Literatur Ich lese gerade
Liebe @Olga64,
ich gehe nicht davon aus, dass unsere Erben an den Büchern interessiert sind. Selbst lesen? Ich weiß gar nicht, ob die noch wissen, wie das mit richtigen Büchern geht. Sie haben alle digitale "Reader", im, Haushalt meiner Nichte findet sich KEIN einziges Buch in Buchform, obwohl sie durchaus belesen ist. Aber "richtige" Bücher? Das wären Staubfänger in einer wirklich sterilen (für mich ungemütlichen) Wohnung. In Antiquariaten kann man nur wenige Bücher zu einem fairen Preis loswerden, vielleicht die belletristischen Erstausgaben, die Bücher mit sehr schönen Einbänden und natürlich signierte Bücher.
Wir haben vor einiger Zeit alle signierten und/oder nummerierten Bücher und Bände mit Originalgraphik in ein Extraregal gestellt, damit die nicht entsorgt werden, wenn unsere Erben nach unserem Tod hier "aufräumen" Sie würden den künstlerischen, aber auch den materiellen Wert nicht erkennen, da sie gewiss nicht hineinschauen werden. Diese Bücher sind nämlich durchaus nicht ohne Wert, vor allem die vielen Bände mit Originalgraphik, die ich ein Leben lang gesammelt habe, die signierte Erstausgaben, die meine Frau sammelte usw.. Wir überlegen aktuell, einen Antiquar kommen zu lassen, damit der sich diese beiden Sammlungen ansieht und sich das heraussucht und uns einen fairen Preis dafür bietet. Unsere Neffen und die Nichte sind darauf nicht angewiesen, und wir könnten vielleicht nach Corona von dem Geld noch eine schöne Reise machen. Das hieße aber, uns vorzeitig von unseren Sammlungen zu trennen, und da wird mir ganz weh ums Herz.
Liebe @Globetrotter,
Du schriebst, dass Du einige der Bücher, die Du weggegeben hast, vermisst. Es ist kaum zu glauben, aber ich habe mehrere Bücher von denen, die ich vor dem Umzug verschenkte, erneut erworben, weil ich sie so vermisst habe und unbedingt nochmal lesen wollte... Verrückt...
Allen Leserättinnen und -ratten einen guten Morgen und einen angenehmen Samstag
DW
Ich habe jetzt endlich Zeit für ein Buch, das ich nach dem Kauf gleich meiner Enkelin lieh, die es mir nun wieder mitgebraucht hat: Joaquim Maria Machado de Assis: „Das babylonische Wörterbuch“
Machado de Assis (1839-1908) stammte aus ärmlichen Verhältnissen und war portugiesisch-afrikanischer Abstammung. Er ist die wichtigste Figur in der brasilianischen Literatur und hatte großen Einfluss auf die Literatur Brasiliens im 19. und 20. Jahrhundert. Machado de Assis gilt bis heute als der Klassiker der brasilianischen Frühmoderne. Er verfasste 9 Romane und 226 contos (Novellen) Mit seinem Schreibstil war er quasi der Lehrmeister der großen lateinamerikanischen Phantasten - von Jorge Luis Borges über Gabriel García Márquez bis Roberto Bolaño. Leider ist er im deutschen Sprachkreis ziemlich unbekannt. Für "Das babylonische Wörterbuch" wurden 13 seiner besten Geschichten ausgewählt,
Aus einer Buchkritik:
der Stil mag nicht jedermanns Sache sein - aber wer zB Garcia Marquez mag, der sollte unbedingt auch Machado de Assis lesen und wird ihn liebenWas wäre geschehen, hätte nicht Jesus die Bergpredigt gehalten, sondern der Teufel? Was, wenn Männer und Frauen ihre Seelen und Rollen tauschten? Joaquim Maria Machado de Assis, berühmtester Klassiker Brasiliens und Vorbote des Magischen Realismus, stellt in seinen Erzählungen ironisch alle Konventionen auf den Kopf. Lustvoll spielt er mit den Erwartungen seiner Leser und lotet Grenzen aus: von Gut und Böse, Vernunft und Wahnsinn, bürgerlichem Schein und Sein. Dieser Auswahlband versammelt Machado de Assis' beste Geschichten – allesamt Neu- und deutsche Erstübersetzungen – zu einem Panorama kompromissloser Originalität.
Das Babylonische Wörterbuch
Liebe @Globetrotter,
Du schriebst, dass Du einige der Bücher, die Du weggegeben hast, vermisst. Es ist kaum zu glauben, aber ich habe mehrere Bücher von denen, die ich vor dem Umzug verschenkte, erneut erworben, weil ich sie so vermisst habe und unbedingt nochmal lesen wollte... Verrückt...
