Literatur Erotische Gedichte
Ein Liebesgedicht
Jüngling:
Die Eine, die Geliebte, die ohne ihres Gleichen,
sie ist schöner als jede Frau!
Schau, sie ist wie der Stern, der aufgeht
zu Beginn eines glücklichen Jahres.
Leuchtend vor Tugend, glänzend an Aussehen,
beide Augen blicken so klar.
Bezaubernd sind ihre Lippen beim Sprechen,
sie sagt kein Wort zuviel.
Sie ist hoch gewachsen, mit herrlicher Brust,
wie echter Lapislazuli ihr Haar.
Ihre Arme sind schöner als Gold
und ihre Finger wie Knospen des Lotus.
Weich gerundet die Hüften und schmal die Taille,
und ihre Schenkel tragen das Schönste.
Edel ist ihr Gang, wenn sie schreitet.
Durch ihren Gruß stiehlt sie mein Herz.
Sie zwingt die Hälse aller Männer
sich umzudrehen, um sie anzuschauen.
In Wonne gerät jeder, den sie berührt,
er fühlt sich als erster unter den in Liebe Entbrannten.
Tritt sie aus dem Haus, so ist es
als erblicke man jene Göttin, die Eine!
Mädchen:
Die Stimme des Geliebten verwirrt mein Herz,
sie hat mich mit Krankheit geschlagen.
Er wohnt ganz nahe am Haus meiner Mutter,
doch wie an ihn zu gelangen, das weiß ich nicht.
Gut wäre es, wenn meine Mutter mir sagte:
"Hör endlich auf, ihn anzusehen!"
Mein Herz weigert sich ja, an ihn zu denken
und doch hält Liebe zu ihm mich gepackt.
Er hat kein Herz!
Aber bin ich nicht genauso wie er?
Er weiß nichts von meiner Sehnsucht, ihn zu umarmen,
sonst würde er zu meiner Mutter schicken!
Oh mein Geliebter, wäre ich dir nur anbefohlen,
von der goldenen Göttin der Frauen!
Komm doch zu mir, dass ich deine Schönheit schaue
und Vater und Mutter sich freuen!
Alle Menschen zusammen sollen dich preisen,
ja, sie jubeln dir zu, o mein Geliebter.
Mädchen:
Mein Herz schlägt schneller
denk ich an meine Liebe zu dir,
es will nicht, dass ich herumgehe wie ein Mensch!
Es pocht auf seinem Platze.
Es lässt nicht zu, dass ich ein Kleid anlege,
meinen Fächer darf ich nicht nehmen.
Meine Augen kann ich nicht schminken,
auch salben darf ich mich nicht.
"Verweile nicht, du kommst zum Ziel!"
Sagt es zu mir, so oft ich an ihn denke.
Oh mein Herz, mach mir keinen Kummer.
Warum nur willst du mir Sorgen bereiten?
Ruhig, der Geliebte wird kommen zu dir,
dazu aber auch die Blicke der Menschen.
Lass die Leute nicht über mich lästern:
"Ein Weib, das der Liebe verfiel!
Bleibe stark, so oft du an ihn denkst,
mein Herz, schlag nicht so heftig!
Jüngling:
Die goldene Göttin bete ich an, ich preise ihre Majestät!
Ich rühme die Herrin des Himmels!
Jubel gebe ich Hathor,
Ruhm sei der Gebieterin!
Ich flehte zu ihr und mein Bitten hat sie erhört!
Sie schickte mir meine Herrin.
Von selbst ist sie gekommen, um mich zu sehen.
O wie groß ist das, was mir geschah!
Ich jubelte, Freude ergriff mich, groß fühlte ich mich,
als es hieß: "siehe, sie ist da!"
Schau, als sie kam, verbeugten sich die Jünglinge,
weil die Liebe zu ihr so mächtig war.
Meiner Göttin machte ich ein Gelübte,
damit sie mir die Geliebte gewährte.
Drei volle Tage sind vergangen,
seit ich sie bat bei ihrem Namen.
Aber meine Geliebte verließ mich vor fünf Tagen.
Mädchen:
Ich wollte vorübergehen, ganz nahe bei seinem Haus,
da fand ich dessen Tür offen.
An der Seite seiner Mutter steht der Geliebte da,
und seine Geschwister sind alle bei ihm.
Und die Herzen aller, die vorübergehen,
packt die Liebe zu ihm,
er ist ein vortrefflicher Jüngling, es gibt keinen Gleichen!
