Literatur Dichter oder Dichterinnen raten...
Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wer wird hier beschrieben...?
Auf die Frage nach ihrer Lieblingsbeschäftigung antwortete sie in jenem berühmten Fragebogen:
"Während des Eisenbahnfahrens aus dem Fenster zu schauen".
Der Blick auf vorbei segelnde Landschaften beflügelte offenbar ihre Kreativität, die Beobachtung der Mitreisenden inspirierte sie zu ihrem literarischen Personal. Dessen Macken und seelische Tiefen beschrieb sie sachlich, fast wissenschaftlich; erst beim genauen Hinsehen spürte man, wie viel Beunruhigung da unter der Oberfläche schlummerte. So war sie viel unterwegs, mal mit Handgepäck, mal mit Hausstand: Italien, Mexiko, England und Frankreich...
Gefiel es ihr an einem Ort, blieb sie einfach länger. Bis sie sich eines Tages, mit Anfang sechzig, endgültig niederließ: in einem kleinen Land, in dem sich mehrere Kulturen mischen, hinter Fenstern, die Schießscharten ähnelten - letztlich brauchte sie, die Kosmopolitin, doch einen Rückzugsort.
"Es war nicht leicht, einen wirklich ruhigen Ort zu finden", erzählte sie einer Reporterin auf Besuch, und dass sie dafür gerne ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehme, etwa die langen Wege.
Einsam fühle sie sich nie: "Ich schreibe meinen Freunden oft Briefe. Es ist vom Gefühl her wichtig, dass es sie gibt. Aber es ist nicht wichtig, dass sie ständig um mich sind."
Ihr Beruf erfordere nun mal Phasen größter Kontemplation:
"Wenn immer jemand da wäre, könnte ich nicht arbeiten... Ich muss absolute Ruhe haben, alles um mich herum muss verschwinden."
Wie quälend die Stunden am Schreibtisch zuweilen gewesen sein müssen, deutete sie so an:
"Manchmal ist Schreiben, als würde man bei der Beerdigung eines geliebten Menschen beim Weinen ertappt." (...)
Wer ist's? ... fragt Frauke Döhring in der "ZEIT".
Weiterlesen in:
DIE ZEIT. 19.07.2007 Nr. 30. Lebensgeschichte
--
elfenbein
Auf die Frage nach ihrer Lieblingsbeschäftigung antwortete sie in jenem berühmten Fragebogen:
"Während des Eisenbahnfahrens aus dem Fenster zu schauen".
Der Blick auf vorbei segelnde Landschaften beflügelte offenbar ihre Kreativität, die Beobachtung der Mitreisenden inspirierte sie zu ihrem literarischen Personal. Dessen Macken und seelische Tiefen beschrieb sie sachlich, fast wissenschaftlich; erst beim genauen Hinsehen spürte man, wie viel Beunruhigung da unter der Oberfläche schlummerte. So war sie viel unterwegs, mal mit Handgepäck, mal mit Hausstand: Italien, Mexiko, England und Frankreich...
Gefiel es ihr an einem Ort, blieb sie einfach länger. Bis sie sich eines Tages, mit Anfang sechzig, endgültig niederließ: in einem kleinen Land, in dem sich mehrere Kulturen mischen, hinter Fenstern, die Schießscharten ähnelten - letztlich brauchte sie, die Kosmopolitin, doch einen Rückzugsort.
"Es war nicht leicht, einen wirklich ruhigen Ort zu finden", erzählte sie einer Reporterin auf Besuch, und dass sie dafür gerne ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehme, etwa die langen Wege.
Einsam fühle sie sich nie: "Ich schreibe meinen Freunden oft Briefe. Es ist vom Gefühl her wichtig, dass es sie gibt. Aber es ist nicht wichtig, dass sie ständig um mich sind."
Ihr Beruf erfordere nun mal Phasen größter Kontemplation:
"Wenn immer jemand da wäre, könnte ich nicht arbeiten... Ich muss absolute Ruhe haben, alles um mich herum muss verschwinden."
