Literatur Dichter oder Dichterinnen raten...
War es vielleicht doch Hermann Ungar? Er ist mit 36 gestorben, hat seine Zeitgenossen ziemlich verstört und fand - warum wohl?! - in Thomas Mann (siehe Linktipp) einen Bewunderer. Aber ich kann nichts Näheres über die "Prise Privates" finden, so von wegen Sohn oder Söhne...?
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emma7
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emma7
Ja, Du hast richtig geraten.
Seine Erfahrungen im ersten Weltkrieg haben Ihn veranlasst,seine vorher verfassten Texte zu vernichten.Seine Konfrontation mit der Zerstörung öffnete ihm den Blick für das Zerstörerische im alltäglichen Leben der Menschen.Von seinen Kriegserlebnissen soll er direkt niemals erzählt haben. ich bin auf ihn gestoßen, als ich begann, mich auf meinen Urlaub vorzubereiten.
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emine
Seine Erfahrungen im ersten Weltkrieg haben Ihn veranlasst,seine vorher verfassten Texte zu vernichten.Seine Konfrontation mit der Zerstörung öffnete ihm den Blick für das Zerstörerische im alltäglichen Leben der Menschen.Von seinen Kriegserlebnissen soll er direkt niemals erzählt haben. ich bin auf ihn gestoßen, als ich begann, mich auf meinen Urlaub vorzubereiten.
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emine
Ooh, das freut mich aber sehr. Ich hatte gestern nacht noch ziemlich rumgesucht (bis hin zu den verrücktesten Seiten wie www.lechzen.de usw.
(( und noch mehr Eindeutigem) - hat sich aber ja gelohnt, die Suche fürs Rätsel meine ich.
Aber jetzt bin ich natürlich neugierig: Willst Du uns nicht ein paar Zeilen "offenbaren"? Und ein bißchen über seine Söhne/Familie reden, hat da denn einer der Nachkommen über den Vater geschrieben? Oder ist das ein Klappentext des Verlages?
LG
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emma7
Im projekt Gutenberg kann man einige seiner Werke online lesen:
Hört sich nicht nach leichter Kost an ...
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angelottchen
Hört sich nicht nach leichter Kost an ...
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angelottchen
Oje, ojee, ojemine - danke für den Tipp, Angelottchen. Meine Neugier hat sich damit erledigt. Also lieber auf ein Neues. Wer macht denn weiter?
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emma7
Emma,
du hast es erraten, also darfst Du auch weitermachen! )
Das hätte ich nie rausgefunden!!
Also Ehre, wem Ehre gebührt!
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chris
Re: DichterInnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Jetzt haben wir nix Näheres mehr gehört, wonach Emma fragte....!
Deshalb diese Notiz:
Der Gewerkschaftler und Schuldirektor Dieter Wunderlich hat Hermann Ungars Schulroman „Die Klasse“ in seine Sammlung aufgenommen:
http://www.dieterwunderlich.de/Ungar_klasse.htm
Ungar gehört zu den deutsch-jüdischen Autoren aus der Prager (damals unter K.u.K.-Herrschaft) Gegend, die nach 1980 wiederentdeckt wurde.
Wichtig scheint mir nur „Die Klasse“ zu sein, die aber als Lektüre in den schulen auch nicht gelesen wird, das der Stoff und seine Erarbeitung an die Universität, in die Fächer Pädagogik oder Entwicklungspsychologie, gehört.
Im Zusammenhang mit seinem Gesamtwerk wurde T.M. eignartige Nachruf, für den er 1930 vom Berliner Tageblatt gebeten und gut bezahlt wurde;
Mit dem Etikett "Die Sexualhölle der Moderen" wurde marktkräftig auf den Putz gehauen und aus T.M.s schwül verdrucksten Sätzen zitiert.
Der "Igel Verlag" ist mit diser Produktion schon Pleite gegangen; und hat nur noch ein Minibändchen mit der Prouktion "Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und Wilhelm Kunze..." auf dem Markt.
*
Ich habe Ungars Schulromann nie zu Ende gelesen; und nie im Unterricht behandelt; da er stark zeitbehaftet ist und die neurotisierenden Phänomene unklar und privat blieben, an denen damals Schüler litten, ja leiden mussten, obschon es eine nationale Verdrängungspädagogik war, die die jungen Menschen kollektiv in das Pathologsiche, in den Rassismus und den Krieg führte.
