Literatur Erotische Gedichte
Ich werde das Bett so lassen,
wie sie es gelassen hat,
ungemacht und zerwühlt,
die Laken durcheinandergeworfen,
damit der Abdruck ihres Körpers neben meinem sichtbar bleibt.
Bis morgen werde ich kein Bad nehmen,
mich nicht ankleiden und meine Haare nicht kämmen, aus Furcht,
ihre Liebkosungen auszulöschen.
Heute werde ich nicht essen
und auch nicht heute Abend,
und ich werde meine Lippen nicht schminken und nicht pudern,
damit ihr Kuß verweilt.
Ich werde die Fensterläden geschlossen halten,
und die Türen werde ich nicht öffnen,
aus Furcht, daß der Wind die Erinnerung, die mir geblieben ist,
davonträgt.
(Les Chansons de Bilitis)
Medea.
wie sie es gelassen hat,
ungemacht und zerwühlt,
die Laken durcheinandergeworfen,
damit der Abdruck ihres Körpers neben meinem sichtbar bleibt.
Bis morgen werde ich kein Bad nehmen,
mich nicht ankleiden und meine Haare nicht kämmen, aus Furcht,
ihre Liebkosungen auszulöschen.
Heute werde ich nicht essen
und auch nicht heute Abend,
und ich werde meine Lippen nicht schminken und nicht pudern,
damit ihr Kuß verweilt.
Ich werde die Fensterläden geschlossen halten,
und die Türen werde ich nicht öffnen,
aus Furcht, daß der Wind die Erinnerung, die mir geblieben ist,
davonträgt.
(Les Chansons de Bilitis)
Medea.
Re: Erotische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@ eleonore.
Und wenn die beiden im Ozen der Lust Kämpfenden und Versinkenden Nichschwimmer sind, kannst du ja noch einen "Nachruf der Wellen" schreiben! (Grins..)
*
Jetzt geh ich fremd:
August Stramm (1874 - 1915)
Spiel
Deine Finger perlen
Und
Kollern Stoßen Necken Schmeicheln
Quälen Sinnen Schläfern Beben
Wogen um mich.
Die Kette reißt!
Dein Körper wächst empor!
Durch Lampenschimmer sinken deine Augen
Und schlürfen mich
Und
Schlürfen schlürfen
Dämmern
Brausen!
Die Wände tauchen!
Raum!
Nur
Du!
.
--
elfenbein
Und wenn die beiden im Ozen der Lust Kämpfenden und Versinkenden Nichschwimmer sind, kannst du ja noch einen "Nachruf der Wellen" schreiben! (Grins..)
*
Jetzt geh ich fremd:
August Stramm (1874 - 1915)
Spiel
Deine Finger perlen
Und
Kollern Stoßen Necken Schmeicheln
Quälen Sinnen Schläfern Beben
Wogen um mich.
Die Kette reißt!
Dein Körper wächst empor!
Durch Lampenschimmer sinken deine Augen
Und schlürfen mich
Und
Schlürfen schlürfen
Dämmern
Brausen!
Die Wände tauchen!
Raum!
Nur
Du!
.
--
elfenbein
jo *grins* irgendwann mal.
--
eleonore
--
eleonore
Nein, nein, bitte keine Nachrufe. Ich brauche Happy Ends... )
Theodor Storm
Die Stunde schlug
Die Stunde schlug, und deine Hand
Liegt zitternd in der meinen,
An meine Lippen streiften schon
Mit scheuem Druck die deinen.
Es zuckten aus dem vollen Kelch
Elektrisch schon die Funken;
O fasse Mut, und fliehe nicht,
Bevor wir ganz getrunken!
Die Lippen, die mich so berührt,
Sind nicht mehr deine eignen;
Sie können doch, solang du lebst,
Die meinen nicht verleugnen.
Die Lippen, die sich so berührt,
Sind rettungslos gefangen;
Spät oder früh, sie müssen doch
Sich tödlich heimverlangen.
--
enigma
Theodor Storm
Die Stunde schlug
Die Stunde schlug, und deine Hand
Liegt zitternd in der meinen,
An meine Lippen streiften schon
Mit scheuem Druck die deinen.
Es zuckten aus dem vollen Kelch
Elektrisch schon die Funken;
O fasse Mut, und fliehe nicht,
Bevor wir ganz getrunken!
