Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?

Internationale Politik Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?

olga64
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Friedensfreund vom 27.10.2024, 18:15:18

Ich hatte lebenslang das Glück, in einerDemokratie zu leben und wenn Wahlen angesagt waren, bedeutete das in meinem Land nicht,dass Lebens- und Verletzungsgefahr bestand, wenn ich ein Wahllokal betrat, bzw. dass mir jemand meine Wahlstimme abkaufen wollte.
Sicher beurteile ich das alles anders als Menschen,die nicht das grosse Glück hatten wie ich.

Meine Meinung zu diesem ordinären, vorbestraften Mann in den USA,der sich zusammen mit einem extrem schrillen "Bruder im Geiste" den WählerInnen aufdrängt, habe ich mit Sicherheit oft und oft zum Ausdruck gebracht, zumal mich hier auch persönlche Trauer erfüllt, was aus diesem von mir so geliebten Land mit seinen geschätzten Bewohnern seit Jahren gemacht wird von einem grössenwahnsinnigen Lügner und Kriminellen.

Olga

Friedensfreund
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von Friedensfreund
als Antwort auf olga64 vom 27.10.2024, 18:20:57

Leben heißt Veränderung - eine triviale Aussage, das ist mir natürlich bewusst, sie entspricht aber 100%-ig meinen persönlichen Erfahrungen, deswegen sollte man mit solchen Entwicklungen und Wendungen auch nicht hadern. Ich selbst musste existentielle Veränderungen, insbesondere in den ersten Jahren nach der Wende, meistern, von denen Du Dir keine Vorstellungen machen kannst.
Du solltest auch über die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen in den USA nicht traurig oder enttäuscht sein. Alles verläuft meiner bescheidenen Erfahrung nach in Sinuskurven, wirf einen entspannten Blick auf ehemals mächtige Kulturen, wie Ägypten, Portugal, die Mayas, Persien, die Mongolen, das Römische Reich - allesamt waren sie einst Hochkulturen, die heute aber kaum noch Bedeutung haben.
Andere streben nach oben, vor allem Länder des asiatischen Raumes. Noch vo wenigen Jahrzehnten fuhr der Durchschnitts-Chinese mit Fahrrad und im hochgeknöpften Blaumann zur Arbeit, heute bestimmt selbiger den Takt der Weltwirtschaft.

olga64
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Friedensfreund vom 27.10.2024, 18:50:06

DAnke - das ist ein guter Beitrag, über den es sich nachzudenken lohnt.
ABer warum sträuben sich dann insbesondere ältere und alte Menschen so sehr bei Veränderungen und wollen alles so belassen, wie es nie war?
Ist das ausser der Angst vor dem Neuen auch die Angst vor dem Tod, mit dem alles vorbei ist?
Ich bezeichne mich selbst nicht als Verweigerung jeglicher Neuheiten, sondern bedaure es oft, schon so alt zu sein,dass ich interessante Entwicklungen nicht mehr erleben werde.
Ausserdem sieht bei mir mit zunehmendem Alter dann doch der Fatalismus, weil ich irgendwann erkannt habe, dass ich mich als Einzelperson gegen Vieles nicht mehr wehren kann und möchte, sondern versuche, gut damit zu leben. Olga


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cosi
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von cosi

Warum und wogegen wehrt man sich als älterer Mensch?
Ich könnte mir vorstellen, daß das eher die jungen Menschen angeht, denn wir Älteren sehen vieles anders als unsere Jungen.

