Literatur GENTER ALTAR VON JAN VAN EYCK
Genter Altar als Propaganda?
"Es geht nicht um Weltverschwörung."Rund 700.000 Menschen aus aller Welt kommen jährlich in die St.-Bavo-Kathedrale in Gent in Flandern, um den Genter Altar zu sehen. Der riesige Flügelaltar, den der Maler Jan van Eyck 1432 vollendete, gilt als das bedeutendste und zugleich rätselhafteste Kunstwerk des zu Ende gehenden Mittelalters.
Neue Interpretation
Seit Generationen reizt die nach der Apokalypse des Johannes gemalte Anbetung des Gotteslamms mit ihren zahlreichen theologischen, kosmologischen und sogar botanischen Anspielungen ganze Legionen von Kunsthistorikern zu Interpretationen.
Jetzt will der deutsche Forscher und Autor Klaus Schröer herausgefunden haben, dass der fast vier Meter hohe Altar, der von Gottvater, Maria und Johannes gekrönt wird, in Wahrheit der politischen Propaganda diente.
Geheime Botschaft an Ordensritter
Er habe verblüffende Indizien dafür entdeckt, dass Van Eycks Dienstherr, der burgundische Herzog Philipp der Gute, mit dem Monumentalwerk die Ritter des von ihm 1430 gegründeten Goldenen-Vlies-Ordens an sich binden wollte, so Schröer.
Philipp der Gute habe so seine Macht gegenüber den französischen Nachbarn stärken, gleichzeitig den alten Kreuzzugsgedanken nach Osten erneuern und sich damit als Vorkämpfer des Christentums profilieren wollen.
Rätselhaftes Zwölfeck
Zu Füßen Gottes huldigen auf dem ungeheuer detailreichen Altarbild Pilgerströme und zwölf Engel dem Gotteslamm, aus dessen Brust sich ein Blutstrom in den Gralskelch ergießt.
Die betenden Engel, Symbole der zwölf Tore des Himmlischen Jerusalems in der Apokalypse, und die knienden Pilger rings um den Altar identifizierte Schröer als deutliches Zwölfeck. Die theologisch notwendige Abbildung des Himmlischen Jerusalems fehlt aber.
Übereinstimmung mit Kreuzfahrerkirche
Schröer will nun herausgefunden haben, dass sich das Zwölfeck mit dem Grundriss der Kirche La Vera Cruz im spanischen Segovia deckt, die 1208 vom Orden der Tempelritter oder dem kastilischen Orden del Santo Sepulcro gegründet wurde.
Van Eyck dürfte die uralte Kirche der Kreuzfahrerzeit besucht haben, als sein Landesherr um seine spätere dritte Ehefrau, Isabella von Portugal, warb.
Auch das neben dem Lamm deutlich dargestellte Kreuz - spanisch La Vera Cruz - und ein verschlüsseltes Johannes-Zitat seien Hinweise auf Segovia, so Schröer.
Verbeugung vor Spaniern
Mit dem Moment der Eheschließung wurden Philipp der Gute und Isabella zu eifrigen Verfechtern des Kreuzzugsgedankens; Philipp wollte außerdem Kastilien politisch gegen Frankreich auf seine Seite ziehen.
Als Verbeugung vor den umworbenen Spaniern habe der Maler dann die eng mit den Kreuzzügen verbundene Kirche von Segovia in seinem Bild versteckt, argumentiert Schröer.
Kunst und Propaganda
Sollte er das Rätsel des Lammes damit tatsächlich gelöst haben, dann hätte Van Eyck in der Geburtsstunde der Malerei Nordeuropas nicht nur eines der schönsten, sondern gleichzeitig eines der raffiniertesten Propaganda-Bilder der Kunstgeschichte geschaffen.
Skepsis bleibt
Schröer, der seine Erkenntnisse in einem Print-on-Demand-Verlag in Münster veröffentlicht hat, demnächst einen Band über geometrische Algorithmen bei Leonardo da Vinci herausbringt und nebenbei auch Brettspiele entwickelt, will etwaigen Kritikern schon im Vorfeld Wind aus den Segeln nehmen: "Das ist keine Dan-Brown-Geschichte, es geht nicht um Weltverschwörung, sondern ist seriös recherchiert."
Trotz seiner Beteuerung, er liefere nur einen "Vorschlag zur Interpretation", wird wohl am Ende viel Skepsis bleiben. Aber zumindest sind die vielschichtigen Spekulationen über den Genter Altar um eine Facette reicher.
Quelle: Nach einem Beitrag des ORF Wien
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joana50
"Es geht nicht um Weltverschwörung."Rund 700.000 Menschen aus aller Welt kommen jährlich in die St.-Bavo-Kathedrale in Gent in Flandern, um den Genter Altar zu sehen. Der riesige Flügelaltar, den der Maler Jan van Eyck 1432 vollendete, gilt als das bedeutendste und zugleich rätselhafteste Kunstwerk des zu Ende gehenden Mittelalters.
Neue Interpretation
Seit Generationen reizt die nach der Apokalypse des Johannes gemalte Anbetung des Gotteslamms mit ihren zahlreichen theologischen, kosmologischen und sogar botanischen Anspielungen ganze Legionen von Kunsthistorikern zu Interpretationen.