Ein Geliebter von erwähltem Charakter.
Da ich vorbeigehe, schaut er mich an,
ich juble in meinem Inneren.
Oh, wie froh ist mein Herz vor Freude,
Geliebter, seit ich dich sah.
Oh, dass doch meine Mutter mein Herz kenne,
oder dass sie es bald durchschaue!
O du Goldene, gib es doch in ihr Herz,
dann eile ich zu meinem Geliebten.
Ich küsse ihn vor den Seinen,
ich schäme mich nicht vor den Leuten,
ich freue mich über ihren Neid,
weil du mich kennst!
Meiner Göttin bereite ich ein Fest!
Mein Herz schlägt gar heftig und möchte zerspringen,
weil ich den Geliebten schaue in dieser herrlichen Nacht,
wie schade, dass sie vorübergeht.
Jüngling:
Sieben Tage habe ich die Geliebte nicht gesehen,
da hat mich Krankheit befallen.
Meine Glieder sind schwer,
und ich vernachlässige meinen Leib.
Wenn die Ärzte zu mir kommen,
ist mein Herz nicht zufrieden mit ihren Künsten
und auch Magier finden keinen Ausweg,
denn mein Leiden wird nicht erkannt.
Doch sagt man zu mir: "Jetzt ist sie da!", so bin ich belebt.
Ihr Name richtet mich auf.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
belebt mein Herz.
Besser als Heilmittel ist für mich die Geliebte.
Sie ist mir mehr als Arznei.
Ihr Eintritt von draußen ist mein Amulett,
und wenn ich sie sehe, dann bin ich gesund.
Öffnet sie ihre Augen, dann ist mein Leib jung.
Spricht sie, dann werde ich stark.
Umarme ich sie, verjagt sie mein Übel.
Aber sie verließ mich vor sieben Tagen.
Aus "Sprüche der großen Herzensfreude" aus dem Papyrus Chester Beatty - "Der Zyklus der sieben Stanzen" (die dritte Strophe ist hier nicht wiedergegeben)
nach Hermann A. Schlögl
--
enigma
Jüngling:
Die Eine, die Geliebte, die ohne ihres Gleichen,
sie ist schöner als jede Frau!
Schau, sie ist wie der Stern, der aufgeht
zu Beginn eines glücklichen Jahres.
Leuchtend vor Tugend, glänzend an Aussehen,
beide Augen blicken so klar.
Bezaubernd sind ihre Lippen beim Sprechen,
sie sagt kein Wort zuviel.
Sie ist hoch gewachsen, mit herrlicher Brust,
wie echter Lapislazuli ihr Haar.
Ihre Arme sind schöner als Gold
und ihre Finger wie Knospen des Lotus.
Weich gerundet die Hüften und schmal die Taille,
und ihre Schenkel tragen das Schönste.
Edel ist ihr Gang, wenn sie schreitet.
Durch ihren Gruß stiehlt sie mein Herz.
Sie zwingt die Hälse aller Männer
sich umzudrehen, um sie anzuschauen.
In Wonne gerät jeder, den sie berührt,
er fühlt sich als erster unter den in Liebe Entbrannten.
Tritt sie aus dem Haus, so ist es
als erblicke man jene Göttin, die Eine!
Mädchen:
Die Stimme des Geliebten verwirrt mein Herz,
sie hat mich mit Krankheit geschlagen.
Er wohnt ganz nahe am Haus meiner Mutter,
doch wie an ihn zu gelangen, das weiß ich nicht.
Gut wäre es, wenn meine Mutter mir sagte:
"Hör endlich auf, ihn anzusehen!"
Mein Herz weigert sich ja, an ihn zu denken
und doch hält Liebe zu ihm mich gepackt.
Er hat kein Herz!
Aber bin ich nicht genauso wie er?
Er weiß nichts von meiner Sehnsucht, ihn zu umarmen,
sonst würde er zu meiner Mutter schicken!
Oh mein Geliebter, wäre ich dir nur anbefohlen,
von der goldenen Göttin der Frauen!
Komm doch zu mir, dass ich deine Schönheit schaue
und Vater und Mutter sich freuen!
Alle Menschen zusammen sollen dich preisen,
ja, sie jubeln dir zu, o mein Geliebter.
Mädchen:
Mein Herz schlägt schneller
denk ich an meine Liebe zu dir,
es will nicht, dass ich herumgehe wie ein Mensch!
