Literatur Gedichte verschiedene
In ihrer Schönheit wandelt sie......
In ihrer Schönheit wandelt sie
Wie wolkenlose Sternennacht;
Vermählt auf ihrem Antlitz sieh
Des Dunkels Reiz, des Lichtes Pracht:
Der Dämmrung zarte Harmonie,
Die hinstirbt, wenn der Tag erwacht.
Kein Licht zuviel, kein Schatten fehlt -
Sonst wär's die tiefe Anmut nicht,
Die jede Rabenlocke strählt
Und sanft verklärt ihr Angesicht,
Wo hold und hell die Seel erzählt
Von lieben Träumen, rein und licht.
O diese Wang, o diese Braun,
Wie sanft, wie still, und doch beredt,
Was wir in ihrem Lächeln schaun!
Ein frommes Wirken früh und spät,
Ein Herz voll Frieden und Vertraun,
Und Lieb, unschuldig wie Gebet.
George G. Byron
Ich fürchte mich so sehr vor Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dies heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, Ihr Spiel und ihr Spott,
sie wissen alles was wird und was war;
Kein Berg mehr ist ihnen wunderbar;
Ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren:
Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich doch so gern.
Ihr rührt sie an:
Sie sind star und stumm.
Ihr bringt mir alle Dinge um.
Von R.M.Rilke
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dies heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, Ihr Spiel und ihr Spott,
sie wissen alles was wird und was war;
Kein Berg mehr ist ihnen wunderbar;
Ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren:
Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich doch so gern.
Ihr rührt sie an:
Sie sind star und stumm.
Ihr bringt mir alle Dinge um.
Von R.M.Rilke
Zum Thema Traurigkeit:
Georg Trakl:
Menschliche Trauer
Die Uhr, die vor der Sonne fünfe schlägt,
Einsame Menschen packt ein dunkles Grausen.
Im Abendgarten morsche Bäume sausen;
Des Toten Antlitz sich am Fenster regt.
Vielleicht daß diese Stunde stillesteht;
Vor trüben Augen nächtliche Bilder gaukeln.
Im Takt der Schiffe, die am Flusse schaukeln,
Am Kai ein Schwesternzug vorüberweht.
Es scheint, man hört der Fledermäuse Schrei
Im Garten einen Sarg zusammenzimmern.
Gebeine durch verfallne Mauern schimmern;
Und schwärzlich schwankt ein Irrer dort vorbei.
Ein blauer Strahl im Herbstgewölk erfriert,
Die Liebenden im Schlafe sich umschlingen.
Gelehnet an der Engel Sternenschwinge,
Des Edlen bleiche Schläfe Lorbeer ziert.
---
Cécile
Georg Trakl:
Menschliche Trauer
Die Uhr, die vor der Sonne fünfe schlägt,
Einsame Menschen packt ein dunkles Grausen.
Im Abendgarten morsche Bäume sausen;
Des Toten Antlitz sich am Fenster regt.
Vielleicht daß diese Stunde stillesteht;
Vor trüben Augen nächtliche Bilder gaukeln.
Im Takt der Schiffe, die am Flusse schaukeln,
Am Kai ein Schwesternzug vorüberweht.
Es scheint, man hört der Fledermäuse Schrei
Im Garten einen Sarg zusammenzimmern.
Gebeine durch verfallne Mauern schimmern;
Und schwärzlich schwankt ein Irrer dort vorbei.
Ein blauer Strahl im Herbstgewölk erfriert,
Die Liebenden im Schlafe sich umschlingen.
Gelehnet an der Engel Sternenschwinge,
Des Edlen bleiche Schläfe Lorbeer ziert.
---
Cécile
Christian Friedrich Hebbel
Das Haus am Meer
Hart an des Meeres Strande
baut man ein festes Haus;
als sollt' es ewig dauern,
so heben die trotz'gen Mauern
sich in das Land hinaus.
Mächtige Hammerschläge
erdröhnen schwer und voll;
die Sägen knarren und zischen,
verworren hört man dazwischen
der Wogen dumpf Geroll.
Durch das Gebälke klettert
ein rüst'ger Zimmermann;
der Wind, der sich erhoben,
zerreißt mit seinem Toben
das Lied, das er begann.
