Literatur Ich hab mein Herz hineingeschrieben - Briefe
Wir hielten aus, alles war in einem Graben, Franzosen und Deutsche, jedoch haben wir uns aufs Äußerste gewehrt. Zerfetzt und voll Dreck, ganz erschöpft kamen wir in Ruhe. Es war furchtbar, dieses Krachen und Zittern, Tosen, einfach alles ging drunter und drüber, förmlich verschüttet waren wir, viele sind noch verschüttet, das ist hart; da darf bald eine bessere Zeit kommen, denn was dieses Opfer kostet ist unbeschreiblich.
quelle: volksbund.de
Gala Éluard Dali war eine jener schillernden Frauen des frühen 20. Jahrhunderts, die man zu recht als Muse bezeichnen kann. Die schöne, starke und gleichermassen kluge Russin namens Galina inspirierte viele Künstler ihrer Zeit, u.a. auch Max Ernst, Andre Breton, Louis Aragon und die zwei, mit denen sie auch verheiratet war: Paul Éluard und Salvadore Dali, mit dem sie bis zu ihrem Tod zusammen blieb.
Der später sehr unglückliche Paul schrieb ihr im Lauf seines Lebens unzählige Briefe - hier ist einer davon .. da hatte sie ihm schön Hörner aufgesetzt, 1932 liess sie sich scheiden und zog zu Dali --
[Paris, 16. Januar 1930]
Donnerstag, 1 Uhr
Meine funkelnde Gala,
Ich bin zurück. Ich erwarte um halb drei Kellers Besuch. Ich hoffe, daß alles klappt, damit ich dann auch zu Dir fahren kann. Ich bin schrecklich aufgeregt. Ich habe eine solche Lust auf Dich. Es ist fast zum verrückt werden. Ich vergehe bei dem Gedanken, Dich wiederzusehen, zu haben, zu küssen. Ich will, daß Deine Hand, Dein Mund, Dein Geschlecht mein Glied nicht mehr loslassen. Wir werden uns auf der Straße masturbieren und in den Kinos, am offenen Fenster. Heute früh habe ich mir mächtig einen runtergeholt und dabei an Dich gedacht. Und meine Phantasie ist unermüdlich. Ich sehe Dein Bild überall, in allem, auf allem. Ich bin zum Sterben in Dich verliebt. Dein Geschlecht bedeckt mein Gesicht, nimmt mein Glied in sich auf, es bedeckt mich mit deiner ganzen Schönheit, Deinem Genie. An Dir ist alles schön: Deine Augen, Dein Mund, Deine Haare, Deine Brüste, Deine Härchen, Dein Hintern, Dein Geschlecht, Deine Beine, Dein Geschlecht, Deine Hände, die das, was sie kneten, nicht mehr loslassen, und dieser Zwischenraum zwischen Deinen Schenkeln, nahe bei Deinem Geschlecht, Deine Schultern. Ich bin ganz besoffen beim Gedanken an jeden einzelnen Teil Deines Körpers. Und alles, was Du tust, berauscht mich, erschreckt mich, quält mich, bezaubert mich, alles, was Du tust, ist vollkommen. Wenn dieses Geschäft zustande kommt, steige ich morgen in den Zug und werde am Samstag vormittag in Marseille sein. Ich werde zum Hotel Bristol fahren und hoffe, daß du sofort zu mir kommen wirst. Char hält sich in Marseille auf. Ich hoffe, ihn zu sehen.
Ich warte auf Keller.
Es hat geklappt: 29 800
Sehr schön. Ich fahre morgen abend.
Grüße an Dali.
Ich liebe Dich über alles.
Paul"
Ab 1786 besuchte Hölderlin die Klosterschule von Maulbronn, dort lernte er seine Jugendliebe Louise Nast kennen. Die Beziehung scheiterte jedoch nach drei Jahren an seinem mürrischen, missmutigen und kränkelnden Wesen.
Ende April 1788 schrieb er aus Maulbronn folgenden Brief an Louise Nast, der noch an keine Trennung denken ließ.