Wie quälend die Stunden am Schreibtisch zuweilen gewesen sein müssen, deutete sie so an:
"Manchmal ist Schreiben, als würde man bei der Beerdigung eines geliebten Menschen beim Weinen ertappt." (...)
Wer ist's? ... fragt Frauke Döhring in der "ZEIT".
Weiterlesen in:
DIE ZEIT. 19.07.2007 Nr. 30. Lebensgeschichte
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elfenbein
Das hört sich sehr stark nach Patricia Highsmith an!?
she. Linktipp!
--
enigma
she. Linktipp!
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enigma
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Aha! Das passt ja vieles...
Ich hatte aber, als ich den Text in der ZEIT zuerst las, an eine deutsche Autorin gedacht.
Das wird ja zum Kriminalspiel...!
Nächste Woche gibt es die Aufklärung; wenn nicht jemand hier früher den absoluten Beweis mit den Formulierungen aus dem erwähnten Interview hat...
Danke fürs Mitmachen!
--
elfenbein
Ich hatte aber, als ich den Text in der ZEIT zuerst las, an eine deutsche Autorin gedacht.
Das wird ja zum Kriminalspiel...!
Nächste Woche gibt es die Aufklärung; wenn nicht jemand hier früher den absoluten Beweis mit den Formulierungen aus dem erwähnten Interview hat...
Danke fürs Mitmachen!
--
elfenbein
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das nächste Rätsel.
Garantiert:
Gesucht wird ein deutscher Schriftsteller.
Verfasser von Erzählungen, Hörspielen, Aufsätzen; politisch, gewerkschaftlich und religiös aktiv. - In mehr 40 Sprachen übersetzt.
Hier der Bericht eines Konferenzteilnehmers über eine der ersten Schriftstellertreffen nach dem Krieg:.
Und dann, nach dem Auf und Ab weiterer Lesungen, liest fast zum Schluß der Tagung L.H.
Ich habe ihn unter den Anwesenden während der ganzen Tagung kaum bemerkt. Jetzt ist mir etwas angst um ahn. Sein Gesicht ist leicht gerötet, er schwitzt etwas und man sieht ihm an, wie anstrengend dies für ihn ist. Als er neben mir Platz nimmt, fragen einige nach dem Namen. "L.H.", sage ich und man gibt sich damit zufrieden. Er liest eine Erzählung, eine Geschichte über seinen Onkel, mit dem Titel "Oves nigri". Schon nach den ersten zehn Sätzen setzt leises Lachen ein, dann zeitweise Gelächter. Es ist ein befreiendes Gelächter.
Zuviel Düsteres, Problematisches ist schon gelesen worden. Ich finde die Geschichte (teils schwach, teils gut, aber auch mich beeindruckt der sarkastische satirische Humor. Die Äußerungen mach der Lesung sind teils kritisch, teils lobend, aber sie lassen sich auf einen Nenner bringen: eine neue Begabung, aus der noch etwas werden kann. Dies stimmt hoffnungsfroh in diesem Kreis, der immer auf der Suche nach neuen Talenten ist.
Kurz darauf kommt es zur Wahl des zweiten Preisträgers der Gruppe. Ich laufe durch die Reihen der Herumsitzenden und Herumhockenden und verteile weiße Zettel am alle Teilnehmer. Auf seinem Zettel kann» jeder den Namen dessen schreiben, der nach seiner Ansicht die beste Arbeit geleistet hat. Dann sammle ich in einem Hut die Stimmzettel wieder ein. Bei der Auszählung erreichen D. M. und L.H. die höchste Stimmenzahl, aber bei beidem reicht es nicht zur absoluten Mehrheit. Es kommt zur Stichwahl. L.H. gewinnt mit einer Stimme vor D. M. "Er wird der zweite Preisträger der 'Vereinigung'", sagt H. G. B., "eine schlimme Fehlentscheidung".
Andere schließen sich ihm an. Auch sie halten diese Wahl für das Ende aller Bemühungen. Ich verteidige mich mit dem Satz: "Eine Wahl ist eine Wahl. Sie ist hinterher nicht anfechtbar."