Allen Leserättinnen und -ratten einen guten Morgen und einen angenehmen Samstag
DW
so geht es mir auch, ich stöbere auch gerne in Antiquariaten herum und freue mich wenn ich einen kleinen Schatz finde. Am liebsten natürlich Erstausgaben.
Viele Bücher habe ich mir aber auch unbewusst doppelt gekauft, da der Titel in der englischen Originalausgabe nicht wortwörtlich ins Deutsche übersetzt wird. Das ist besonders bei billigen Taschenbüchern ärgerlich. Deshalb führe ich seit 2010 eine Leseliste.
Schön wäre es wenn man eine Glaskugel hätte worin man sehen könnte welchen Wert Bücher in 50 Jahren haben werden. meine Kinder werden wohl einen Großteil meiner Bücher behalten und wahrscheinlich für ihre Kinder aufbewahren. Wenn nichts mehr gedruckt wird, werden die evtl auch einen gewissen Wert haben.
(Nicht nur) wenn ich kränkele, wie gestern, nehme ich gern Lyrikbände zur Hand. So habe ich gestern wahllos aus meinem Lyrikregal gegriffen: Rose Ausländer: Gedichte. Fischer Verlag 2001.
Wie überrascht war ich (wieder einmal), dass diese Lyrikerin heute fast vergessen ist. Im Gegensatz zu Nelly Sachs (die ich auch sehr schätze), mit der sie das Schicksal teilt, eine deutschsprachige, jüdische Autorin zu sein, befasst sich ihr Werk zwar auch mit dem Judentum, dem Holocaust und der Heimatlosigkeit, aber Rose Ausländer fasste auch ihre alltäglichen Erfahrungen mit ihrer Sehnsucht nach Heimat, mit dem Alter, mit ihrem Frausein, mit Hoffnungslosigkeit und Hoffnung in wunderbare Gedichte. Leider ist es mir nicht möglich (Urheberrecht!) hier eines einzusetzen, aber hier (Klick!) kann man zehn Proben lesen.
Die Reduzierung meines Bücherbestandes war der Not geschuldet, nicht dem eigenen Triebe 😁. Einige Umzüge, kleine Wohnungen und irgendwann die triviale Einsicht, dass man sein Herz nicht zu sehr an Dinge hängen sollte. Hätte ich aber eine große Wohnung, oder gar ein kleines Häuschen, hätte ich wohl niemals etwas aussortiert. 😌
Bis Mitte der 70er Jahre besaß ich übrigens über 4.000 Heftromane, bis vor einigen Jahren waren es noch ca. 700, jetzt sind es noch 150, die ich zur nostalgischen Freude aufbewahre. 😊
Von all' meinen aussortierten Büchern habe ich mir nur neun wieder gekauft 😄, ich denke, das ist eine gute Bilanz 😁. Vielleicht auch schon mal "vorher" Bücher verschenken, oder verkaufen, ist sicher nicht die schlechteste Idee.
Am Samstag brachte mir der Postbote ein wundervolles Buch zu einem meiner weiteren Hobbys:
Peter W. Engelmeier Das grosse Album der Kinostars
@Der-Waldler , Gedichte von Rose Ausländer werden häufiger auf NDR Kultur, oder Deutschlandradio Kultur vorgetragen, daher kenne ich diese Schriftstellerin auch.
Ich interessiere mich seit einiger Zeit sehr für die "Italienisierung" der Region Südtirol und habe dazu schon einige aufklärende Bücher gelesen.
Jetzt lese ich ein weiteres von Marco Balzano "Ich bleibe hier", was insbesondere die Zerrissenheit der sog. Optanten (also derer, die Hitler in die Nazireiche und den Krieg gelockt hatte) und der sog. Dableiber. Letztere wurden in ihrer Heimat Südtirol dann angefeindet und angegriffen und zudem von den Italienern stark schikaniert; sie durften nicht mehr Deutsch sprechen und mussten ihre Traditionen und auch Trachten ablegen.
Da wurden ganze Familien und Freundeskreise getrennt, nur weil in Deutschland und Italien jeweils grössenwahnsinnige Faschisten regierten.
