Literatur Künstler-Gedenken
Segantini, Giovanni
Kunst ist das Fenster, durch das der Mensch seine
höhere Fähigkeit erkennt.
Jede starke Empfindung muss in der
Einsamkeit ausreifen.
Giovanni Segantini
15. 1. 1858 - 28. 9. 1899
ital. Maler des realistischen Symbolismus und
Meister der Hohgebirgslandschaft (Engadin)
Clematis
Segantini
Ave Maria bei der Überfahrt (1886)
Segantini freundet sich mit Giovanni Giacometti (1868-1933)an. Malerisch hatten sie verschiedene Auffassungen, doch die Liebe zur Natur verband sie im gegenseitigen Lernen und zur eigenen Entwicklung.
Giacometti schreibt zur ersten Begegnung:
"Er kam mir entgegen mit dargebotener Hand, einer schönen Malerhand. Er war noch jung, von mittlerer Statur, kräftig, aufrecht und beweglich. Ein Schwall rabenschwarzer Haare umgab das edle Antlitz...das braune Auge wirkte faszinierend. Es entstand sofort eine gegenseitige Sympathie, und schon bei dieser ersten Begegnung bildete sich ein herzliches Sichverstehen, das im Laufe der Jahre immer ausgeprägter wurde."
Der unerwartete frühe Tod erschütterte die Freunde. Rainer Maria Rilke, der die Malerei des Schweizers bewunderte, schrieb:
"Segantini starb, fast 3000 m hoch, wo keine Menschen mehr wohnen, in stiller Größe stand die Natur um seinen schweren Tod."
Giovanni Giacometti malt den Freund auf dem Totenbett und vollendet das berührende Spätwerk Segantinis "Die beiden Mütter".
Begraben ist Giovanni Segantini auf dem kleinen Friedhof von Maloja. Auf seinem Grabstein steht "Arte ed amore vincono il tempo - Die Kunst und die Liebe besiegen die Zeit.
[Dieser Beitrag wurde am 16.01.2011 - 09:27 von Ingeborg aktualisiert]
Clematis, war noch fündig im Fundus
Liebe Clematis, danke für Deine Erinnerung an Giovanni Segantini, von dem ich
bisher noch nichts gehört hatte , aber mich schnell informiert habe.
Welch ein "volles", aber leider nur kurzes Leben !
LG
DP
Martin Luther King
15.1.1929 - 4.4.1968
LG
DP
Zum Todestag von Arnold Böcklin
»Das Bild muss so still werden, dass man erschrickt, wenn an die Tür gepocht wird.«– Arnold Böcklin (über sein Bild „Die Toteninsel“)
Clematis
Schönsten Dank, Clematis! Von Segantinis Bilder kommen wir viele bekannt vor, aber ihn selbst hatte ich noch kaum bewusst wahrgenommen. Wieder mal eine Bildungslücke, die Du nun geschlossen hast. Da habe ich mir jetzt auch gleich mal seine Biografie von Asta Scheib bestellt. Wenn schon, denn schon ...
Das Leben begann für Giovanni Segantini sehr ungerecht und anstrengend. Ich denke, dass der frühe Tod mit seiner frühen Kindheit zusammenhängt. Er kann ja keine Reserven fürs spätere Mannesleben mitbekommen haben.
Umso grösseren Respekt habe ich, wenn ich erleben darf, was an Künstlertum und Menschlichkeit möglich wurde.
Ich will mich heute dranmachen, seine "zwei Mütter" zu malen, evtl. mit Wachskreiden.
Clematis
Ich glaube ja im ganzen nicht, dass es darauf ankommt, glücklich zu sein, in dem Sinne, wie die Menschen es erwarten, aber dieses mühsame Glück kann ich so unendlich begreifen, das darin liegt, dass man mit einer entschlossenen Arbeit Mächte aufweckt, die selbst an einem zu arbeiten beginnen.
Rainer Maria Rilke
Ah! Da bin ich schon gespannt auf das Ergebnis.
Segantini ist mit seinen bitteren Erfahrungen ja auch kein Einzelfall, nicht?
In meiner Sprache ausgedrückt: Es gibt viele große Künstler, die sich unter schwierigen Bedingungen inkarniert haben, fast so, als hätten sie das in irgendeiner Hinsicht gebraucht, um ihr Potential zu entfalten. Im Gegenwind, sozusagen. Und wenn ich mir's recht überlege, dann gilt das nicht nur für Künstler ...