Literatur Gedichte verschiedene
Den Tag auf der Terrasse verbracht, beobachtet:
Grasmücken stellen sich zum Baden an.
Wird eine ungeduldig,
setzt sie sich schon mal auf den Rand,
wartet aber artig, bis sie dran.
Amseln kommen nicht,
wenn die Grünspechte hier nach Ameisen graben.
Die Spechte dulden kleinere Vögel
in ihrer Nähe nicht.
Scheuchen diese vom Trinknapf weg,
obwohl sie selbst diesen nicht nutzen.
Grasmücken suchen Futter zu viert,
eine hat immer das Gelände im Blick.
Trotzdem bleiben sie,
wenn ich mich zum Kompost schick.
Die Drossel bliebt eher unter den Büschen,
sich selten mit Artgenossen,
auf freier Fläche ein Stelldichein gibt.
Die Amseln kommen zum Baden,
wenn alle anderen schon da waren,
danach wird sich ausgiebig geputzt
und sich auf den Boden gesetzt
wenn die Sonne scheint, Flügel ganz breit.
Sie unterhalten sich und
akzeptieren mich.
Übrigens mögen sie kaltes Wasser nicht.
Trotzdem klopfen sie manchmal, laut an den Rand des Napfs,
wenn ihnen das Wasser, zum Baden zu flach.
Zaunkönige sind nur kurz zum trinken hier.
Die Singdrossel ist manchmal wie aus Versehen da,
was vor Jahren schon mal anders war.
Die verschiedenen Meisen, sind selten,
vielleicht, weil besonders schreckhaft,
dann nur kurz zu Gast, machen woanders Rast.
Aber zum brüten haben sie die Fledermauskästen okkupiert.
Die Nachtigall ist nie zu sehen,
aber ich höre sie gern,
morgens ab vier, ihre Gesänge mir in die Seele geh‘n.
Manchmal, viel zu selten,
kommt auch der Eichelhäher zum trinken.
Warum auch immer, ich mag den nächtlichen Ruf des Waldkauz lieber, als den Kuckucksruf im Frühjahr.
So oft fliegen über meinem Kopf, auch Schwäne,
Enten und Kraniche.
Fledermäuse, jedes Jahr ihre Jungen hier groß ziehen
und dann wieder weg gehen.
Wenn meine Arme Flügel wären,
hätte ich mich eingereiht,
wenigstens für kurze Zeit.
Amseln werden zwischen
fünf und zehn Jahre alt,
das wäre dann etwa der Rest
meiner Lebenszeit,
würde meine Seele hier ansiedeln
und immer wiederkehren.
Schmetterlinge und andere Insekten,
kommen zum trinken auch.
Na ja, Spinnen, die spinnen,
sind auch immer da 🤗
Und die Eichhörnchen,
Eidechsen, Mäuse und
Schlangen. Die Igel und Erdkröten und das Tier was
des Nachts, manchmal aus dem Wald kommt
und auf meine Terrasse ka💩t,
die Frösche aus der Nachbarschaft,
Nacktschnecken, von denen die „guten“
jetzt hier die Mehrheit sind.
Der Kleine Leuchtkäfer, jedes Jahr,
hier ist wohl nur Platz, für ein Paar.
Über Ameisen, die bald in Scharen davon fliegen,
Mücken, Zecken, Bodenwanzen, Feuerkäfer, Ohrenkneifer usw.
will ich mich lieber nicht auslassen…
Aber Regenwürmer hätte ich fast vergessen…
Wenn all diese Tiere Flügel hätten,
könnten sie mich tragen…
Ach, ich habe in den Jahren schon,
des Tags und des Nachts,
soviel Zeit auf der Terrasse verbracht,
um die fliegenden Individuen zu beobachten.
©️peART
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quackt: »Ja, ja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!«
Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
Den Schusterbaß dazwischen dröhnen.
»Juchheija, heija!« spricht der Fink.
»Fort flieg ich flink!«
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
»Wat!« ruft der Frosch, »dat kann ick och!«
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequackt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel wär,
So irrt sich der.
Wilhelm Busch
Pfingsten
Pfingsten, das heißt: das Neuste vom Schneider,
Helle Hosen und weiße Kleider,
Neue Sonnenschirme und neue Hüte
Mit Bändern und Blumen, jeder Güte.
Pfingsten, das heißt: sich drängen und stoßen,
Und quetschen und schieben, die Kleinen und Großen,
Besetzte Bahnen, Tramways und Breaks,
Heißt: Schinken und Spargel und Rührei und Steaks,
Maibowle, Bier, frohe Gesichter
Und ab und zu ein lyrischer Dichter.
Pfingsten heißt auch: Fiedel und Flöte,
Ein Zitat aus Reineke Fuchs von Goethe,
Heißt Tanz und Predigt, heißt Kirche und Schenke.