Was wir doch für Menschen sind – Liebe! Ich meine, dieser Augenblick, da ich bei Dir war, sei seliger gewesen als alle, alle Stunden, da ich bei Dir. Unaussprechlich wohl war mirs, als ich so oben am Berg ging, und Deinen Kuß noch auf meinen Lippen fühlte – Ich blickte so heiß in die Gegend, ich hätte die ganze Welt umarmen mögen – und noch, noch ists mir so! Deine Veilchen stehen vor mir, Louise! Ich will sie aufbewahren, so lang ich kann.
Weil Du den Don Carlos liest, will ich ihn auch lesen, auf den Abend, wenn ich ausgeschafft habe.
Ich mache wirklich über Hals und Kopf Verse – ich soll dem braven Schubart ein Paket schicken.
Auf meinen Spaziergängen reim ich allemal in meine Schreibtafel - und was meinst Du? – an Dich! an Dich! und dann lösch ichs wieder aus. Dies hatt ich eben getan, als ich vom Berg herab Dich kommen sah.
O Liebe! An Gott und an mich denkst Du in Deinem Stübchen? Bleibe Du so, wann Du schon vielleicht die einzige unter Hunderten bist.
Kommt Deine Jfr. Schwester Wilhelmine heut? Hast Du ihr das Briefchen geschickt? Oder gibst Dus ihr erst? Ich höre, sie befindet sich besser. Ich soll Bilfingern auch ein Briefchen schicken – aber ich seh, es ist unmöglich bis morgen.
Wann ich nur immer so zufrieden bliebe, wie ich jetzt bin. Doch – ich liebe Dich ja unter jeder Laune fort – mein Zustand ist also doch nicht der schlechteste. Denke recht oft an mich. Du weißts – ich bleibe unzertrennlich
Dein Hölderlin
Bevor sich Hölderlin und Louise Nast trennten schrieben sie sich viele sehr innige Liebesbriefe. 1799 erwähnte er in einem Brief an seine Mutter den Bruch dieser Verbindung mit folgenden Worten:
Und daß ich von einer Person, die mir so teuer war, über meine Veränderung, die sie selbst für nötig einsah, und die mich tausend Kämpfe kostete, Vorwürfe hören muß, daß ich denken muß, du machst dem Mädchen traurige Tage – O liebe Mamma! So viel hab ich doch nicht verdient!! – Aber hab ich doch ein gutes Gewissen, und weiß mich unter meinen Büchern zu trösten, und das ist herrlich! Ich wäre vielleicht schon oft auf Irrwege gekommen, wenn mein Los nicht wäre, mehr zu dulden als andere.
(aus: „Behalten Sie mich immer in freundlichem Angedenken“ – Briefe von und an Friedrich Hölderlin)
Hölderlin ist sowieso ein Spezialfall. Selbst wenn es so etwas wie einen "normalen Dichtermaßstab" gäbe, könnte man ihn daran nicht messen. Das gilt, glaube ich, für seine ganze Biografie.
Theodor Fontane
an
Theodor Storm
Letschin im Oderbruch
17. April 1854
Mein lieber Storm
…
Seit fünf Tagen bin ich nun mit Frau und Kind hier: riesige Napfkuchen und blaue Veilchen, Sonnenschein und Glockenklang laben abwechselnd alle Sinne, und ich fühle ordentlich, wie ruckweise der Alp von Leib und Seele rutscht. Erst unter natürlichen, wohlhabenden, sorglosen und freien Menschen fühlt man so recht, welch ein stellenweis erbärmliches Leben man in unsern großen Städten und unter unsern kleinen, dürftigen Sechserverhältnissen führt.
Allerdings möcht ich nicht tauschen, unser geistiges Leben hat eine Süße, von der ich unfähig wäre, mich zu entwöhnen, aber inmitten eines äußerlichen Behagens , das bei 35 Rtl. monatlichen Gehalts schlecht zu kultivieren ist, wird einem wenigstens fühlbar, daß das Glück, das man genießt, nur ein halbes ist, ein schwer erkauftes, dessen Einsatz oft höher ist als der Gewinn.