Es pocht auf seinem Platze.
Es lässt nicht zu, dass ich ein Kleid anlege,
meinen Fächer darf ich nicht nehmen.
Meine Augen kann ich nicht schminken,
auch salben darf ich mich nicht.
"Verweile nicht, du kommst zum Ziel!"
Sagt es zu mir, so oft ich an ihn denke.
Oh mein Herz, mach mir keinen Kummer.
Warum nur willst du mir Sorgen bereiten?
Ruhig, der Geliebte wird kommen zu dir,
dazu aber auch die Blicke der Menschen.
Lass die Leute nicht über mich lästern:
"Ein Weib, das der Liebe verfiel!
Bleibe stark, so oft du an ihn denkst,
mein Herz, schlag nicht so heftig!
Jüngling:
Die goldene Göttin bete ich an, ich preise ihre Majestät!
Ich rühme die Herrin des Himmels!
Jubel gebe ich Hathor,
Ruhm sei der Gebieterin!
Ich flehte zu ihr und mein Bitten hat sie erhört!
Sie schickte mir meine Herrin.
Von selbst ist sie gekommen, um mich zu sehen.
O wie groß ist das, was mir geschah!
Ich jubelte, Freude ergriff mich, groß fühlte ich mich,
als es hieß: "siehe, sie ist da!"
Schau, als sie kam, verbeugten sich die Jünglinge,
weil die Liebe zu ihr so mächtig war.
Meiner Göttin machte ich ein Gelübte,
damit sie mir die Geliebte gewährte.
Drei volle Tage sind vergangen,
seit ich sie bat bei ihrem Namen.
Aber meine Geliebte verließ mich vor fünf Tagen.
Mädchen:
Ich wollte vorübergehen, ganz nahe bei seinem Haus,
da fand ich dessen Tür offen.
An der Seite seiner Mutter steht der Geliebte da,
und seine Geschwister sind alle bei ihm.
Und die Herzen aller, die vorübergehen,
packt die Liebe zu ihm,
er ist ein vortrefflicher Jüngling, es gibt keinen Gleichen!
Ein Geliebter von erwähltem Charakter.
Da ich vorbeigehe, schaut er mich an,
ich juble in meinem Inneren.
Oh, wie froh ist mein Herz vor Freude,
Geliebter, seit ich dich sah.
Oh, dass doch meine Mutter mein Herz kenne,
oder dass sie es bald durchschaue!
O du Goldene, gib es doch in ihr Herz,
dann eile ich zu meinem Geliebten.
Ich küsse ihn vor den Seinen,
ich schäme mich nicht vor den Leuten,
ich freue mich über ihren Neid,
weil du mich kennst!
Meiner Göttin bereite ich ein Fest!
Mein Herz schlägt gar heftig und möchte zerspringen,
weil ich den Geliebten schaue in dieser herrlichen Nacht,
wie schade, dass sie vorübergeht.
Jüngling:
Sieben Tage habe ich die Geliebte nicht gesehen,
da hat mich Krankheit befallen.
Meine Glieder sind schwer,
und ich vernachlässige meinen Leib.
Wenn die Ärzte zu mir kommen,
ist mein Herz nicht zufrieden mit ihren Künsten
und auch Magier finden keinen Ausweg,
denn mein Leiden wird nicht erkannt.
Doch sagt man zu mir: "Jetzt ist sie da!", so bin ich belebt.
Ihr Name richtet mich auf.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
belebt mein Herz.
Besser als Heilmittel ist für mich die Geliebte.
Sie ist mir mehr als Arznei.
Ihr Eintritt von draußen ist mein Amulett,
und wenn ich sie sehe, dann bin ich gesund.
Öffnet sie ihre Augen, dann ist mein Leib jung.
Spricht sie, dann werde ich stark.
Umarme ich sie, verjagt sie mein Übel.
Aber sie verließ mich vor sieben Tagen.
Aus "Sprüche der großen Herzensfreude" aus dem Papyrus Chester Beatty - "Der Zyklus der sieben Stanzen" (die dritte Strophe ist hier nicht wiedergegeben)
nach Hermann A. Schlögl
--
enigma
Danke für diesen atemberaubenden "Jubel" in der Frühe. Da klopft das Herz ja ganz laut...
Kann ich es trotzdem wagen, ausgerechnet die
Agnes Miegel
mit einem 8-Zeiler folgen zu lassen?
