Forum Soziales und Lebenshilfe Leben in Senioren- und Pflegeheimen pflegeheim - der letzte lebensabschnitt

Leben in Senioren- und Pflegeheimen pflegeheim - der letzte lebensabschnitt

taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von taralenja1.11.


wir wohnen jetzt über 4 jahre in einem altenpflegeheim in schkeuditz in der nähe von leipzig. am anfang haben wir uns sehr schwer damit getan, hatten 15 jahre allein in einer kleinen 2-raumwohnung gelebt und kamen dann ganz plötzlich in ein 2-bett-zimmer. erst als wir dann ein einzelzimmer bekommen haben, änderte sich etwas für uns. es gab höhen und tiefen, lebensbedrohliche erkrankungen, ein schwerwiegender unfall und immer wieder das problem mit unserem namen. Das erste jahr war wirklich schlimm, wir fühlten uns nicht wohl, waren viel krank mit schlimmsten schmerzen und oftmal wurde uns nicht geglaubt. Dann passierte am 21.8.21 ein folgenschwerer unfall. Wir rutschten aus der aufstehhilfe, weil die gurte nicht fest genug gespannt waren. Wir stürzten und zogen uns ein wahnsinnig großes hämatom zu (20 x 16 x 6 cm) am linken unterschenkel zu und kamen sofort ins krankenhaus. Not-op, künstliche haut aufgebracht, 4 blutkonserven und kein gefühl mehr in dem linken bein und eine schlimme depression. Als wir am 31.8.21 wieder ins heim zurück kamen, haben wir entschieden, dass wir uns ein forum suchen, wo wir andere senior*innen kennenlernen konnten. Durch den seniorentreff wurden wir aufgeschlossener und trauten uns mehr zu. wir leben eigentlich seit 2006 unter unserem künstlernamen und hier wurde aber immer der alte name genutzt. Schon bedingt durch die ärzte und behörden, die krankenkasse usw. aber der alte name wurde fast immer falsch ausgesprochen und triggerte uns zunehmends. Bei einem gespräch mit dem arbeitspsychologen, der uns mit dem alten namen ansprach und auch noch falsch, da haben wir die gelegenheit genutzt, zu erklären, was das mit uns macht. Er erzählte der chefin des heimes, was wir besprocheen hatten und von da an gab es eine anweisung, dass wir nur noch mit dem künstlername angesprochen werden, der ja im personalausweis auf der rückseite steht.
Das nächste, was für uns entschieden wurde war, dass unsere ernährung auf unsere niereninsuffizienz zugeschnitten wurde. Wir bekommen jeden morgen eine halbe paprika, 3 lauchzwiebeln, zwei stück obst und zwei joghurts. Wenn das mittagessen nicht für uns geeignet ist, besprechen wir eine alternative.
Von der chefin des hauses bekamen wir gymnstikbänder, da wir z.zt. ja nicht unsere spazierfahrten unternehmen können. Der alte rollstuhl ist defekt, der neue noch nicht da. regelmäßige gespräche helfen uns, uns gegenseitig zu verstehen. Auch dürfen wir uns ins lesecafè mit einbringen, wenn das thema passt auch mit eigenen gedichten und geschichten. Uns ist das ganz wichtig, das hier zu schreiben, dass es nach anfänglichen startschwierigkeiten ein gutes wohnen für unseren letzten lebensabschnitt ist.

Taralenja und familie
 

Brita
Brita
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von Brita
als Antwort auf taralenja1.11. vom 04.08.2024, 17:02:12
Liebe taralenja und Familie 
Danke das ihr hier berichtet habt. Ihr habt ja schon einiges in euren Leben ertragen müssen. Und ihr habt immer darum gekämpft das es euch besser geht. Es hat sich aber gelohnt wenn ich das alles so lese  Eure Zeilen machen anderen Menschen Mut finde ich. Alles Liebe für euch 
Liebe Grüße Brita 
Klaro
Klaro
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von Klaro
Liebe Taralenja und Familie,

Ich freue mich, dass Ihr euch doch so gut eingewöhnen konntet, auch wenn die erste Zeit hart war. Das bedeutet aber auch, dass in eurem Pflegeheim inzwischen gut auf euch und eure Bedürfnisse  eingegangen wird. Zwischendrin hatte ich aufgrund eurer Erzählungen nicht immer so das Gefühl ...

Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und Zufriedenheit im Heim

Klaro

 

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ladybird
ladybird
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von ladybird

Liebe taralenja,
dieses Thema aufzugreifen halte ich für sehr wichtig, und ich danke Dir sehr für Deine Öffnung diesbezüglich hier. Davon können wir eventuell „profitieren“…falls uns auch mal in einem Pflegeheim „geholfen“ werden müsste. Wahrscheinlich war Dir dieser Umzug vor 15 Jahren besonders schwer, dafür warst Du eigentlich noch viel zu jung. Inzwischen wurden Dir auch manche Wünsche ermöglicht und nun darfst Du dich auf einen neuen „Rolli“ freuen. Ich habe festgestellt, dass die Bürokratie, das Verhalten mancher Ärzte usw. oftmals Deine Ärgernisse und auch Schmerzen verursachten, über alles das, was von außerhalb des Pflegeheimes, nicht geschah. Doch Du hast Dich stets hartnäckig „durchgebissen“….das zusammen veranlasst Dich wohl, uns über die  Zufriedenheit Deines Lebens in diesem Pflegeheim, wissen zu lassen….was sehr für dieses Heim spricht...
so wünsche ich Dir weiterhin eine gute Versorgung und natürlich endlich wieder ein fröhliches „ Rollern“ über Stock und Stein,

