Literatur Erotische Gedichte
immer wieder schön, was man so findet ......
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Adagio con brio
Dies aber macht mir vielen Kummer:
Wenn du dich gabst,
Wenn du, verehrte dolle Nummer,
Mich schweigend labst –
Dass dann trotz deiner Erzroutine,
Trotz Witz und Trick,
Trotz der monströs beherrschten Miene,
Trotz halbem Blick-:
Dass du – bei deines Busens Knöpfen! –
Mir doch entfliehst.
Ich kann dich niemals ganz erschöpfen,
Wenn du genießt.
Umsonst. Ich hab dich nicht gefunden.
Komm! Halt mich fest!
Ich liebe nach all den wilden Stunden
Den kleinen Rest.
Noch einmal denn! Vielleicht blüht morgen
Der alte Stamm.
Sonst aber hab ich keine Sorgen!
Grüß Gott, Madame
--
angelottchen
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Adagio con brio
Dies aber macht mir vielen Kummer:
Wenn du dich gabst,
Wenn du, verehrte dolle Nummer,
Mich schweigend labst –
Dass dann trotz deiner Erzroutine,
Trotz Witz und Trick,
Trotz der monströs beherrschten Miene,
Trotz halbem Blick-:
Dass du – bei deines Busens Knöpfen! –
Mir doch entfliehst.
Ich kann dich niemals ganz erschöpfen,
Wenn du genießt.
Umsonst. Ich hab dich nicht gefunden.
Komm! Halt mich fest!
Ich liebe nach all den wilden Stunden
Den kleinen Rest.
Noch einmal denn! Vielleicht blüht morgen
Der alte Stamm.
Sonst aber hab ich keine Sorgen!
Grüß Gott, Madame
--
angelottchen
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Hochzeitlied
Im Schlafgemach, entfernt vom Feste,
Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
Daß nicht die List mutwill'ger Gäste
Des Brautbetts Frieden untergräbt.
Es blinkt mit mystisch heil'gem Schimmer
Vor ihm der Flammen blasses Gold;
Ein Weihrauchwirbel füllt das Zimmer,
Damit ihr recht genießen sollt.
Wie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
Der deiner Gäste Lärm verjagt;
Wie glühst du nach dem schönen Munde,
Der bald verstummt und nichts versagt.
Du eilst, um alles zu vollenden,
Mit ihr ins Heiligtum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.
Wie bebt von deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht.
Schnell hilft dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.
--
angelottchen
Hochzeitlied
Im Schlafgemach, entfernt vom Feste,
Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
Daß nicht die List mutwill'ger Gäste
Des Brautbetts Frieden untergräbt.
Es blinkt mit mystisch heil'gem Schimmer
Vor ihm der Flammen blasses Gold;
Ein Weihrauchwirbel füllt das Zimmer,
Damit ihr recht genießen sollt.
Wie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
Der deiner Gäste Lärm verjagt;
Wie glühst du nach dem schönen Munde,
Der bald verstummt und nichts versagt.
Du eilst, um alles zu vollenden,
Mit ihr ins Heiligtum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.
Wie bebt von deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht.
Schnell hilft dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.
--
angelottchen
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
Der himmel pflantzet mein gelücke...
Der himmel pflantzet mein gelücke/
Er lacht mich freundlich an durch tausend holde blicke/
Er macht aus winter frühlings-zeit/
Er wirckt mir selber zeug zu einem feyer-kleide/
Ich bin von boy und flohr befreyt/
Und meine wolle wird zur seide.
Ich kan den port itzt recht erreichen/
Und darff nicht um das haupt der leeren hoffnung streichen/
Mein ancker sinckt in süsse ruh/
Dein auge hat mir selbst ein leit-stern werden müssen/
Ja/ mein gelobtes land bist du/
Laß mich das vorgebürge küssen.
Schlag doch nicht mehr die augen nieder/
Ist denn mein reiner schertz/ Rosette/ dir zuwider?