Repose
Sie legten an der kleinen Insel an
Und warfen sich ins Gras und sprachen beide
Von ihres Künstlerlebens Dornenbahn, -
Um ihre Stirnen strich die Uferweide.
Und langsam kam der Mittagshitze Bann
An grünen Zweigen sacht herabgestiegen -
Und sah sie groß mit goldnen Augen an,
Sie stockten beide, lächelten und schwiegen.
--
emma7
Der Achtzeiler löst den Jubel aber schön-ruhig ab (immer Jubel geht ja nicht).
Buchstäblich
Mein Tagebuch,
mein Nachtbuch.
Ich streichle deinen Rücken,
bemale dein Schulterblatt.
Ich öffne dich
mit hastigen Fingern.
Ich blättere in dir
bis zu der Stelle
der letzten Eintragung.
Ich liefere mich aus.
Mag kommen, was kommt.
Manfred Ach
--
enigma
Ach - das ist ja Seelenfutter für mindestens drei Monate?! Und das erste Wort im nächsten Gedicht:
Galathea
Ach, wie brenn' ich vor Verlangen, Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Wangen, weil sie so entzückend sind.
Wonne, die mir widerfahre, Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Haare, weil sie so verlockend sind.
Nimmer wehr mir, bis ich ende, Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Hände, weil sie so verlockend sind.
Ach, du ahnst nicht, wie ich glühe, Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Knie, weil sie so verlockend sind.
Und was tät ich nicht, du süße Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Füße, weil sie so verlockend sind.
Aber deinen Mund enthülle, Mädchen, meinen Küssen nie,
Denn in seiner Reize Fülle küsst ihn nur die Phantasie.
Von Frank Wedekind
(1864-1918)
--
emma7
Re: Erotische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Habe nur deine Lust - mein Freund, an seltnen Gaben
An eines Mädchens Brust - kannst du dich schwerlich laben.
Der hat sich wohl gesellt - wer Kunst und Weisheit liebt,
Der sich zu Mädchen hält - der ist nur stets betrübt.
Das ist vortrefflich schön - bei seinen Büchern sitzen
Den Jungfern nachzusehn - wird dir sehr wenig nützen.
Drum rat ich dir allein - die Künste fortzutreiben
Bei Schönen nur zu sein - das, rat ich dir, laß bleiben.
*
Ein seltener Eichendorff:
Ein Stammbuchvers, der, von links nach rechts und von oben nach unten gelesen, entgegengesetzte Ratschläge gibt.
--
elfenbein
Habe nur deine Lust - mein Freund, an seltnen Gaben
An eines Mädchens Brust - kannst du dich schwerlich laben.
Der hat sich wohl gesellt - wer Kunst und Weisheit liebt,
Der sich zu Mädchen hält - der ist nur stets betrübt.
Das ist vortrefflich schön - bei seinen Büchern sitzen
Den Jungfern nachzusehn - wird dir sehr wenig nützen.
Drum rat ich dir allein - die Künste fortzutreiben
Bei Schönen nur zu sein - das, rat ich dir, laß bleiben.
*
Ein seltener Eichendorff:
Ein Stammbuchvers, der, von links nach rechts und von oben nach unten gelesen, entgegengesetzte Ratschläge gibt.
--
elfenbein
Rote Nelke blüht im Garten,
Läßt verliebte Düfte glühen,
Will nicht schlafen, will nicht warten,
Einen Trieb nur hat die Nelke:
Rascher, heißer, wilder blühen!
Eine Flamme seh ich prangen,
Wind in ihre Röte rennen,
Und sie zittert vor Verlangen,
Einen Trieb nur hat die Flamme:
Rascher, rascher zu verbrennen!
Du in meinem Blute innen,
Liebe du, was soll dein Träumen?
Willst ja nicht in Tropfen rinnen,
Willst in Strömen, willst in Fluten
Dich vergeuden, dich verschäumen!
(Hermann Hesse)
--
emma7
Liebeslied für Euphemia
O Phemie: uns ist der Mond ein großes gelbes Tulpenbeet
(Es wälzen keuchend sich vom Horizonte Hollands taube Strahlen).
Vermischt sich Apfelmusgehirn mit Loderherz: kommt Eros viel zu spät
Und wir befinden uns weitaus am wohlsten in der Vertikalen.
Kioske öffneten sich rasch und Illustrierte schrillen.
Wir treiben Wucher mit dem Kinofilmband!
Wir liebten kilometerweise! Nach des Regisseures Willen!
