Forum Kunst und Literatur Literatur Der erste Satz aus einem deutschen Buch...

Literatur Der erste Satz aus einem deutschen Buch...

libelle
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Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von libelle
als Antwort auf enigma vom 16.05.2007, 22:08:01
"Prolog im Himmel" aus NICHTS
von Ludger Lütkehaus:


Lange, sehr lange, ja, fast schon von Ewigkeit zu Ewigkeit hatte ER an diesen Termin gedacht....


(und nun war der Tag gekommen: Er würde nicht mehr länger alleine sein! Bisher hatte es nur ihn und sonst nichts gegeben. Doch das war auf Dauer zu wenig, zumal nichts wirklich sehr wenig war. Nein, das sollte sich ändern. Aus nichs sollte etwas werden - und nicht bloß etwas, sondern etwas Gutes, das unendlich viel besser als nichts war. Licht sollte werden, wo vorher Findernis war...)

und hier der Schluß es Buches:
Hamlet bleibt vollendeter Nihilist: gleichgültig gegenüber Sein und Nichts. Denn -

Nichts ist nichts.
Nichts entgeht nichts.
'Im Nichts' vergeht nichts.
Nichts ist nichts.
Gar nichts.
nichts

Gruß
libelle
enigma
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Mitglied

Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von enigma
als Antwort auf libelle vom 16.05.2007, 22:46:47
"Man kann von allem, was Sie sagen, fünfzig Prozent abziehen, so bleibt immer noch einer der interessantesten Menschen, die ich je kennengelernt."

Das ist doch auch ein "interessanter" erster Satz.

Er stammt von Frank Wedekind aus einer Erzählung.

Der Buchtitel:
"Die Liebe auf den ersten Blick."
--
enigma
enigma
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Mitglied

Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 17.05.2007, 18:58:42
Jetzt habe ich den "Ersten Satz" von Judith Hermann aus "Rote Korallen" eingeschickt, obwohl es noch einige andere schöne erste Sätze gibt, u.a. diesen:

"Daß der Gottesdienst erst beginnen kann, wenn der Pfarrer erscheint, ist einleuchtend; daß aber das Kino erst beginnt, wenn alle Priester, die ansässigen wie die Urlauber, vollzählig versammelt sind, ist für den Fremden,der an kontinentale Gebräuche gewöhnt ist, eine Überraschung."

Aber da wißt Ihr sicher, von wem das stammt.....
--
enigma

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Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 19.05.2007, 10:26:10
Wenn du den ersten Satz von der Judith Hermann verschweigst, biete ich ihn an (und jeder kann ihn für sICH variieren):

"Mein erster und einziger Besuch bei einem Therapeuten kostete mich das rote Korallenarmband und meinen Geliebten."

[Na, dann war es ja kein Tee-rapeut-...!]


--
elfenbein
enigma
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Mitglied

Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.05.2007, 11:16:22
Lieber elfenbein,

ich habe "meinen ersten Satz" aber schon einmal vorgestellt, am 16.Mai.

aber es ist gut, dass er von Dir noch einmal eingebracht wurde.

Und dass Du Böll erkennen würdest, war mir schon klar; wahrscheinlich ist das eine Deiner leichtesten Übungen!

Nun bin ich mal gespannt, welche interessanten "ersten Sätze" im September zu lesen sein werden.
--
enigma
Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 19.05.2007, 11:36:05
Entschuldige, liebe Enigma!

Der erste Satz von der Hermann steckte mir so sehr im Kopfe, dass ich - oh, Sancta Dementia! - glaubte, er sei dort auch von mir abgerufen worden...
Gut, dass man hier im ST manchmal seine vermeintlichen Gehirnprozesse berichtigt kriegt!

Der Satz von der Hermann geht auch noch weiter; und jetzt muss ich wirklich abschreiben:

"... Das rote Korallenarmband kam aus Petersburg, es war über hundert Jahre alt, meine Urgroßmutter hatte es ums linke Handgelenk getragen, meinen Urgroßvater hatte es um Leben gebracht..."