Es ist wunderbar, in wie nahen Beziehungen Menschenglück und Putenbraten zueinander stehn und welche Püffe das Herz verträgt, wenn man jeden Schlag mit einer Flasche Markobrunner parieren kann.
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30. 12. 1819 - 20. 9. 1898
Clematis
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Ich warte auf ein Buch, das den Briefwechsel zwischen Stefan Zweig und Anton Kippenberg publizieren soll.
Titel:
Anton Kippenberg, Stefan Zweig: »Ich bin mit den 50 Pfennigen vollkommen einverstanden«
Briefwechsel Herausgegeben von Oliver Matuschek und Klemens Renoldner
D: 39,95 € A: 41,10 € CH: 53,90 sFr Erscheinungstermin: unbestimmt Gebunden, 1000 Seiten ISBN: 978-3-458-17551-3
Im Jahre 1905 übernahm Anton Kippenberg die Leitung des Insel Verlags. Er begann sofort mit einer Ausweitung des Programms, dabei stützte er sich als Berater auf Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig. Zweig, der sich selbst als kosmopolitischen Literaten verstand, wurde zu seinem eifrigsten Ratgeber: Seinem Drängen verdankt sich die Gründung der Insel Bücherei im Jahre 1912. Er unterbreitete Kippenberg stetig und häufig Vorschläge für Übersetzungen, er wollte die autokratische Insel mittels Büchern der Weltliteratur demokratisieren. Dieser Versuch einer Aufklärung der Leserschaft scheiterte endgültig in den ersten Jahren des „Dritten Reiches“ – Zweig schied aus dem Insel Verlag aus.
Die hier erstmals publizierten 800 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Anton Kippenberg und Stefan Zweig sind eine literarische und literaturhistorische Sensation. Zum ersten Mal läßt sich verfolgen, wie im Zusammenspiel eines Verlegers und eines Autors ein Verlagsprogramm entsteht, wie Erfolge gemacht werden, wie Rivalitäten zwischen den Autoren zu vermeiden sind.
Diese Korrespondenz spiegelt mit der Konfrontation des deutsch-nationalen Kippenberg und des weltliterarisch orientierten Zweig das Panorama der deutschen Kultur in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wider.
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Zur Zeit ist das im Sommer 2018 angekündigte Buch in der SUHRKAMP-Anzeige verschwunden.
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Manchmal muss man (fast) ewig warten ... auf HerzGeschenke!
Stefan Zweig inmitten von Büchern und Natur...
Nachtrag Ich habe einen Brief an den S. Suhrkamp Verlag geschrieben wg. der SZ-Anton Krippenberg-Ausgabe, den ich iier nicht präsentieren möchte (eine Antwort habe ich auch noch nicht erhalten).
Zu den Briefen in diesem Zhg.:
Rosa Luxemburg: Briefe aus dem Gefängnis
Wronke, 2. Mai 1917
... Vorigen April rief ich Euch einmal beide, wenn Sie sich erinnern, telephonisch dringend um 10 Uhr früh in den Botanischen, um mit mir die Nachtigall zu hören, die ein ganzes Konzert gab. Wir saßen dann still versteckt im dichten Gebüsch auf Steinen an einem kleinen sickernden Wasser; nach der Nachtigall hörten wir aber plötzlich so einen eintönigen klagenden Ruf, der etwa so lautete: »Gligligligligliglick!« Ich sagte, das klinge wie irgendein Sumpf- oder Wasservogel, und Karl stimmte dem bei, aber wir konnten absolut nicht herausfinden, wer's war. Denken Sie, denselben Klageruf hörte ich plötzlich hier in der Nähe vor einigen Tagen in der Frühe, so daß mir das Herz vor Ungeduld pochte, endlich zu erfahren, wer das sei. Ich hatte keine Ruhe, bis ich's heute herausfand: es ist kein Wasservogel, sondern der Wendehals, eine graue Spechtart. Er ist nur ein wenig größer als der Sperling und hat seinen Namen daher, weil er in Gefahr die Feinde durch komische Gebärden und Kopfverrenkungen zu schrecken sucht. Er lebt nur von Ameisen, die er an seiner klebrigen Zunge ansammelt wie der Ameisenbär. Die Spanier nennen ihn deshalb Hormiguero – der Ameisenvogel. Mörike hat übrigens auf diesen Vogel ein sehr hübsches Scherzgedicht gemacht, das Hugo Wolf auch vertont hat. Mir ist, als hätte ich ein Geschenk gekriegt, seit ich weiß, wer der Vogel mit der klagenden Stimme ist. Vielleicht schreiben Sie es auch Karl, es wurde ihn freuen.
