Latein Latein - eine tote Sprache?
Zugegeben, Latein wird nur noch von wenigen Menschen gesprochen. Im Vatikanstaat mit seinen etwa 1000 Einwohnern ist Latein die offizielle Sprache, de facto wird aber italienisch gesprochen. Erstmals war bei der Weltbischofssynode 2014 Latein nicht mehr die offizielle Sprache. Das lag aber nicht am Latein, sondern an den mangelhaften Lateinkenntnissen der bischöflichen Teilnehmer.
Klar ist, dass Latein in den romanischen Sprachen weiterlebt, aber selbst im Englischen stammen etwa 60 % der Alltagsvokabeln aus dem Latein und auch in unserer deutschen Sprache ist das Latein immer noch sehr lebendig.
Schon der Morgen beginnt mit Latein
Zahnpasta - Dentagard - Kukident - Deo - Penatencreme - Nivea - ...
und geht weiter mit dem Blick in den Spiegel auf die Nase oder durchs Fenster auf die Straße, auf der gerade ein Audi, ein Volvo, ein Mercedes gefolgt von einem Fiat mit Semperit-Reifen und zum Schluss noch eine Vespa, die einen Bus überholt, vorbeirollen.
Diese Liste darf gern verlängert werden, z.B. bei einem Glas Wein oder Sinalco.
Latein lebt aber auch weiter in den Horrorträumen ehemaliger Lateinschüler, die in der Schule von Studienräten damit traktiert wurden.
Alles rund ums Latein kann hier auf Deutsch et etiam utendo lingua Latina diskutiert werden: Erinnerungen an den Unterricht, Lateinische Autoren und Texte (die in der Schule gelesen wurden oder besser die, die der Zensur zum Opfer fielen), Römische Inschriften, Vor- oder Nachteile des Lateinlernens ...
Ich freue mich auf eine rege Diskussion
Margit
Zugegeben, Latein wird nur noch von wenigen Menschen gesprochen. Im Vatikanstaat mit seinen etwa 1000 Einwohnern ist Latein die offizielle Sprache, de facto wird aber italienisch gesprochen. Erstmals war bei der Weltbischofssynode 2014 Latein nicht mehr die offizielle Sprache. Das lag aber nicht am Latein, sondern an den mangelhaften Lateinkenntnissen der bischöflichen Teilnehmer.Siehe meine Antwort auf
Klar ist, dass Latein in den romanischen Sprachen weiterlebt, aber selbst im Englischen stammen etwa 60 % der Alltagsvokabeln aus dem Latein und auch in unserer deutschen Sprache ist das Latein immer noch sehr lebendig.
Schon der Morgen beginnt mit Latein
Zahnpasta - Dentagard - Kukident - Deo - Penatencreme - Nivea - ...
und geht weiter mit dem Blick in den Spiegel auf die Nase oder durchs Fenster auf die Straße, auf der gerade ein Audi, ein Volvo, ein Mercedes gefolgt von einem Fiat mit Semperit-Reifen und zum Schluss noch eine Vespa, die einen Bus überholt, vorbeirollen.
Diese Liste darf gern verlängert werden, z.B. bei einem Glas Wein oder Sinalco.
Latein lebt aber auch weiter in den Horrorträumen ehemaliger Lateinschüler, die in der Schule von Studienräten damit traktiert wurden.
Alles rund ums Latein kann hier auf Deutsch et etiam utendo lingua Latina diskutiert werden: Erinnerungen an den Unterricht, Lateinische Autoren und Texte (die in der Schule gelesen wurden oder besser die, die der Zensur zum Opfer fielen), Römische Inschriften, Vor- oder Nachteile des Lateinlernens ...
Ich freue mich auf eine rege Diskussion
Margit
Leider lernte ich nie Latein!
Damals hieß die Realschule "Mittelschule"-, da war ich von 1946-1951, hatte aber immer noch keinen Realschulabschluß....,
den machte ich 1975!!
(Bei den Mathe-Hausaufgaben half mir mein Mann....)
Liebe Grüße an alle "Lateiner" und Nicht-Lateiner!
Marianne
Latein ist keine tote Sprache, lateinische Wurzeln findet man, wie hier bereits gesagt, in etlichen "modernen" Sprachen.