olga64
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von olga64

Seit ich vor vielen Jahren während meiner Kaukasus-Reise auch im schönen Georgien war (das damals noch Bestandteil der UdSSR war) interessiere ich mich sehr für dieses Land. Stalin war auch Georgier und insgesamt erinnerten mich die vielen,gutaussehenden Menschen und der exzellente Wein und die hervorragende Küche  auch an Italien.
Und es freute mich,dass seit Jahren so viele Georgier so gerne zu Europa gehören würden.
Wie fair und rechtmässig das aktuelle Wahlergebnis zustandegekommen ist, muss vermutlich ausgewertet werden, wenn dies überhaut machbar ist.
Die Regierungspartei "Georgischer Traum" hat sich zwar mW. nie offen gegen einen Beitritt zur EU ausgesprochen,das Land aber sukzessive auf so einen repressiven Stand geführt,dass die EU den Kandidatenstatus für Georgien im Juni aussetzen musste.
Vermutlich war und ist darüber Moskau sehr und insbesondere Herr Putin sehr beglückt. Das umstrittene Agentengesetz in Georgien spiegelt ein ähnliches russisches Gesetz wider. Es dient dazu, liberale Organisationen, Journalisten,Menschenrechtler, Oppositionelle zu lähmen und es wurde gedroht,die wichtigsten Oppositionparteien nach einer für die Regierungspartei gewonnene Wahl zu verbieten.
Georgien reichster und mächtigster Mann, Bidsina Iwanischwili, Gründer des "Georgischen Traums" erklärt, eine Hinwendung Georgiens zum Westen bedeute Krieg für das Land. Und Moskau warnte vor einem "Tiflis-Maidan" und baut ein entsprechendes Bedrohungs-Szenario auf.
Putin hat mehr als einmal demonstriert,wie egal ihm der Mehrheitswille in angrenzenden Ländern ist. Wer sich von Moskau abwendet - Putin erklärt dies immer als Strategie des feindlichen Westens.

Die Mehrheit der Georgier - insbesondere der ambitionierten, jungen Menschen strebt nach Europa - ihre Regierung aber zerrt sie immer tiefer in die Autokratie. Wie schade um das schöne Land und seine schönen, freundlichen Menschen. (teilweise Passagen aus "Georgien - Richtung Autokratie" von Silke Bigalke aus der heutigen SZ) Olga

Friedensfreund
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von Friedensfreund
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2024, 17:09:25


Die Mehrheit der Georgier - insbesondere der ambitionierten, jungen Menschen strebt nach Europa - ihre Regierung aber zerrt sie immer tiefer in die Autokratie. Wie schade um das schöne Land und seine schönen, freundlichen Menschen. (teilweise Passagen aus "Georgien - Richtung Autokratie" von Silke Bigalke aus der heutigen SZ) Olga
Die Auszählung der Stimmen ergab ein Ergebnis von rund 54% für die Regierungspartei, die nationale Front, bestehend aus sämtlichen Oppositionsparteien erreichte 37%. Selbst, wenn man unterstellt, dass es die eine oder andere Unregelmäßigkeit gegeben hat, ist das Wahlergebnis doch irgendwie eindeutig. Wenn die Oppositionsführerin nun angesichts der Niederlage aber von "gestohlenen Wahlen" spricht, erinnert das dann doch fatal an die Argumentation des Hrn. Trump, wobei es in den USA vor 4 Jahren sehr deutlich knapper zuging, als jetzt in Georgien.
 

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olga64
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Friedensfreund vom 28.10.2024, 18:04:51

Mich erinnert das alles mehr an Maduro in dem verrotteten Venezuela als an die Demokratie in den USA. Obwohl natürlich bei einem evtl. Verlust von Trump dieses Geheule nach gestohlenen Wählerstimmen im gemeinsamen Chor mit Elon Musk sicher schon bald wieder ertönen wird.
Vielleicht werden ähnliche 'Chöre dann schon bald von Höcke und Konsorten in Ostdeutschland angestimmt werden - wer weiss das schon? Olga

Anita182
Anita182
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von Anita182
als Antwort auf olga64 vom 27.10.2024, 18:20:57

