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Internationale Politik Wirtschaftskrieg nach altem Muster

justus39
justus39
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.12.2014, 01:45:11
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ANKARA - Konflikt mit der EU: Russland droht mit Ende des Pipeline-Projekts Southstream
spiegel online wirtschaft, 01.12.2014, 20:01

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[ZITAT SPIEGEL ONLINE:] "Die Southstream-Pipeline soll russisches Gas an der Ukraine vorbei nach Europa bringen, doch aktuell ist der Bau blockiert. Präsident Putin scheint jetzt die Geduld zu verlieren.

Weiter lesen bei Spiegel Online

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geschrieben von margarit


Danke Margarit für den Link,
der Artikel ist sehr aufschlussreich und die Leserkommentare sehr interessant.

justus
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
Jetzt hat der Westen gleich sein Ziel erreicht.
Putin´s Wirtschaft liegt gleich am Boden.
Eine gute Gelegenheit daß die russische Regierung lernt wie die Märkte der Neuzeit funktionieren.Leider verdient man mit Chaos usw.(Panzer) kein Geld.
Sehr traurig für die Bürger.

Phil.

Siehe Artikel von der SZ
ingo
ingo
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ingo
als Antwort auf pschroed vom 02.12.2014, 19:00:37
Ich weiß, dass ich (eigentlich) nichts weiß. Kennt wirklich jemand von Euch die Interessenlagen? Fakt ist wohl, dass Europa die Pipeline schon längere Zeit auf Eis gelegt hat und dass Russland nun sagt: Schluss! Fakt ist aber auch, dass Russland die Einkünfte aus dem Verkauf von Gas dringender denn je braucht. Und Putins Bemerkung ""Die russischen Energieressourcen gehen dann auf andere Märkte", sagte Putin, "Europa wird solche Umfänge jedenfalls nicht bekommen." ist für mich nicht schlüssig. Er hat zwar mit China kürzlich einen riesigen Gas-Lieferungsvertrag abgeschlossen; aber der Bau der Pipeline dorthin soll, so schrieb man, ca. 10 Jahre dauern.
Unabhängig davon glaube ich, dass das augenblickliche Endstück von South-Stream verschlossen werden wird und dass man weiterbaut, wenn die politische Lage sich (hoffentlich) wieder geändert hat.
Ungeachtet dessen bereitet es mir große Sorge, dass sich der Konflikt zwischen Russland und dem Rest der Welt derzeit nur hochschaukelt und an keiner Stelle entspannt.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von Karl
als Antwort auf pschroed vom 02.12.2014, 19:00:37
Jetzt hat der Westen gleich sein Ziel erreicht.
Putin´s Wirtschaft liegt gleich am Boden.
Und ist das wirklich etwas, was wir als "Erfolg" feiern sollten? Was, wenn Russland destabilisiert wird? Wer kann ermessen, was daraus für uns Europäer erwächst?

Ich jedenfalls sehe mit großer Sorge, dass sich Europa und Russland derzeit gegenseitig schaden und die zuvor freundschaftliche Kooperation sich immer mehr zu einer Konfrontation wandelt.

Was soll ich davon halten, wenn jetzt offiziell eine schnelle europäische Eingreiftruppe gegen mögliche Aggressionen aus Russland zusammengestellt wird? Dient dies alles der Entspannung oder wer dreht eigentlich das Rad und wer verdient an alldem?

Karl
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 03.12.2014, 11:05:47
Jetzt hat der Westen gleich sein Ziel erreicht.
Putin´s Wirtschaft liegt gleich am Boden.
geschrieben von karl
Und ist das wirklich etwas, was wir als "Erfolg" feiern sollten? Was, wenn Russland destabilisiert wird? Wer kann ermessen, was daraus für uns Europäer erwächst?

Was soll ich davon halten, wenn jetzt offiziell eine schnelle europäische Eingreiftruppe gegen mögliche Aggressionen aus Russland zusammengestellt wird? Dient dies alles der Entspannung oder wer dreht eigentlich das Rad und wer verdient an alldem?

