Literatur "Guten Morgen, Du schöne"
Erst so nach und nach und sehr zögerlich packe ich nach dem Umzug einige wenige Bücherkartons im neuen Haus aus - die meisten werde ich verschlossen stehen lassen, es soll ja nicht für lange sein... aber ein Buch schwirrte mir seit Tagen durch den Kopf und ich musste es finden. Zum Glück war es schon im 5. Karton, der kryptisch von mir beschriftet war mit "FEMLIT" was immer ich mir dabei gedacht haben mag Bücher von Frauen, über Frauen, für Frauen ...
Und ich war fest der Meinung, im ST hätte man über das nachfolgende Buch schon einmal diskutiert..aber ich habe nichts gefunden und so denke ich, ist es an der Zeit, endlich ein wenig darüber zu schreiben.
Wer von Euch kennt Maxie Wander? Wahrscheinlich nur einige, die in der DDR gelebt haben und solche, die sich für Literatur aus der DDR interessieren?
Das "Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold schreibt über maxie Wander:
---quote---
Maxie Wander wurde am 3.1.1933 als Kind einer Arbeiterfamilie im Wiener Vorstadtbezirk Hernals geboren. Schulabgang vor dem Abitur. Keine Berufsausbildung. Gelegenheitsarbeiten als Haushaltshilfe, Fabrikarbeiterin, Büroangestellte. Anstellung in der Verwaltung des Wiener Scala - Theaters, dann Sekretärin beim Österreichischen Friedensrat. Ehe mit dem öster-reichischen Schriftsteller Fred Wander. Gemeinsame Übersiedlung in die DDR 1958. Zwei Kinder, nach dem Tod der Tochter Adoption eines Heimkindes. Versuche als Fotografin, Drehbuchautorin, Journalistin. Sie lebte zuletzt in Kleinmachnow bei Berlin. Am 20.11.1977 starb sie an Krebs.
--quote ende---
Wenig und doch so viel. Maxie Wander regte in ihrem Arbeitsumfeld und privaten bekanntenkreis Frauen dazu an, ihre Lebensträume auf Tonband zu sprechen - das war in den 70ern.
In ihrem Buch "Guten Morgen, Du Schöne" hat sie diese Tonbandaufzeichnungen niedergeschrieben und dabei entstand ein ganz besonderes Buch. So viel Nähe zu den Erzählenden und so viel Berührendes. (Warum es in der DDR-Ausgabe 19, in der West-Ausgabe nur 17 Interviews waren, entzieht sich meiner Kenntnis)
Natürlich kommen nur Frauen aus der DDR zu Wort - vor 25 Jahren hätte das in der BRD kaum jemanden interessiert. Heute und in der Retrospektive liest es sich auch für "Wessifrauen" durchaus sehr vertraut.
"Guten Morgen, du Schöne" hat sie das Buch als "schwesterlichen ermutigenden Gruß" (Zitat) genannt - es ist der Anfang eines Zigeunerlieds, das enigma vor längerer Zeit schon einmal vorstellte.
"Guten Morgen, du Schöne" war besonders wichtig für die DDR, weil die Protokolle den Mythos der in der DDR propagierten Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern widerlegten. Sie handeln von der Verständislosigkeit der Männer, Sexualität, Lebenshunger/Lebenslust und vom neuen Selbstbewußtsein der Frauen (Zitat http://www.iuk.hdm-stuttgart.de/kruegers/AltundJung/LLref_interlit.htm)
Und bevor ich es vergesse, kopier ich aus enigmas beitrag vom 21.03.05 noch das Lied:
Guten Morgen, du Schöne!
Für einen Blick von dir
sind tausend Dinar wenig.
Für deine Brust
werde ich zehn Jahre zu Fuss gehn.
Für deine Lippen
werde ich die Sprache vergessen.
Für deine Schenkel
gebe ich mich zum Sklaven.
Guten Morgen, du Schöne!
Steig auf den Apfelschimmel und reite Galopp
Ich warte auf dich im Wald.
Mit einem Zelt ungeborener Kinder.
Mit Nachtigallen und einer Hyazinthe.
Mit einem Bett aus meinem Leib.
Mit einem Kissen aus meiner Schulter.
Guten Morgen, du Schöne!
Kommst du nicht, zieh ich das Messer aus dem Brot,
wische die Krumen vom Messer
und treffe dich mitten ins Herz.
--
angelottchen
Und ich war fest der Meinung, im ST hätte man über das nachfolgende Buch schon einmal diskutiert..aber ich habe nichts gefunden und so denke ich, ist es an der Zeit, endlich ein wenig darüber zu schreiben.
Wer von Euch kennt Maxie Wander? Wahrscheinlich nur einige, die in der DDR gelebt haben und solche, die sich für Literatur aus der DDR interessieren?
Das "Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold schreibt über maxie Wander:
---quote---
Maxie Wander wurde am 3.1.1933 als Kind einer Arbeiterfamilie im Wiener Vorstadtbezirk Hernals geboren. Schulabgang vor dem Abitur. Keine Berufsausbildung. Gelegenheitsarbeiten als Haushaltshilfe, Fabrikarbeiterin, Büroangestellte. Anstellung in der Verwaltung des Wiener Scala - Theaters, dann Sekretärin beim Österreichischen Friedensrat. Ehe mit dem öster-reichischen Schriftsteller Fred Wander. Gemeinsame Übersiedlung in die DDR 1958. Zwei Kinder, nach dem Tod der Tochter Adoption eines Heimkindes. Versuche als Fotografin, Drehbuchautorin, Journalistin. Sie lebte zuletzt in Kleinmachnow bei Berlin. Am 20.11.1977 starb sie an Krebs.