Und jedes Pfundstück war uns neuer Akte Unterpfand.
Und Euphemie, wenn sentiment nicht mehr aktuell ist...
Dann fliehen wir nach Monte, Phemie: ich habe drei Systeme!
Du hast nur eins: du bringst die Kavaliere heeme.
Dann erbst du wohl das Doppelte, weil du so sexuell bist;
Ein Auto blüht uns und ein Landhaus: Abbazzia.
O Phemie: halt die Fleppen blank! Denk an die nächste Razzia!
(Ha Hu Baley)
Hugo Ball
(1886-1927)
--
enigma
O Phemie: uns ist der Mond ein großes gelbes Tulpenbeet
(Es wälzen keuchend sich vom Horizonte Hollands taube Strahlen).
Vermischt sich Apfelmusgehirn mit Loderherz: kommt Eros viel zu spät
Und wir befinden uns weitaus am wohlsten in der Vertikalen.
Kioske öffneten sich rasch und Illustrierte schrillen.
Wir treiben Wucher mit dem Kinofilmband!
Wir liebten kilometerweise! Nach des Regisseures Willen!
Und jedes Pfundstück war uns neuer Akte Unterpfand.
Und Euphemie, wenn sentiment nicht mehr aktuell ist...
Dann fliehen wir nach Monte, Phemie: ich habe drei Systeme!
Du hast nur eins: du bringst die Kavaliere heeme.
Dann erbst du wohl das Doppelte, weil du so sexuell bist;
Ein Auto blüht uns und ein Landhaus: Abbazzia.
O Phemie: halt die Fleppen blank! Denk an die nächste Razzia!
(Ha Hu Baley)
Hugo Ball
(1886-1927)
--
enigma
Gotthold Ephraim Lessing
Der über uns
Hans Steffen stieg bei Dämmerung (und kaum
konnt er vor Näschigkeit die Dämmerung erwarten)
in seines Edelmannes Garten
und plünderte den besten Apfelbaum.
Johann und Hanne konnten kaum
vor Liebesglut die Dämmerung erwarten
und schlichen sich in ebendiesen Garten
von ungefähr an ebendiesen Apfelbaum.
Hans Steffen, der im Winkel oben saß
und fleißig brach und aß,
ward mäuschenstill vor Wartung böser Dinge,
daß seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
Doch bald vernahm er unten Dinge,
worüber er der Furcht vergaß
und immer sachter weiteraß.
Johann warf Hannen in das Gras.
"O pfui!, rief Hanne, welcher Spaß!
Nicht doch, Johann! - Ei was?
O schäme dich! - Ein andermal - o laß -
O schäme dich! Hier ist es naß."
Naß oder nicht; was schadet das?
Es ist ja reines Gras.
Wie dies Gespräche weiterlief,
das weiß ich nicht. Wer braucht's zu wissen?
Sie stunden wieder auf, und Hanne seufzte tief:
"So, schöner Herr, heißt das bloß küssen?
Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen.
Sie könnten es uns so versüßen.
Wie grausam aber müssen
wir armen Mädchen öfters dafür büßen!
Wenn nun auch mir ein Unglück widerfährt! -
Ein Kind - ich zittre. - Wer ernährt
mir denn das Kind? Kannst Du es mir ernähren?"
"Ich?, sprach Johann, die Zeit mag's lehren.
Doch wird's auch nicht von mir ernährt:
Der über uns wird schon ernähren;
dem über uns vertrau."
'Dem über uns.' Dies hörte Steffen.
'Was', dachte er, 'will das Pack mich äffen?
Der über Ihnen? Ei, wie schlau!'
"Nein, schrie er, laßt euch andere Hoffnung laben!
Der über euch ist nicht so toll.
Wenn ich ein Bankbein nähren soll,
so will ich es auch selbst gedrechselt haben."
Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
das waren Hanne und Johann.
Doch gaben bei dem Edelmann
sie auch den Apfeldieb wohl an?
Ich glaube nicht, daß sie's getan.
Der über uns
Hans Steffen stieg bei Dämmerung (und kaum
konnt er vor Näschigkeit die Dämmerung erwarten)
in seines Edelmannes Garten
und plünderte den besten Apfelbaum.
Johann und Hanne konnten kaum
vor Liebesglut die Dämmerung erwarten
und schlichen sich in ebendiesen Garten
von ungefähr an ebendiesen Apfelbaum.