Karl


Karl

Wo habe ich geschrieben daß der Westen das als Erfolg feiern soll ?

Ich persönlich begrüsse eher diese Situation als wenn Ost und West in Flammen stehen würde.

Phil.
justus39
justus39
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 03.12.2014, 11:05:47
Das ganze hartnäckige und gefährliche Gezerre um die Ukraine erinnert mich an die Handlung eines Romans in dem sich zwei Bauern so lange um einen Feldrain stritten und prozessierten bis sie schließlich dabei beide Haus und Hof verloren haben.

Wir schaden uns, um Russland zu schaden und Russland ist schließlich gezwungen, Wege zu suchen, die wiederum uns schaden werden, und ich habe immer geglaubt, dass Politiker bei ihrem Amtsantritt schwören, Schaden vom Volk abzuwenden statt ihn zu verursachen.

justus

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Karl
Karl
Administrator

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von Karl
als Antwort auf pschroed vom 03.12.2014, 11:11:06
Lieber Phil,

ok, Wirtschaftskrieg, kalter Krieg, ist immer noch besser als heißer Krieg, aber letzterer bricht ja selten aus heiterem Himmel hervor. Er wird wahrscheinlicher, wenn sich eine Macht so haushoch überlegen fühlt, dass sie glaubt kein Risiko einzugehen oder wenn die andere sich so in die Ecke gedrängt fühlt, dass sie glaubt, Angriff sei noch die beste Verteidigung.

Karl
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.12.2014, 17:11:47
Durch die Ukrainekrise ist die Umsetzung der Forderung nach stärkerer Diversifizierung der Energieversorgung in Gang gekommen. Der Weltenergiemarkt gibt z. Zt. genügende Mengen an Gas her. Auch der deutsche Anteil an russischem Gas wird reduziert werden. Die Lieferungen Russlands in die EU und die Türkei sind im November (also vor dem Stopp des Pipelinebaus) um 25% gesunken. Im November 2013 waren es rund 14 MRD cbm Gas, im November 2014 nur noch 10,5cbm. Andere Pipelines nach Westeuropa sind nichnt ausgelastet.

Es istnicht auszuschließen, dass betriebswirtschaftliche Überlegungen den Stopp veranlassten. Die Auslastung der Pipeline muss gewährleistet sein. Auch Putin kennt das Gesetz der Profitmaximierung . Die Baukosten sind mit 13 bis 14 Mrd Dollar veranschlagt. Steigerungen wahrscheinlich.

Streitpunkt zwischen EU und Gazprom (Russland) sind das Durchleitungsrecht an der Pipeline Southstream. Für die EU darf GAzprom nur der Lieferant des Gases sein. Auf diese Weise könnte m. E. auch das Gas in umgekeherter Richtung fließen und damit ein Lieferstopp Russlands umgangen/ausgehebelt werden. Die Verfügungsmacht über Netze und die Marktacht von Energiekonzernen als Lieferanten ist in der EU und in Dtld umstritten. Viele Städte kaufen die Netze. Eine Schikane gegenüber Russland und Gazprom ist es nicht, wie Putin behauptet. In der EU gelten andere Regeln.

Die Dezentralisierung der Energieversorgung ist in Dtld auf dem Weg. Die beteiligten westlichen Unternehmen an Southstream wussten darüber Bescheid.