Meine Kinder lernten Latein als Erstfremdsprache, hatten - und haben noch
heute - großen Nutzen davon.
Jede weitere Fremdsprache lässt sich leichter lernen. Ich denke da besonders
auch an die Vorteile in der englischen Grammatik .
Der Lateinunterricht war interessant und lebendig gestaltet und fesselte die Kinder, vielleicht im Unterschied zu früheren Zeiten.
Es entsteht ein tiefes Sprachverständnis, das auch Interesse weckt, Sprachen ohne lateinische Wurzeln wie Hebräisch oder etwa Chinesisch zu lernen.
Mit vier bzw. fünf Fremdsprachen Abitur zu machen, war an dieser Schule nichts
Ungewöhnliches.
Als wir unsere Kinder zum Lateinunterricht anmeldeten (5. Klasse), gab es in unserem Umfeld negative Reaktionen. "Tote Sprache" u.a. hörten wir da.
Mehrfach waren es Väter, die Latein gelernt hatten, und dies Ihren
Kindern "ersparen" wollten.
Heute, da meine Kinder erwachsen sind und im Berufsleben stehen, zeigt
sich, dass Latein eine gute und durchaus zeitgemäße Entscheidung war.
Allegra
Salve commilitones = Mitstreiter!
Ich wollte auf einen Einwand von schorsch antworten, finde ihn aber nicht mehr, weder hier innerhalb des Diskussionsbaums noch anderswo. Man kann vielleicht auch einen Beitrag zurückziehen. Ich kenne mich hier noch nicht gut genug aus.
Er machte sich stark für Englisch, ich solle doch mal in Bangkok ohne Englisch zurechtkommen. Wie könnte ich etwas gegen Englisch haben, besitze ich doch u.a. auch einen britischen Pass? Der ist wohl nicht mehr gültig. Wer 15 Jahre nicht auf der Insel war, verliert die Staatsbürgerschaft.
Einen guten Gedanken brachte er, dass Sprachenlernen bestimmte Hirnregionen anspricht und immer nützlich ist. Vor allem erlernt man neben einer Sprache auch Denkweise und Mentalität ihrer Sprecher. Eine Auslandstätigkeit nur auf der Basis von Englisch ohne jegliche Kenntnis der jeweiligen Landessprache, führt nicht dazu, dass man weiß, wie die Leute "ticken" und stößt selbst auf Unverständnis. Nun ist Englisch die wohl am leichtesten zu erlernende Fremdsprache - am Anfang. (Ich vergaß Esperanto.) Wenn es dann aber später um die Nuancen und um Idioms geht, wird es immer schwerer, wenn man sich nicht nur im Pidgin-Englisch oder D-English ausdrücken will. In Brüssel hat man seine Schwierigkeiten damit.
An Latein als Gebrauchssprache denkt man beim Schulfach Latein nicht. Das Latein, das wir durch schriftliche Zeugnisse kennen, war wohl die Sprache einer hochgebildeten Oberschicht, eine Kultursprache, die nicht einfach zu erlernen war. Der Mischbevölkerung unter römischer Herrschaft blieb diese Sprache wohl weitgehend für den eigenen Gebrauch fremd. Es bildeten sich wohl schon bald volkstümliche und lokale Varianten, kurz die frühromanischen Sprachen entstanden.
Latein war im westlichen Teil des Römischen Reiches die vorherrschende Sprache - im östlichen Bereich Griechisch - und war nach dem Untergang des Weströmischen Reiches noch viele Jahrhunderte Bildungssprache, Kirchensprache und Brückensprache zwischen den so unterschiedlichen Volkssprachen in Europa. Die letzte Doktorarbeit, in lateinischer Sprache verfasst - zu einer medizinischen Fragestellung -, wurde an einer deutschen Universität Ende des 19. Jahrhunderts eingereicht. Ob das Englische seinen Rang als Weltverkehrssprache so lange Zeit bewahren kann, halte ich für fraglich. Es könnte sein, dass sich unsere Enkel oder deren Kinder als erste Fremdsprache auf Chinesisch einstellen müssen.
Noch ist es nicht so weit. Deshalb nehmen wir uns die Zeit, uns dem Latein zu widmen, einem von manchen als völlig unnützes Hobby angesehen!
Salutat investigador
Principiis obsta, sero medicina paratur. (Gilt auch für die augenblickliche politische Lage.)
