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Literatur Erotische Gedichte

enigma
enigma
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf emma7 vom 29.06.2007, 03:16:36
hallo, emma7,

schön, dass Du wieder da bist.
Na, dann lassen wir es doch wieder etwas "flirren".
Wir wollten ja auch zumindest die 100 erreichen:



Martin Mooz

3 Millisekunden

Gib was du willst
wenn du kannst
was ich brauche
wenn du verstehst
was ich meine
Sei wer du kannst
wenn du willst
was ich fühle
wenn du das bist
was ich wünsche
Tue was dir beliebt
wenn du fragst
was ich denke
wenn du kannst
was ich will
... nur küss mich endlich !

Erlaubnis von Herrn Mooz zum Einstellen liegt vor.


--
enigma
emma7
emma7
Mitglied

Re: Erotische Gedichte
geschrieben von emma7
als Antwort auf enigma vom 29.06.2007, 07:39:07

Guten Morgen, Enigma. Ja, so eilen wir auf die lyrischen 100 zu...




Dich will ich haben!
Du bist nicht wie die anderen Knaben,
die mich lüstern umschmeichelten,
meine Brüstlein streichelten
und verschwanden.
Du hast mich verstanden!
Bist ernst und fromm und still,
wirst immer dankbare Augen machen,
mit mir weinen und lachen
und tun, was ich will.

Gläubig zu meinem Füßen
darfst du den ganzen Tag
auf dem Teppich knien.
Ich will dich an den Ohren ziehn
und zwischen die Augen küssen,
wenn ich mag.

Ich liebe Dich!
Mit einem blauen Seidenband
werd ich dich lenken.
Komm, küß mir die Hand!
Du sollst nichts denken
als mich.
Mir gehörst du allein!
Für mich wirst du sorgen und singen,
Drachen töten, durch Reifen springen,
Wolle haspeln und Nüsse knacken
und Dukaten kacken...

Wie schön wird das sein.


Von Hans Adler (1880 - 1957).




--
emma7
enigma
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Mitglied

Re: Erotische Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf emma7 vom 30.06.2007, 00:53:27
hallo, emma7,

mindestens auf die 100....
)


Kurt Tucholsky
Lieblich ruht der Busen, auf dem Tisch,
jener Jungfrau, welche rosig ist und frisch.

Ach, er ist so kugelig und gerundet,
daß er mir schon in Gedanken mundet.

Heil und Sieg dereinst dem feinen Knaben,
dem es freisteht, sich daran zu laben.

Jener wird erst stöhnen und sich recken;
aber nachher bleibt er sicher stecken. nanana!

Heirat, Kinder und ein häusliches Frangssäh
nichts von Liebesnacht und jenem Kanapee...

Ich hingegen sitz bei ihren Brüsten,
und - gedanklich - dient sie meinen Lüsten.

Doch dann steh ich auf und schlenkre froh mein Bein,
schiebe ab,
bin frei -
und lasse Jungfer Jungfer sein!

--
enigma

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emma7
emma7
Mitglied

Re: Erotische Gedichte
geschrieben von emma7
als Antwort auf enigma vom 30.06.2007, 16:59:10

Nanana )



Liebeslied


Dein Mund, der schön geschweifte,
dein Lächeln, das mich streifte,
dein Blick, der mich umarmte,
dein Schoß, der mich erwarmte,
dein Arm, der mich umschlungen,
dein Wort, das mich umsungen,
dein Haar, darein ich tauchte,
dein Atem, der mich hauchte,
dein Herz, das wilde Fohlen,
die Seele unverhohlen,
die Füße, welche liefen,
als meine Lippen riefen -:
gehört wohl mir,
ist alles meins,
wüßt nicht, was mir das Liebste wär,
und gäb nicht Höll noch Himmel her:
eines und alles, all und eins.


Klabund (1890 - 1928)



--
emma7
enigma
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf emma7 vom 30.06.2007, 23:46:07
Oh, oh, oh.....