Da ich die 1000 DM in Scheinen in meiner Tasche habe, zahle ich sie sofort aus. Und jetzt erfahre ich, daß beide Kandidaten vor der Stichwahl vereinbart haben, daß jeder den anderen anpumpen kann, wenn er nicht gewinnt. Beide haben kein Geld, beide sind arm.
L.H., wie er sagt, bettelarm. "Meine Kinder schlafen im Kohlenkasten und haben Hunger. Ich muß sofort zur Post und das Geld einzahlen." Und er rennt mit seinem Geld zur Post in Dürkheim und D. M., der ihm noch 100,- DM abgeknöpft hat, hinter ihm her.
*
(Der Bericht erschien 1986. Die Eigennamen hier sind verrätselt. Der Tietl der Erzählung ist latinisiert.)
Der Autor wird hier vorgestellt mit dem Signet einer Schule, die seinen Namen trägt.
--
elfenbein
Garantiert:
Gesucht wird ein deutscher Schriftsteller.
Verfasser von Erzählungen, Hörspielen, Aufsätzen; politisch, gewerkschaftlich und religiös aktiv. - In mehr 40 Sprachen übersetzt.
Hier der Bericht eines Konferenzteilnehmers über eine der ersten Schriftstellertreffen nach dem Krieg:.
Und dann, nach dem Auf und Ab weiterer Lesungen, liest fast zum Schluß der Tagung L.H.
Ich habe ihn unter den Anwesenden während der ganzen Tagung kaum bemerkt. Jetzt ist mir etwas angst um ahn. Sein Gesicht ist leicht gerötet, er schwitzt etwas und man sieht ihm an, wie anstrengend dies für ihn ist. Als er neben mir Platz nimmt, fragen einige nach dem Namen. "L.H.", sage ich und man gibt sich damit zufrieden. Er liest eine Erzählung, eine Geschichte über seinen Onkel, mit dem Titel "Oves nigri". Schon nach den ersten zehn Sätzen setzt leises Lachen ein, dann zeitweise Gelächter. Es ist ein befreiendes Gelächter.
Zuviel Düsteres, Problematisches ist schon gelesen worden. Ich finde die Geschichte (teils schwach, teils gut, aber auch mich beeindruckt der sarkastische satirische Humor. Die Äußerungen mach der Lesung sind teils kritisch, teils lobend, aber sie lassen sich auf einen Nenner bringen: eine neue Begabung, aus der noch etwas werden kann. Dies stimmt hoffnungsfroh in diesem Kreis, der immer auf der Suche nach neuen Talenten ist.
Kurz darauf kommt es zur Wahl des zweiten Preisträgers der Gruppe. Ich laufe durch die Reihen der Herumsitzenden und Herumhockenden und verteile weiße Zettel am alle Teilnehmer. Auf seinem Zettel kann» jeder den Namen dessen schreiben, der nach seiner Ansicht die beste Arbeit geleistet hat. Dann sammle ich in einem Hut die Stimmzettel wieder ein. Bei der Auszählung erreichen D. M. und L.H. die höchste Stimmenzahl, aber bei beidem reicht es nicht zur absoluten Mehrheit. Es kommt zur Stichwahl. L.H. gewinnt mit einer Stimme vor D. M. "Er wird der zweite Preisträger der 'Vereinigung'", sagt H. G. B., "eine schlimme Fehlentscheidung".
Andere schließen sich ihm an. Auch sie halten diese Wahl für das Ende aller Bemühungen. Ich verteidige mich mit dem Satz: "Eine Wahl ist eine Wahl. Sie ist hinterher nicht anfechtbar."
Da ich die 1000 DM in Scheinen in meiner Tasche habe, zahle ich sie sofort aus. Und jetzt erfahre ich, daß beide Kandidaten vor der Stichwahl vereinbart haben, daß jeder den anderen anpumpen kann, wenn er nicht gewinnt. Beide haben kein Geld, beide sind arm.
