Literatur DichterInnen und AutorInnen raten - Runde XII
Ich möcht das literarische Rätsel beleben. Es hat mir viel Spaß gemacht; auch wenn ich jetzt lange nicht mehr mitgespielt habe.
Ich biete den Anfang einer Erzählung, die im Berlin der 50er Jahre spielt; von einer Frau geschrieben, die selber keine Berlinerin ist. – Sie ist keine großartig bekannte, also Bestsellerin-Autorin und hält sich aus politischen Zusammenhängen und Diskussionen raus.
Wer nachfragt, bekommt Antwort; zum Schluss die Geschichte zu lesen.
Ich habe der Autorin nämlich Weihnachtsgrüße geschickt und sie gebeten zu erlauben, dass diese Story im Seniorentreff erscheinen darf.
Die Zimmersuche
Pickelmann hatte Vorschuß bekommen, in seiner rückwärtigen Hosentasche knisterten die Scheine, und in der Tasche seines Überrockes klimperte das Silber. Pickelmann war vergnügt, zu vergnügt jedenfalls, um gleich nach Hause an den Schwieloch-See zu fahren, wo er das ganze Jahr über wohnte. Er schlenderte durch die Stadt und hielt Ausschau, mit wem er den Vorschuß feiern könnte, den er heute von seinem Verleger erhalten hatte.
- Ich denke, Ihre Geschichten werden sich verkaufen lassen, hatte der Mann gesagt und nach der Kasse gegriffen. Pickelmann hatte geglaubt, Engelsmusik zu hören, ganz dumm vor Glück hatte er das Geld in Empfang genommen.
Und jetzt wollte er feiern und in würdiger Gesellschaft einen hinter die Binde gießen.
Würdige Gesellschaft! Pickelmann hatte so seine Vorstellung davon, was würdige Gesellschaft sei. Er pfiff was auf Familie und Verwandtschaft, er wollte seinesgleichen treffen, also Dichter und, wenn möglich, sogar einen besseren, als er selbst war. Denn - um die Wahrheit zu sagen - von sich selbst hielt Pickelmann nicht allzuviel, trotz Vorschuß und Verkäuflichkeit seiner Geschichten. Sie waren gut verwendbare Ware, lustige Histörchen mit einem kleinen Schuß pikanter Spannung. Aber im Grunde hätte Pickelmann viel lieber Gedichte geschrieben.
Pickelmann durchstreifte ein paar Lokale, ohne jemanden zu finden. Er wurde allmählich traurig, das Geld juckte ihn; es ist eine triste Sache, Geld im Sack und keime Seele zu haben, mit der man etwas davon verjubeln könnte.
Pickelmann wollte schon die Segel streichen und den Schlesischen Bahnhof ansteuern, um den Bummelzug in Richtung Schwieloch zu nehmen, da fiel ihm Bartleby ein, der alte Bartleby, der verlumpte Vagabund, der überall und nirgends war und sich, wie es hieß, ohne Quartier durchbrachte, sogar im Winter, wenn es Stein und Bein fror, und der trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schöne Gedichte schrieb, Gedichte, die sich zwar nicht verkaufen ließen, aber in einer kleinen auserlesenen Gesellschaft die Runde machten, auf Zettel geschrieben von Hand zu Hand wanderten, dann und wann auch zitiert wurden, geheimnisvoll tönende Verse, nicht ganz verständlich, doch darum nur um so schöner.
Pickelmann hatte sie bei einer solchen Gelegenheit gehört, ihm war eng ums Herz geworden dabei vor Kummer, daß er nie ein solches Gedicht machen würde, weil er eben Pickelmann und nur Pickelmann war.
Will sehen, ob ich Bartleby nicht finden kann! Pickelmann drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf die Suche.
(Forts. kann folgen.)
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longtime
Ich biete den Anfang einer Erzählung, die im Berlin der 50er Jahre spielt; von einer Frau geschrieben, die selber keine Berlinerin ist. – Sie ist keine großartig bekannte, also Bestsellerin-Autorin und hält sich aus politischen Zusammenhängen und Diskussionen raus.
Wer nachfragt, bekommt Antwort; zum Schluss die Geschichte zu lesen.
Ich habe der Autorin nämlich Weihnachtsgrüße geschickt und sie gebeten zu erlauben, dass diese Story im Seniorentreff erscheinen darf.
Die Zimmersuche
Pickelmann hatte Vorschuß bekommen, in seiner rückwärtigen Hosentasche knisterten die Scheine, und in der Tasche seines Überrockes klimperte das Silber. Pickelmann war vergnügt, zu vergnügt jedenfalls, um gleich nach Hause an den Schwieloch-See zu fahren, wo er das ganze Jahr über wohnte. Er schlenderte durch die Stadt und hielt Ausschau, mit wem er den Vorschuß feiern könnte, den er heute von seinem Verleger erhalten hatte.
- Ich denke, Ihre Geschichten werden sich verkaufen lassen, hatte der Mann gesagt und nach der Kasse gegriffen. Pickelmann hatte geglaubt, Engelsmusik zu hören, ganz dumm vor Glück hatte er das Geld in Empfang genommen.