Stammt von dem römischen Dichter Ovid und bedeutet:
Wehre den Anfängen, zu spät wird die Medizin bereit gestellt.
Liebe Allegra,
ich habe lange Jahre an meiner Schule bei der Elterninformation zur Wahl der zweiten Fremdsprache Latein vorgestellt. Ich stimme Dir voll zu, dass Latein positive Auswirkungen auf viele andere Fächer hat. Latein fordert und fördert. Es erzieht zur Genauigkeit und zu logischem Umgang mit einer Sprache und ihrer Struktur - einer Struktur, die sich in allen indoeuropäischen Sprachen wiederfindet.
Sicher ist es so, dass die Meinungen der Eltern, die selbst in der Schule Latein gelernt haben, von ihren Erfahrungen geprägt sind. Einmal davon, ob der Lateinlehrer guten Unterricht gemacht hat und das Interesse der Schüler immer wieder wecken konnte, oder aber, ob sie selbst erfolgreiche Schüler waren. Wer aber Probleme mit Mathe hatte, wird im Allgemeinen dies nicht dem Fach als solchem anlasten und es in Frage stellen. Anders ist dies beim Latein.
Oberflächlich gesehen habe ich mit einer modernen Fremdsprache schneller ein direktes Erfolgserlebnis, wenn ich mich im Ausland verständlich machen kann - auch das je nach Unterricht und eigener Fähigkeit mehr oder weniger gut.
Latein legt Grundlagen: im Verständnis des Aufbaus von Sprachen, der Grammatik wie des Wortschatzes, im Umgang mit differenzierendenTexten und deren Interpretation, in der Begegnung mit philosophischen und historischen Texten und in der Reflexion über die Fundamente unserer Kultur.
Der Einwand "Was bringt mir denn die tote Sprache? Das brauche ich nie wieder, also weg damit", gab mir den Anlass, nachzufragen, wer von den Eltern sich nach dem Abitur noch mit dem Mathematik-Stoff der Oberstufe beschäftigt hat. Obwohl ich und wahrscheinlich die meisten damit im späteren Leben nichts mehr selbst direkt zu tun hatten, wäre es einfach dumm, zu behaupten, Mathematik gehöre in der Schule abgeschafft - auch wenn sich viele Schüler damit schwer tun.
Interessant für mich war auch, dass Lateinschüler selten in Mathematik grundlegende Probleme hatten.
Margit
Es kommt immer mehr in Mode,dass prominente Menschen, die augenscheinlich ihren guten Weg gemacht haben, kokettierend erklären, mit Mathe wären sie immer auf Kriegsfuss gestanden.
Glauben kann ich das nie, weil Mathe auch die Grundvoraussetzung dafür, dass man später mal rechnen kann und das muss ja jeder in jedem persönlichen Bereich. Wer dies vernachlässigt, wird grosse Probleme bekommen.
Mathe ist auch eine Grundlage für Logik und es schadet in keinem Leben, diese anzuwenden.
Latein war für mich dankenswerterweise immer die Grundlage für weitere Fremdsprachen und überhaupt erweckte es bei mir die Lust bis heute, fremde Sprachen zu erlernen, weil sie die Basis bilden, mich mit anderen Menschen anderer Nationalitäten überhaupt austauschen zu können.
Aufgebaut auf Latein habe ich dann Englisch und Französisch und als alte Dame noch Italienisch als ich schon in Rente war, ganz einfach, weil mir das Land und die Sprache gut gefallen. Auch hier war Latein ein sehr guter Grundstock, bzw. kam ich beim Erlernen der italienischen Vokabeln wieder auf das verschüttete Latein zurück. Olga
LATEIN IST TOT - ES LEBE LATEIN! So der Titel eines bemerkenswerten Buches von Prof. Wilfried Stroh, emeritiertem ordentlichen Professor für Klassische Philologie in München. Seine Schwerpunkte im Bereich der antiken Literatur waren Rhetorik und - man darf es sagen in diesem Forum, da alle inzwischen eindeutig über 18 sind - Erotik(!), der sich und andere zu begeistern vermag vom lateinischen Abituraufsatz von Karl Marx bis zur sprachlichen Klarheit einer Enzyklika von Benedikt XVI. Klarheit und Eindeutigkeit - nicht umsonst verwendet man zur unverwechselbaren Bezeichnung von Arten in der Zoologie und Botanik, auch bei der Beschreibung von Krankheiten in der Medizin, allerdings mit vielen altgriechischen Einsprengseln, lateinische Bezeichnungen, die international verstanden werden. (Nicht auszudenken, man nähme Bezeichnungen aus dem britischen, amerikanischen oder australischem Englisch!)
