Literatur Das Haus der Mädchen Andreas Wikwelmann
In diesem 2018 erschienenen Kriminalroman, der ein Spiegel-Bestseller war, schildert Andreas Winkelmann die Entführung und Ermordung einiger Frauen und eines Krankenpflegers durch kriminelle Psychopathen. Im Zentrum der Handlung stehen die etwas naive vom Lande stam-mende Verlagspraktikantin Leni und ihre lebenslustige neue Freundin Vivien, die sich in einer Hamburger Billigunterkunft kennen und schätzen lernen. Die Billigunterkunft erweist sich schließ-lich als fatale Falle für junge attraktive weibliche Gäste, die auf mysteriöse Weise verschwinden und grausam getötet werden. Der unkonventionell agierende Krimi-nalkommissar Jens Kerner und seine körperbehinderte Partnerin können den Fall schließlich nach schwie-rigen Ermittlungen mit Hilfe eines mutigen Obdachlosen(Freddy Förster) aufklären und wenigstens eines der entführten Opfer (Leni) retten. Der Roman ist trotz einiger Längen in großen Teilen spannend und beruht auf einer originellen Idee hin-sichtlich der dargestellten Taktik der Täter. Dennoch erscheint gerade diese Idee doch relativ unrealistisch, ebenso wie der gefährliche Einsatz des mit Polizeiarbeit nicht vertrauten Obdachlosen Freddy Förster. Ob die Motive der Täter wirklich realistisch sind, könnte man auch bezweifeln, aber in unserer Welt wohl leider nicht mehr ausschließen. Das Interessanteste an diesem Buch ist für mich die eindrucksvolle und oft präg-nante Darstellung des Schicksals des einst erfolgreichen Geschäftsmanns Freddy Förster, der als geschie-dener und von der Gesellschaft verstoßener Mensch einen anderen Sinn seines Lebens entdeckt und schließlich eine Perspektive für seine Reintegration in die Gesellschaft hat. Sowohl die Behinderung seiner Kollegin und Freundin als auch die Erfassung des Werdegangs eines Obdachlosen zeugen von einem gu-ten Einfühlungsvermögen des Autors. Insgesamt ist dieser Roman trotz einiger Schwächen relativ spannend und aufschlussreich sowohl in psychologischer als auch in sozialer Hinsicht.