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Internationale Politik Wirtschaftskrieg nach altem Muster

ingo
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ingo
als Antwort auf pschroed vom 17.12.2014, 12:18:12
Ich finde es nicht zielführend, wenn man, was Putin angeht, mit Gegenfragen antwortet(Welche Alternative gibt es ?). Diese Reaktion finde ich in Foren immer wieder, und sie schiebt dem Westen den Schwarzen Peter zu, obwohl der Putin gehörte. Derzeit ist er der Einzige, der Alternativen anbieten könnte; er tut das aber nicht einmal ansatzweise. Dass Putin immer unberechenbarer wird, habe ich in meinem letzten Beitrag auch zum Ausdruck gebracht.
Im zweiten Teil Deines Beitrages sind wir im Prinzip einer Meinung. Wenn es den Russen mal so schlecht gehen wird, dass sie auf die Straßen gehen, wackelt auch Putins Tron. Vergleichbares haben wir in Russland schon erlebt; aber, ob es dann besser würde, bezweifele ich. Die Krux ist, dass Russland m.E. nur von "Starker Hand" regiert werden kann. Eine Demokratie wäre dort nicht handhabbar. Vergleichbares erleben wir gerade in Ägypten.....Ehrlich: ich mag eigentlich keine Nachrichten mehr hören oder sehen; aber "eigentlich" gibt's eigentlich nicht.
ingo
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ingo
als Antwort auf ingo vom 17.12.2014, 14:19:45
OT: Wie (wirtschafts-)politisch verzweifelt muss Putin sein, wenn er nun sogar Kim Jong Un einlädt? Das klingt nicht gut!
carlos1
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ingo vom 17.12.2014, 15:57:56
Mir missfällt an der Diskussion, dass so getan wird, als stünde Russland unmittelbar vor der Pleite. Abgesehen davon, dass ein Staat nicht pleite gehen kann, es sei denn er erklärt sich selbst als bankrott. Die Befürchtungen laufen deshalb nicht auf einen Konkurs hinaus (die Folge einer Pleite), bei dem die Gläubiger sich an der Konkursmasse bedienen und der Staat also verschwindet. Russland wird weder verschwinden, noch pleite gehen, sondern es wird im Außenhandel Schwierigkeiten haben seine Einkäufe zu tätigen, Schulden zu bezahlen (Rubelabwertung erschwert das!), es wird auch kein ausländisches Kapital anlocken können zwecks Investitionen.

Was es dagegen tun kann, ist, seine Devisenreserven einzusetzen, um gegen den Abwertungsdruck anzugehen. Die russische Notenbank interveniert bereits mit erheblichen Geldbeträgen und sie wirddies einige Zeit durchhalten können. Ca 600MRD USD (?) an Devisenreserven gab es vor einem Jahr. Der Berg ist etwas abgeschmolzen, aber wie lange der Kapitalabfluss aus R. anhält weiß niemand. Bedenklich ist, dass Konsumenten Rubel in ausländische Währung umtauschen. Zeitweise mussten 100 Rubel für einen Euro bezahlt werden. Die Intervention der russischen Notenbank drückte den Kurs auf 81 Euro am Dienstag (1.12.14).

Wir sollten den Ball flach halten und nicht zu wild auf Bankrott spekulieren. Die Medienberichte sind m. E. überzogen. Ein Land wie R. kann in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Auch die Eurozone kann durch Griechenland wieder in Schwierigkeiten geraten. Sich an den Tisch setzten und eine LÖsung für die Ostukraine suchen, die eine humanitäre Katastrophe im kommenden Winter verhindert, ist jetzt vordringlich. Die Rentner dort wollen an Geld kommen. Wer zahlt ihen die Rente? Die wollen nicht frieren.

Im übrigen ist es bedauerlich, wenn ein Staat, der guter Kunde ist und dessen Produkte wir auch benötigen in Schwierigkeiten gerät.

Warum sollte Putin verzweifelt sein und Kim Jong Il deshalb einladen. R. wird sich im Erdgasgeschäft neu ausrichten, neue Kunden suchen. Eine Gaspipeline nach China wird gebaut werden evtl. mit Abzweigung nach Nordkorea.

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olga64
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von olga64
als Antwort auf carlos1 vom 17.12.2014, 17:02:50
Ganz so "milde" sehe ich dies nicht, lieber Carlos. Russland war ja bereits in 1998 in einer vergleichbaren Situation und musste damals vom IWF gestützt werden. Die Folge kann jetzt sein - da die Bevölkerung ja schon Hamsterkäufe macht, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen - dass die Falken Putin absetzen (was dann allerdings nachkommt, dürfte keiner wissen oder evtl. wünschen) oder eine Annäherung von Putin an die EU und die USA, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Mitleid dürfte unangebracht sein - oder sollten die USA weniger eigenes Öl und Gas fördern, bzw. in Russland kaufen, um deren Einnahmen wieder zu steigern? Das wird sicher nie passieren.
Ich erinnere mich nur auch in dieser Situation an das Interview mit Putin und dessen "Wirtschaftsprognosen", wie er die Steigerungsraten des russischen Wirtschaftswachstums der nächsten Jahre herausstellte - was schon damals zu grosser Verwunderung führte.
Aber warum sollte er Nordkorea um Hilfe bitten (vielleicht nur, um den Westen zu brüskieren?). Er hat doch starke und ökonomisch potente Partner wie die Türkei und China. Olga
pschroed
pschroed
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
128 Milliarden Schulden hat Russland auf den europäischen Banken.
Deutsche Politiker bzw. die EU sind nicht abgeneigt Russland zu helfen, sowie die Sanktionen zurückzufahren. Unfassbar jetzt muß möglicherweise der Westen in die Tasche greifen.