Vielleicht war die Zuordnung von Latein zum Bereich Fremdsprachen doch nicht ganz glücklich. Beim Erlernen einer Fremdsprache geht es um den Erwerb von klar definierten Fertigkeiten (engl. skills): Hörfertigkeit, Sprechfertigkeit, Lesefertigkeit bzw. Textverständnis sowie Schreibfertigkeit. Diese können auch einzeln beurteilt werden und ergeben insgesamt ein Gesamtbild einer Schülerleistung.- So wurde Latein (und Altgriechisch) in meiner Gymnasialzeit nie angesehen und bewertet. Es ging damals um Allgemeinbildung, das Abitur nannte sich Reifeprüfung. Neben Mathematik genoss Latein höchste Wertschätzung für die Aneignung von logischem Denken, gleichzeitig ging es um Erwerb von geschichtlichen Kenntnissen, um Einblicke in die antike Kultur und Philosophie. Für die Zulassung zu vielen Studienfächern war das Große Latinum Voraussetzung. Neulich scheiterte dagegen bei einem Erstsemester-Test der überwiegende Teil der Jura-Studenten an der Aufgabe, einen weitschweifig-emotional geschriebenen Kriminaltext mit viel wörtlicher Rede auf ein Drittel mit dem sachlichen Inhalt zu kürzen. Von der Existenz eines dazu im Deutschen benötigten Konjunktivs für die Wiedergabe von wörtlicher Rede hatten die meisten keine Ahnung. (Latein ist für dieses Studium leider keine Voraussetzung mehr.) Die Zeiten ändern sich = tempora mutantur. Schon die Römer beklagten sich darüber. Das weiß ich aus der lateinischen Literatur.
Principiis obsta, sero medicina paratur. (Ovid)
Wehre den Anfängen, zu spät wird die Medizin bereit gestellt. (Darf auch politisch verstanden werden.)
Ich dachte immer, es heißt "Initiis obsta ..." - gibt es von diesem Zitat denn zwei Versionen? Oder trügt mich die Erinnerung?
Gern oute ich mich als Fan der lateinischen Sprache, wenn es auch schon lange her ist, dass ich mich in der Schule damit herumschlagen durfte. Latein ist immer noch die optimale Basis für das Erwerben eines grundlegenden Sprachverständnisses. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gern wieder etwas tiefer einsteigen ... - dabei fällt mir ein: mit Altgriechisch ist hier wohl niemand vertraut, oder?
Ich frage aus gegebenem Anlass ...
"Principiis obsta"
Was ist eine tote Sprache?? Anläßlich der Neugründung einer Schule für meine eigenen Kinder habe ich mich vor 30 Jahren damit beschäftigt und dies nicht nur als Elternteil, sondern betroffener einer aussterbenden Abiturientenkategorie eines echten altsprachliche Gymnasiums mit Latein, Altgriechisch und hebräisch im Abitur. Damals war die Entscheidung zu treffen, welche Sprache als Fremdsprache in der neuen Schule zu unterrichten sei neben Englisch, die den größten Einfluss auf die Kindern nehmen könnte. Nach langer intensiver Diskussion waren wir (Gründungseltern) einstimmig der Ansicht, dass Russisch unterrichtet werden muss, da es die einzige lebendige Sprache ist, die wir kannten. An dieser Sichtweise hat sich bisher nichts geändert und heute wird immer noch Russisch von Klasse 1 - 13 unterrichtet. Es ist die einzige lebendige Sprache, die Körper-Geist und Seele eines Individuums zeitgleich in Anspruch nehmen und die Entwicklung derselben am meistens beeinflussen können. Alle anderen Sprachen sind tote Sprachen, die überwiegend den Geist beanspruchen und für den Umgang mit Emotionen neue Wörter hinzufügen oder erfinden.
In sprachlicher Verbundenheit
anni53