Olga
Als ich es zum ersten Mal gelesen habe,damals gab es die DDR noch, passte es so gar nicht in meine deutsch-amerikanische Denkweise , obwohl ich schon wusste, das der CIA viele schmutzige Deals veranlasst hatte und mit den miesesten Trick andere immer als die Schuldigen hinzusellen wusste - Jetzt, nach dem zweiten Mal,dass ich es gelesen habe, verstehe ich eine Menge mehr und betrachte unter anderem die Nawalny-Geschichte und den Hype um seine Person sicher ganz anders, als die meisten, die in allem, was Russland macht, immer nur das Böse vermuten ... ach so... was ich gelesen habe:
Der Gaukler.
geschrieben von dem deutschen DDR-Schriftsteller und Journalisten Harry Thürk
Aus dem Klappentext:
Cathérine Laborde, eine junge, bemerkenswert kluge Frau, steigt in New York in einen Jet: Ziel Moskau. Zurück bleibt Sef Kartstein, Professor in Harvard, der sich ein Leben lang mit dem Phänomen des Kommunismus befasst hat. Und obwohl Cathérine Laborde nicht die leiseste Ahnung hat, wird sie von Kartstein mit viel Geschick auf einen äußerst gefährlichen Weg gelenkt.
Am Rande Moskaus, in einer komfortablen Datscha, sitzt Ignat Issaakowitsch Wetrow. Er selbst bezeichnet sich als Wahrheitsverkünder. Zeitungen westlicher Länder nennen ihn Dichter. Ihm gelten Cathérine Labordes professionelle Bemühungen, obwohl sie ihn erst sehr spät zu Gesicht bekommt. Doch da sind andere Leute, die in ihr Leben treten: Glenn Ward, der eigenwillige Reporter aus Boston, Wadim Shagin, Schriftsteller, rehabilitiert nach langer Haftzeit, Boris Petrowitsch Kursanow, Fliegergeneral, der einst mit Cathérines Vater im selben Geschwader eine Jagdmaschine flog.
In Moskau und Leningrad spielt die Handlung dieses Buches, in New York und Miami Beach, in Westberliner Nobelhotels und in den verschneiten Bergen Bayerns: eine Geschichte von Intrige und Manipulation, Irreführung und grandiosem Bluff. Aber auch die Geschichte einer liebenswerten Frau, deren Leben in den Händen eiskalter Geheimdienstleute liegt.
Wird sie für Ignat Issaakowitsch Wetrow, den seine Landsleute einen Gaukler nennen, bis ans Ende des Weges gehen, wo es keine Chance mehr für sie gibt? Harry Thürk, Autor vieler spannender Romane, stellt in diesem hochaktuellen Buch die Frage nach Wahrheit und Lüge auf ungewohnte Art. Er durchleuchtet den Hintergrund spektakulärer zeitgeschichtlicher Prozesse, von denen viele unter uns nur die schillernde, täuschende Oberfläche kennen. [
dem Leser werden schnell Parallelen der Figur des Schriftstellers Wadim Shagin zu Alexander Issajewitsch Solschenizyn auffallen ..
Die von mir sehr geschätzte und sehr erfolgreiche Autorin Juli Zeh hat ein neues Buch geschrieben: "Unter Menschen". Es ist der Nachfolgetitel zu ihrem Bestseller "Unterleuten".
Meine Bücherei wird das Buch kaufen, worüber ich mich sehr freue.
Im Vorfeld habe ich das Interview mit ihr im STERN gelesen. Da in dem neuen Buch ein Nazi beschrieben wird (der sich selbst Dorf-Nazi) nennt und in der Nachbarschaft lebt, stellt er sich im Laufe der Zeit als "guter Nazi" heraus. Frau Zeh sagte im Interview, sie hoffe sehr, dass man ihr bei der Leserschaft und bei den Rezensenten "nicht zu sehr weh tue bei der Beurteilung".
Ich würde persönlich diesen Wunsch von Frau Zeh dahingehend erweitern, dass ich hoffe, sie bekommt nicht Applaus von der falschen Seite. Das hätte Frau Zeh, diese kluge Frau und Autorin, dann doch nicht verdient.
Bin sehr gespannt auf das Buch. Olga
@ Der_Waldler
Ich liebe die Werke von Rose Ausländer....ihre Fähigkeit mit Sprache zutiefste menschliche Wahrnehmungen und Erkenntnisse schlicht aber intensiv auszudrücken finde ich unvergleichlich...
Danke für den Hinweis, liebe @olga64, das Buch werde ich mir sicherlich kaufen. "Unterleuten" fand ich grandios! Und auch ihr vorletztes Buch, "Neujahr" fand ich sehr gut.
Ja, liebe @Greta Grünherz, Rose Ausländer gehört zu meinen Lieblingslyrikerinnen, die ähnlich wie Nelly Sachs das Unsagbar sagbar macht, aber nicht ganz so düster ist wie Nelly Sachs...
Lieben Gruß