Ich bin dir ja nicht unbekandt/
Du kennest mein gesicht/ und auch mein treues hertze/
Drum glaube/ daß der liebe brand
Sich stärcket zwischen freud und schertze.
Wilst du dich der natur entreissen?
Diß kan die tugend selbst nicht eine tugend heissen/
Das schöne blumwerck deiner brust
Ist nicht vor dich allein auff diese welt gebohren/
Es hat es auch zu meiner lust
Des himmels ausspruch außerkohren.
Du must in dir nicht selbst verwesen/
Laß mich um deinen mund die zucker-rosen lesen
Durch einen unverwehrten kuß/
Laß doch den süssen thau auff meine lippen rinnen/
Daß durch verliebten überfluß
Die geister selbst sich küssen können.
--
angelottchen
Der himmel pflantzet mein gelücke...
Der himmel pflantzet mein gelücke/
Er lacht mich freundlich an durch tausend holde blicke/
Er macht aus winter frühlings-zeit/
Er wirckt mir selber zeug zu einem feyer-kleide/
Ich bin von boy und flohr befreyt/
Und meine wolle wird zur seide.
Ich kan den port itzt recht erreichen/
Und darff nicht um das haupt der leeren hoffnung streichen/
Mein ancker sinckt in süsse ruh/
Dein auge hat mir selbst ein leit-stern werden müssen/
Ja/ mein gelobtes land bist du/
Laß mich das vorgebürge küssen.
Schlag doch nicht mehr die augen nieder/
Ist denn mein reiner schertz/ Rosette/ dir zuwider?
Ich bin dir ja nicht unbekandt/
Du kennest mein gesicht/ und auch mein treues hertze/
Drum glaube/ daß der liebe brand
Sich stärcket zwischen freud und schertze.
Wilst du dich der natur entreissen?
Diß kan die tugend selbst nicht eine tugend heissen/
Das schöne blumwerck deiner brust
Ist nicht vor dich allein auff diese welt gebohren/
Es hat es auch zu meiner lust
Des himmels ausspruch außerkohren.
Du must in dir nicht selbst verwesen/
Laß mich um deinen mund die zucker-rosen lesen
Durch einen unverwehrten kuß/
Laß doch den süssen thau auff meine lippen rinnen/
Daß durch verliebten überfluß
Die geister selbst sich küssen können.
--
angelottchen
Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Das will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
Im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei,
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Villon, François (1431-1464)
--
eleonore
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Das will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
Im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei,
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Villon, François (1431-1464)
--
eleonore
da darf der altmeister doch nicht fehlen:
Eduard Mörike
Nimmersatte Liebe
So ist die Lieb! So ist die Lieb!
Mit Küssen nicht zu stillen:
Wer ist der Tor und will ein Sieb
Mit eitel Wasser füllen?
Und schöpfst du an die tausend Jahr,
Und küssest ewig, ewig gar,
Du tust ihr nie zu Willen.
Die Lieb, die Lieb hat alle Stund
Neu wunderlich Gelüsten;
Wir bissen uns die Lippen wund,
Da wir uns heute küßten.
Das Mädchen hielt in guter Ruh,
Wie's Lämmlein unterm Messer;
Ihr Auge bat: nur immer zu,
je weher, desto besser!
So ist die Lieb, und war auch so,
Wie lang es Liebe gibt,
Und anders hat Herr Salomo,
Der Weise, nicht geliebt.
--
pilli
Eduard Mörike
Nimmersatte Liebe
So ist die Lieb! So ist die Lieb!
Mit Küssen nicht zu stillen:
Wer ist der Tor und will ein Sieb
Mit eitel Wasser füllen?
Und schöpfst du an die tausend Jahr,
Und küssest ewig, ewig gar,
Du tust ihr nie zu Willen.
Die Lieb, die Lieb hat alle Stund
Neu wunderlich Gelüsten;
Wir bissen uns die Lippen wund,
Da wir uns heute küßten.
Das Mädchen hielt in guter Ruh,
Wie's Lämmlein unterm Messer;
Ihr Auge bat: nur immer zu,
je weher, desto besser!