Sinnlichkeit

Unter dem Monde liegt des Parks Skelett.
Der Wind schweigt weit. Doch wenn wir Schritte tun,
Beschwatzt der Schnee an deinen Stöckelschuhn
Der winterlichen Sterne Menuett.
Und wir entkleiden uns, seufzend vor Lust,
Und leuchten auf; du stehst mit hübschen Hüften
Und hellen Knien im Schnee, dem sehr verblüfften,
Wie eine schöne Bäuerin robust.
Wir wittern und die Tiere imitierend
Fliehn wir in den Alleen mit frischen Schrein.
Um deine Flanken steigt der Schnee moussierend.
Mein Blut ist fröhlicher als Feuerschein!
So rennen wir exzentrisches Ballett
Zum Pavillon hin durch die Tür ins Bett

Paul Boldt

--
enigma
Re: Erotische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 01.07.2007, 07:22:35
Als Ergänzung zu enigmas Beitrag von den "Jungfern" des K.T.:

Kurt Tucholsky:
Verfehlte Nacht

Heute wollte die Gnädige bei mir schlafen -
und ich freute mich auf unsres Glückes Hafen.

Aber die, die längst in den Gräbern ruhen,
weiß betogat und mit weißen Schuhen,

jene alten, weisen, würdigen Kirchenväter
wandern schaurig hinteinander durch den Äther ...

Ach, ich muß sie alle, alle lernen,
und dann ziehn sie wieder in die nebelhaften Fernen.

Meine Nacht beim Teufel - die verfluchten Frommen!
Wirst du nächste Woche zu mir kommen? –

Sieh, dann sind sie fest in meinem Kopf gefangen.
und ich will vergnügt nach deinen Brüsten langen!
*
(Von Theobald Tiger. 1919. In: Fromme Gesänge)

*
Diese "Frommen Gesänge" hat er für seine Freunde mit einem handschriftlichen Vorwort versehen:

"Ich gucke freundlich um die Oecke
und greife voller Seelenruh
der Muse unter ihre Röcke ...
Und dabei, Leser, siehst du zu?

Sie quietscht. Ich grinse. Sie verstehen:
Nicht immer gilt der Klassik Maß.
Denn was wir im Verborgnen drehen
macht uns am allermeisten Spaß -!
*

Durch dieses Vorwort wird bewusst im Unklaren gelassen, ob K.T. bei den anvisierten oder erträumten Fraulichkeiten vertraute Leibhaftige oder Musen oder verflossene Traumgestalten lebendig werden ließ.
Seinen Freunden, den Mit-Soldaten "Karlchen und Jakopp", den Überlebenden aus den Kriegstagen in Kurland und Rumänien, war wohl eher klar, wem diese "halb erotischen", "halb politischen" Verse galten, wenn sie "weibliche Gestalten" aufriefen.

Zum Bildchen:

--
elfenbein

--
elfenbein

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emma7
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von emma7
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.07.2007, 10:08:23


Das neue Kleid


"Kommen Sie morgen mich anschau'n in meinem
neuen Kleid - - - !"
Ich aber war nicht dazu bereit.
Ich kam nicht Dich anzuschau'n in Deinem neuen Kleid.
Und es that mir gar nicht leid.
Hättest Du gesagt: "Morgen dürfen Sie meine Finger-
spitzen berühren - - - ",
ich hätte die Nacht schlaflos verbracht,
hätte bei Schnee und Wind an Deinem Thore gewacht,
hätte nichts gegessen, nichts getrunken,
wäre vor Sehnsucht umgesunken.
Oh Gott, wir leben doch im lebendigen Leben,
können daher es nicht billiger geben!
Für leeren Ritterdienst bin ich zu alt,
für echten Liebesdienst bist Du zu kalt!
Dein altes Kleid und Dein neues Kleid
schaffen mir nur Herzeleid!
Ein jedes Deine Schönheit barg
wie ein Sarg.
Hättest Du zu mir gesagt: "Morgen dürfen Sie meine
Fingerspitzen berühren - - - ",
ich hätte die Nacht schlaflos verbracht,
hätte bei Schnee und Wind an Deinem Thore gewacht,
hätte nichts gegessen, nichts getrunken,
wäre vor Sehnsucht umgesunken!
So aber warst Du gnädig wie alle Frauen:
"Sie dürfen mich morgen im neuen Kleid erschauen."
Da kam ich nicht.
Ich Wicht!
Ich dachte an Deine geliebten Finger
und von meiner Liebe nicht geringer,
trotzdem ich nicht kam, Lieblichste der Frauen,
Dich im neuen Kleide anzuschauen!


