Literatur Gedichte verschiedene
Ich möchte wieder mal versuchen, eine kleine Auswahl aus meinem Fundus hier einzustellen. Es ist der Beitrag, den ich mal vor zig Jahren im Rahmen der Schriftsteller Gruppe Olten in einem Schlosshof vorgetragen habe. Das vorgegebene Thema war "Blau". Ich war aber der einzige, der sich an diese Regel hielt.
Will mal probieren zu platzieren, was ich damals vortrug:
Der Bauer, der von der Leiter fiel.
Ein Bauer stand auf seiner Leiter,
ziemlich blau und ziemlich heiter.
Sein Herz war schwer, und die Gedanken
unkonzentriert, man sah ihn schwanken;
man sah erschrecken ihn und fallen;
er konnte nur noch „hoppla“ lallen;
schon fiel er hart auf seine Nase;
er plumpste hin und lag im Grase.
Gottlob, es ist ihm nichts passiert;
ich hab` Euch nämlich angeschmiert,
und muss gesteh`n nun ganz verlegen:
Die Leiter stand nie; hat im Gras gelegen!
Autorenlesung, Bauchweh gabs,
mein Magen ward ganz flau.
Ich trank zuvor noch einen Schnaps;
drum heut`das Thema Blau!
Zwei kleine Negerlein,
die wollten zusammen wohnen.
Ein drittes kam zur Tür herein;
schon flogen blaue Bohnen.
Drei kleine Negerlein
die machten es dann besser:
Sie wollten keine Cowboys sein,
drum griffen sie zum Messer!
Ein Schweisser sitzt am Schweissgerät,
darob er sehr in Schweiss gerät.
Ihr lieben Leut`, fragt ihr euch nun:
Was hat denn dies mit Blau zu tun?
Die Antwort weiss ich ganz genau:
Er ärgert sich halt grün und blau,
weil ihm auch nicht mit Fleiss gerät,
zu schweissen mit dem Scheiss-Gerät!
Die Nase läuft, die Nase träuft;
hat Dichter Durst, dann Dichter säuft.
Drum nehm` ich dieses Glas zur Hand,
wenn`s auch nicht voll ist bis zum Rand,
mit Wein und Bier, mit Schnaps und Most:
ich trinke für euch alle: Prost!
Trinkt Dichter Rum bis zur Ekstase,
kriegt nicht Er Ruhm, nur blaue Nase!
König Blaubart, auch euch wohl bekannt
in seinem Schloss ist herum gerannt.
Er vernahm, dass die Frauen von Italia
viel freizügiger seien als in Westfalia.
Drum brach er auf, und zwar per Schiff,
man umschiffte manches gefährliche Riff,
und man überstand manch bösen Sturm;
ein Wunder, denn im Holz frass der Wurm.
Doch der Wind ging aus, man brachte es nur
an die blaue Küste, genannt Cote d Azur.
Dort sandte er Boten mit Geld von Bord,
um zu finden die schönsten Mädchen im Ort.
Es ging ihm zu lange, nun liegt er im Sand;
zwei Knaben gehen ihm eifrig zur Hand!
Wintergrau
Schneestaub rieselt von den Bäumen,
die Sonne, hinter Grau versteckt,
versucht, die Wolken zu verräumen,
hat sich daran wohl wund geleckt.
Griesgrämig sitzt die alte Katze
des Nachbarn auf der Gartenbank,
versteckt die Krallen ihrer Tatze
und fühlt sich schon seit Tagen krank.
Kein Mensch will heute auf die Gasse,
nicht mal mein Hund will heut` hinaus,
er merkt, dass ich mich treiben lasse,
ist froh, muss er nicht aus dem Haus.
Derweil ich diese Zeilen schreibe
verweil ich einen Augenblick,
hoff``, dass die Sonn das Grau vertreibe
und sie mir neue Hoffnung schick.
Da, als könnt` der Dichter zaubern,
zerfliesst das eklig Wintergrau.
Ich fühl` mein Herz vor Wonne schaudern
und stürz` mich gleich ins Himmelblau!
Oh! Was sieht mein Auge da?
Ich überziehe selber ja!
Hab` da wohl zu lang gezaudert?
Schluss, Ende: Es ist aus-ge-blau-dert!
Echte Hoffnung ist Lebenskraft.
Anna Dix (1874 - 1947), deutsche Dichterin
berührende Zeilen.
Hoffnung, Mut und ein starker Wille bewirken manchmal kleine oder auch große Wunder.
Herzliche Grüße
Lisa
von ladybird
Der Rose süßer Duft genügt,
man braucht sie nicht zu brechen
und wer sich mit dem Duft begnügt,
den wird ihr Dorn nicht stechen.
(Friedrich Martin von Bodenstedt 1819-1892)
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
mit Herrenblick in die Ferne.
Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.
Wie das im Wind liegt und sich wiegt,
Tauwebüberspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.
Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. -
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. - Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken.
Joachim Ringelnatz
Kannst du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute dir gelingen.
Ist nicht der große Garten dein,
wird doch ein Blümchen für dich sein.
Nach Großem drängt's dich in der Seele?
Daß sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht – so ziemt es dir;
der Tag kommt, der dich lohnt dafür!
So geht es Tag für Tag; doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen:
Man muß es nicht nach Jahren messen.
Eduard von Bauernfeld (1802 - 1890), österreichischer Jurist, Dramatiker