Literatur Ich lese gerade

Michiko
Michiko
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Michiko vom 26.02.2021, 17:23:25

Vorgestern kam die Postbotin und brachte mir das Buch von Leonardo Padura:  Der Nebel von gestern. Weil Woschi2 so begeistert von Padura schrieb, hatte ich es mir bestellt, es kam via booklooker super verpackt aus Köln. Gelesen habe ich bis jetzt 70 Seiten (es sind knapp 400) und es verspricht, kein Fehlgriff gewesen zu sein. Es beginnt mit Recherchen in einer längst vergessenen Bibliothek mit Unmengen an antiquarischen Büchern. Ort der Handlung ist Kuba und besonders die Schilderungen des alten und des neuen Kuba mit allen positiven und negativen Facetten bringen einem das Land auf eine faszinierende Weise nah. Land und Leute werden realistisch und mit feinem Humor beschrieben, eine ganz wunderbare Erzählweise. Es fehlt auch nicht ein roter Faden, der die Geschichte geheimnisvoll macht und spannend, weil in einem der Bücher ein uralter Zeitungsartikel gefunden wird, der eine persönliche Beziehung zu demjenigen andeutet, der mit Recherchen in der Bibliothek der antiquarischen Bücher beginnt.

Eine Rezension lautet:  Eine packende Story über die Explosivkraft von Büchern und Erinnerung, über Schönheit und deren Vergänglichkeit.

Ein wenig haben mich die ersten Seiten des Buches an einen anderen Autor erinnert:  Carlos Ruiz Zafon und an sein Buch "Der Schatten des Windes", und an den Friedhof der vergessenen Bücher. Seine Bücher handeln in Barcelona, wo er geboren wurde, sind etwas mystisch, aber in einem wunderbaren Erzählstil und spannend geschrieben. Von Zafon wird es keine Bücher mehr geben, denn er starb im Sommer 2020.

Michiko

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Der-Waldler

Ich lese zur Zeit "Mein Fall" des österreichischen Autors Josef Haslinger (S.Fischer Verlag), ein Bericht über seinen Missbrauch durch Mönche eines österreichischen Internats in den 1960er Jahren. Keine angenehme Lektüre, aber Haslinger erzählt alles ohne jede "Schlagzeiligkeit", ohne jeden Aktionismus,, ohne spektakuläre Szenen, sondern er erzählt, wie ein Mensch lebenslang von diesen Erfahrungen geprägt wird, lange Zeit unbewusst und ohne es bewusst als Belastung zu empfunden, weil die Verdrängungen massiv sind.

Kein angenehmes, aber ein notwendiges Buch.
 

Globetrotter
Globetrotter
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Globetrotter
als Antwort auf Michiko vom 07.03.2021, 10:33:17

Ein wenig haben mich die ersten Seiten des Buches an einen anderen Autor erinnert:  Carlos Ruiz Zafon und an sein Buch "Der Schatten des Windes", und an den Friedhof der vergessenen Bücher. Seine Bücher handeln in Barcelona, wo er geboren wurde, sind etwas mystisch, aber in einem wunderbaren Erzählstil und spannend geschrieben. Von Zafon wird es keine Bücher mehr geben, denn er starb im Sommer 2020.

Michiko
An den hatte ich auch sofort gedacht als du die längst vergessene Bibliothek erwähntest. Die beiden Bücher habe ich von ihm auch gelesen und auch noch der dunkle Wächter. Alles sehr mystisch aber schön.

Jetzt lese ich mal wieder einen Klassiker, "Nach einem langen Tag" von Louis Bromfield.

@der-Waldler bewundernswert das du solch ein Buch liest. Ich tue mir so etwas nicht mehr an, ich weiß das es passiert ist und immer noch passiert, aber Details brauche ich nicht. Jetzt sollen sich jüngere mit diesem Thema auseinandersetzten, meine Kräfte schwinden.

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Mitglied_6d29e9d
Mitglied_6d29e9d
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Michiko vom 07.03.2021, 10:33:17

Du glaubst gar nicht, wie mich das freut ! Und auch mich erinnerten seine Bücher immer wieder an Carlos Ruiz Zafon

Mitglied_6d29e9d
Mitglied_6d29e9d
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Da mich die maurische Epoche in Spanien in all ihren Facetten schon immer fasziniert hat, lese ich auch ganz gerne historische Romane, die in dieser Epoche spielen. Gerade lese ich von Tariq Ali, einem britischen Autoren und Historikers  mit pakistanischen Wurzeln:
Im Schatten des Granatapfelbaums

Der Südwestfunk beschrieb es so: "Eine wundervolle, sehr sensibel geschriebene Familiengeschichte ... Tariq Ali ist ein Meister der leisen Töne, ganz und gar unaufdringlich, und obendrein ein spannender Erzähler." 