Vgl. die Kritik zu Ungars Werken im TIPP
*
Wenn Emma7 nicht antworten möchte, stelle ich ein Gemeindelehrer-Kurzporträt von einem Autor ein, was sich auch heute noch prima lesen läßt, weil es Lust und Erkenntnis vermittelt.
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elfenbein
Deshalb diese Notiz:
Der Gewerkschaftler und Schuldirektor Dieter Wunderlich hat Hermann Ungars Schulroman „Die Klasse“ in seine Sammlung aufgenommen:
http://www.dieterwunderlich.de/Ungar_klasse.htm
Ungar gehört zu den deutsch-jüdischen Autoren aus der Prager (damals unter K.u.K.-Herrschaft) Gegend, die nach 1980 wiederentdeckt wurde.
Wichtig scheint mir nur „Die Klasse“ zu sein, die aber als Lektüre in den schulen auch nicht gelesen wird, das der Stoff und seine Erarbeitung an die Universität, in die Fächer Pädagogik oder Entwicklungspsychologie, gehört.
Im Zusammenhang mit seinem Gesamtwerk wurde T.M. eignartige Nachruf, für den er 1930 vom Berliner Tageblatt gebeten und gut bezahlt wurde;
Mit dem Etikett "Die Sexualhölle der Moderen" wurde marktkräftig auf den Putz gehauen und aus T.M.s schwül verdrucksten Sätzen zitiert.
Der "Igel Verlag" ist mit diser Produktion schon Pleite gegangen; und hat nur noch ein Minibändchen mit der Prouktion "Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und Wilhelm Kunze..." auf dem Markt.
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Ich habe Ungars Schulromann nie zu Ende gelesen; und nie im Unterricht behandelt; da er stark zeitbehaftet ist und die neurotisierenden Phänomene unklar und privat blieben, an denen damals Schüler litten, ja leiden mussten, obschon es eine nationale Verdrängungspädagogik war, die die jungen Menschen kollektiv in das Pathologsiche, in den Rassismus und den Krieg führte.
Vgl. die Kritik zu Ungars Werken im TIPP
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Wenn Emma7 nicht antworten möchte, stelle ich ein Gemeindelehrer-Kurzporträt von einem Autor ein, was sich auch heute noch prima lesen läßt, weil es Lust und Erkenntnis vermittelt.
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elfenbein
Re: DichterInnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wer will, kann dieses Textchen ja überlesen - und zur nächsten Aufgabe, die von "emma7" kommen wird, übergehen:
Der Lehrer L. war ein Menschenfreund; er beklagte täglich - beinahe stündlich - das große Unglück, das durch den Krieg in die Welt kam.
Und L. beschloß, alle Gemeindelehrer zu Gegnern des Krieges zu machen; in einem Rundschreiben, das er für sein eigenes Geld drucken ließ, bat er alle seine Kollegen inständigst, der ihnen anvertrauten Jugend selbst von den
Kriegstaten der eigenen Nation fürderhin nicht mehr mit Begeisterung, sondern nur noch mit dem Ausdrucke herzlichen Bedauerns zu erzählen.
Dieses Rundschreiben kam den Vorgesetzten des Menschenfreundes zu Gesicht, und es entstand im Volksschulratsgebäude eine peinliche Stille; die Leiter der Volksschulangelegenheiten befürchteten sämtlich, daß derartig revolutionäre Rundschreiben auch in den Kreisen, die der Regierung nahestehen, gelesen werden könnten.
Und man beschloß im Volksschulratsgebäude, gleich ganz energisch vorzugehen.
Und der Gemeindelehrer L. ward seines Amtes entsetzt, und Pensionsgelder wurden ihm nicht ausgezahlt.
L. war schwächlich gebaut und fand keine andere Stellung; es ging ihm immer schlechter, und seine Frau wurde täglich - beinahe stündlich - immer erregter.
Und L.s Frau stürzte sich eines Nachts zum Fenster hinaus und blieb tot auf der Straße liegen.
L. ging wie ein Träumender mit glasigen Augen umher und konnte gar nicht mehr ordentlich denken.
Auf einem großen Platze der Großstadt, mitten unter unsäglich vielen geschäftig dahineilenden Menschen, fing L., der Menschenfreund, plötzlich ganz furchtbar laut an zu lachen.
"Nein!" rief er dann immer noch lachend, "es kommt doch eigentlich auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht an. Der Krieg ist eine ganz vortreffliche Einrichtung."
Und er ging lächelnd in die Destillation, die dicht neben dem Hause lag, in dem sich seine Wohnung befand - und in der Destillation lächelte er immerfort, daß es den Gästen des Lokals unangenehm auffiel.
