrieben, das meiner Meinung nach zurecht vergessen ist. Der große Ernst Meister, dessen Lyrik mich seit 40 oder 50 Jahren begeistert, hat auch einige sehr gute Prosastücke geschrieben, aber die füllen einen kleinen Band von 200 Seiten oder so. Und so weiter. Ulla Hahn in Deinem Link (Danke dafür!) ist ja von Plath als Prosaistin auch nicht wirklich angetan (außer von den Tagebüchern).
Dennoch werde ich mal schauen, ob ich mir die "Bibel..." beschaffen kann. Das meiste von ihr gibt es ja nicht mehr, soviel ich weiß.
Die Beziehung von Plath zu ihrer Mutter muss wirklich sehr ambivalent gewesen sein. Das wird aus den Tagebüchern klar, aber auch Connie Palmen beschreibt es so in ihrem Roman.
Danke für Deine Gedanken und einen lieben Gruß an alle Leseratten.
DW
Danke, @Der-Waldler und @Maikel.
Eine Lyrik-Kennerin bin ich leider nicht, obwohl ich durchaus Sinn für Lyrik habe, weil ich da viel Verwandschaft mit Musik sehe, vor allem bei den Gedichten der Romantik, von denen ja auch viele vertont wurden; einige der Vertonungen durfte ich auch hin und wieder mitsingen mit meinem Chor, da gibt es ganz wunderbare von Brahms, Schumann, Schubert etc.
Die Gedichte von Sylvia Plath habe ich mir dann natürlich auch mal vorgeknöpft, aber ich gebe zu, dass ich sie nicht verstanden habe. Da hätte ich jemanden gebraucht (einen Deutschlehrer vielleicht), der sie mir erklärt und nahebringt. Wenn Gedichte zu hermetisch oder metaphernreich sind, tue ich mich damit schwer. Es kommt allerdings auch vor, dass ich sie trotzdem gern lese, auch wenn ich manchmal nicht alles verstehe. Die Gedichte von Ingeborg Bachmann zum Beispiel finde ich wunderbar, aber ich glaube nicht, dass ich sie immer ganz verstehe.
So, ich hör wieder auf, aber schön, dass es diesen interessanten Thread gibt, wo man sich mal austauschen kann, ohne in Streit zu geraten. 😉
Liebe @Rispe,
ich "verstehe" auch nicht jedes Gedicht, z.B. die Gedichte von Celan. Die "Todesfuge" ist ja eines der verständlichsten. Und von den Plath-Gedichten verstehe ich vielleicht jedes zweite. Dennoch faszinieren mich auch die, die ich nicht "verstehe", sondern "nur" intuitiv erfasse. Schwer zu erklären...
Zu meinen favorisierten Lyrikern und Lyrikerinnen gehören auch Reiner Kunze, Rose Ausländer und Hilde Domin, die beide meiner Meinung nach nicht so hermetisch sind wie Celan, Benn, usw. Von Bachmann kenne ich nur wenige Gedichte, obwohl meine Frau die Gesamtausgabe besitzt. Muss ich mal schauen...
Übrigens schrieb Reiner Kunze mal einem Schüler, der sich an ihn gewandt hatte, weil sein Lehrer eine Interpretation eines Kunzegedichts als "mangelhaft" bewertet hatte. Kunze schrieb, dass seiner Meinung nach die "Bedeutung" eines Gedichts im Leser entsteht, und wenn der Leser das in irgendeiner Form begründen könne, sei das "richtig". Leider finde ich die Stelle nicht mehr, ich weiß nicht, ob es in seinem Tagebuch 1992 steht oder in seinen Reden und Interviews, die bei der wunderschönen Edition Toni Pongratz erschienen sind.
Liebe Grüße
DW
Na, dann komm ich jetzt auch nochmal. 😉
Die Gedichte von Ausländer und Domin haben mir auch immer gefallen, allerdings kenne ich zu wenige, weil ich keine wirkliche Lyrik-Leserin bin. Aber wenn sie mir mal vor Augen kamen, fand ich sie immer schön, ist ja auch schon was. 😉
Was der Rainer Kunze sagt, kann man ja auch auf Prosa anwenden, auch hier wird oft gesagt, jede Interpretation könne richtig sein, weil jede/r es anders liest oder versteht.
Ich weiß nicht so genau, was ich davon halten soll, ehrlich gesagt. Ich habe früher auch mal hin und wieder Literatur-Kurse in der Volkshochschule besucht, wo wir gemeinsam Bücher lasen und besprachen, da standen mir bei manchen Interpretationen die Haare zu Berge. 😉 Ich glaube, dass man manches auch einfach gründlich missdeuten und missverstehen kann. Wenn ich selber Gedichte oder Bücher schreiben würde, wäre es mir sicher wichtig, so verstanden zu werden, wie ich es gemeint habe. 😉
Aber ich bin nur eine passive Konsumentin, keine Schreiberin außer manchmal in einem Seniorenforum. 😉 Deshalb kann ich das vielleicht nicht beurteilen. 😉
P.S. Gerade fällt mir ein, dass ich die Gedichte von Erich Fried auch ganz besonders schön finde. Und hier natürlich das bekannteste: Was es ist
Ich denke, liebe @Rispe, dass der Schüler das schon begründet hat. Leider haben manche Lehrer die Eigenart, zu glauben, sie allein hätten die einzige richtige Interpretation, besonders bei Gedichten. Und die gibt es nicht. Ich kann mir vorstellen, dass Kunze sich dem "Verdikt" des Lehrers entgegenstellen wollte.
Die Salzkartoffeln für die Stampfkartoffeln müssen aufgesetzt werden.
Schönen Abend
DW
Als stille Mitleserin eures Austausches möchte ich kurz zu dem, was du, liebe @Rispe ausführst etwas sagen. Ich denke, wenn ein Autor sein Werk an die Öffentlichkeit und sozusagen aus den Händen gibt, kann er kaum oder vielleicht gar nicht beeinflussen, wie es bei den Lesern ankommt und was sie dabei empfinden. Dasselbe gilt, denke ich, auch für die Malerei. Jeder Mensch schaut durch seine ganz eigene Brille und hat sein ureigenes Innenleben. Er hat seine Prägungen und Muster und so wird er lesen oder schauen. Vielleicht, wenn Menschen zusammentreffen, die ähnlich "ticken", gibt es Übereinstimmung.
LG
Roxanna