Kauf und Renovierung von Haeusern und Immobilien Vom Bauträger kaufen kann gefährlich sein

walter4
walter4
Mitglied

Vom Bauträger kaufen kann gefährlich sein
geschrieben von walter4
Ein Bekannter kaufte vom Bauträger eine Wohnung. Den ersten Ärger gab es, als die Bauarbeiten sich monatelang verzögerten, dann in unfertigem Zustand eingestellt wurden; der Bauträger ging pleite. Jetzt verlangt die fiananzierende Bank - es ist die VR Bank Rottal - von meinem Bekannten einen Aufpreis von 45.000 Euro auf den vereinbarten Kaufpreis, weil der Vertrag mit dem Bauträger hinfällig ist und die Bank die Verluste, die sie mit dem Bauträger gemacht hat, auf die Wohnungskäufer abwälzen will.

Ein Rechtsstreit läuft natürlich, aber der Rechtsanwalt meinte nur: "Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Dinge."

Ich würde nach dieser Erfahrung NIE eine Wohnung in unfertigem Zustand kaufen. Unsere Gesetze sind nicht geeignet, einen Wohnungskäufer vor der Willkür von Banken zu schützen.

Manchmal glaube ich, in der dritten Welt zu leben *grummel*

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walter4
Re: Vom Bauträger kaufen kann gefährlich sein
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf walter4 vom 27.05.2009, 17:19:28

Es kommt natürlich auf die Klauseln im Vertrag an, den der Käufer sicher bereits
unterschrieben hat?

So pauschal kann man dazu nicht Stellung nehmen, dazu müsste man den Vertrag einsehen
können.

Wenn der Bauträger sich diesbezüglich abgesichert hat, indem er entsprechende Klauseln im Vertrag hat, wird auch ein Anwalt nicht groß etwas herausholen können.


karin2
hugo
hugo
Mitglied

Re: Vom Bauträger kaufen kann gefährlich sein
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.05.2009, 23:05:53
hallo karin,,

es scheint wenig Betroffene oder Erfahrungsträger bezüglich mißglücktem Hausbau hier im ST zu geben (das ist auch gut so *g*)

da will ich mal kurz meine eigenen Nachwendeerfahrungen beim Kauf meiner Wohnung schildern,,,vielleicht erinnert sich manch einer an ähnliche Umständlichkeiten.

Ein Investor, ein Bauunternehmer und ein Makler (aus Osnabrück, Cloppenburg und Bad Ems tun sich zusammen (kennen sich schon aus früheren Geschäften die sie gemeinsam in Bayern gemacht hatten.
Aber nun sollte das Große Geschäft im Osten mit günstigen Bedingungen des Ostens gemacht werden.
Dazu wurden Filetstücke im Speckgürtel meiner Stadt gekauft, privatisiert, und im Grundbuch verankert.

Dann begann der Bauunternehmer mit einem mitgebrachten Brigadier/Vorarbeiter mitgebrachtem Baumaterial und mitgebrachten englischen "Selbständigen" Handwerkern mit dem Hausbau.

Parallel dazu bemühte sich der Makler um Kaufwillige,,

Es wurden Kaufverträge beim Notar abgeschlossen und die Sache entwickelte sich,,,

Der Bau machte Fortschritte und wenn mal ein Material fehlte, ok die Baumärkte sind ja in der Nähe,,und für den Innenausbau (Sanitär, Heizung,,) wurden kurzfristig einheimische Subunternehmer angeheuert.

Mit den Maurern konnte ich mich nicht unterhalten die sprachen ein schlimmes Irisch, durften aber sowieso keine Gespräche führen,,es ging alles über den Vorarbeiter oder Bauleiter.

Die Bezahlung erfolgte -wie üblich- nach Baufortschritt. Das Geld wurde auf ein Konto des Investors überwiesen. Der Bauunternehmer bekam seinen Anteil ,,soweit so gut,

Was uns weniger gefiel und aber erst später klar wurde,,,,,die hiesigen Subunternehmer die mit Material und Lohn in Vorkasse gegangen waren sahen kein Geld (sie gingen zum Teil Pleite)

und ehe es zum gerichtlichem Eintreiben des Geldes kam (auch das verursachte noch zusätzliche Kosten) meldete der Bauunternehmer Insolvenz an und,,? die Handwerker gingen leer aus. (sie durften nicht mal ihre eigenes verbautes Material wieder aus den Rohbaus abholen.)