Wir schreiben das Jahr1499. Der spanische König Ferdinand und seine Königin Isabella schaffen es, mit Hilfe der kirchlichen Inquisition ihre Macht ausreichend zu demonstrieren. Der Frieden in Granada ist zu Ende. Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln und da, wo gestern noch Mulime, Juden und Christen in recht friedlicher Eintracht gelebt haben, regiert nun religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier. 
Für die Juden aber auch für die muslimische Bevölkerung bedeutet diese Machtübernahme Flucht, Verlust von Heimat und der Aufgabe der eigenen Identität.

Umar, der Hauptprotagonist des Romans, ein aufgeklärter Moslemm muss er und seine Familie um sein Gut bangen.

Tariq Ali erzählt durch die einzelnen Familienmitglieder dieses traurige und beschämende Kapitel der Geschichte. Der Leser bekommt tiefen Einblicke in diese Zeit und erlebt mit, wie atemberaubende Kunst, Bildung und ein friedliches Miteinander durch die Machtgier einiger weniger Menschen, ihren  fadenscheinigen religiösen Weltanschauungen und ihren Erfüllungsgehilfen vernichtet wird. 

Tariq Ali versteht es. diese Geschichte aus der Vergangenheit immer wieder in unserer heutige Geschichte und die der Zukunft einzuweben und zeigt die Denkfehler und Vorbehalte diverser religiöser Gruppen auf.
Mit schonungsloser Offenheit zeigt Tariq Ali, dass Koran und Bibel sich in ihrer Erzählung gar nicht so von einander unterscheiden und dass jeder sich als Mensch und Gläubiger, egal welcher Weltreligion immer für das Gute im Menschen und für den gesunden Menschenverstand entscheiden kann, wenn er nur will.

Aufmerksam wurde ich auf diesen Autor durch ein anderes Buch mit dem Titel
Leere Versprechungen, Krisen und Kriege: Das Obama-Syndrom
kann ich nur jedem empfehlen, besonders denen die Obama  immer noch für den besten Präsidenten aller Zeiten halten

RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Michiko vom 07.03.2021, 10:33:17

Aufgrund deiner Beschreibung und der Erwähnung von Kuba werde ich mir auch das Buch kaufen.  Kuba si.

Danke.
Gruß rehse


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Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Ich lese gerade
geschrieben von Michiko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.03.2021, 17:54:33
Aufgrund deiner Beschreibung und der Erwähnung von Kuba werde ich mir auch das Buch kaufen.  Kuba si.

Danke.
Gruß rehse
Gern geschehen, das freut mich sehr und wird auch die Woschi2 freuen. 

Gruss
Michiko

 
Ladouce46
Ladouce46
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46

Ihr habt mich angesteckt mit eurer Begeisterung für Leonardo Padura. Ich nähere mich ihm mit seinem Buch "Adios Hemingway", einem Krimi. Kubanisches Lebensgefühl und viel literarische Hintergründe machen das Buch zu einem Erlebnis. Und man stößt auf einen Schriftsteller, der weder Kubaner noch Karibe noch Lateinamerikaner ist. Man stößt auf Ernest Hemingway. Dieser umstrittene Schriftsteller, der als Reporter und Kriegsberichterstatter angefangen hat, aber auch ein sog. Abenteurer, Hochseefischer und Großwildjäger war, ist der Inbegriff des Machos und passte in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren so recht in die Gesellschaft von Havanna.
LG Ladouce

Michiko
Michiko
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Michiko

Ich lese gerade ein Buch, das ich von meinem Vater geerbt habe, welches könnte es sein?  Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten hier es schon gelesen haben. Es fängt mit diesen Sätzen an:

"Er lag der Länge nach auf dem braunen, nadelbedeckten Boden des Waldes, das Kinn auf die verschränkten Arme gestützt, und hoch über ihm wehte der Wind durch die Wipfel der Kiefern. Dort, wo er lag, ging es sanft bergab, aber ein Stück weiter unten wurde der Berghang steil, und er sah die geölte Straße, wie sie sich in schwärzlichen Windungen durch die Paßenge schlängelte. Ein Fluß lief an der Straße entlang, und in der Tiefe des Passes sah er eine Mühle am Ufer und die stürzenden Wasser des Dammes, weiß im sommerlichen Sonnenschein........"  ??

Michiko

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Michiko vom 11.03.2021, 10:02:49

Hemingway, Wen die Stunde schlägt...

Aber Ehre wem Ehre gebührt, ICH wusste nicht, meine Frau, die ich fragte, wusste es. Sie ist viel belesener als ich...

 


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