Die Lippen, die mich so berührt,
Sind nicht mehr deine eignen;
Sie können doch, solang du lebst,
Die meinen nicht verleugnen.
Die Lippen, die sich so berührt,
Sind rettungslos gefangen;
Spät oder früh, sie müssen doch
Sich tödlich heimverlangen.
--
enigma
Sie kam wie ein Sturmwind -
brach elementar in mein Leben,
wirbelt alles durcheinander,
selbst die Blätter auf meinem Schreibtisch fangen an zu tanzen.
Wenn auch nicht mich,
jene muß ich vor ihr erretten -
schon werden sie Spielball ihrer Pfoten, zerbeißen genüßlich auf das Papier Gebanntes,
blaue Augen glitzern mich an,
Erotik pur
-
und ich kapituliere.
Nehme sie, meine schöne Freundin,
auf den Arm, schnurrend und mich zärtlich leckend
verfalle ich ihr wieder
und immer wieder.
Und hoffe, noch viele lange Jahre.
Medea.
na dann enigma
biete ich Erich Fried an:
"Alte Andacht"
Damit ich deinen Schoß
besser liebkosen kann
hast du ihn offengehalten
mit zwei Fingern
wie Ischtar und Lilith
und wie die steinerne oder
hölzerne Sheela
in alten irischen Kirchen
die ich früher erstaunt vor Augen sah.
aber wenn ich jetzt
mit geschlossenen Augen
zurückzuschauen versuche
sehe ich keine Gottheit
nur immer dich
wie du
dich mir gezeigt hast
schöner als jede Gottheit
aus Holz
oder Stein.
...
(Fußnote aus dem Buch "Wie ich mich verzehre" von Erich Fried; Verlag Klaus Walgenbach; Seite 55:
Sheela oder Sheela-i-gig. Abbild einer archaischen Erdmutter oder Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin, die ihren Schoß weit offen hält. In alten irischen und manchmal nordenglischen Kirchen zu finden, meist als Gewölbeschlußstein oder Mauerverzierung.)
--
pilli
biete ich Erich Fried an:
"Alte Andacht"
Damit ich deinen Schoß
besser liebkosen kann
hast du ihn offengehalten
mit zwei Fingern
wie Ischtar und Lilith
und wie die steinerne oder
hölzerne Sheela
in alten irischen Kirchen
die ich früher erstaunt vor Augen sah.
aber wenn ich jetzt
mit geschlossenen Augen
zurückzuschauen versuche
sehe ich keine Gottheit
nur immer dich
wie du
dich mir gezeigt hast
schöner als jede Gottheit
aus Holz
oder Stein.
...
(Fußnote aus dem Buch "Wie ich mich verzehre" von Erich Fried; Verlag Klaus Walgenbach; Seite 55:
Sheela oder Sheela-i-gig. Abbild einer archaischen Erdmutter oder Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin, die ihren Schoß weit offen hält. In alten irischen und manchmal nordenglischen Kirchen zu finden, meist als Gewölbeschlußstein oder Mauerverzierung.)
--
pilli
Re: Erotische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.. nein, kein neuer Fried:
Es gibt zwar nachgeahmte "Sheelas" - hier aber eine alte Dame.
Eigenartig, dass das pornoprafische Motiv auch im Griechischen und im Persischen existierte; garantiert von "künstlerisch" interessierten Männern verfasst bzw. in Stein gesetzt.
Erich Fried tut das ja auch... so; obwohl ich seine Absicht nicht für obszön halte.
--
elfenbein
Es gibt zwar nachgeahmte "Sheelas" - hier aber eine alte Dame.
Eigenartig, dass das pornoprafische Motiv auch im Griechischen und im Persischen existierte; garantiert von "künstlerisch" interessierten Männern verfasst bzw. in Stein gesetzt.
Erich Fried tut das ja auch... so; obwohl ich seine Absicht nicht für obszön halte.
--
elfenbein
pilli und elfenbein,
Dank Euch für die "archaische alte Dame".
Etwas jünger ist das hier:
Max Dauthendey
Nie war die eine Liebesnacht
in deinem Schoß
der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht
In deinem Schoß der andern gleich,
Dein Leib ist ein Septembermond
An immer neuen Früchten reich.
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
--
enigma
Dank Euch für die "archaische alte Dame".
Etwas jünger ist das hier:
Max Dauthendey
Nie war die eine Liebesnacht
in deinem Schoß
der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht
In deinem Schoß der andern gleich,
Dein Leib ist ein Septembermond
An immer neuen Früchten reich.
