Literatur Künstler-Gedenken
Das ist wahr, liebe Roxy.
Ich erinnerte mich, dass in Hermann Hesses Briefen oft einer an André Gide geschickt wurde.
Man darf ja nicht schreiben....
Ich wage - ganz kurz - herauszugreifen:
An einen jungen Mann in Deutschland:
"Wir halten vom Führen nicht viel, vom Dienen alles."
"In der Welt der Demiane und Steppenwölfe gibt es keine erfüllbaren Ideale."
"Nehmen Sie, falls es so sein sollte, aus dem "Demian" und meinen anderen Schriften die Begrife mit, die Ihnen darin wichtig geworden sind.
Bald werden Sie mich nicht mehr brauchen und ohne Quellen entdecken. Goethe ist ein guter Lehrer, und Novalis und der Franzose André Gide - es gibt unzählige."
Hermann Hesse
am: 8. April 1932
aus: Ausgewählte Briefe
Suhrkamp Taschenbuch 211
Ich muss auch wieder öfter reinschauen.
liebe Grüsse
Clematis
Sodele, jetzt hats mich mal wieder erwischt. Sollte schon lange in der Küche stehn, nun bin ich beim geliebten Hermann Hesse hängen geblieben.
Was noch André Gide betrifft:
Hermann Hesse
An einen jungen Verwandten:
1. Februar 1937
"....
Dass aber zum Beispiel heutzutage ein Künstler dadurch besser wird, dass er sich einer Partei verschreibt oder verkauft, kannst Du nicht im Ernst glauben.
...
Hast Du wirklich nie gefühlt, dass es mir damit ernst ist, dass ich die Programme und fertig formulierten "Gesinnungen" nur darum ablehne, weil sie die Menschen unendlich verdummen, und dass ich für Gut und Böse ein ziemlich zartes Gewissen habe?
Lieber H., ich könnte heute, statt von allen extremen Parteien angespuckt zu werden, Erfolg und Einfluss in Menge haben, wenn ich mich einer Partei anschlösse...Der einzige heutige Dichter von hohem Rang, der sich am Ende seines Lebens zum Kommunismus bekannte, ist André Gide - ich meine, der einzige, den ich selber ernstnehme. Er hat, resigniert und tief enttäuscht, seine Stimme und seinen Namen den Kommunisten gegeben, und ist als Dichter erloschen, vielmehr er hat sich zurückgezogen und schweigt."
(von mir verstärkt, zur besseren Übersicht.
Der Verlag hat als Fußnote dazugeschrieben:
Bekanntlich hat André Gides Zugehörigkeit zur Partei nur sehr kurz gedauert.)
aus:
Hermann Hesse - Ausgewählte Briefe
Suhrkamp TB211
Clematis
Die Österreichische „Anne Frank“
Sie schrieb wie Anne Frank ein Tagebuch, und zwar in der Zeit von 1933 – 1942.
„Das Leben könnte gut sein“.
Dienstag, 16. Oktober 1934, Wien
Heute wurde ich in der Schule sehr gelobt wegen meines Aufsatzes (Ferienerlebnis). Die Pany sagte, dies sei dichterisch usw. Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Ich möchte sehr gern Dichterin oder Schauspielerin werden, aber keinen Beruf haben bei dem man nichts Großes werden kann. Ich glaub’, ich bin größenwahnsinnig. Vor dem Spiegel mach’ ich immer solche Grimassen. Ich habe mir schon hundertmal vorgenommen: Ich werde etwas schreiben usw.
Ich weiß eigentlich gar nicht was ich schreiben will. Ich könnte viel schreiben. Aber ich will nicht mehr meine persönlichen Stimmungen in mein Tagebuch schreiben. Denn die soll man mit sich selbst austragen und überdies sind sie meistens kitschig. Ich könnte ja schreiben: „Gestern war ich traurig, ich habe einen Burschen gern, ich weiß dass er blöd ist usw“. Aber ich will nicht. Denn das ist schrecklich uninteressant.
Liebe Clematis, solange Du in der Küche nichts anbrennen läßt,
kannst Du ruhig Hesse lesen 😉................
😂 Und was ist mit Menschen, die nicht so intelligent sind ?????😁
LG
C.S.
Terboven*) hat an das Pensionat hier geschrieben und gefragt, wer hier wohne. Nun warte ich jeden Tag darauf, rausgeworfen zu werden. Ich will versuchen, die Ruhe zu bewahren. Weder soll man mich weinen noch um das Hierbleiben betteln sehen. In solchen Augenblicken fühle ich Solidarität mit all den anderen rundherum, die für ihr Land „leiden“. Schade nur, dass wir Juden uns zu Märtyrern machen.
*) Terboven zunächst Gauleiter in Essen, dann 1940 bis 1945 Reichskommissar im besetzten Norwegen. Ging mit harter Hand gegen den norwegischen Widerstand vor.
Die Aufzeichnungen enden am 12. November 1942.
Die zweite Razzia in der Hauptstadt beginnt im Morgengrauen des 26. Novembers, man verhaftet nun auch Frauen und Kinder. 532 Juden aus Norwegen werden mit der „Donau“ nach Stettin deportiert, von wo aus man sie in Güterwaggons nach Auschwitz bringt. 186 Männer werden zur Zwangsarbeit verpflichtet und erhalten eine Gefangenennummer. Von diesen überleben neun. Die übrigen Männer, Frauen und Kinder werden direkt nach der Ankunft in Gaskammern ermordet.
Am 22. Juni 1937 schrieb Ruth Maier in Wien:
Bevor man einem Menschen etwas Böses oder Unangenehmes zufügt, soll man sich überlegen, dass er ja ein Mensch ist und dass es ihn kränken wird.
Herzlichen Dank, liebe Sirona!
Ich denke auch, dass noch viele uns bekannt werden im Laufe der Zeit!
Es ist "höchste Zeit".
Ich muss mich immer wieder hineindenken, obwohl mein Herz es kaum ertragen kann.
liebe Grüsse zu Dir
und allen Hingeopferten
🙏
Clematis
Clematis
Von der Ruth Maier, liebe Sirona, hatte ich noch nie gehört. Es ist gut, daß Du uns mit ihrem
Schicksal bekanntmachst .
Ich denke manchmal, ich hätte schon viel über den Faschismus und den Holocaust erfahren,
und sehe doch immer wieder, wie wenig ich weiß.................
Scio nescio.
Vielleicht ist es gar kein Zufall zu Deinem Beitrag, denn am 23.11.1920 wurde Paul Celan
geboren, von dem das Gedicht "Die Todesfuge" stammt.
Aus diesem Gedicht hat sich eine Zeile verselbständigt:
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
LG
C.S.
Clematis
Wilhelm Kempff
25. 11. 1895 - 23. 5. 1991
Clematis