herzlichst 🐞
 
taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von taralenja1.11.
hallo klaro und brita

ja wir hatten anfangsschwierigkeiten und sind immer davon ausgegangen, dass die mitarbeiterinnen und mitarbeiter des heimes mit unserer besonderen psychischen erkrankung umgehen können und müssten. leider haben wir sehr spät gemerkt, dass wir das nicht erwarten dürfen, zumal wir mit einer falschen diagnose hier angekommmen sind. aber gerade die geschäftsführerin, die vieles hinterfragt, hat uns die möglichkeit gegeben mit dem arbeitspsychologen des heimes zu sprechen und von da an entwirrte sich der knoten. so kam der heimleiter auf uns zu und fragte uns zu der dissoziativen identitätstsörung und bot seine hilfe an. und vieles wurde in die wege geleitet, z.b. die namensänderung, was uns sehr weiter geholfen hat. inzwischen ist der künstlername unser offizieller name. und es ist schön, wenn wir mit dem pflegepersonal jetzt viel spaß bei der grundpflege haben. alles in allem werden wir hier unseren lebensabend verbringen.
das einzige , was wir noch suchen ist eine bekanntschaft, die uns vielleicht mal bei unseren zukünftigen rollstuhlausfahrten begeleitet, so dass wir mal reden können. wir hätten gern eine dame oder ein herrn ohne erotisches interesse, die uns z.b. noch mehr  von dem städtchen zeigen.

wir wünschen euch einen schönen abend und dann eine gute nacht.

💚lichst
taralenja und familie
taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf ladybird vom 05.08.2024, 15:46:52
mein liebes kölner 🐞,
während ich noch schrieb, wurde dein beitrag gepostet und ich habe ihn jetzt erst gesehen.
du hast es richtig erfasst, die bürokratie mancher behörden hat mich manchmal aus der bahn geworfen, nein, eigentlich oft. so hat heute die krankenkasse angerufen, warum wir orthopädische schuhe benötigen. sie hatten vom medizinischen dienst die information, dass wir weder gehen noch stehen könnten. warum redet man nicht mit uns. wir haben uns die stehfähigkeit mühsam erarbeitet. nein, da beruft man sich auf ein altes gutachten von  vor 2 jahren und man erwartete von uns, dass wir bei google ein formblatt suchen, das ausdrucken und damit zur ärztin gehen. wir können weder drucken noch zur hausärztin gehen. wir haben keine schuhe, können nicht gehen, wie sollen wir zu einer ärztin kommen ohne schuhe ohne rollstuhl, die überhaupt keine behindertgerechte praxis hat. wenn es nicht so traurig wäre, hätten wir gelacht.
ja, wir beissen uns durch, aber manchmal zeigt einem das leben auch grenzen. hier im heim konnten wir vieles machen. und dafür sind wir sehr dankbar.
ganz viele liebe kämpferische grüße schicke ich dir.
deine taralenja
Seija
Seija
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von Seija
Liebe Taralenja,

es freut mich, dass Ihr so positiv über das Heim berichtet. Sicher ist in keinem Pflegeheim "alles Gold, was glänzt" aber so schlecht, wie über sie oftmals geredet wird sind sie nicht. Pflegende sind auch nur Menschen und kommen schonmal an ihre Grenzen.
Natürlich muss man sich über ein Heim informieren - es gibt schwarze Schafe.

Das Pflegepersonal - das so viele Vorschriften hat und Unmengen an Papier bearbeiten muss - leistet sehr viel.
Das ist ein Beruf in dem einem nichts geschenkt wird. Auch das Personal freut sich über ein nettes Wort und Anerkennung ihrer Leistung.

Das habt Ihr mit Euren Beitrag zum Ausdruck gebracht.

Eine gute Zeit - und bei Problemen nie locker lassen -

viele Grüße
Seija

 
taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

RE: pflegeheim - der letzte lebensabschnitt
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf Seija vom 05.08.2024, 18:09:46
liebe seija,

dein beitrag hat mir sehr gefallen. ja, es gibt schwarze schafe bei den heimen, es gibt aber auch einzelne personen in einem heim, die vieles ins schlechte licht rücken. aber wir haben die möglichkeit, mit dem personal zu reden, weil wir noch nicht dement sind. es gibt aber auch viele schwer demente bewohnerinnen und bewohner, die dem manchmal ausgeliefert sind. deswegen gehen wir als heimbeiratsmitglied zu bettlägerigen menschen und fragen, ob es etwas gibt, was wir in die sitzung mitnehmen. wir brauchen eine aufgabe, weil wir eben noch fit im kopf sind, auch wenn der körper nicht mehr mitspielt.
was wir noch nicht erwähnt haben ist, dass wir von den vielen bildern, die wir malen, einige in zwei etagen aufhängen durften.

und: bei problemen lassen wir nicht locker!!!

💚lichst
taralenja und familie

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