Was ich lese? Hauptsächlich Naturwissenschaftliches: Pflanzengeographie und Tiergeographie. Gestern las ich gerade über die Ursache des Schwindens der Singvögel in Deutschland: es ist die zunehmende rationelle Forstkultur, Gartenkultur und der Ackerbau, die ihnen alle natürlichen Nist- und Nahrungsbedingungen: hohle Bäume, Ödland, Gestrüpp, welkes Laub auf dem Gartenboden – Schritt für Schritt vernichten. Mir war es so sehr weh, als ich das las. Nicht um den Gesang für die Menschen ist es mir, sondern das Bild des stillen unaufhaltsamen Untergangs dieser wehrlosen kleinen Geschöpfe schmerzt mich so, daß ich weinen mußte. Es erinnerte mich an ein russisches Buch von Prof. Sieber über den Untergang der Rothäute in Nordamerika, das ich noch in Zürich gelesen habe: sie werden genau so Schritt für Schritt durch die Kulturmenschen von ihrem Boden verdrängt und einem stillen, grausamen Untergang preisgegeben.
Aber ich bin ja natürlich krank, daß mich jetzt alles so tief erschüttert. Oder wissen Sie? ich habe manchmal das Gefühl, ich bin kein richtiger Mensch, sondern auch irgendein Vogel oder ein anderes Tier in Menschengestalt; innerlich fühle ich mich in so einem Stückchen Garten wie hier oder im Feld unter Hummeln und Gras viel mehr in meiner Heimat als – auf einem Parteitag. Ihnen kann ich ja wohl das alles sagen: Sie werden nicht gleich Verrat am Sozialismus wittern. Sie wissen, ich werde trotzdem hoffentlich auf dem Posten sterben: in einer Straßenschlacht oder im Zuchthaus. Aber mein innerstes Ich gehört mehr meinen Kohlmeisen als den »Genossen«. Und nicht etwa, weil ich in der Natur, wie so viele innerlich bankerotte Politiker, ein Refugium, ein Ausruhen finde. Im Gegenteil, ich finde auch in der Natur auf Schritt und Tritt so viel Grausames, daß ich sehr leide. Denken Sie z.B., daß mir das folgende kleine Erlebnis nicht aus dem Sinn kommt. Vorigen Frühling ging ich in meiner stillen, leeren Straße von einem Feldspaziergang heim, als mir auf dem Boden ein dunkler kleiner Fleck auffiel. Ich bückte mich und sah ein lautloses Trauerspiel: ein großer Mistkäfer lag auf dem Rücken und wehrte sich hilflos mit den Beinen, während ein ganzer Haufen winziger Ameisen auf ihm herumwimmelten und ihn – bei lebendigem Leibe verzehrten! Mich schauerte es, ich nahm mein Taschentuch heraus und fing an, die brutalen Bestien wegzujagen. Sie waren aber so frech und hartnäckig, daß ich einen langen Kampf mit ihnen ausfechten mußte, und als ich endlich den armen Dulder befreit und weit aufs Gras gelegt hatte, waren ihm schon zwei Beine abgefressen ... Ich lief fort mit dem peinigenden Gefühl, daß ich ihm schließlich eine sehr zweifelhafte Wohltat erwiesen habe.