Hans Steffen, der im Winkel oben saß
und fleißig brach und aß,
ward mäuschenstill vor Wartung böser Dinge,
daß seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
Doch bald vernahm er unten Dinge,
worüber er der Furcht vergaß
und immer sachter weiteraß.
Johann warf Hannen in das Gras.
"O pfui!, rief Hanne, welcher Spaß!
Nicht doch, Johann! - Ei was?
O schäme dich! - Ein andermal - o laß -
O schäme dich! Hier ist es naß."
Naß oder nicht; was schadet das?
Es ist ja reines Gras.
Wie dies Gespräche weiterlief,
das weiß ich nicht. Wer braucht's zu wissen?
Sie stunden wieder auf, und Hanne seufzte tief:
"So, schöner Herr, heißt das bloß küssen?
Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen.
Sie könnten es uns so versüßen.
Wie grausam aber müssen
wir armen Mädchen öfters dafür büßen!
Wenn nun auch mir ein Unglück widerfährt! -
Ein Kind - ich zittre. - Wer ernährt
mir denn das Kind? Kannst Du es mir ernähren?"
"Ich?, sprach Johann, die Zeit mag's lehren.
Doch wird's auch nicht von mir ernährt:
Der über uns wird schon ernähren;
dem über uns vertrau."
'Dem über uns.' Dies hörte Steffen.
'Was', dachte er, 'will das Pack mich äffen?
Der über Ihnen? Ei, wie schlau!'
"Nein, schrie er, laßt euch andere Hoffnung laben!
Der über euch ist nicht so toll.
Wenn ich ein Bankbein nähren soll,
so will ich es auch selbst gedrechselt haben."
Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
das waren Hanne und Johann.
Doch gaben bei dem Edelmann
sie auch den Apfeldieb wohl an?
Ich glaube nicht, daß sie's getan.
Jiri Wolker
Der Verliebte
Ein Armer nähert sich.
Der Arme, der bin ich.
Fräulein, so reich an Lippen und Brüsten, was denken
Sie mir von Ihren verschlossenen Schätzen zu schenken?
Schmutz ist auf der Straße
und Hunger im Blut ist,
der Mensch braucht jemanden, dem er gut ist.
Ist er allein, verliert er sich in der Welt.
Ich bleibe hier stehn
und kann nimmer erstehn
ein Wort, das ich, Fräulein, in Ihre Hände
schlicht und ergeben legen könnte,
so wie die Mutter die Teller hingestellt
fürs Abendgericht.
Der Arme traut dem Reichen nicht.
Sie war so schön.
Sie sah mich und hat mich nicht angesehn.
Sie hatte schrecklich goldene Augen
wie zwei Goldschmiedauslagen,
die schrein
in die Straße der Bettler und Räuber hinein.
Deutsch von Franz Fühmann
--
enigma
Der Verliebte
Ein Armer nähert sich.
Der Arme, der bin ich.
Fräulein, so reich an Lippen und Brüsten, was denken
Sie mir von Ihren verschlossenen Schätzen zu schenken?
Schmutz ist auf der Straße
und Hunger im Blut ist,
der Mensch braucht jemanden, dem er gut ist.
Ist er allein, verliert er sich in der Welt.
Ich bleibe hier stehn
und kann nimmer erstehn
ein Wort, das ich, Fräulein, in Ihre Hände
schlicht und ergeben legen könnte,
so wie die Mutter die Teller hingestellt
fürs Abendgericht.
Der Arme traut dem Reichen nicht.
Sie war so schön.
Sie sah mich und hat mich nicht angesehn.
Sie hatte schrecklich goldene Augen
wie zwei Goldschmiedauslagen,
die schrein
in die Straße der Bettler und Räuber hinein.
Deutsch von Franz Fühmann
--
enigma
Oh, da flirrt aber gar lange nichts mehr ? )
Das Rosenband
Im Frühlingsschatten fand ich sie,
da band ich sie mit Rosenbändern:
Sie fühlt' es nicht und schlummerte.
Ich sah sie an; mein Leben hing
mit diesem Blick an ihrem Leben:
Ich fühlt es wohl und wußt es nicht.
Doch lispelt ich ihr sprachlos zu
und rauschte mit den Rosenbändern:
Da wachte sie vom Schlummer auf.
Sie sah mich an; ihr Leben hing
mit diesem Blick an meinem Leben,
und um uns wards Elysium.
Von Klopstock (1724 - 1803)
aus dem Reclam-Büchlein
"Lauter Lust wohin das Auge gafft"
--
emma7