Literatur Erotische Gedichte
Stefan Zweig
Die Zärtlichkeiten
Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten,
die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun,
weil hinter ihnen schon die anderen Stunden stehen
die sich wie Pfeile wuchtend in ds Leben baun.
Ein Duft sind sie, des Blutes flüchtigste Berührung,
ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand -
Sie knistern schon wie rote Funken der Verführung
Und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand.
Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben,
noch sanft und absichtslos und leise nur verwirrt.
Wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben,
Der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird.
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enigma
Die Zärtlichkeiten
Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten,
die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun,
weil hinter ihnen schon die anderen Stunden stehen
die sich wie Pfeile wuchtend in ds Leben baun.
Ein Duft sind sie, des Blutes flüchtigste Berührung,
ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand -
Sie knistern schon wie rote Funken der Verführung
Und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand.
Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben,
noch sanft und absichtslos und leise nur verwirrt.
Wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben,
Der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird.
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enigma
...Liebeslied
Gestern abend tanzte unser Blut
wir hatten es wieder einmal gut
lagen wie die Tiere
Haut an Haut
haben einander
den Herzschlag anvertraut
Schrein und Stummsein
aus Körper eine Tat
im Dickicht eines Jauchzens
steigen - fallen
fallen - steigen
wie Stürme Wolken teilen
und Himmel endlos scheint
so durften wir verweilen
wo Atem sich vereint.
Erika Pluhar (1982)
aus: Über Leben, Pluhar Lieder
und ihre Geschichten
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emma7
Eines Abends
Das Zimmer über der Bar
war das billigste, das wir finden konnten.
Das Fenster bot uns einen Blick
auf die schmutzige Gasse, im Hintergrund
lärmten die Handwerker bei ihren Kartenspielen.
Aber dort, auf dem schmalen Bett,
lag ja mein Leib der Liebe mit seinen vertrauten Lippen,
Lippen, so üppig, so blutrot vor Begehren,
dass ich selbst jetzt, da ich dies nach all den Jahren
hier im leeren Haus schreibe …
wieder trunken von ihnen bin.
Don Paterson
Aus:
Don Paterson: Weiß wie der Mond. Gedichte
Zweisprachige Ausgabe. Originaltitel: Landing Light.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens.
Luchterhand Verlag, München 2006, 176 Seiten, 16 Euro
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enigma
EIN LIEBESLIED
Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen .....
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Else Lasker-Schüler (1869-1945)
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eleonore
Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen .....
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Else Lasker-Schüler (1869-1945)
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eleonore
Ein Erwachen
Als ich dich das erste Mal sah
Angst dich zu berühren
Angst vor einem berstenden Vulkan
Die Angst verfliegt, sie schmilzt
mit dem Gefühl
du bist eine Frau wie ich
suchst Zärtlichkeit und dich
behutsam hilfst du mir aus meinem Schneckenhaus.
Dich fühlen ist ein Erstaunen, ein Erwachen
still liegen und dich einatmen
deine Wärme, die nichts will als mich wärmen
Stundenlang dich streicheln
Fingerspitzen wandern
über sanfte Hügel und Mulden
langsam erfahren und erfühlen sie dich und mich.
Dich fühlen ist ein Erstaunen...
(Text und Musik: Anka Hauter
aus: Schneewittchens Liederbuch)
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emma7
Ich hatte eigentlich nur an die Vielfalt bei dieser Sammlung gedacht, der ich die runden 100 wünsche...
Liebeslyrik aus dem alten Israel:
Das Lied der Lieder von Schelomo
(einst von Luther mit "Das Hohelied
Salomos" übersetzt)
VII
Horch! Mein Liebster,
sieh, da kommt er.
Springt über die Berge,
hüpft über die Hügel.
Mein Liebster gleicht einer Gazelle
oder dem Jungen der Hirsche.
Sieh, da steht er an unsrer Hauswand,
schaut zum Fenster herein,
späht durch die Gitter.
Hebt an mein Liebster, ruft mir zu:
Steh auf, meine Freundin,
meine Schöne, und komm!
Denn sieh, der Winter ist vergangen,
der Regen hat aufgehört, ist vorüber,
Blumen zeigen sich am Boden,
die Zeit des Singens ist gekommen,
der Ruf der Turteltaube ertönt in unserm Lande.
Der Feigenbaum setzte seine ersten Früchte an,
die Weinstöcke, ihre Blüten spenden Duft.
So steh auf, meine Freundin,
meine Schöne, und komm!
Mein Täubchen in des Felsens Spalten,
im Geheimnisvollen des Bergsteigs!
Laß mich sehen deine Gestalt,
laß mich hören deine Stimme!
Denn süß ist deine Stimme
und deine Gestalt schön.
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emma7
Hundert schaffen wir doch auf jeden Fall - wenn nicht mehr....
