Literatur Künstler-Gedenken
Liebe @Clematis, ich frage mich, wie herum dieser Satz gemeint ist. Beziehungsweise, wenn du ihn laut vorlesen würdest, wie würdest du ihn betonen?
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Liebe @Clematis, ich frage mich, wie herum dieser Satz gemeint ist. Beziehungsweise, wenn du ihn laut vorlesen würdest, wie würdest du ihn betonen?
Lieber Felix,
ich lese diesen Satz mit Betonung auf Schmerz und nicht.
Es gibt so Viele, die im TV berichten, dass sie über ihre schweren Erlebnisse ein Buch geschrieben hätten, um anderen Mut oder so was ähnliches zu machen.
Das ist Quatsch!
Sie schreiben, um ihre Seele zu erleichtern, um etwas aufzuarbeiten, und das ist Schmerz in erster Linie.
Es kann folgend Therapie sein, dann ist es gut.
Durch den Tod von Günter Kunert kam im TV ein Interview mit ihm, das vor ein paar Jahren stattfand.
Auch er sagt, dass man für sich schreibt, und viele sagen würden, sie schrieben für andere. Und eben das "für sich" ist auch die Einsamkeit, und das ist Schmerz. Jedenfalls SEIN Schreiben war keine Therapie für ihn.
Ein Maler, der ernsthaft den Farben gerecht werden will,erleidet Schmerz, usw. Denk an Cézanne.
Lieben Gruß und Dank
Clematis
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
Kleiner Abendgruß
LG
C.S.
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clematis
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
noch atmet sie
Clematis
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ludwig Richter
28. 9. 1803 - 19. 6. 1884
"Ende August 1813 näherten sich die Alliierten mit einem Heere von 200.000 Mann der Stadt. Am 25. donnerten die Kanonen in der nächsten Umgebung. Des Nachts leuchteten die Wachtfeuer der Russen und Österreicher von den Anhöhen, und die Leute fürchteten einen Sturm auf die Stadt. Kanonen rollten durch die finsteren Straßen, es war ein unheimliches Treiben und Getöse in dieser schauerlichen Nacht, da allen Bewohnern den Schlaf verscheuchte. Mit Angst und Spannung wartete man der Dinge, die da kommen sollten.
...
Das unglückliche Dresden, der Mittelpunkt von Napoleons Operationen, ward nun schwerer und schwerer heimgesucht. Der Kriegslärm dauerte ununterbrochen fort; die Not der Einwohner stieg von Tag zu Tag, und es bleibt unbegreiflich, wie in solcher Lage der gemeine Mann, der auch in guter Zeit, wie man zu sagen pflegt, aus der Hand in den Mund lebt, jetzt ohne Verdienst bei unerhörter Teuerung aller Lebensmittel sein Leben fristete. Kanonendonner und brennende Dörfer Truppenzüge und Einquartierung illustrierten diese Tage.
Am 7. Oktober verließ Napoleon zum letztenmal die Stadt. Ihm folgte unser König nach Leipzig, und der Marschall St. Cyr blieb mit 30.000 Franzosen zurück. Erneuerte Gefechte vermehrten die Zahl der Verwundeten in den Spitälern, in denen das Lazarettfieber wütete, so dass wenige lebend herauskamen. Wir hatten ein solches schräg über dem Winterbergschen Hause, wo täglich die Gestorbenen, ganz entkleidet, aus den Fenstern des ersten und zweiten Stockes herabgeworfen und große Leiterwagen bis oben herauf damit angefüllt wurden. Zum Entsetzen schrecklich sah eine solche Ladung aus, wo die abgezehrten Arme, Beine, Köpfe und Körper herausstarrten, während die Fuhrleute auf diesem Knäul herumtraten und mit aufgestreiften Hemdsärmeln hantierten, als hätten sie Holzscheite unter sich. In dieser Zeit starben täglich 200 Menschen in den Spitälern; das Nervenfieber war epidemisch geworden und forderte auch in dem Bürgerstande täglich seine Opfer; wir blieben indes trotz der gefährlichen Nähe des Lazaretts gesund.
Die Hungersnot nahm täglich mehr überhand, denn die Stadt war blockiert, nichts kam herein, und die Vorräte waren aufgezehrt. Die Bäcker hatten die Läden geschlossen, umd wo noch einer am Morgen etwas gebacken hatte, da gab es ein Gedränge, dass man seines Lebens nicht sicher war."
aus:
"Mein Leben ist ein Wandern"
(Erinnerungen eines Malers)
R. Brockhaus Taschenbuch Bd. 306
gekürzte Fassung der 1885 im Verlag von Johannes -Alt in Frankfurt/M. erschienenen "Lebenserinnerungen eines deutschen Malers"
Ludwig Richter, der uns mit heimeligen Gemälden und Zeichnungen verwöhnt, hat als Kind Entsetzliches gesehen und gehört.
Seine "Heile Welt" war wohl auch seiner Zeit geschuldet, doch es war sicher auch seine ganz persönliche Sehnsucht.
Clematis
Nur die gesprochene Sprache kann überleben, da man sonst zwar die Buchstaben kennt, aber nicht weiß, wie man sie ausspricht und welche Bedeutung die Worte haben!
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
So ist es, K. Lower.
Und einmal entstehen aus den Buchstaben ein "Faust",
und einmal ein Fluch.
Je nachdem, WER mit den Buchstaben spielt.
Clematis
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mein Freund erzählte öfter von seinen jungen Jahren als Tierarzt.
Wenn er einen Kuhstall betrat, merkte er an der Reaktion der Kühe,
wie der Bauer mit den Tieren umgehen würde.
Clematis
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clematis