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Literatur Künstler-Gedenken

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied

o tempora o mores - o Zeiten o Sitten

Schon im alten Rom
(ersichtlich hier links im ausgegrabenen Klo einer römischen Anlage)
gab es "Beschriftungen" an der Wand, sogenannte "Latrinenparolen".

Diese hier bekundet Mitleid mit der Wand, die Schmierereien aushalten muss
und bekritzelt sie damit selber. 😉

1.jpg
2.jpg
Gesehen in der villa rustica in Hechingen-Stein am Fuße der Schwäbischen Alb.
Übersetzung von mir. :-)
Rose


 

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.01.2020, 21:13:26

Es gibt ein schönes Buch über die Künstlerkolonie in Worpswede:

"Konzert ohne Dichter" von Klaus Modick,

ich habe danach etliche, vor allem aber Rilke
mit anderen Augen gesehen.
Auch über Paula und Otto wird da geschrieben,
und ich stimme Dir zu, Clematis,
ich fand den Film über Paula Modersohn Becker auch nicht gut.

Rose

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.01.2020, 19:54:12
Mich hat an dem Film gestört, dass Paul Moderson-Becker teilweise so hysterisch dargestellt wurde. Ich habe noch nichts detailliert über sie gelesen, aber irgendwie konnte ich das nicht glauben, dass sie so war.

LG
Roxanna

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RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Roxanna vom 21.01.2020, 19:56:59

an
Roxanna und
Rose:
und Alle, die es interessiert

Es freut mich, dass Ihr diesen miserablen Film über Paula Modersohn-Becker auch so empfunden habt.
Es bestärkt mich wieder, über einen Menschen oder über eine Entwicklung nur noch Dokumentationen anzuschauen.
Die Filmemacher heutzutags sind meist mehr dem Sex aufgeschlossen als der damaligen Zeit. Sie meinen, dass gewagte Szenen unbedingt gezeigt werden müssten, weil das schon immer das Hauptthema gewesen sei.

Paula war impulsiv und musste ihren künstlerischen Weg gehen, doch sie hat auch darunter gelitten.
In der Ehe hats gekriselt, wie könnte es auch anders sein. Aber das müsste anders dargestellt werden.

Ich beib dabei:
Lest von einem Künstler die Briefe! Sie geben ein Bild ihres Innersten.

Gruß
Clematis

 

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2020, 08:52:06

Gotthold Ephraim Lessing
22. 1. 1729 - 15. 2. 1781

Nathan der Weise
ein dramatisches Gedicht

Personen:
Sultan Saladin
Sittah, dessen Schwester
Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem
Recha, dessen angenommene Tochter
Daja, eine Christin, aber in dem Hause des Juden als Gesellschafterin der Recha
ein junger Tempelherr
ein Derwisch
der Patriarch von Jerusalem
ein Klosterbruder
ein Emir
nebst verschiedenen Mameluken des Saladin
die Szene ist in Jerusalem

ich schlage vor:
dies wird zur Pflichtlektüre in allen Schulen und allen Konfessionen in allen Ländern.

Lessing hat in Nathan seinen Freund Moses Mendelssohn geschildert. Dieser ist der Großvater von
Felix Mendelssohn Bartholdy, der heitere Musik-Dichter.

Clematis



"Die Geschichte soll nicht
das Gedächtnis beschweren,
sondern den Verstand
erleuchten."

Gotthold Ephraim Lessing



 
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2020, 09:04:02

@clematis, bei mir war es Pflichtlektüre.
Über die Vielfalt der Menschen, die alle gut oder weniger gut sein können,
habe ich im Laufe meines Lebens
mit sehr vielen unterschiedlichen Begegnungen und Freundschaften
darüberhinaus dazugelernt.

Rose


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RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2020, 09:10:15
Nachtrag:
Lessing, Gotthold Ephraim.jpg
"Freu dich mit mir!
Es ist so traurig, sich allein zu freuen."

Gotthold Ephraim Lessing
und
Clematis

 
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2020, 09:10:15


verstand-lessing_20161209_1490435089.jpg

Ja, liebe Dezemberrose, es war Pflichtlektüre mit Eduard von Winterstein !

LG     C.S.
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von Sirona
Bettler.jpg

Hermann von Lingg

Gedenke, daß du Schuldner bist
der Armen, die nichts haben,
und deren Recht gleich deinem ist
an allen Erdengaben.
Wenn jemals noch zu dir des Lebens
gesegnet goldne Ströme gehn,
laß nicht auf deinen Tisch vergebens
den Hungrigen durch's Fenster sehn;
verscheuche nicht die wilde Taube,
laß hinter dir noch Ähren stehn.


 
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von Sirona
 
220px-Ferdinand_Schubert.jpg
Ferdinand Schubert
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Schubert_(Komponist)
 
 
Franz Schubert, der heute mit Sicherheit Millionär wäre, litt zeitlebens unter Geldmangel. Das wird auch in diesem Brief an seinen Bruder Ferdinand deutlich, im November 1812 schrieb er:
 
Gleich heraus damit, was mir am Herzen liegt, und so komme ich eher zu meinem Zwecke, und Du wirst nicht durch liebe Umschweife lang aufgehalten. Schon lange habe ich über meine Lage nachgedacht und gefunden, daß sie im Ganzen genommen zwar gut sei, aber doch noch hie und da verbessert werden könnte; Du weißt aus Erfahrung, daß man doch manchmal eine Semmel und ein paar Äpfel essen möchte, um so mehr, wenn man nach einem mittelmäßigen Mittagsmahle, nach 8 ½ Stunden erst ein armseliges Nachtmahl erwarten darf. Dieser schon oft sich aufgedrungene Wunsch stelle sich nun immer mehr ein, und ich mußte nolens volens endlich eine Abänderung treffen. Die paar Groschen, die ich vom Herrn Vater bekomme, sind in den ersten Tagen beim Teufel, was soll ich dann die übrige Zeit thun? Die auf dich hoffen, werden nicht zu Schanden werden. Mätthäus Cap. 3,V.4.
So dachte auch ich. Was wär*s denn auch, wenn Du mir monatlich ein paar Kreuzer zukommen ließest. Du würdest es nicht einmal spüren, indem ich mich in meiner Clause für glücklich hielte, und zufrieden sein würde. Wie gesagt, ich stütze mich auf die Worte des Apostels Matthäus, der da spricht: Wer zwei Röcke hat, der gebe einen den Armen etc. Indessen wünsche ich, dass Du der Stimme Gehör geben mögest, die Dir unaufhörlich zuruft, Deines Dich liebenden armen, hoffenden und nochmal armen Bruders Franz zu erinnern.
 

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