Ich bin hineingetreten;
daß solch ein Werk gedeiht;
das ist an Gott gelegen;
zu beten um seinen Segen,
nehm' ich mir gern die Zeit.
Die Fenster gehen alle
hinaus auf die wilde See;
noch sind sie nicht verschlossen,
eine Möwe kommt geschossen
durch das, an dem ich steh'.
Hier will der Bewohner schlafen;
schon wird in dem luft'gen Raum
die Bettstatt aufgeschlagen;
da ahn' ich mit stillem Behagen
voraus gar manchen Traum.
Doch wende ich mein Auge,
fällt's auf gar manches Riff,
ich sehe des Meeres Tosen,
drüben im Grenzenlosen
durchbricht den Nebel ein Schiff.
Wer ist's denn, der am Strande,
am öden, sein Haus sich baut?
"Ein Schiffer; seit vielen Jahren
hat er das Meer befahren,
nun ist's ihm lieb und vertraut.
'Dies ist die letzte Reise,
ich fühl' mich alt und müd',
daß ich mein Nest dann finde,
hobelt und hämmert geschwinde!'
So sprach er, als er schied.
Jetzt kann er stündlich kehren,
er ist schon lange fort,
drum müssen wir alle eilen!"
Des schwellenden Sturmwinds Heulen
verschlingt des Zimm'rers Wort.
Die Wolken ballen sich dräuend,
riesige Wogen erstehn,
aufgerüttelt von Stürmen,
schrecklich, wenn sie sich türmen,
schrecklicher, wenn sie zergehn.
Das Schiff dort, kraftlos ringend,
ihr Spiel jetzt, bald ihr Raub,
muß gegen die Felsen prallen,
schon hör' ich den Notschuß fallen,
was hilft es? Gott ist taub.
Ich fürchte, das ist der Schiffer,
dem man dies Bett bestellt,
der Zimm'rer mit dem Hammer
befestigt die letzte Klammer,
während das Schiff zerschellt.
Der Tod und das Mädchen
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Matthias Claudius
--
enigma
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Matthias Claudius
--
enigma
Auch das
Wie du dastehst
im warmen Badewasser
und wie du
deine Hand
unter deinen Schoß hältst
und endlich
dich rieseln läßt
zu mir hin
und wie ich
ein paar Tropfen
von deinen Fingern
küsse und trinke.
Auch das
vergesse ich
hoffentlich
nie
solange ich
lebe.
(Erich Fried)
--
Wie du dastehst
im warmen Badewasser
und wie du
deine Hand
unter deinen Schoß hältst
und endlich
dich rieseln läßt
zu mir hin
und wie ich
ein paar Tropfen
von deinen Fingern
küsse und trinke.
Auch das
vergesse ich
hoffentlich
nie
solange ich
lebe.
(Erich Fried)
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Gang im Schnee
Nun rieseln weiße Flocken unsre Schritte ein.
Der Weidenstrich läßt fröstelnd letzte Farbe sinken,
Das Dunkel steigt vom Fluß, um den versprengte Lichter blinken,
Mit Schnee und bleicher Stille weht die Nacht herein.
Nun ist im samtnen Teppichen das Land verhüllt
Und unsre Worte tasten auf und schwanken nieder
Wie junge Vögel mit verängstetem Gefieder-
Die Ebene ist grenzenlos mit Dämmerung erfüllt.
Um graue Wolkenbündel blüht ein schwacher Schein.
Er leuchtet unserm Pfad in nachtverhängte Weite,
Dein Schritt ist wie ein fremder Traum an meiner Seite-
Nun rieseln weiße Flocken unsre Sehnsucht ein.
Ernst Stadler
--
enigma
Nun rieseln weiße Flocken unsre Schritte ein.
Der Weidenstrich läßt fröstelnd letzte Farbe sinken,
Das Dunkel steigt vom Fluß, um den versprengte Lichter blinken,
Mit Schnee und bleicher Stille weht die Nacht herein.
Nun ist im samtnen Teppichen das Land verhüllt
Und unsre Worte tasten auf und schwanken nieder
Wie junge Vögel mit verängstetem Gefieder-
Die Ebene ist grenzenlos mit Dämmerung erfüllt.
Um graue Wolkenbündel blüht ein schwacher Schein.