Die eigentlichen (mittelfristig) Leidtragenden sind Staaten wie Bulgarien, Serbien und Ungarn, die auf die Einnahmen aus den Durchflussrechten verzichten müssen, die sie schon erwartungsfroh in ihre Budgetplanung eingerechnet haben. Bulgarien kann Geldhilfen der EU erwarten.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ingo vom 03.12.2014, 10:36:58
Ingo, Europa hat das Projekt Southstream keinesfalls seit längerer Zeit auf Eis gelegt, weil Europa dieses Projekt nicht baut. Ein privates Firmenkonsortium zusammen mit dem russischen Gaskonzern Gazprom ist am Bau beteiligt. Gasprom hat das Sagen im Aufsichtsrat mit 50% Anteilen. Auf westlicher Seite sind beteiligt die BASF-Tochter Wintershall, die italienische ENI und die französische EDF (Electricité de FRance. Die Rohre durch das Schwarze Meer verlegt die niederländische South Stream Transport. Letztere hat nichts von einem Baustopp vor der Ankündigung des Kremlherrn gewusst. Ebenso überrascht war der türkische Staatspräsident.

Der Anteil des Ertrags des Erdgasverkaufs am russischen Staatshaushalt ist bescheiden: 6%. Der Erdölverkauf fällt mit übr 30% Anteil am Staatshaushalt stärker ins Gewicht. Im Staatshaushalt ist ein Erdölpreis von 105 USD/Barrel festgelegt. Der derzeitige Preis liegt schon nahe bei 70 USD/Barrel.

Ingo, die Interessenlage dürfte klar sein: South Stream ist ein politisches Projekt. Russisches Interesse ist es die Pipeline am Krisenherd Ukraine vorbeizuleiten, die es in der Hand hat, den Durchfluss zu stoppen oder Gas abzuzweigen, was bereits vor einigen Jahren zu Versorgungsengpässen führte. Russland ist bestrebt gemäß den Abmachungen sein Verpflichtungen zu erfüllen. Das wird nicht gesehen bei uns. Dasselbe gilt auch für die früher verlegte Versorgungsleitung Nord Stream durch die Ostsee, die auf ausdrücklichen Wunsch der russischen Seite auf deutscher Seite endet. Polen war über diese deutsch-russische Vereinbarung sehr verschnupft.

Bau und Lage der Gas-Versorgungsleitungen sind also nicht nur unter dem Aspekt der ökonomischen Zweckmäßigkeit zu sehen, sie sind politisch eminent wichtig. Zugang, Verhinderung der Durchleitung, Zerstörung oder Versorgungsstopp ermöglichen es politischen Druck auf andere Staaten auszuüben. Russland versucht starken Druck auf Serbien auszuüben nicht der EU beizutreten. Sollte es beitreten könnte R. versuchen Serbien zu einem Veto bei Entscheidungen ium Ministerrat de EU (Einstimmigkeit) zu bewegen. Pipelines von R nach E sind strategische Lifelines.

South Stream ist bei Lichte besehen überflüssig, da es genug Durchleitungskapazitäten durch die Ukraine gibt. Will heißen: Putin sieht nicht ein, warum er finnzielle Opfer erbringen soll bei Ungewissheit, ob sich dieser Einsatz je auszahlen wird.

Die Absicht die Abhängigkeit Westeuropas vom russischen Gas zu mindern steht längst auf der Tagesordnung, ohne dass es jeden Tag in den Schlagzeilen zu lesen ist. Der Bedarf an Erdgas in Dtld wird sich im Lauf der nächsten 10 Jahre ohnehin durch verstärkte Energieeffizienz (weniger Heizenergie durch bessere Dämmung) vermindern. Die Drohung dass die russischen Energieressourcen auf andere Märkte gehen ist kein Schreckgespenst.

Bedauerlich ist, dass gut laufende Geschäftsbeziehungen auf Eis gelegt werden, bzw durch politisch bedingte Sanktionen Kunden geschädigt werden. Kein Ökonom ist davon begeistert, wenn Partner in eine schwierige Lage geraten. Einen Zusammenbruch der russische Wirtschaft werden wir nicht erleben (vgl. Artikel der Süddt Zeitung).

Viele Grüße
c
Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf carlos1 vom 03.12.2014, 17:51:44
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carlos, ich denke, dass du nachfolgenden artikel meinst?

Ölpreis und Sanktionen
Russlands tiefer Fall
süddeutsche.de von Markus Zydra, 3.12.2014, 07:43


m./.
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