So ist die Lieb, und war auch so,
Wie lang es Liebe gibt,
Und anders hat Herr Salomo,
Der Weise, nicht geliebt.
--
pilli
DUETT IM BETT
SIE:
Worte,
Worte,
nichts als
Worte.
ER:
Wenn das Worte
waren, die wir
zwischen diesen
Laken tauschten,
frag ich mich denn
doch, mein Liebling:
Was verstehst du
unter Taten?
SIE:
Laken, Liebling, Taten -
Worte, nichts als Worte!
ER:
Lauter Worte, zugegeben,
Worte aber, denen Taten
deshalb nicht zu folgen haben,
da sie selber Taten folgen,
diese dergestalt verlängernd,
dass die Süße unsrer Taten
aufbewahrt in schönem Wort bleibt,
bis ans Ende unserer Tage.
SIE:
Sag mal ehrlich: Bist du noch zu retten?
Redest hier vom Ende unsrer Tage,
dabei hat die erste unsrer Nächte
kaum begonnen, Schatzi, also rühr dich!
ER:
Grade wollte ich die Weichheit
deines warmen Leibs besingen,
wollte dich in höchsten Tönen
als der Weiber schönstes preisen,
wußte schon die unerhörten
Bilder, die dich feiern sollten,
da zerstörst du deinen Nachruhm
mit dem schnöden Satze: Rühr dich.
SIE:
Weichheit, Bilder, Nachruhm -
Worte, nichts als Worte!
ER:
Weißt du andres
nicht zu sagen
als dein "Worte,
nichts als Worte"?
Dann sag ich dir:
Hüte deine
Zunge, Liebling,
sonst passiert was.
SIE:
Worte,
Worte,
nichts - na
endlich!
Robert Gernhardt
Aus: Gesammelte Gedichte 1954-2004
--
enigma
SIE:
Worte,
Worte,
nichts als
Worte.
ER:
Wenn das Worte
waren, die wir
zwischen diesen
Laken tauschten,
frag ich mich denn
doch, mein Liebling:
Was verstehst du
unter Taten?
SIE:
Laken, Liebling, Taten -
Worte, nichts als Worte!
ER:
Lauter Worte, zugegeben,
Worte aber, denen Taten
deshalb nicht zu folgen haben,
da sie selber Taten folgen,
diese dergestalt verlängernd,
dass die Süße unsrer Taten
aufbewahrt in schönem Wort bleibt,
bis ans Ende unserer Tage.
SIE:
Sag mal ehrlich: Bist du noch zu retten?
Redest hier vom Ende unsrer Tage,
dabei hat die erste unsrer Nächte
kaum begonnen, Schatzi, also rühr dich!
ER:
Grade wollte ich die Weichheit
deines warmen Leibs besingen,
wollte dich in höchsten Tönen
als der Weiber schönstes preisen,
wußte schon die unerhörten
Bilder, die dich feiern sollten,
da zerstörst du deinen Nachruhm
mit dem schnöden Satze: Rühr dich.
SIE:
Weichheit, Bilder, Nachruhm -
Worte, nichts als Worte!
ER:
Weißt du andres
nicht zu sagen
als dein "Worte,
nichts als Worte"?
Dann sag ich dir:
Hüte deine
Zunge, Liebling,
sonst passiert was.
SIE:
Worte,
Worte,
nichts - na
endlich!
Robert Gernhardt
Aus: Gesammelte Gedichte 1954-2004
--
enigma
Aus einem Liebesbrief: (Verfasser unbekannt)
Eben habe ich von Dir geträumt, etwas Schönes habe ich geträumt. Davon bin ich aufgewacht, bin davon noch voller Erregung und schreibe Dir, wie gerne ich jetzt bei Dir wäre, um Sehnsüchte zu stillen.
Ich möchte Dich beglücken und meine eigenen Wünsche auch bei Dir finden. In Dir atemlos versinken in die Tiefe des erzitterden Schoßes. Den habe ich geschaut, eine verlockende Einladung, feuchte Wärme zu erfahren, in begehrlicher Erwartung. ....
