Literatur Der Herr des Turmes Fantasy-Roman Anthony Ryan
In diesem in der deutschen Übersetzung 2015 erschienenen zweiten Band der Trilogie „Rabenschwarz” schildert Anthony Ryan den dem Kriegshelden Vaelin al Sorna vom Reich der Volarianer aufgezwungenen Verteidigungskrieg zum Schutz seiner Heimat, den Königslanden. Dem kriegskritischen Strategen Vaelin, der den verlorenen Eroberungskrieg seines intriganten Königs Janus überlebt hat und nach seiner Gefan-genschaft zurückkehrt, gelingt es nicht, sich einem erneuten Krieg zu entziehen, diesmal im Dienst des neuen Königs Malicius, der jedoch als Opfer eines Mordanschlags stirbt, sodass seine Schwester Lyrna die Herrschaft in den Königs-landen übernimmt. Intrigen, Intoleranz, religiöse Konflikte, Grausamkeit, Liebesbe-ziehungen, Visionen und Zauberkräfte vieler Hauptfiguren prägen auch diesen Roman Anthony Ryans. Auch Vaelin verfügt über Zauberkräfte, die er im Bündnis mit anderen Mitstreitern nutzen kann, um schließ-lich nach erbitterten und verlustreichen Kämpfen gegen die Übermacht der rücksichtslos kämpfenden Volarianer und ihrer Verbündeten einen entscheidenden Sieg zu erringen, der ihm und Lyrna die Rück-kehr in die Heimat ermöglicht. Obwohl auch in diesem zweiten Band der Trilogie oft brutale Kriegshandlungen dominieren, die z. T. mit erheblichen Menschenrechtsverletzungen verbunden sind, ist doch deutlich zu erkennen, dass es sich hier auch um ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und Frieden handelt. Eine gewisse pazifistische Nu-ance, die vor allem durch Vaelin verkörpert wird, ist diesem Roman nicht abzusprechen, auch wenn myste-riöse Mächte und allgemein das Schicksal das Handeln der positiven Figuren dieses Romans in fataler Weise einschränken. Trotz einiger Längen, der Fülle der dargestellten Personen und der nicht immer leicht verständlichen Handlungen ist dieser Fantasy-Roman oft spannend und bietet häufig gelungene detaillierte oder zumin-dest prägnante Charakterisierungen. Mit seiner Beschwörung des Spannungsverhältnisses zwischen der Sehnsucht nach Frieden und schicksalhaft mächtigen kriegerischen Bestrebungen regt dieser Roman auch zu einem Nachdenken über aktuelle Konflikte an.