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
--
enigma
Re: Erotische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Rolf Haufs:
Ein für allemal
Schlag dir die Liebe aus dem Kopf
Das wird nichts mehr
Die kranke Phantasie
Das Omega
Da liegt noch ein ungeöffneter Brief
Die künstlichen Blumen lassen
Die Köpfe hängen. In der Schublade
Ein Bär, der dir abends die Schuhe auszieht
Mach weiter so
Die Lebenden flüstern dich in die Erde
*
(In: Jahrbuch der Lyrik 2005; Hrsg. von Christoph Buchwald u. Michael Lentz; C. H. Beck Verlag 2004; © Rolf Haufs)
Vgl.:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lyrikkalender/624858
*
Aber auch das Gegenteil ist wahr:
N.N.:
Für immer und wieder einmal
Schlag mir die Liebe
In Leib&Seele
Das wird was
Je öfter du daneben haust
Die kranke
Übung macht
den Meister
Da schreibt sich ein Brief
selber zeichnet
Tausendschön aufs Kuvert
Marken, die mutig die
Köpfe von morgen präsentieren:
Horst oder Helmut oder Hannelore oder Angela,
wer weiß
Neben dem Kissen zum Küssen:
Kurt oder Knut,
die uns um 20 Uhr
die Schuhe ausziehen.
Wir machen weiter so
Die Liebenden
flüs
tern
ihre ei
genen
Ge
Dichte.
--
elfenbein
Ein für allemal
Schlag dir die Liebe aus dem Kopf
Das wird nichts mehr
Die kranke Phantasie
Das Omega
Da liegt noch ein ungeöffneter Brief
Die künstlichen Blumen lassen
Die Köpfe hängen. In der Schublade
Ein Bär, der dir abends die Schuhe auszieht
Mach weiter so
Die Lebenden flüstern dich in die Erde
*
(In: Jahrbuch der Lyrik 2005; Hrsg. von Christoph Buchwald u. Michael Lentz; C. H. Beck Verlag 2004; © Rolf Haufs)
Vgl.:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lyrikkalender/624858
*
Aber auch das Gegenteil ist wahr:
N.N.:
Für immer und wieder einmal
Schlag mir die Liebe
In Leib&Seele
Das wird was
Je öfter du daneben haust
Die kranke
Übung macht
den Meister
Da schreibt sich ein Brief
selber zeichnet
Tausendschön aufs Kuvert
Marken, die mutig die
Köpfe von morgen präsentieren:
Horst oder Helmut oder Hannelore oder Angela,
wer weiß
Neben dem Kissen zum Küssen:
Kurt oder Knut,
die uns um 20 Uhr
die Schuhe ausziehen.
Wir machen weiter so
Die Liebenden
flüs
tern
ihre ei
genen
Ge
Dichte.
--
elfenbein
Re: Erotische Gedichte
..... Die Liebenden flüstern ihre eigenen Gedichte ....
ja und hoffentlich auch noch in tausend Jahren.
Da im Gezweig die Abendfrühe flaumte,
kamst du daher mit deinem weichen Gang.
Und schicktest dunkle, wimperübersaumte
wortlose Reden durch den Gartengang.
Von Düften voll im halbgezogenen Kreise
war vor dir her das schwanke Laub erregt.
Am Busche weilte, müde seiner Reise,
ein später Falter blaß und unbewegt.
Da fiel dein Schatten über meine Schwelle
und mischte sich mit meinem tiefen Flur.
Du, die mir innewohnt, du Dunkle, Helle,
durch meines Lebens Haus weht deine Spur.
(Urs Martin Strub)
Medea.
ja und hoffentlich auch noch in tausend Jahren.
Da im Gezweig die Abendfrühe flaumte,
kamst du daher mit deinem weichen Gang.
Und schicktest dunkle, wimperübersaumte
wortlose Reden durch den Gartengang.
Von Düften voll im halbgezogenen Kreise
war vor dir her das schwanke Laub erregt.
Am Busche weilte, müde seiner Reise,
ein später Falter blaß und unbewegt.
Da fiel dein Schatten über meine Schwelle
und mischte sich mit meinem tiefen Flur.
Du, die mir innewohnt, du Dunkle, Helle,
durch meines Lebens Haus weht deine Spur.
(Urs Martin Strub)
Medea.