Phil.

ZITAT HANDELSBLATT:

Berlin

Der Verfall des Rubels und die Wirtschaftskrise in Russland bringen Bewegung in den Konflikt zwischen Moskau und dem Westen wegen der Ukraine. „Wenn Russland uns um Hilfe bitten sollte, sollten wir das ernsthaft prüfen“, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). „Allerdings gelten dafür dann die üblichen Bedingungen des IWF und der EU.“ Dazu gehörten auch kritische Fragen nach den milliardenschweren Militärausgaben des Landes in der Ukraine.
wandersmann
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf pschroed vom 17.12.2014, 20:39:46
„Wenn Russland uns um Hilfe bitten sollte, sollten wir das ernsthaft prüfen“, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). „Allerdings gelten dafür dann die üblichen Bedingungen des IWF und der EU.“


Genau so ist das.
Man hacke Jemandem die Beine ab, und fordere ihn anschließend auf, los zu laufen. Und wenn er sich etwas umständlich anstellt, auf seinen Stümpfen, bietet man ihm Hilfe an, natürlich nicht ohne diese vor "ernsthaft zu prüfen". Man könne ihm sogar großzügig Prothesen verschreiben, natürlich nur zu den "üblichen Bedingungen des IWF und der EU".
Zynischer geht's nimmer.

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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 17.12.2014, 20:57:49
Richtig, zynischer geht es in der Tat nicht. Wenn keiner Interesse hatte am Untergang von Russland dann frage ich mich warum wieder ein Land bis zum Ruin sanktioniert wurde. Unter dem Motto: "und bist Du nicht willig, mach ich dich willig".
ingo
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ingo
als Antwort auf ingo vom 17.12.2014, 10:35:29
Dass ich meine Meinung zu Russlands Wirtschaft ausgerechnet vom russischen Wirtschaftsminister bestätigt bekommen würde, hätte ich nicht mal im Traum gedacht. Ich mag aber auch nicht glauben, dass der Mann das ohne Putins Erlaubnis gesagt hat. Mal hören, was Putin heute in seiner "Pressekonferenz" zu sagen hat.

"""Moskau - Russlands Wirtschaftsminister hat den Kurs der eigenen Regierung scharf angegriffen. Mit Blick auf die Turbulenzen in der russischen Wirtschaft sagte Alexej Uljukajew: "Wir haben diesen Sturm selbst verursacht." In einem Interview mit Tageszeitung "Wedomosti", einem Schwesterblatt der britischen "Financial Times", machte Uljukajew verschleppte Reformen für die Wirtschaftskrise verantwortlich - und "alles, was wir nicht getan haben".........
Laut Uljukajew verschmelzen gerade drei Krisenherde zu einem "perfekten Sturm":
die ungelöste Strukturkrise des stark staatskapitalistisch geprägten Wirtschaftssystems, dessen "Kosten dauernd wachsen",
das Abflauen der Weltkonjunktur und
der Sanktionskrieg mit dem Westen im Zuge einer "geopolitischen Krise"."""

Quelle: s.u.
Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.12.2014, 21:57:41
"Wenn keiner Interesse hatte am Untergang von Russland dann frage ich mich warum wieder ein Land bis zum Ruin sanktioniert wurde."!


Das scheint die russische Regierung ( russl. Wirtschaftsminister) allerdings realistischer einzuschätzen.
P.s. sehe gerade, dass das hier schon von "ingo*" verlinkt wurde.
ingo
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ingo
Die ersten Auszüge von Putins Audienz sind im Netz. Ich habe mir mal den Beitrag der Süddeutschen angeguckt. Argumentativ bietet Putin m.E. ein Bild des Jammers. Ich komme bei der Lektüre nicht aus dem Kopfschütteln raus. Die Krönung ist dort der letzte Satz:
Der Staatschef betonte, in Russland werde selbst nicht gegen Gegner der offiziellen Ukraine-Politik vorgegangen. In Europa geschehe aber das Gegenteil. Dort würden Auftritte russischer Künstler verboten.
Mir fehlen bei soviel "Schlichtheit des Gemütes" die Worte. Was da sonst noch steht, ist auch nicht viel intelligenter. Ich fürchte, dem Mann gerät gerade alles, bis auf sein Militär, aus dem Ruder.Trotz meiner kritischen Äußerungen: Das will auch ich nicht! So eine Entwicklung wäre brandgefährlich.

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