Medea.
Eben habe ich von Dir geträumt, etwas Schönes habe ich geträumt. Davon bin ich aufgewacht, bin davon noch voller Erregung und schreibe Dir, wie gerne ich jetzt bei Dir wäre, um Sehnsüchte zu stillen.
Ich möchte Dich beglücken und meine eigenen Wünsche auch bei Dir finden. In Dir atemlos versinken in die Tiefe des erzitterden Schoßes. Den habe ich geschaut, eine verlockende Einladung, feuchte Wärme zu erfahren, in begehrlicher Erwartung. ....
Medea.
Heinrich Heine (1797-1856)
Diese schönen Gliedermassen...
Diese schönen Gliedermassen
Kolossaler Weiblichkeit
Sind jetzt, ohne Widerstreit,
Meinen Wünschen überlassen.
Wär ich, leidenschaftentzügelt,
Eigenkräftig ihr genaht,
Ich bereute solche Tat!
Ja, sie hätte mich geprügelt.
Welcher Busen, Hals und Kehle!
(Höher seh ich nicht genau.)
Eh' ich ihr mich anvertrau,
Gott empfehl ich meine Seele.
--
angelottchen
Diese schönen Gliedermassen...
Diese schönen Gliedermassen
Kolossaler Weiblichkeit
Sind jetzt, ohne Widerstreit,
Meinen Wünschen überlassen.
Wär ich, leidenschaftentzügelt,
Eigenkräftig ihr genaht,
Ich bereute solche Tat!
Ja, sie hätte mich geprügelt.
Welcher Busen, Hals und Kehle!
(Höher seh ich nicht genau.)
Eh' ich ihr mich anvertrau,
Gott empfehl ich meine Seele.
--
angelottchen
Charles Baudelaire (1821-1867)
Die Riesin
Zur Zeit, als die Natur, von wilder Kraft durchdrungen,
Gewaltge Kinder trug, hätt ich nach meinem Sinn
Bei einer Riesin gern gelebt, bei einer jungen,
Wie eine Katze streicht um eine Königin.
Wie Leib und Seele ihr bei grimmem Spiel erblühten
Und wuchsen, hätt ich gern erschaut von Anbeginn,
Erspäht, wie in der Brust ihr finstre Flammen glühten
Und Nebel traumhaft zog durch ihre Augen hin.
Mit Muße hätte ich erforscht die prächtgen Glieder,
Gestiegen wäre ich die stolzen Kniee nieder,
Und oft im Sommer, wann der Sonnen kranker Strahl
Sie müde hingestreckt quer durch die weiten Wiesen,
Hätt ich geschlummert in der Brüste Schattental,
Gleich wie ein friedlich Dorf am Fuß von Bergesriesen
--
angelottchen
Die Riesin
Zur Zeit, als die Natur, von wilder Kraft durchdrungen,
Gewaltge Kinder trug, hätt ich nach meinem Sinn
Bei einer Riesin gern gelebt, bei einer jungen,
Wie eine Katze streicht um eine Königin.
Wie Leib und Seele ihr bei grimmem Spiel erblühten
Und wuchsen, hätt ich gern erschaut von Anbeginn,
Erspäht, wie in der Brust ihr finstre Flammen glühten
Und Nebel traumhaft zog durch ihre Augen hin.
Mit Muße hätte ich erforscht die prächtgen Glieder,
Gestiegen wäre ich die stolzen Kniee nieder,
Und oft im Sommer, wann der Sonnen kranker Strahl
Sie müde hingestreckt quer durch die weiten Wiesen,
Hätt ich geschlummert in der Brüste Schattental,
Gleich wie ein friedlich Dorf am Fuß von Bergesriesen
--
angelottchen
Heinrich Heine
Ein Weib
Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bett und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte -
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.
Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.
--
eleonore
Ein Weib
Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bett und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte -
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.
Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.
--
eleonore