--quote ende---
Wenig und doch so viel. Maxie Wander regte in ihrem Arbeitsumfeld und privaten bekanntenkreis Frauen dazu an, ihre Lebensträume auf Tonband zu sprechen - das war in den 70ern.
In ihrem Buch "Guten Morgen, Du Schöne" hat sie diese Tonbandaufzeichnungen niedergeschrieben und dabei entstand ein ganz besonderes Buch. So viel Nähe zu den Erzählenden und so viel Berührendes. (Warum es in der DDR-Ausgabe 19, in der West-Ausgabe nur 17 Interviews waren, entzieht sich meiner Kenntnis)
Natürlich kommen nur Frauen aus der DDR zu Wort - vor 25 Jahren hätte das in der BRD kaum jemanden interessiert. Heute und in der Retrospektive liest es sich auch für "Wessifrauen" durchaus sehr vertraut.
"Guten Morgen, du Schöne" hat sie das Buch als "schwesterlichen ermutigenden Gruß" (Zitat) genannt - es ist der Anfang eines Zigeunerlieds, das enigma vor längerer Zeit schon einmal vorstellte.
"Guten Morgen, du Schöne" war besonders wichtig für die DDR, weil die Protokolle den Mythos der in der DDR propagierten Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern widerlegten. Sie handeln von der Verständislosigkeit der Männer, Sexualität, Lebenshunger/Lebenslust und vom neuen Selbstbewußtsein der Frauen (Zitat http://www.iuk.hdm-stuttgart.de/kruegers/AltundJung/LLref_interlit.htm)
Und bevor ich es vergesse, kopier ich aus enigmas beitrag vom 21.03.05 noch das Lied:
Guten Morgen, du Schöne!
Für einen Blick von dir
sind tausend Dinar wenig.
Für deine Brust
werde ich zehn Jahre zu Fuss gehn.
Für deine Lippen
werde ich die Sprache vergessen.
Für deine Schenkel
gebe ich mich zum Sklaven.
Guten Morgen, du Schöne!
Steig auf den Apfelschimmel und reite Galopp
Ich warte auf dich im Wald.
Mit einem Zelt ungeborener Kinder.
Mit Nachtigallen und einer Hyazinthe.
Mit einem Bett aus meinem Leib.
Mit einem Kissen aus meiner Schulter.
Guten Morgen, du Schöne!
Kommst du nicht, zieh ich das Messer aus dem Brot,
wische die Krumen vom Messer
und treffe dich mitten ins Herz.
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angelottchen
Das Buch "Guten Morgen du Schöne" habe ich in den 70er Jahren gelesen und auch ihre Tagebuchaufzeichnungen "Leben wär´eine prima Alternative" worin sie die Befindlichkeiten während ihrer Krebserkrankung beschreibt, die Auseinandersetzung mit der Krankheit und das Erkennen, dass sie den Kampf verlieren wird. Mir ging es damals unter die Haut.
Ich habe Maxi Wander gelesen, weil ich in den Jahren viel aktuelle Frauenliteratur gelesen habe. Nicht aus besonderen Interesse für DDR-Literatur.
--
vera
Ich habe Maxi Wander gelesen, weil ich in den Jahren viel aktuelle Frauenliteratur gelesen habe. Nicht aus besonderen Interesse für DDR-Literatur.
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vera
Auch ich habe damals "Guten Morgen Du Schöne" mit viel Herz und Schmerz gelesen, es hat mich berührt und gleichzeitig auch sehr betroffen gemacht. Maxi Wander zeigt Frauenschicksale auf, aber ihr eigenes Schicksal hat mich auch erschüttert. Eine meiner guten Freundinnen ist krebskrank, eine Brust wurde ihr bereits abgenommen, ich erlebe diese Krankheit nun aus nächster Nähe. Der Gedanke, sie evtl. verlieren zu müssen, peinigt mich.
Medea.
Medea.
vera schrieb am 27.04.2007 um 00.45:
> Ich habe Maxi Wander gelesen, weil ich in den Jahren viel aktuelle Frauenliteratur gelesen habe. Nicht aus besonderen Interesse für DDR-Literatur.
> --
> vera
--
Hallo Vera - das ging/geht mir ganz ähnlich - ich habe gelesen und lese, was mich interessiert, ohne da pol. oder ideologisch unbedingt zu unterscheiden. Ich habe meine Kindheit nur wenige Jahre in D verbracht und bin erst mit 21J wieder ins Land gekommen, da hatte man auf BRD und DDR ohnehin ein anderes Bild.
angelottchen
> Ich habe Maxi Wander gelesen, weil ich in den Jahren viel aktuelle Frauenliteratur gelesen habe. Nicht aus besonderen Interesse für DDR-Literatur.
> --
> vera
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Hallo Vera - das ging/geht mir ganz ähnlich - ich habe gelesen und lese, was mich interessiert, ohne da pol. oder ideologisch unbedingt zu unterscheiden. Ich habe meine Kindheit nur wenige Jahre in D verbracht und bin erst mit 21J wieder ins Land gekommen, da hatte man auf BRD und DDR ohnehin ein anderes Bild.
angelottchen