Ach, da ich bei dir saß,
So außer mir,
Und wußte mich so ganz in dir,
Wie hoch war das!
Der Seele tiefe Flut
War unbewußt
Des engen Ufers ihrer Brust.
Und wie sie überschwoll
Und in sich schlang
All deiner Seele Flutendrang,
War's selig grauenvoll,
Als schauerten vereint die Wogen bang;
Wie an dem Tag
Da Gottes Liebe webender Hauch
Über den dunkeln Wassern lag.
Paul Heyse
(1830-1914)
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enigma
Ach, da ich bei dir saß,
So außer mir,
Und wußte mich so ganz in dir,
Wie hoch war das!
Der Seele tiefe Flut
War unbewußt
Des engen Ufers ihrer Brust.
Und wie sie überschwoll
Und in sich schlang
All deiner Seele Flutendrang,
War's selig grauenvoll,
Als schauerten vereint die Wogen bang;
Wie an dem Tag
Da Gottes Liebe webender Hauch
Über den dunkeln Wassern lag.
Paul Heyse
(1830-1914)
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enigma
Ich hab' mich gerade "festgebissen" an Else
Lasker-Schüler (geweckt durch Eleonore):
Nachklänge
Auf den harten Linien
Meiner Siege
Laß ich meine späte Liebe tanzen.
Herzauf, seelehin,
Tanze, tanze meine späte Liebe,
Und ich lächle schwervergessene Lieder.
Und mein Blut beginnt zu wittern,
Sich zu sehnen
Und zu flattern.
Schon vor Sternzeiten
Wünschte ich mir diese blaue,
Helle, leuchteblaue Liebe.
Deine Augen singen
Schönheit,
Duftende....
Auf den harten Linien
Meiner Siege
Laß ich meine späte Liebe tanzen.
Und ich schwinge sie -
"Fangt auf ihr Rosenhimmel,
Auf und nieder!"
Tanze, tanze meine späte Liebe,
Herzab, seelehin -
Arglos über stille Tiefen....
Über mein bezwungenes Leben.
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emma7
Na, dann immer auf die hundert zu:
Love Song
Bist du am Ertrinken segle ich dir zur Hilfe
pack dich in meine Decke gieß dir Tee in die Tasse.
Bin ich ein Sheriff würd ich dich einriegeln
und dann deine Zelle von innen betrachten.
Bist du ein Vogel ich würd eine Platte brennen
und nachtlang nichts hören als deine hohen Triller.
Bin ich ein Sergeant ich schwörs du wärst ganz gerne
mein Rekrut und oh boy! würdest lieben den Drill.
Bist du Chinesin deine Sprache erlern ich,
ich würd Riechzeug abbrennen in spaßigen Kleidern.
Bist du ein Spiegel stürm ich rein zu den "Ladies"
dir die Nase zu pudern meinen Lippenstift leihen.
Und liebst du Vulkane wär ich gern die Lava
ström als endloser Strom ganz geheim nun ...
Und bist du meine Frau wär ich gern dein Lover
denn die Kirche will definitiv keine Scheidung.
Joseph Brodsky
Aus: Brief in die Oase. Hundert Gedichte
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enigma
Frühlingsliebe
Die Lerche sang, die Sonne schien,
Es färbte sich die Wiese grün,
Und braungeschwollne Keime
Verschönten Büsch und Bäume;
Da pflückt ich am bedornten See
Zum Strauß ihr, unter spätem Schnee,
Blau, rot und weißen Güldenklee.
Das Mägdlein nahm des Busens Zier
Und nickte freundlich Dank dafür.
Nur einzeln grünten noch im Hain
Die Buchen und die jungen Mai'n;
Und Kresse wankt' in hellen
Umblümten Wiesenquellen;
Auf kühlem Moose, weich und prall,
Am Buchbaum horchten wir dem Schall
Des Quelles und der Nachtigall.
Sie pflückte Moos, wo wir geruht,
Und kränzte sich den Schäferhut.
Wir gingen atmend Arm in Arm
Am Frühlingsabend still und warm,
Im Schatten grüner Schlehen
Uns Veilchen zu erspähen;
Rot schien der Himmel und das Meer;
Mit einmal strahlte groß und hehr
Der liebe volle Mond daher.
Das Mägdlein stand und ging und stand
Und drückte sprachlos mir die Hand.
Rotwangicht, leichtgekleidet saß
Sie neben mir auf Klee und Gras,
Wo ringsum helle Blüten
Der Apfelbäume glühten;
Ich schwieg; das Zittern meiner Hand
Und mein betränter Blick gestand
Dem Mägdelein, was mein Herz empfand.
Sie schwieg, und aller Wonn Erguß
Durchströmt' uns beid im ersten Kuß.
Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
--
emma7