Literatur Hagen Rether

Hagen Rether
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ein paar Informationen zu Hagen Rether, den ich gestern Abend bei den Ruhrfestspielen erlebte.

Das Theaterzelt hielt den Regenböen stand, Hagen und seinem vorsorglich mitgebrachten Schlagstock sei Dank!


http://www.hagen-rether.de


Aus einer Zeitung:

"Es würde mich nicht wundern, wenn der apokalyptisch angehauchte Songtext bald in den Religions-lehrbüchern steht.

"Herr, wir sind so hohl, wie wir voll sind (...)
Herr, die haben Angst, dass ihre Kinder verhungern
Und wir haben Angst, dass unser Deo versagt
Und dass man uns beim Telefonieren im Auto erwischt.
Herr, wie kriegen wir in ihren Drittweltschädel rein,
Dass Du Europäer bist?"

.. in Ewigkeit, Amen? - Nein: Er sang: "... für die ewig Armen!"


--
elfenbein
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2007, 08:45:54
---ein guter Typ mit "diplomatischer" Scharfzüngigkeit - geniesse jeden TV-Auftritt von ihm. Schönes Zitat ist auch:
"Die armen Ostdeutschen: Vierzig Jahre lang wurde ihnen erzählt, der Kapitalismus sei zynisch und menschenverachtend. Und vierzig Jahre lang haben sie geglaubt, das wäre eine Propagandalüge."

Welch eine Wohltat - ein intelligenter Kabarettist und endlich, endlich kein strunzdummer "Comedian" oder anderer Eintagsmedienkasper in seiner Nähe.
--
angelottchen
Re: Hagen Rether
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf angelottchen vom 08.05.2007, 09:24:52
... ja: "ein Fall von "postkatastrophalem Entertainment" à la Matthias Beltz." (s. Tipp)

Ich glaube aber nicht an "Wiederkehr" - sondern an Kreativität, die sich der Zeit aussetzt, auch wenn's wehttut...

(Ich möchte ja nicht als Heimchen in irgendeinem tibetanischen Koster wiedergeboren werden; so dass der nächste Dalai Lama, der da seiner Familie beraubt, in der Altmänner-Gesellschaft "aufgewachsen wird" - mich sucht, sich kirre-kirre lächelnd über mich beugt und mir zuflüstert:
"Ja, ja, Gewalt ist auf Dauer keine Lösung!" (... und mich wegen des Protein-Gehalts verspeist.)

--
elfenbein

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enigma
enigma
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2007, 11:26:10


Danke für den Tipp Hagen Rether.
Da ich bisher nur über ihn gelesen, Rether aber (noch) nicht in einer Veranstaltung erlebt habe, kann ich mir kein eigenes Urteil erlauben.
Aber das über ihn Geschriebene klingt gut.

Und so habe ich mich direkt auf seine Homepage begeben und natürlich auch die zwei Songs angehört, die da angeboten werden.
Und da hat Herr Rether mich doch etwas irritiert, und zwar durch seinen Song "Mensch, Herbert".
In dem Song macht er sich über Herbert (Grönemeyer) lustig, und zwar gekonnt. Er imitiert dessen
"Knödelgesang" richtig gut.
Das ist in Ordnung, denn Künstler, die veröffentlichen, müssen damit rechnen.
Was mich aber, gelinde gesagt, überrascht hat, war, dass Rether dem Witwer Grönemeyer in diesem Song vorwirft, öffentlich über den Tod seiner Frau gesprochen und ihn damit und auch mit verschiedenen Liedern vermarktet zu haben.
Wohlgemerkt, Rether macht sich nicht über den Tod von Anna Grönemeyer lustig, sondern darum, wie Grönemeyer diesen “vermarktet” haben soll.

Aber ist es nicht immer so, dass, wenn ein Künstler über den Tod eines ihm nahestehenden Menschen öffentlich spricht, schreibt oder singt, das auch irgendwie eine Vermarktung ist?
Aber interessant ist doch die Frage, wie echt diese Trauer ist. Und bei Grönemeyer hatte ich bisher immer den Eindruck, dass die Gefühle zu “seiner Anna” absolut stimmten, vor und nach ihrem Tode.

