Literatur Eva Strittmatter

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immergruen

Diese Lyrikerin,Jahrgang 1930, ist eine der Großen unserer Zeit. Studium der Germanistik, verheiratet mit dem Schriftsteller Erwin Strittmatter, bekannt geworden durchu.a. "Ich mach ein Lied aus Stille","Mondschnee liegt auf den Wiesen",
"Heliotrop" usw.
Zum lieben lernen ein Gedicht von ihr:

Regenbogen

In diesem Sommer habe ich den Eisvogel gesehn.
Zwanzig Jahre habe ich nach ihm gesucht.
Und noch ein Wunder ist mir geschehn:
Ich hatte einen abgebucht,

Weil ich so Schlechtes von ihm dachte,
Dass mich der Gedanke schon schamrot machte.
Ich dachte, mein Gott, was ist das gewesen,
Hast du verlernt, in Menschen zu lesen?

Den traf ich wieder nach vielen Jahren
Und habe ihn neu und deutlich erfahren
(Und die Gründe des Schweigens, die
Schwer genug waren.)

Unerwartet sind wir einander begegnet.
Und von des Eisvogels Feuergefieder
Sind Farbenfunken auf uns geregnet.
Das geschieht uns vielleicht im Leben nicht wieder.

Doch es ist uns geschehn.Wir vergessen es nicht.
Wir haben ein Geheimnis zusammen.
Der Eisvogel riß eine Schneise ins Licht
Und ließ es zum Bogen des Bundes entflammen.

oder:

Abend

Abgründige Himmel abends:
Schlünde voll fließendem Licht.
Tiefer und tieferer Röte,
Die golden am Rande aufbricht.
Die milde Kühle der Gräser.
Der wilde grüne Geruch
Von Bärlauch, Beifuß und Nesseln.
Der irre Fledermausflug
Vor der verlodernden Ferne,
Die langsam niederbrennt.
Deutlich werden die Sterne
Zeichen am Firmament.
Die ärmsten Geräusche wachsen
Über ihren Ursprung hinaus:
Eine vereinzelte Kiefer
Klagt sich am Abendwind aus,
Als würd eine Tür geöffnet,
Zögernd, einen Spalt,
Und ängstlich wieder geschlossen:
Die Nacht kommt und ist kalt.
Ihre Krallen schärft die Katze
An der Regentonne nach.
Die Sperlinge atmen flacher
Unterm Sparren am Scheunendach.
Die Augen der Katze glimmen
die Hopfenwand hinauf.
Ein Vogel schreit vorm Tode.
Und der Mond geht auf.

hallo immergruen,

da haben wir eine gemeinsame Vorliebe.


Strittmatter, Eva
Werte

Die guten Dinge des Lebens
Sind alle kostenlos:
Die Luft, das Wasser, die Liebe.
Wie machen wir das bloß,
das Leben für teuer zu halten
Wenn die Hauptsachen kostenlos sind?
Das kommt vom zu frühen Erkalten.
Wir genossen nur damals als Kind
Die Luft nach ihrem Werte
Und Wasser als Lebensgewinn,
Und Liebe, die unbegehrte,
Nahmen wir leichtherzig hin.
Nur selten noch atmen wir richtig
Und atmen zeit mit ein.
Wir leben eilig und wichtig
Und trinken statt Wasser Wein.
Und aus der Liebe machen
Wir eine Pflicht und Last.
Und das Leben kommt dem zu teuer,
Der es zu billig auffaßt.

Traum II
Eva Strittmatter

Ich habe von dir geträumt die Nacht.
Das war ein bitterer Traum.
Du sahst mich nicht und kanntest mich nicht.
Ich war für dich ein Baum,
den man nicht sieht und nicht erkennt,
und sprechen kann er nicht.
Und ich stand stumm und sprach zu dir:
Siehst du nicht mein Gesicht?
Dann ging ich fort. Da riefst du mich.
Und ich bin aufgewacht.
Und bitter dachte ich an dich.
Das hat der Traum gemacht.






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enigma