Literatur Herr aller Dinge Andreas Eschbach
Mit diesem 2011 erschienenen Roman präsentiert Andreas Eschberg eine spannende Mischung aus Science Fiction und tragisch-humorvoller Liebesgeschichte. Dabei spricht er viele psychologische und philosophische Probleme an, die auch in unserer Zeit relevant sind. Im Zentrum der Handlung stehen zwei nicht nur sozial sehr unterschiedliche Hauptpersonen, die sich immer wieder einander annähern und tren-nen. Hiroshi, der Sohn einer Wäscherin, schließt als 10-Jähriger Freundschaft mit der gleichaltrigen Char-lotte- trotz ihres Status ihres Status als Tochter des französischen Botschafters in Tokio. Die ständig den Wohnort wechselnde Charlotte kon-zentriert sich als Erwachsene auf anthropologische Forschungen in der Annahme, dass es weitgehend unbekannte Perioden der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Der ehr-geizige Hiroshi will unbedingt eine Möglichkeit finden, den Gegensatz zwischen Arm und Reich zu besei-tigen, auch um seiner scheinbar unerfüllbaren Liebe zu Charlotte eine Chance zu geben. Auch mit Hilfe seines amerikanischen Vaters gelingt es Hiroshi, die Computer - und Robotertechnik – unter weitestge-hender Geheimhaltung - soweit zu entwickeln, dass die Schaffung und Zerstörung von materiellen Gütern technisch möglich erscheint. Die Entdeckung einer faszinie-renden, aber auch für die Menschheit gefährli-chen Technik , die scheinbar Außerirdische auf einer russischen Insel hinterlassen haben, ermöglicht Hiroshi die Abwehr einer menschheitsgefährdenden Situation und die entscheidende Weiterentwicklung seiner Forschungen zu Robotern und Nanotechnologie. Obwohl er damit die an einem Hirntumor erkrankte Charlotte heilen kann, erkennt Hiroshi, der von US-Geheimdiensten schließlich als potentielle Gefahr für die Menschheit gejagt wird, immer mehr die Problematik seiner Forschungen, die mit einer unterge-gangenen technisch überlegenen menschlichen Zivilisation verbunden sind. Schließlich wählt er eine Form von Freitod, die nicht zu trennen ist von der Zerstörung der für die Menschheit gefährlichen technischen Grundlagen seiner Forschungen. Trotz des tragischen Endes und einiger Längen vor allem am Anfang des Romans sowie einiger ungenau-er bzw. nur schwer verständlicher technischer Details ist dieser Science-Fiction-Roman lesenswert, weil er viele heute relevante soziale und technische Fragen aufgreift, vor allem die Problematik und die Chancen der Nutzung der Künstlichen Intelligenz. Außerdem geht der Autor auch ein auf die grundsätzliche Frage nach dem menschlichen Glück. Freundschaft, Liebe, Sexualität und Familie sind Themen, denen sich Andreas Eschberg in diesem Roman ebenfalls auf einfühlsame Weise widmet.