Literatur Ich hab mein Herz hineingeschrieben - Briefe
Wem meine Musik sich verständlich macht, der muss frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.
Ludwig van Beethoven (1810)
an
Bettina von Arnim
Clematis
Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.Da kann ich dem lieben Beethoven nur zustimmen, habe es sehr oft in meinem Leben erfahren.
Wem meine Musik sich verständlich macht, der muss frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.
Ludwig van Beethoven (1810)
an
Bettina von Arnim
Clematis
Seine Musik lässt alles andere als unwesentlich erscheinen.
Danke, liebe Ingeborg, für diesen wunderbaren Ausspruch meines Lieblingskomponisten.
Einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße - Helga
Th. Storm an seine Frau
Berlin, 31. Mai 1856
Meine geliebte Frau!
Vor einigen Tagen besuchte ich den Kirchhof vor dem Hallischen Tor, wo Stuhr begraben liegt. Das Grab ist gut in Ordnung. Als ich so zwischen den unendlichen Gräberreihen umherging und auf so manchem Grabstein die Namen von Mann und Frau las, da dachte ich mir auch einen, worauf einmal stehen würde: „Theodor und Constanze Storm“. Das Wort „Constanze“ müsste dann vorläufig offengelassen und später hineingeschrieben werden. Dann fiel mir plötzlich ein, es könnte ja vielleicht dann ein andrer Name hinter „Constanze“ gehören, sie hat ja den und jenen gern gehabt, wer weiß, er könnte sich doch noch melden. – Als meine Gedanken sich so weit verirrt hatten, war es mir, als wenn die Welt schon jetzt vor mir zusammenbräche, als wenn ich erstickt unter meinem Grabstein läge, und ich fühlte solchen Schmerz, dass ich beschloss Dir diese dummen Gedanken mitzuteilen. Nicht wahr, meine süße, geliebte Frau, Du lässt auf meinem Stein den Platz für Deinen Namen offen?
Man sollte öfter über einen Friedhof gehen und die Inschriften auf den Grabsteinen lesen. Ich mache das öfter, vor allem wenn ich in einem fremden Ort bin. Und dann auf einmal wird alles so unwichtig was mich bedrückt und worüber ich mich geärgert habe. Angesichts der Vergänglichkeit sollte man jeden Tag möglichst mit Freude füllen.
Sirona
Heiligenstadt, Oktober 1863
Freitag abend nach 5 Uhr
Ich würde kaum mehr für die Mitlebenden taugen, denn wie schon jetzt im Leben und mit dem Schwinden der Jugend und des Lebens meine Sehnsucht, Dich zu haben und zu halten immer stärker geworden ist, so würde es mich nach Deinem Tode, wenn ich den erleben sollte, wohl ganz dahinnehmen.
Meine geliebte Frau, lass uns unsere Hände fest zusammenschließen, solange sie sich noch erreichen können. Wenn Du es gern hörst, so will ich es Dir auch heut noch sagen: auch diesmal wieder wirst Du wie eine Braut von mir erwartet. Nein, noch weit sehnsüchtiger ....... Der Schluss fehlt.
Storm musste tatsächlich seine Frau zu Grabe tragen, nachdem sie nach der Geburt ihres 7. Kindes an Kindbettfieber gestorben ist. Seine in dieser Zeit verfassten Gedichte sind das Berührendste das er je geschrieben hat.
Franz Kafka in einem Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904:
“Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.”
Charlotte von Stein an ihren Sohn Friedrich
Weimar, nach dem 27.August 1803
Goethe nahm Schiller von uns weg ins Nebenzimmer, sie stellten sich im Diskurs neben eine Bouteille Wein und liessen sich nicht wieder mit uns ein. Dies mochte wohl Helbig etwas verdriessen.
Goethe verdirbt einem meistenteils die Gesellschaft! Wahre Güte des Herzens gibt auch Lebensart. Goethe hat eigentlich nur Schwäche des Herzens, dies habe ich lange für Güte gehalten.