Jetzt gibt es schon so lange Dämmerung abends. Wie liebe ich sonst diese Stunde! In Südende hatte ich viele Amseln, hier sehe und höre ich jetzt keine. Den ganzen Winter fütterte ich ein Paar und nun ist es verschwunden. In Südende pflegte ich um diese Zeit abends in der Straße herumzuschlendern; es ist so schön, wenn noch im letzten violetten Tageslicht plötzlich die rosigen Gasflammen an den Laternen aufzucken und noch so fremd in der Dämmerung aussehen, als schämten sie sich selbst ein wenig. Durch die Straße huscht dann geschäftig die undeutliche Gestalt irgendeiner verspäteten Portierfrau oder eines Dienstmädchens, die noch schnell zum Bäcker oder Krämer laufen, um etwas zu holen. Die Schusterkinder, mit denen ich befreundet bin, pflegten noch in der Straße im Dunkeln zu spielen, bis sie von der Ecke aus energisch nach Hause gerufen wurden. Um diese Stunde gab es immer noch irgendeine Amsel, die keine Ruhe finden konnte und plötzlich wie ein ungezogenes Kind kreischte oder plapperte aus dem Schlaf und geräuschvoll von einem Baum zum andern flog. Und ich stand da mitten in der Straße, zählte die ersten Sterne und mochte gar nicht heim aus der linden Luft und der Dämmerung, in der sich der Tag und die Nacht so weich aneinanderschmiegten.
Sonjuscha, ich schreibe Ihnen bald wieder. Seien Sie ruhig und heiter, alles wird gut werden, auch mit Karl. Auf Wiedersehen bis zum nächsten Brief.
Ich umarme Sie.
Ihre Rosa
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Ad Mörike
Suschens Vogel
Eduard Mörike
Ich hatt ein Vöglein, ach wie fein!
Kein schöners mag wohl nimmer sein:
Hätt auf der Brust ein Herzlein rot,
Und sung und sung sich schier zu Tod.
Herzvogel mein, du Vogel schön,
Nun sollt du mit zu Markte gehn! -
Und als ich in das Städtlein kam,
Er saß auf meiner Achsel zahm;
Und als ich ging am Haus vorbei
Des Knaben, dem ich brach die Treu,
Der Knab just aus dem Fenster sah,
Mit seinem Finger schnalzt er da:
Wie horchet gleich mein Vogel auf!
Zum Knaben fliegt er husch! hinauf;
Der koset ihn so lieb und hold,
Ich wußt nicht, was ich machen sollt,
Und stund, im Herzen so erschreckt,
Mit Händen mein Gesichte deckt',
Und schlich davon und weinet sehr,
Ich hört ihn rufen hinterher:
»Du falsche Maid, behüt dich Gott,
Ich hab doch wieder mein Herzlein rot!«
(Entstanden: August 181 – ED: 1838 in Bd. Gedichte.
Bild vom
© Filmbild vom Stefan-Zweig-Centre-Salzburg -
Durch eine irrtümliche Arbeitsweise (zu schnell be-clickt!), haben ich eine Bild-verwechslung vorgenommen zu dem Thema: Zweig-Kippenberg-Briefwechsel. - Tut mir Leid!
Stefan Zweig - vom Frans Masereel (1926); aus Stefan Zweug - Im Zeugnis seiner Freude. München/Wien 1968; Frontistipiz )
Wunderbar, unser Altmeister Fontane! Mit seinem Werk hat er sich unsterblich gemacht, ob ihm das zu Lebzeiten schon klar war? Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls hätte er sich über seinen nachglühenden Funken keine Sorgen zu machen brauchen.
Danke immer wieder fürs Erinnern, Clematis!
Stefan Zweig (Frans Masereel. 1926)
Ergänzung zum Brief von Stefan Zweig an Thomas Mann ( 17. Juli 1940), den Irona eingestellt hat:
- Ich nehme einige Informationslücken aus dem Zweig-Briefe zum Anlass, die mir zur Verfügung stehende Aufsatz-Sammlung über Beziehungen zu Thomas Mann – Stefan Zweig, die den gesammten Briefwechsel bietet (Ffm. 2016) zu nutzen.