Als die Leiche seiner Frau vorbeigetragen wurde, lächelte er immer noch.
Der Wirt der Destillation forderte den Menschenfreund auf, das Lokal zu verlassen.
*
Den Lehrernamen hab ich anonymisiert; aber "Menschenfreund" ist hier (wie immer) ein guter Treffer!
(Von einem Berliner Autor; kurz vor 1914 geschrieben.)
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elfenbein
Der Lehrer L. war ein Menschenfreund; er beklagte täglich - beinahe stündlich - das große Unglück, das durch den Krieg in die Welt kam.
Und L. beschloß, alle Gemeindelehrer zu Gegnern des Krieges zu machen; in einem Rundschreiben, das er für sein eigenes Geld drucken ließ, bat er alle seine Kollegen inständigst, der ihnen anvertrauten Jugend selbst von den
Kriegstaten der eigenen Nation fürderhin nicht mehr mit Begeisterung, sondern nur noch mit dem Ausdrucke herzlichen Bedauerns zu erzählen.
Dieses Rundschreiben kam den Vorgesetzten des Menschenfreundes zu Gesicht, und es entstand im Volksschulratsgebäude eine peinliche Stille; die Leiter der Volksschulangelegenheiten befürchteten sämtlich, daß derartig revolutionäre Rundschreiben auch in den Kreisen, die der Regierung nahestehen, gelesen werden könnten.
Und man beschloß im Volksschulratsgebäude, gleich ganz energisch vorzugehen.
Und der Gemeindelehrer L. ward seines Amtes entsetzt, und Pensionsgelder wurden ihm nicht ausgezahlt.
L. war schwächlich gebaut und fand keine andere Stellung; es ging ihm immer schlechter, und seine Frau wurde täglich - beinahe stündlich - immer erregter.
Und L.s Frau stürzte sich eines Nachts zum Fenster hinaus und blieb tot auf der Straße liegen.
L. ging wie ein Träumender mit glasigen Augen umher und konnte gar nicht mehr ordentlich denken.
Auf einem großen Platze der Großstadt, mitten unter unsäglich vielen geschäftig dahineilenden Menschen, fing L., der Menschenfreund, plötzlich ganz furchtbar laut an zu lachen.
"Nein!" rief er dann immer noch lachend, "es kommt doch eigentlich auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht an. Der Krieg ist eine ganz vortreffliche Einrichtung."
Und er ging lächelnd in die Destillation, die dicht neben dem Hause lag, in dem sich seine Wohnung befand - und in der Destillation lächelte er immerfort, daß es den Gästen des Lokals unangenehm auffiel.
Als die Leiche seiner Frau vorbeigetragen wurde, lächelte er immer noch.
Der Wirt der Destillation forderte den Menschenfreund auf, das Lokal zu verlassen.
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Den Lehrernamen hab ich anonymisiert; aber "Menschenfreund" ist hier (wie immer) ein guter Treffer!
(Von einem Berliner Autor; kurz vor 1914 geschrieben.)
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elfenbein
Von ihm hatten wir auch schon mal was im alten und neuen Forum - she. Linktipp!
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enigma
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enigma
Re: DichterInnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
- und von dem kann man auch bei Google diesen Text für sein "Moddelmäuschen" finden:
Meinem Bärchen ....
Mein liebes kleines Moddelmäuschen!
Soll ich Dir bauen ein Perlenhäuschen,
In dem die buntesten Lampen brennen?
Da wirst Du dich gar nicht mehr wiederkennen.
So wundervoll herrlich wird alles sein.
Freu dich darauf, mein Mudellein.
Du kriegst auch ein Perlenspind zum Naschen.
Und blauer Sammt liegt überall,
Auch grüner Sammt - sogar draußen im großen Hühnerstall.
Und ich, mein Mutsch,
Bin dein Stallmeister.
--
elfenbein
Meinem Bärchen ....
Mein liebes kleines Moddelmäuschen!
Soll ich Dir bauen ein Perlenhäuschen,
In dem die buntesten Lampen brennen?
Da wirst Du dich gar nicht mehr wiederkennen.
So wundervoll herrlich wird alles sein.
Freu dich darauf, mein Mudellein.
Du kriegst auch ein Perlenspind zum Naschen.
Und blauer Sammt liegt überall,
Auch grüner Sammt - sogar draußen im großen Hühnerstall.
Und ich, mein Mutsch,
Bin dein Stallmeister.
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elfenbein