Irgendwie wurden die Häuser auch fertig,,,der ehemalige Bauunternehmer ward nie mehr gesehen, aber, der hatte noch ein Architektenbüro und eine Baumaschinenvertrieb/Ausleihe usw,,und seinen pleitegegangenen Baubetrieb übernahm nun wohl seine Frau.

Zumindest kam er nie in Not und das "Dreigestirn" konnte weiter gute gemeinsame Geschäfte machen.

Die Wohnungskäufer -es handelt sich um einige Mehrfamilienhäuser- hatten diesmal noch Glück das die Häuser fast fertig waren und so keine großen Zusatzunkosten auftraten
(aber solche und ähnliche Fälle gabs in den neunziger Jahren hier zuhauf) einige Rohbauten standen jahrelang ehe alle rechtlichen, finanziellen und sonstigen Probleme geklärt waren.

Der Kommune war der gesamte Hickhack egal, die kassierte die Grunderwerbskosten eben mehrmals in kurzer Zeit und bekam Zuzug von steuerzahlenden Bürgern. Die Banken und Sparkassen gingen auch kein Risiko ein, die vergaben ne Unmenge Hausbaukredite und wenn die Käufer mal nicht zahlen konnten, verkauften die Banken deren Häuser bzw. gaben sie zur Auktion frei und bedienten sich vorrangig am eingenommenem Geld.

Betroffen und angeschmiert waren immer die hiesigen Käufer und Handwerker.

Also Hausbau mit Wessis war damals fast wie ein Gang vor ein Gericht oder wie eine Seefahrt, ohne zu wissen wie die Sache ausgehen wird.

Vor zwei Monaten, also über 12 Jahre nach Fertigstellung unserer Häuser/Wohnungen wurden die letzten Gerichtsverfahren mit dem Investor bezüglich Garantieleistungen endlich -natürlich mit Gewinnen für die Anwaltschaft und Verlusten der Häuslebauer- abgeschlossen.

Wer heutzutage ein Haus baut, kann lange Geschichten erzählen. Nun kann ich auch noch vergleichen mit einem Hausbau den ich 1959/61 in der DDR realisierte,,,,dazwischen liegen Welten, besonders bezüglich der Finanzierung, der Materialbeschaffung und der juristisch-bürokratischen Umständlichkeiten *g*
(früher kannte ich weder Kataster noch Liegenschaften noch Grundbuch und baute trotzdem ein gutes, bewohnbares Haus für damalige Verhältnisse.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Vom Bauträger kaufen kann gefährlich sein
geschrieben von carlos1
als Antwort auf walter4 vom 27.05.2009, 17:19:28
"Ein Bekannter kaufte vom Bauträger eine Wohnung."
"Ich würde nach dieser Erfahrung NIE eine Wohnung in unfertigem Zustand kaufen. Unsere Gesetze sind nicht geeignet, einen Wohnungskäufer vor der Willkür von Banken zu schützen." walter4


Wie bereits erwähnt ist die Hilfe eines Rechtsanwalts notwendig, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Er muss die Verträge überprüfen und "wasserdich"t machen. Lässt sich der Bauträger darauf nicht ein, dann Finger weg.

Wenn der Bau unfertig ist, dann unbedingt sich nicht allein auf den Bauträger verlassen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Für gutes Geld einen Bauingenieur engagieren, der den Baufortschritt und die Einhaltung der technischen Normen überwacht. Das kostet nicht die Welt, lohnt sich aber immer. Ein guter Fachmann wird den Bauwilligen möglchst schon im Planungsstadium auf die mögliche Optimierung der technischen Möglichkeiten hinweisen (bessere Wärmedämmung, bessere Fenster, zukunftsweisende Energieeinsparungsmöglichkeiten etc.). Bei den Diskussionen über Immobilienwerte wird oft vernachlässigt, dass der Wert der Objekte bereits nach kurzer Zeit sinkt, weil die technischen Normen (Energieeinsparung, erneuerbare Energien etc) sich rach ändern. Häuser aus den 70er Jahren müssen heute saniert werden, auch wenn sie äußerlich prächtig dastehen. Notwendige Investitionen mindern ihren Wert erheblich. Wer Klimaschutz und Energieeinsparung ernst nimmt, wird ein Passivhaus erwerben oder erbauen oder eine entsprechende Wohnung. Damit wird er in in der Zukunft Geld sparen, auch wenn es derzeit 20% mehr kostet. Passivhausstandard wird die Bauweise der Zukunft sein.

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