Er leuchtet unserm Pfad in nachtverhängte Weite,
Dein Schritt ist wie ein fremder Traum an meiner Seite-
Nun rieseln weiße Flocken unsre Sehnsucht ein.
Ernst Stadler
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enigma
Altern lernen
wie Kisuaheli oder Suoskrat
Eigenschaftswörter zuerst
weiß für die Haare
welk für die Haut
kalt für Blicke und Lippen
bitter hart allein
Dann die Wörter fürs Tun
vergeben vergessen dulden sich beugen
zurück
blicken gehen denken sehnen
zurück
lehnen auch
Hauptwörter zuletzt
allen voran: die Geduld
Der Verlust. Der Abschied. Die Trauer.
Demut.
Altern lernen
wie Muttersprache
das ABC des Verlernens.
(Ulla Hahn...aus 'so offen die Welt')
--
libelle
wie Kisuaheli oder Suoskrat
Eigenschaftswörter zuerst
weiß für die Haare
welk für die Haut
kalt für Blicke und Lippen
bitter hart allein
Dann die Wörter fürs Tun
vergeben vergessen dulden sich beugen
zurück
blicken gehen denken sehnen
zurück
lehnen auch
Hauptwörter zuletzt
allen voran: die Geduld
Der Verlust. Der Abschied. Die Trauer.
Demut.
Altern lernen
wie Muttersprache
das ABC des Verlernens.
(Ulla Hahn...aus 'so offen die Welt')
--
libelle
An meine Rose
Frohlocke, schöne junge Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Glut, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.
So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten;
Du prangst am stolzen Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten;
Aus Büschen, wo die Götter gerne
Sich in die Schatten senken,
Wenn sie in heilig stiller Ferne
Der Menschen Glück bedenken.
Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget,
Je länger sich in meinen Tränen
Dein holdes Antlitz wieget.
O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte! –
Hier nahn die Augenblicke, – schwinden
An dir vorüber immer,
Ein jeder eilt, dich noch zu finden
In deinem Jugendschimmer;
Und ich, wie sie, muß immer eilen
Mit allem meinem Lieben
An dir vorbei, darf nie verweilen,
Von Stürmen fortgetrieben.
Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll süßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigentume
Ins Tiefste meines Lebens,
Wohin der Tod, der Ruhebringer,
Sich scheuen wird zu greifen,
Wenn endlich seine sanften Finger
Mein Welkes niederstreifen
Nikolaus Lenau
Frohlocke, schöne junge Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Glut, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.
So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten;
Du prangst am stolzen Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten;
Aus Büschen, wo die Götter gerne
Sich in die Schatten senken,
Wenn sie in heilig stiller Ferne
Der Menschen Glück bedenken.
Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget,
Je länger sich in meinen Tränen
Dein holdes Antlitz wieget.
O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte! –
Hier nahn die Augenblicke, – schwinden
An dir vorüber immer,
Ein jeder eilt, dich noch zu finden
In deinem Jugendschimmer;
Und ich, wie sie, muß immer eilen
Mit allem meinem Lieben
An dir vorbei, darf nie verweilen,
Von Stürmen fortgetrieben.
Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll süßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigentume
Ins Tiefste meines Lebens,
Wohin der Tod, der Ruhebringer,
Sich scheuen wird zu greifen,
Wenn endlich seine sanften Finger
Mein Welkes niederstreifen
Nikolaus Lenau
Nachts
Ich bin erwacht in weißer Nacht,
Der weiße Mond, der weiße Schnee,
Und habe sacht an dich gedacht,
Du Höllenkind, du Himmelsfee.
In welchem Traum, in welchem Raum,
Schwebst du wohl jetzt, du Herzliche,
Und führst im Zaum am Erdensaum
Die Seele, ach, die schmerzliche -?
Klabund
--
enigma
Ich bin erwacht in weißer Nacht,
Der weiße Mond, der weiße Schnee,
Und habe sacht an dich gedacht,
Du Höllenkind, du Himmelsfee.
In welchem Traum, in welchem Raum,
Schwebst du wohl jetzt, du Herzliche,
Und führst im Zaum am Erdensaum
Die Seele, ach, die schmerzliche -?
Klabund
--
enigma