Damals (1998) habe ich bei der Hermann die Fortsetzung der alten deutsch-baltischen Literatur gefunden - und sie zu meinen Lieblingsdichterinnen gemacht.
Ich weiß, du hast hier schon mehrfach auf diese Erzählerin hingewiesen. Schön melancholisch & empfehlenswert!

Das Motto des Erzählbandes "Sommerhaus, später":
"The doctor says, I'll be alright but I'm feeling blue. Tom Waits."
*
Zu meiner "Wahl des ersten Satzes" mit S. von Vegesack morgen mehr!


--
elfenbein

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enigma
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Mitglied

Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.05.2007, 00:40:42
Hallo Elfenbein,

Vielen Dank, auch für den großartigen Link. Einmal habe ich mich schon größtenteils durchgelesen,
Aber er bietet so viel, dass man sich alleine damit eine Zeitlang beschäftigen kann.

Die Frage, warum die Geschichten von Judith Hermann mich so faszinieren, habe ich mir natürlich auch schon gestellt.

Sie schreibt ja tatsächlich oft von Liebe, Vergänglichkeit, verpassten Gelegenheiten, vom plötzlichen Ende von Beziehungen oder von Brüchen im Leben ihrer Figuren.

Aber wie sie das beschreibt, das ist für mich so besonders.
Ich empfinde es so, dass ihre Figuren auch in Verlustsituationen etwas “Schwebendes” behalten, da die Autorin diese oder auch andere Situationen nicht zu emotional und detailliert schildert, sondern eher etwas distanziert. Dadurch belagert sie mich als Leserin nicht mit Gefühlen, die ich meine, verstehend nachvollziehen zu müssen, sondern lässt mir eher die Möglichkeit, eigene Assoziationen zu entwickeln.
Besser kann ich das nicht beschreiben.

“Nichts als Gespenster” habe ich natürlich auch gekauft.
Da das Bändchen so ein handliches Kleinformat hat, begleitet es mich auch schon mal auf Zugfahrten oder sogar auf etwas längeren Reisen, denn ich habe die Geschichten nicht “an einem Stück” gelesen, sondern kann immer mal wieder auf einige zurückgreifen.


--
enigma
Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.05.2007, 17:44:48
Gelöscht, wg. Schreibfehler!
Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.05.2007, 17:44:48
"Die kleine Frühlingsnacht des Lebens verfließe dir ruhig und hell - der überirdische Verhüllte schenke dir darin einige Sternbilder über dir - Nachtviolen unter dir - einige Nachtgedanken in dir - und nicht mehr Gewölk, als zu einem schönen Abendrot vonnöten ist, und nicht mehr Regen als etwa ein Regenbogen im Mondschein braucht!"

Ja, in dieser Zeichensetzung und Bedeutung - e i n Satz - ist es der erste Satz eines Romans, innerhalb eines anderen Romans: des ersten Bandes der 'Baltischen Tragödie' (1933- 1935) von Siegfried von Vegesack.

So auch im Original; es ist natürlich von Jean Paul, im Roman „Leben des Quintus Fixlein. (Abschluß der Vorrede; geschrieben 22.08.1796. Aus: Jean Paul: Werke in zwölf Bänden. Bd. 7. München 1975: Hanser Verlag. S. 42.)

Aber als Zitat steht diese Rede "von der Frühlingsnacht des Lebens" als Leitmotto zu lesen, als erster Satz des ersten Bandes: „Blumbergshof. Geschichte einer Kindheit“ (Berlin 1933: Universitas. Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft. S. 7).

Dieser Band, zunächst unabhängig als späterer, erster Teil der Trilogie, schildert auf der einen Seite das Herrenhaus derer von Blumbergshof - und die "Herren", eingeschlossen die "Jungherren", zu denen Siegfried von Vegesack selbst gehörte, samt der weitläufigen Verwandtschaft; und auf der anderen die "Instleute", das "Gesinde", die abhängigen Menschen, die Mägde, Knechte und deren Kinder...

--
elfenbein
mart
mart
Mitglied

Re: Der erste Satz aus einem deutschen Buch...
geschrieben von mart
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.05.2007, 21:00:09
"WER, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?"

oder

"Das Land braucht oben viel Platz, damit seine seligen Geister über den Wassern ordentlich schweben können."

zwei österreichische Autoren


--
mart

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