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Aus: Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen 1794 - 1816, Aufbau Bibliothek
Köstliche und zum Teil überraschend, was seine Zeitgenossen da so zu papier gebracht haben und längst nicht immer schmeichelhaft
Nach dem Tod Christianes 1816 hat Goethe viele Dokumente und Briefe verbrannt. Die gehässigen Urteile stammten vor allem von Verehrerinnen Goethes.
ach das glaube ich weniger - denn in den 3 Bänden dieser Briefe gibt es auch genügend Männer, die sich belustigend und abfällig äussern und Goethe selbst war ja auch nicht zimplerlich, aber sehr empfindlich, was Kritik an ihm oder seinen werken angeht. Anlass hat Goethe ganz sicher genug gegeben ... da brauchte es keine rachesüchtigen Frauen .-)
"Obgleich Goethes Frau ihm (Zacharias Werner) gesagt hatte, dass das Mystische Goethens unerträglich sei, so liess er sich beigehn, ein Sonett auf Genua, wo er kürzlich gewesen, vorzubringen, in welchem die scheibe des Vollmonds zur Hostie gemacht wird. Wie dies Goethe gehört hat, ist er, wie er selbst sagt, saugrob ... geworden"
Wilhelm von Humboldt an seine Frau Karoline, 1. Januar 1809
Heute ist mein Geburtstag
Heute ist mein Geburtstag, Goethe, da hab ich mit der Natur
geredet von dir, sie soll mich heben zu dir hinauf. die ich
geboren bin so tief unter dir. Sie antwortet mit den Wolkenflocken
am Himmel, mit der Schneeblume, die dem Winter trotzt. Ich soll
nicht von dir lassen, sagt sie, stumm deine Dichterstrahlen
einsaugen in meine Sinne. Dann werd ich sie verstehen lernen,
wenn ich dir Gelübde tue, ewige, und in lächelnder Betrachtung
mir die Zeiten sich spiegeln, wo aus der Begeisterung Fluten in
jugendlicher Sonne inmitten deiner goldnen Tage du schimmernd
aufsteigst und unüberwindlich.
Ach, warum rede ich nur Worte zu dir, warum nicht Flammen, die an
dir hinaufhüpfen, den Schweiss zu küssen deiner Stirn, den Tau
deiner Wimper der herabträufelt auf mich, Gesegnete zu deinen
Füssen, - warum nicht? -
Die Sinne, eben im Nest noch bewusstlos des Flugs, jetzt flügelmächtig
im Gefühl deiner Begeisterung, die mir lächelt, lustrauschen um dich,
wenn dein Blick aufleuchtet zu den Sternen, zu den Geistern - ihrer
Unsterblichkeit mich zu erziehen, und der Muse, was sie von deinen
Lippen und meinen an süssen Reden sammelt, lauschest du ab ihrem
Flüstern: Liebstes Kind, Herz, einzig Kleinod, und anders noch, und
leiser haucht deine Stimme ihr nach, wie es mein Sehnen stillt, und
mehr süsser Schall stöhnt aus deiner Brust in heiligem Gepräg, das
mich umwandelt, lorbeerersprossend und wurzelnd dir im Busen. -
Ja, die Sinne werden Geist, die aufsteigen zum Genius.
- Bettina von Arnim 1785-1859, deutsche Schriftstellerin -
aus: Auszug aus Gespräche mit Dämonen, 28. Aug. 1880.
nun aber genug Goethe :-)
mal was ganz anderes ..
Charles Bukowski schreibt an Henry Miller
(Auszug)
16. August 1965
heute ist mein 45. Geburtstag, das muss als Entschuldigung für diesen Brief reichen – obwohl Sie wahrscheinlich genug Post kriegen, um Sie in den Wahnsinn zu treiben. Sogar ich bekomme ja Briefe, meist witzige, teils regelrecht elektrisierende Briefe. Nur wenn sie auf die Gedichte kommen, werden sie flach. aber ohne Gedichte geht es nicht. gerade läuft Chopin im Radio – (richtig, genau der), dann bin ich immer mit mir im Reinen und lenze das Bier nur so weg. Ihr Doc Fink war übrigens hier, einschließlich seiner Judenwitze, seiner ungeheuren Aufgeschlossenheit und seiner Lautstärke. er brachte seine Frau mit und reichlich Bier, und ich hörte ihm zu und schenkte ihm schließlich eine Collage oder dergleichen. er macht sich sehr für Sie stark, aber, Scheiße, das hat wohl kaum Neuigkeitswert, denn das tun ja viele von uns.
Hier der ganze Brief