Kleine Reimereien Ja früher

Ja früher war es schön und auch schwer,
obwohl es ist doch recht lange schon her,
samstags wurde die Zinkwanne aufgefüllt,
alle Kinder haben darin mächtig gewühlt.

Ja früher, da waren die Kirchen noch voll,
kein Pfarrer versank am Sonntag in Groll.
Die Leute zogen sich sonntags auch um
und liefen nicht wie wochentags 'rum.

Ja früher, da schlief man im kalten Raum,
es wurde nicht geheizt, das gab es kaum.
Ein heißer Ziegel wurde ins Bett gelegt,
so wurden wir mit etwas Wärme verpflegt.

Früher spielten wir Kinder noch auf den Straßen,
da sah man Pferdewagen aber keine Autos durchrasen.
Wir spielten "Verstecke und Räuber und Gendarm"
da konnten wir Kohle sparen, denn wir spielten uns warm.

Ja früher, wenn ich mal krank war,
gaß's heisse Milch mit Honig sogar.
Geschont wurde ich auch von Arbeit im Haus,
aber kaum war ich gesund, war's mit der Schonung aus

Ja früher da trugen die Frauen noch Schürzen
und konnten trotzdem ihre Männer bezirzen,
man freute sich über jede Kleinigkeit
und stand stets zur Nachbarschaftshilfe bereit.

Ja früher, da gab's nach einem Unfug Klapse
und die Mädels trugen reizende Strapse
man musste es sich als Junge verkneifen
den Mädels unter die Röcke zu greifen

Ja früher, da war die Jugend noch züchtig
in ihrer Freizeit bastelten sie tüchtig,
bauten für ihre Geschwister kleine Geschenke
und trieben Rad-Sport für die Gelenke.

Ja früher, da haben wir die Wälder durchkämmt
und dann die gesammelten Pilze geschlemmt.
Auch welche getrocknet oder eingelegt,
das hat im Herbst unsre Gemüter bewegt.
Doch heute schmerzt uns schnell der Rücken,
wir werden steif vom vielen Bücken ... .
Solln wir nun auf den Pilzgenuss verzichten?
Mitnichten!
In Slubice auf dem großen Markt
wird unser Auto schnell geparkt,
und wir können uns frische Steinpilze holen,
gesammelt von fleißigen (und sicher jüngeren!) Polen!

Ja, das hat uns heute Mittag geschmeckt,
und wir haben uns die Finger geleckt ...

Ja früher, nach jedem Naschen,
tat man sich die Finger waschen.
Heute tut man`s nicht,nicht ums Verrecken,
man freut sich übers Fingerlecken.