Was heißt Pfingsten nicht alles, wenn ichs bedenke.
Eins noch vor allem, vom ganzen Feste
Ist das das Schönste, ist das Beste:
Das junge lachende Maienlaub,
Hell wimpelnd über Lärm und Staub,
Des Lebens grüne Standarte. Hurra!
Freue dich, Mensch! Pfingsten ist da!
Gustav Falke (1853-1916)
und „Mann“ kann dabei weit mehr als sein Herz verlieren…😉
LG Lisa🌞
Man muss den Dingen
die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen -
und dann gebären ...
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos still und weit ...
Man muss Geduld haben
mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fernen Tages
in die Antwort hinein.
Rainer Maria Rilke
an mich selbst zu glauben:
an meinen Drang nach Reife,
an meine Liebesfähigkeit,
an meine Begabung zur Freundschaft,
an meine entschiedene Ausdauer,
an meine immer neue Hoffnung.
Aber auch wenn ich versage und Fehler mache,
wenn ich unnötig verletze,
wenn ich anderen die Freiheit nehme,
wenn ich kleinkariert werde,
wenn ich mich nicht mehr erneuere,
wenn ich hart und unnahbar werde,
auch dann will ich glauben,
dass neben der Zerstörung
auch das Lebensförderliche in mir wohnt,
und ich will es hervorlocken
mit meiner Hoffnung und meinem Mut.
Ulrich Schaffer
denn er ist das Leben -
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern
ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch - recht gelebt -
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf DIESEN Tag.
aus dem Sanskrit
Regenlied
Walle, Regen, walle nieder,
Wecke mir die Träume wieder,
Die ich in der Kindheit träumte,
Wenn das Nass im Sande schäumte !
Wenn die matte Sommerschwüle
Lässig stritt mit frischer Kühle,
Und die blanken Blätter tauten,
Und die Saaten dunkler blauten.
Welche Wonne, in dem Fließen
Dann zu stehn mit nackten Füßen,
An dem Grase hin zu streifen
und den Schaum mit Händen greifen.
Oder mit den heißen Wangen
Kalte Tropfen aufzufangen,
Und den neuerwachten Düften
Seine Kinderbrust zu lüften!
Wie die Kelche, die da troffen,
Stand die Seele atmend offen,
Wie die Blumen düftertrunken,
In dem Himmelstau versunken.
Schauernd kühlte jeder Tropfen
Tief bis an des Herzens Klopfen,
Und der Schöpfung heilig Weben
Drang bis ins verborgne Leben.
Walle, Regen, walle nieder,
Wecke meine alten Lieder,
Die wir in der Türe sangen,
Wenn die Tropfen draußen klangen!
Möchte ihnen wieder lauschen,
Ihrem süßen, feuchten Rauschen,
Meine Seele sanft betauen
Mit dem frommen Kindergrauen.
Klaus Groth (1819 - 1899), deutscher Schriftsteller
durchpulst von Licht und Duft und Glanz
ziehn Wiesen sich und Hügel hin
erfüllt von buntem Blumentanz.
Die Wege liegen lang im Wind und
alle Birken neigen sich.
Und wenn die Gärten verlassen sind,
dann sind sie es nur für mich.
Die Bänke stehen wartend da, die Gräser
wiegen her und hin, und manchmal
scheint der Himmel nah, und lange
Vogelschwärme ziehn.
Und alles ist tief eingetaucht in Lächeln
und in Einsamkeit.
Mit Gold ist alles angehaucht, und
eine Elster schreit.
Selma Meerbaum-Eisinger
Hier ein Gedicht passend zum derzeitigen Wetter:
Der Gast auf Wochen
Der Gast auf Wochen, unendlicher Regen...
Du weißt kaum, wann er begann,
Siehst ihn grämlich die Fenster fegen;
Im Garten staut er zum Tümpel an.
Weiße Rosen faulen ertrunken;
Und du denkst dir schon nichts dabei;
Längst ist dir ein Graues ins Herz gesunken;
Alles ward trüb und dir einerlei.
Unsichtbar nah ahnst du Ströme von Blut;
Trănen-Meere, längst ohne Stade:
Ja, uns mangelt die große Gnade,
Was wir schufen, ist nicht mehr gut;
Wir, die der Liebe oft übel lohnten,
Auflachend, wenn ein Hohnwort traf;
Das Trănenlose ward zum Gewohnten...
Oh, nichts mehr hoffen als tiefen Schlaf.
Denn wir konnten das Herz nicht hüten;
Nun weint es draußen; wir können's nicht:
Nun weinen Wolken, weinen die Blüten,
Und – wenn es wiederkommt – weint das Licht.
(Max Geilinger)