Literatur Hanne Wickop "Lieber Vater"
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immergruen
Nicht alles trifft den Geschmack aller.
Dennoch möchte ich ein Buch vorstellen, das mich sehr beeindruckt hat und vielleicht haben es ja auch schon andere Vielleser entdeckt. Ich spreche von "Lieber Vater", die Geschichte einer Kindheit und Jugend in einem Heim vor und nach 1945. Eine traumatische Kindheit, in der alles fehlte, was man als Kind braucht und dennoch wurde aus dem Mädchen eine Frau, die nicht an diesem Schicksal zerbrach. Sie versuchte sich in vielen künstlerischen Disziplinen. Schauspielerei, Malerei und Lyrik, jetzt auch in erzählerischer Form an der Geschichte ihres Lebens. Ich finde, es ist eine gelungene Arbeit und mit einem Zitat überlasse ich es der Neugier aller Lesehungrigen.
"Zu keiner Zeit wollte ich in meine Steinzeit zurück.
Altern als einzige Waffe gegen das Kindsein.
Nie wieder zurück ins Geröll, in dem ich keine Wurzeln bilden, mich nicht festhalten konnte an irgendetwas oder irgendwem.
Du bist gegangen, Vater, hast mich im Kiesbett abgelegt, mich bei meiner Mutter zurückgelassen, die mich blind und taub in den Schlaf sang und mit wunden Füssen über verletzende Steine tanzte.
Krieg von Anfang an. Wir flohen durch unsere zerstörte Stadt, ihre roten Steine schwarz vom Feuer. Angstweiss die Gesichter der Überlebenden.
Ausgesetzt zur Erziehung im fremden Land, im fremden Haus.
So wie sie will ich nicht werden, dachte ich."
Das Buch erschien bei A1 Verlag