L.H., wie er sagt, bettelarm. "Meine Kinder schlafen im Kohlenkasten und haben Hunger. Ich muß sofort zur Post und das Geld einzahlen." Und er rennt mit seinem Geld zur Post in Dürkheim und D. M., der ihm noch 100,- DM abgeknöpft hat, hinter ihm her.
*
(Der Bericht erschien 1986. Die Eigennamen hier sind verrätselt. Der Tietl der Erzählung ist latinisiert.)
Der Autor wird hier vorgestellt mit dem Signet einer Schule, die seinen Namen trägt.
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elfenbein
elfenbein,
das Logo hat es mir wieder endgülig bestätigt, vermute ich jedenfalls.
Heinrich Böll und seine Geschichte "Die schwarzen Schafe" 1951 in Bad Dürkheim mit der Gruppe 47??
--
enigma
das Logo hat es mir wieder endgülig bestätigt, vermute ich jedenfalls.
Heinrich Böll und seine Geschichte "Die schwarzen Schafe" 1951 in Bad Dürkheim mit der Gruppe 47??
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enigma
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ja, natürlich: Heinrich Böll: Nobelpreisträger!
*
Darf's etwas schwerer sein..?
Wer schrieb das Gedicht:
Der Freiwillige
Sechzehn Jahre war ich, und ich hatte
Bücher, Mädchen, Geld und Kartenspiele,
Als der große Donner der Gefühle
Mich hinwegriß von der Schreibtischplatte.
Nun auf abgesägtem Stumpfe kriechend,
Soll ich mit der Faust, die blutumflossen
Gottes greise Welt in Brand geschossen,
Bleicher Worte Staub und Tinte riechend,
Mir mit Andacht neu den Bleistift spitzen?
Ich, der tausendmal voll Glut und Blitzen,
Wie zum schönsten Weibe hingerissen,
Mich dem Tode an die Brust geschmissen?
Aber ich lief fort von dem Marterstuhle,
Fort zu Pulverdampf, Geheul und Fahnen,
Daß ich nach dem großen Todesahnen
Heimkehr in das blinde Tor der Schule?
*
1924 erschienen im Sibyllen-Verlag....
--
elfenbein
*
Darf's etwas schwerer sein..?
Wer schrieb das Gedicht:
Der Freiwillige
Sechzehn Jahre war ich, und ich hatte
Bücher, Mädchen, Geld und Kartenspiele,
Als der große Donner der Gefühle
Mich hinwegriß von der Schreibtischplatte.
Nun auf abgesägtem Stumpfe kriechend,
Soll ich mit der Faust, die blutumflossen
Gottes greise Welt in Brand geschossen,
Bleicher Worte Staub und Tinte riechend,
Mir mit Andacht neu den Bleistift spitzen?
Ich, der tausendmal voll Glut und Blitzen,
Wie zum schönsten Weibe hingerissen,
Mich dem Tode an die Brust geschmissen?
Aber ich lief fort von dem Marterstuhle,
Fort zu Pulverdampf, Geheul und Fahnen,
Daß ich nach dem großen Todesahnen
Heimkehr in das blinde Tor der Schule?
*
1924 erschienen im Sibyllen-Verlag....
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elfenbein
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
Franz Werfel?
Der Völkermord an den Armeniern war Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Medea.
Der Völkermord an den Armeniern war Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Medea.
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
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immergruen
An Franz Werfel hatte ich auch gedacht, aber nebenher noch an verschiedene andere. Konnte in den Suchmaschinen nichts über das Gedicht finden und aus meiner eigenen Erinnerung ist es mir auch nicht bekannt.
Gib uns doch bitte noch einen Hinweis!
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Der Autor hat Berichte und Fotografien von dem Völkermord, der im TIPP angezeigt wird, gemacht.
Re: Dichter oder Dichterinnen raten...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Seite mit den Bildern über den Genozid an den Armeniern 1915/1916 ist doch recht umfänglich; hier ein präziserer TIPP:
Ein Brief an Hitler im Jahre 1933.
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elfenbein
Ein Brief an Hitler im Jahre 1933.
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elfenbein