Von
Peter Altenberg (1859 - 1919)




--
emma7
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf emma7 vom 03.07.2007, 04:29:34



Robert Prutz (1816-1872)
Der Liebsten Namen

Nach dem Namen der Geliebten fragen laut sie und im Stillen;
Nun wohlan, ihr Neubegier'gen, euren Wunsch will ich erfüllen.
Sonne heißet meine Liebste; denn mit sonnenhaftem Prangen,
Sonne meines Lebens, ist sie mir am Himmel aufgegangen;
Ueberall, wohin sich senken ihres Auges süße Strahlen,
Sprossen Blumen, tönen Lieder, blühen Wonnen mir und Qualen.
Mond und Sterne sind ihr Name: wie der Mond so süß beschaulich,
Wenn er nachts am Himmel gleitet, wie die Sterne mild und traulich;
Frühlingsrose: denn so lieblich ist der Lippen rosig Lächeln;
Maienlüftchen: denn so würzig ihren Athem fühl' ich fächeln.
Schwan, mein Schwan, so soll sie heißen:
denn wie eines Schwans Gefieder
Wogt ihr Busen süß und duftig, leuchten ihre weißen Glieder;
Taube unschuldvoll und schüchtern; Adler, mächtig und gewaltig;
Lamm und Löwe, süßes Wunder, unaussprechbar, vielgestaltig;
Königin, der alle Herzen sich in Demuth beugen müssen –
So, nun wißt ihr ihre Namen, schweigen laßt mich nun und küssen


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enigma
emma7
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von emma7
als Antwort auf enigma vom 03.07.2007, 07:23:19

Verflixt, ich finde keinen Busen...



Drei Zündhölzer eines ums andre angezündet in der Nacht
das erste für dein Angesicht
das zweite für deine Augen
das dritte für deinen Mund
und dann mag die Nacht mir all das wieder ins Gedächt-nis bringen
wenn meine Arme dich umschlingen.


Jacques Prévert


--
emma7
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Re: Erotische Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf emma7 vom 03.07.2007, 07:40:33
emma,

weißt Du, dass gerade jetzt - in diesem Moment - wir die "100" erreicht haben mit folgendem Gedicht:

Bleibt die Geliebteste zu lang aus
So viele Haare,
So viele Gedanken
Sich sonst um meinen Schädel ranken.
Doch heut nach meiner Gedankenzahl
Bin ich am Schädel ratzekahl.
Die Sehnsucht hat mir ohn' Gewissen
Das letzte Härlein ausgerissen.
Und wie des Müllers Esel dumm
Trag ich als Sack mein Hirn herum.
Alles, was ich im Leben verstund,
Hält vor der Sehnsucht erschreckt den Mund.
Die Worte fallen wie Balken schwer,
Gedruckte Bücher sind plötzlich leer,
Und bleibt die Geliebteste zu lang aus,
Sitze ich ganz verblödet im Haus.
Alles werd' ich wieder neu lernen müssen,
Vielleicht sogar lieben und küssen.

Max Dauthendey
(1867-1918)

Und jetzt???
Weitermachen oder aufhören?

--
enigma

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