Um das Thema hier nicht weiter zu unterbrechen, stelle ich mal einen Song von “Herbert” nach dem Tode seiner Frau ein unter “Lyrics” und dazu ein Interview von Roger Willemsen mit Grönemeyer.
Was Grönemeyer in diesem Gespräch sagt, ist für mich glaubhaft.
Aber.... ich kann mich auch irren!




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enigma
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf enigma vom 08.05.2007, 15:34:16
ich denke, ein Kabarettist hat durchaus das Recht, sich "lustig zu machen" - auch über Grönemeyer und seine Lieder. Aus welchem tiefen Gefühl heraus auch immer er das Lied für seine verstorbene Frau veröffentlichte - er hat damit auch eine Menge Geld verdient, enigma... Als er nach seiner Trauezeit 2002 mit dem Album "Mensch" aus der Versenkung kam, auf, das textlich seine private Trauer aufarbeitet, ist der Erfolg ist unbeschreiblich: die Tour wird in kurzer Zeit ausverkauft, das Album wird 1,5 Mill., die Single "Mensch" 500 000 x verkauft.

Na wenn man darüber keine Witze machen darf ...
(Merkste? Ich kann den Gröhlemeyer so gar nicht ab ;-.) Man muss wohl aus der Region sein, um ihn zu mögen? Und dann dieser mediengeile bruder...furrrchtbar! Wann steht der eigentlich im OP?)

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angelottchen
enigma
enigma
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von enigma
als Antwort auf angelottchen vom 08.05.2007, 18:33:30
Ja klar, angelottchen, das habe ich ja ausdrücklich betont, dass jeder Kabarettist, also auch Rether, sich lustig machen darf über andere, auch über andere Kollegen.
Dass Grönemeyer mit seinen Liedern über seine Frau und die ganz persönliche Geschichte von Liebe, Leiden und Tod viel, viel Geld verdient hat, bestreite ich auch überhaupt nicht.
Es ist ja häufig so, dass mit Geschichten oder Liedern über den Tod eines nahestehenden Menschen viel Geld verdient werden kann, weil viele Menschen Ähnliches erlebt haben und sich also inhaltlich damit identifizieren können.

Aber hast Du Dir den Song angehört?

Wenn jemand (in dem Fall Rether) singt: ...."der verkauft sich krumm und bucklig, weil seine Alte vor 4 Jahren gestorben ist"...., dann finde ich das - gelinde gesagt - äußerst unpassend und auch überhaupt nicht satirisch oder sonstwas, sondern einfach nur falsch, falsch vor allem auch in der Wortwahl.


--
enigma

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angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf enigma vom 08.05.2007, 19:02:51
also bei jedem anderen wäre das geschmacklos - aber bei hagen rether ist das anders .. Du solltest ihn SEHEN, wenn er ds singt Wobei die Art von Humor sicher nicht jedermanns Sache ist, das verstehe ich ..

Aber zu Grönemeyer - lies mal nachfolgendes Interview - da steht vieles, was ihn einfach nur unsympatisch rüberkommen lässt ... auch wenn die Website da das so sichr nicht vermitteln will ..
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angelottchen
pilli
pilli
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von pilli
als Antwort auf enigma vom 08.05.2007, 19:02:51
ich kann deine empfindungen verstehen enigma

und den einwand von angelottchen, dass bestens vermarkte, öffentliche trauerbewältigung auf dem weg, umsatzstarken erfolg zu erzielen, kritische stimme kitzelt und als solch eine kritische stimme verstehe ich kabarettisten inbesondere vom format eines Hagen Rether.

auf der suche, euch lesenswertes zu ihm; aber auch zum Grönemeyer lied anbieten zu können, fand ich die in tagebuchform veröffentlichte kritik zu einem auftritt von Rether, die im link angegeben ist.:

...