Jetzt will der deutsche Forscher und Autor Klaus Schröer herausgefunden haben, dass der fast vier Meter hohe Altar, der von Gottvater, Maria und Johannes gekrönt wird, in Wahrheit der politischen Propaganda diente.
Geheime Botschaft an Ordensritter
Er habe verblüffende Indizien dafür entdeckt, dass Van Eycks Dienstherr, der burgundische Herzog Philipp der Gute, mit dem Monumentalwerk die Ritter des von ihm 1430 gegründeten Goldenen-Vlies-Ordens an sich binden wollte, so Schröer.
Philipp der Gute habe so seine Macht gegenüber den französischen Nachbarn stärken, gleichzeitig den alten Kreuzzugsgedanken nach Osten erneuern und sich damit als Vorkämpfer des Christentums profilieren wollen.
Rätselhaftes Zwölfeck
Zu Füßen Gottes huldigen auf dem ungeheuer detailreichen Altarbild Pilgerströme und zwölf Engel dem Gotteslamm, aus dessen Brust sich ein Blutstrom in den Gralskelch ergießt.
Die betenden Engel, Symbole der zwölf Tore des Himmlischen Jerusalems in der Apokalypse, und die knienden Pilger rings um den Altar identifizierte Schröer als deutliches Zwölfeck. Die theologisch notwendige Abbildung des Himmlischen Jerusalems fehlt aber.
Übereinstimmung mit Kreuzfahrerkirche
Schröer will nun herausgefunden haben, dass sich das Zwölfeck mit dem Grundriss der Kirche La Vera Cruz im spanischen Segovia deckt, die 1208 vom Orden der Tempelritter oder dem kastilischen Orden del Santo Sepulcro gegründet wurde.
Van Eyck dürfte die uralte Kirche der Kreuzfahrerzeit besucht haben, als sein Landesherr um seine spätere dritte Ehefrau, Isabella von Portugal, warb.
Auch das neben dem Lamm deutlich dargestellte Kreuz - spanisch La Vera Cruz - und ein verschlüsseltes Johannes-Zitat seien Hinweise auf Segovia, so Schröer.
Verbeugung vor Spaniern
Mit dem Moment der Eheschließung wurden Philipp der Gute und Isabella zu eifrigen Verfechtern des Kreuzzugsgedankens; Philipp wollte außerdem Kastilien politisch gegen Frankreich auf seine Seite ziehen.
Als Verbeugung vor den umworbenen Spaniern habe der Maler dann die eng mit den Kreuzzügen verbundene Kirche von Segovia in seinem Bild versteckt, argumentiert Schröer.
Kunst und Propaganda
Sollte er das Rätsel des Lammes damit tatsächlich gelöst haben, dann hätte Van Eyck in der Geburtsstunde der Malerei Nordeuropas nicht nur eines der schönsten, sondern gleichzeitig eines der raffiniertesten Propaganda-Bilder der Kunstgeschichte geschaffen.
Skepsis bleibt
Schröer, der seine Erkenntnisse in einem Print-on-Demand-Verlag in Münster veröffentlicht hat, demnächst einen Band über geometrische Algorithmen bei Leonardo da Vinci herausbringt und nebenbei auch Brettspiele entwickelt, will etwaigen Kritikern schon im Vorfeld Wind aus den Segeln nehmen: "Das ist keine Dan-Brown-Geschichte, es geht nicht um Weltverschwörung, sondern ist seriös recherchiert."
Trotz seiner Beteuerung, er liefere nur einen "Vorschlag zur Interpretation", wird wohl am Ende viel Skepsis bleiben. Aber zumindest sind die vielschichtigen Spekulationen über den Genter Altar um eine Facette reicher.
Quelle: Nach einem Beitrag des ORF Wien
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joana50
Re: GENTER ALTAR VON JAN VAN EYCK
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schönes Beispiel - "Kunst" und Religion sind nie frei gewesen von Politik, Macht, Krieg und Entsetzen...
TIPP - der Altar bei wiki:
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hubertine
TIPP - der Altar bei wiki:
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hubertine
Beim Stöbern in den Nebenabteilungen des Forums stieß ich auf diesen Beitrag und habe das Stichwort Genter Altar sofort als Anregung genommen ...
einmal den Link http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ghent_Altarpiece?uselang=de (unten im entsprechenden Wikipedia-Artikel) ausprobiert: Über 110 Bilder (also Details-Abbildungen) entdeckt;
zweitens, demnächst als Insel-Taschenbuch, folgendes Bändchen erhältlich:
********************************
Ich habe mich über diesen Beitrag als Anregung sehr gefreut; danke!
Die Bertha
vom Niederrhein
einmal den Link http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ghent_Altarpiece?uselang=de (unten im entsprechenden Wikipedia-Artikel) ausprobiert: Über 110 Bilder (also Details-Abbildungen) entdeckt;
zweitens, demnächst als Insel-Taschenbuch, folgendes Bändchen erhältlich:
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Ich habe mich über diesen Beitrag als Anregung sehr gefreut; danke!
Die Bertha
vom Niederrhein
Danke, feut mich!
LG
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joana50
LG
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joana50
Re: Kleiner Buchhinweis ...
Gebraucht werden diese Bändchen schon seit einiger Zeit für Euro 5 verkauft.
n.
Hier ist der Link von Niederrhein noch zum anklicken!
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chris