- Es ist kein Besserwissen sei,,, - sondern nur mein philologisches Selbstverständnis.)
- Ich nehme die BegriAbbrechenffe direkt aus dem Text:
Otto Pick: (1887-1940):
Schriftsteller und Übersetzer, war 1921-1939 Feuilletonredaktor der Prager Presse, gehörte zum Kreis um Franz Kafka und Max Brod, zählte zum literarischen Expressionismus und war 1933/34 Mitherausgeber von Die Welt im Wort. 1939 emigrierte er nach London und gab im März/April 1940 die Wochenzeitung The European Pressheraus. Stefan Zweig reichte für das neugegründete Organ seine Latte-Rezension ein (an Felix Braun, [undatiert, vermutlich März 1940], SZBr IV, 306 f.). Im Zuge seiner Übersetzertätigkeit übertrug Pick Stefan Zweig ins Tschechische. Knapp 2 Monate vor Stefan Zweigs Brief SZTM 15, nämlich am 25. Mai 1940, starb Otto Pick in London.
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meinen Aufsatz über Ihre herrliche "Lotte":
Stefan Zweig: Thomas Manns "Lotte in Weimar", in: The European Press, London, 8.3.1940, S. 4. Die Rezension wurde 1943 als letzter Beitrag in Stefan Zweigs Aufsatzsammlung Zeit und Welt auf Seite 389-394 aufgenommen. "Stefan Zweig hat noch selber diesen zweiten Band seiner gesammelten kürzeren Prosaarbeiten, Reisebeschreibungen, Vorträge und Buchbesprechungen in den Grundzügen vorbereitet", schreibt Richard FriedenthaI, der den Band postum fertiggestellt hat (Zweig 1943, Zeit und Welt, 397).
Die Aufsätze dieser Sammlung sind in 3 große Kapitel gegliedert ("I. Menschen und Schicksale", II.Länder und Mein Aufsatz Landschaften", III. „Zeit und Welt"), die Lotte-Rezension setzt den Schlusspunkt zu Kapitel 111, "Zeit und Welt". - 8 Jahre nach Stefan Zweigs Tod wird Thomas Mann im Tagebuch festhalten, dass er in der Essaysammlung Zeit und Welt gelesen habe, und zwar "über Proust, HofmannsthaI etc. Der Artikel über 'L.i.W.' [Lotte in Weimar] recht ergreifend." (Tb, 25.1.1950) Es handelt sich dabei neben der erwähnten Lotte-Rezension um die Essays Marcel Prousts tragischer Lebenslauf und Hugo von Hofmannsthal, Gedächtnisrede zur Trauerfeier im Wiener Burgtheater (Zweig 1943, Zeit und Welt, 21-32 u. 33-50).
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Manuscript meiner grossen Balzacbiografie:
Am 30.11.1940 schrieb Stefan Zweig diesbezüglich an Friderike Zweig: "Wegen ,Balzac' verstehst Du die Situation nicht. Wie soll man 600 Seiten deutsches Manuskript, 2000 Seiten Notizen und 40 angestrichene Bücher durch die Zensur bringen? Wird das Haus zerschlagen, so ist eben noch viel anderes weg, die Korrespondenz, die Verträge, die eigenen Bücher, die Autographen - was ich besitze, ist ja ohnedies durch Entwertung dahin. Da gibt es kein .Retten'. Und es geht furchtbar zu. ,The Tide of Fortune' ist in England nicht erschienen, weil die ganze Herbstproduktion Cassells, darunter mein ausgedrucktes Buch, in der Buchbinderei durch Bombenangriff vernichtet wurde.
Wegen deutscher Bücher mache ich gar nichts und warte ab, bis das Chaos vorüber ist. Hauptsache ist jetzt zu arbeiten.“
einmal lachend: Stefan Z w e i g in Reisekleidudng.