"1. Juni 2006"

Kultivierter Zorn

Während andere sich lustig bis zum Abwinken gerieren, winkt er erst einmal ab. Hagen Rether ist ein Meister des kabarettistischen Understatements, vergleichbar vielleicht mit Altmeister Hüsch, aber mit wesentlich langsamerer Gangart. Das ausverkaufte Spiegelzelt folgte am Mittwochabend Rethers Welten in atemloser Begeisterung, denn seine Pointen kommen subversiv und sein Duktus ist manipulativ. Das Publikum wird zum Komplizen eines zornigen Moralisten, der sein Unbehagen an Mächten und Strukturen so eloquent und kultiviert zu vermitteln weiß, dass selbst eingefleischte Pessimisten ihren Meister finden.
Der junge Essener Shooting-Star prangert politische ("der Bundestag als Friedhof der Alphatiere") und religiöse Vertreter ("Dalai Lama ist der Peter Lustig für enttäuschte Christen") und ihre mediale Vermittlung hart und direkt an. Dabei nutzt er die gängigen Klischees nicht zur Diffamierung, sondern entlarvt mit absurden Spielszenen und ätzendem Spott Mechanismen von Öffentlichkeit und Sprache. Dabei gerät manches zur Bestandsaufnahme, doch die scheinbare Beiläufigkeit, mit der Rether seine Angriffsziele fixiert, ist ebenso spannend wie stilsicher. Vom Drehstuhl aus erklärt er Weltliches und Himmlisches als Brutstätte der Lüge, sein assoziatives Klavierspiel untermalt seinen leisen Sprachduktus und selbst ein langsam gelöffelter Joghurtbecher wird zur diabolischen Attitüde. Eine große kabarettistische Entdeckung, die als Zugabe mit einer intelligenten Grönemeyer-Parodie brillierte und den begeisterten langen Applaus mehr als verdient hatte."

...

meine erste tv-begegnung mit Rether hat mir, nachdem ich erstem erschrecken mit verstehendem lachen begegnen konnte, gezeigt, dass kabarett wieder zukunft haben könnte, solange menschen, die nicht nur belangloses komödiengestadel beifallheischend sabbeln, es wagen, auch mal andere, weniger sanfte tonarten anzuschlagen...

nicht nur am klavier; aber das gelang Rether auch!

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pilli
enigma
enigma
Mitglied

Re: Hagen Rether
geschrieben von enigma
als Antwort auf pilli vom 08.05.2007, 19:48:07
Hallo angelottchen und pilli,

Ich habe an der Qualität von Hagen Rether nicht den geringsten Zweifel, sagte ich das schon?
Selbst wenn ich ihn noch nicht persönlich erleben durfte.

Was ich bei seinem “Grönemeyer-Song” ablehne, ist nicht die Parodie des typischen Gesangsstils von “Herbie”, sondern überhaupt das Einbringen der verstorbenen Anna, die Grönemeyer immer wieder als seine große Liebe bezeichnet hat.

Es ist für mich einfach ein untaugliches Mittel, jemanden auf diesem Wege über eine ganz und gar emotionale Schiene anzugehen und seine Gefühle lächerlich zu machen.

Man könnte nun natürlich argumentieren, dass Herr Rether genau das tun musste, um die Geschäftstüchtigkeit von Herrn Grönemeyer zu entlarven, der gerade mit der Öffentlichen Trauer viel Geld machte.
Aber das müsste man ihm erst mal beweisen, dass diese Trauer nicht echt war.

Bis dann und liebe Grüße


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enigma
Re: Hagen Rether
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 08.05.2007, 21:05:53
Hallo!

"Ist mein Konto mal zu schlank, dann wechsel ich die Bank" - von der Herbert-CD "Zwölf"!
"Knö-knö-broa!" - Wow! - das hat Rether perfekt nachgemacht und den unverschämten Realitätsverlust krisitiert; wo HARTZ IV-er kein Konto mehr kriegen, und sich, wie z. B. im RE beim Gashaus, mit einem Zwischenkonto retten können. So etwa: arbeitslos - kein Konto, keine Arbeit, keine Wohnung! Du musst eine Ich-AG werden! Lass dir das von deinem Sohn auf der Gesamthauptschule beibringen!

"Anna"; das hat er nicht gesungen; ich habe es mir auch noch nicht angehört; auf der prima CD "Liebe" ist es nicht.

Wahrlich - den echten, vergreisten Herbert: den stellt Rether als aufgeblasen und inhaltsleer dar: Verrostete Worthülsen, geknötert und affektiert. Sinnfreie Metastasen (oder heißt das Metaphern?)§


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elfenbein

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