Und jetzt wollte er feiern und in würdiger Gesellschaft einen hinter die Binde gießen.
Würdige Gesellschaft! Pickelmann hatte so seine Vorstellung davon, was würdige Gesellschaft sei. Er pfiff was auf Familie und Verwandtschaft, er wollte seinesgleichen treffen, also Dichter und, wenn möglich, sogar einen besseren, als er selbst war. Denn - um die Wahrheit zu sagen - von sich selbst hielt Pickelmann nicht allzuviel, trotz Vorschuß und Verkäuflichkeit seiner Geschichten. Sie waren gut verwendbare Ware, lustige Histörchen mit einem kleinen Schuß pikanter Spannung. Aber im Grunde hätte Pickelmann viel lieber Gedichte geschrieben.
Pickelmann durchstreifte ein paar Lokale, ohne jemanden zu finden. Er wurde allmählich traurig, das Geld juckte ihn; es ist eine triste Sache, Geld im Sack und keime Seele zu haben, mit der man etwas davon verjubeln könnte.
Pickelmann wollte schon die Segel streichen und den Schlesischen Bahnhof ansteuern, um den Bummelzug in Richtung Schwieloch zu nehmen, da fiel ihm Bartleby ein, der alte Bartleby, der verlumpte Vagabund, der überall und nirgends war und sich, wie es hieß, ohne Quartier durchbrachte, sogar im Winter, wenn es Stein und Bein fror, und der trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schöne Gedichte schrieb, Gedichte, die sich zwar nicht verkaufen ließen, aber in einer kleinen auserlesenen Gesellschaft die Runde machten, auf Zettel geschrieben von Hand zu Hand wanderten, dann und wann auch zitiert wurden, geheimnisvoll tönende Verse, nicht ganz verständlich, doch darum nur um so schöner.
Pickelmann hatte sie bei einer solchen Gelegenheit gehört, ihm war eng ums Herz geworden dabei vor Kummer, daß er nie ein solches Gedicht machen würde, weil er eben Pickelmann und nur Pickelmann war.
Will sehen, ob ich Bartleby nicht finden kann! Pickelmann drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf die Suche.
(Forts. kann folgen.)
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longtime
Dass in dieser Kurzgeschichte auf eines der literarisch wichtigsten Bücher der Moderne, auf Melvilles "Bartleby der Schreiber", angespielt wird, sei hier als Abschluss noch angemerkt.
Ich habe die Geschichte mit Erläuterungen anderswo eingestellt; wen's interessiert, der/die wird das finden.
Die Adresse erspare ich mir hier - wg. altbekannter "Findigkeiten".
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longtime
Ich habe die Geschichte mit Erläuterungen anderswo eingestellt; wen's interessiert, der/die wird das finden.
Die Adresse erspare ich mir hier - wg. altbekannter "Findigkeiten".
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longtime
Re: DichterInnen und AutorInnen raten - Runde XIII
Sollte sich mal wieder jemand finden etwas rein zusetzen.
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ika1
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ika1
Ok, ich habe denk ich mal was passendes:
Gesucht wird ein Autor, dem man oft beim Kinderbuchverlag Berlin (DDR) fand:
Eines Seiner Bücher dreht sich um den II. Weltkrieg
"Vier Jungen schwören bei ihrem Leben, dass nichts sie jemals trennen soll. Sie laufen von zuhause fort, um den Krieg zu erleben. Noch glauben sie ihren Verführern. Ein Jahr später kommt der Krieg in ihr Dorf..."
Startschuß: Loooos
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florianwilhelm18
Gesucht wird ein Autor, dem man oft beim Kinderbuchverlag Berlin (DDR) fand:
Eines Seiner Bücher dreht sich um den II. Weltkrieg
"Vier Jungen schwören bei ihrem Leben, dass nichts sie jemals trennen soll. Sie laufen von zuhause fort, um den Krieg zu erleben. Noch glauben sie ihren Verführern. Ein Jahr später kommt der Krieg in ihr Dorf..."
Startschuß: Loooos
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florianwilhelm18
Horst Bastian
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angelottchen
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angelottchen
nein, leider falsch
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florianwilhelm18
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florianwilhelm18
Re: DichterInnen und AutorInnen raten - Runde XIII
ich kenne nur zwei Kriegsbücher "Lauf Jung lauf" und die "Bleisoldaten"
--von Uri
wird es aber nicht sein Geburtsdatum bitte angeben
ika
--von Uri
wird es aber nicht sein Geburtsdatum bitte angeben
ika
ika, nein, Uri ist es nicht.
Der Gesuchte ist am 24. November 1926 geboren
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florianwilhelm18
Der Gesuchte ist am 24. November 1926 geboren
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florianwilhelm18
Re: DichterInnen und AutorInnen raten - Runde XIII
ist es der Leipziger Werner Heiduczek
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ika1
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ika1
WOW
and the winner is.... IKA
Jawohl, es ist Werner Heiduczek.
Das Zitat stammt aus den Buch "Matthes". Schon mit 11 hatte ich es verschlungen.
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florianwilhelm18