Ja liebe Olga, die Sache mit dem Kriminellen aus den USA sehe ich genau so wie du. Bei meinen ausgedehnen Reisen durch die USA habe ich viele verschiedene Menschen kennengelernt und normalerweise verallgemeinere ich nicht gerne aber mir ist bei durchschnittlichen Bürgern der USA  ein erhebliches Defizit in Allgemeinbildung aufgefallen. Die beziehen fast ihr gesamtes Wissen von CNN, Und ich war erschrocken darüber, wie wenig die Menschen über andere Länder wissen. Und sie interessiert das auch nicht. Und wenn dieser geistige Tiefflieger Trump  den einfachen Menschen das Gefühl gibt, er sei einer von ihnen, dann glauben sie ihm alles!

olga64
olga64
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Anita182 vom 28.10.2024, 19:03:02

Es gibt auch im sehr viel kleineren Deutschland als den USA viele Menschen,die keine Ahnung von anderen Ländern oder Völkern haben - die sich selbst genug sind.
Bei meinen diversen Aufenthalten in den USA gab es natürlich in diesem Zusammenhang auch witzige Fragen, wie z.B. ob Hitler noch lebt, ob wir Fernsehen haben usw.
Dumme und desinteressierte Leute gibt es überall und nach meiner Beobachtung werden sie auch immer mehr.
Aber diese jetzige Boy-Group Trump/Musk ist schon eine ganz spezielle Sorte.
Da droht der kriminelle, orangefarbene Opa, dass er bereits am ersten Tag seiner Wiederwahl das grösste Deportationsprogramm in Gang setzen wird, das die USA je gesehen haben. Er möchte diese verbrecherischen Migranten alle abschieben, bzw. in den Knast schicken. Schon eine tolle Sache, wenn man überlegt, das Elon Musk selbst vor vielen Jahren illegal in die USA kam.

Und wenn die alle weg sind, die "das Blut der Amerikaner schädigen", bricht dort der Niedriglohn-Sektor zusammen - so wie es auch bei uns wäre.
Aber ähnlich drohte er ja auch mit der Mauer zu Mexiko vor seiner ersten Wahl -die ist bisher auch nur einige Meter gross geworden und ziemlich unsinnig ,weil Menschen,die fliehen wollen oder müssen, immer irgendwo eine Möglichkeit finden, in ein anderes Land zu kommen.

Aber deutsche Arroganz ist fehl am Platze: hier glauben immer mehr den Märchen einer AFD und BSW. Das Konzept ist recht einfach: erst den Menschen Angst machen und sie dann - wenn man an der Regierung ist - sie aus diesen imaginären Ängsten befreien.
Irgendein Rattenfänger findet sich immer und überall,d em dann die Herde folgen wird. Olga
 

aixois
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RE: Worum geht es im Georgienkonflikt wirklich?
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2024, 19:11:05

Dumme und desinteressierte Leute gibt es überall und nach meiner Beobachtung werden sie auch immer mehr.

Das ist wohl so. Aber dass +/- 50 % der Wähler dumm oder desinteressiert wären oder tatsächlich sind, das macht schon einen Unterschied zum alltäglichen "überall",  besonders, wenn man die potentiell katastrophalen, globalen,  Auswirkungen solcher Dummheit  mit ins Kalkül zieht.

Was ist denn mit den so gerühmten 'checks & balances' dieses demokratischen Systems passiert,  eines  das wegen seines Wertegehalts als mustergültig dargestellt wird  und in alle Welt (oft mit Gewalt) exportiert werden sollte ?

Man weiß in Europa, auch in DE, was man an Trump hat und was von ihm zu erwarten ist.

Haben wir uns auf diese Eventualität irgendwie vorbereitet ?

Ich befürchte, wenn es zum 'Schlimmsten' kommen sollte, sich die Abhängigkeiten von Putins Gas als relativ 'gering' erweisen werden,   verglichen mit den vielfältigen Abhängigkeiten (von der NATO gar nicht zu reden)  , die zu den USA bestehen.
Einige Ökonomen reden von möglicherweise Millionen Arbeitslosen (eine Ansicht, die ich nicht teile), aber einige Zig-tausende könnten es selbst in DE sein, die zu absorbieren viele Jahre dauern dürfte.

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