Internationale Politik Wieder Tote in Kundus

dutchweepee
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[off topic]
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf carlos1 vom 06.04.2010, 22:39:56
@carlos1

Lemminge sind für die massenhaften Wanderungen bekannt, die sie aufgrund des periodisch auftretenden Populationsdrucks unternehmen. Dass es dabei zu einem „Massenselbstmord“ kommen soll, ist jedoch eine Legende. Wahr ist lediglich, dass viele Tiere diese Wanderungen auf der Suche nach neuen Lebensräumen nicht überleben.

wiki
adam
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 06.04.2010, 20:39:51
@adam und hafel

Wo bitte habe ich verlangt, dass die Bundeswehr "Rambos" nach Afghanistan schickt? Ich zitiere mich zum besseren Verständnis: "Motivation, Kampferfahrung, Kaltblütigkeit und solide Ausbildung"



@dutch,

ich unterstelle Dir natürlich nicht, daß Du Rambos ausbilden lassen willst. Nur kommt Deine Beschreibung dem ziemlich nahe. Und wie willst Du diese Ausbildung bewerkstelligen?

Motivation: Für einen Aufbau- und Hilfseinsatz waren die Bundeswehrsoldaten durchaus motiviert. Nicht jedoch für Minenräumen als lebende Schießscheibe.

Kampferfahrung: Wo hernehmen? Seinen wir froh, daß die Bundeswehr die nicht hat und hoffen wir, daß sie sie nicht bekommt.

Kaltblütigkeit:
Wie entdeckt man die in einem Soldaten ohne Kampferfahrung?

solide Ausbildung: Ok, müssen sie haben an bestem technischen Gerät. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, daß es um Krieg geht und nicht um eine Sportveranstaltung.

Nach wie vor ist der Aufbau einer Angriffsarmee vom Grundgesetz verboten. Es ist eine politische Gradwanderung, die das Leben der Soldsaten schützen und dem Grundgesetz entsprechen muß.

--

adam


adam
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off topic
geschrieben von adam
als Antwort auf peter25 vom 06.04.2010, 21:35:39
dutch.............
deine Beiträge habe ich alle verstanden und ich kann es nachvollziehen.
Ich nehme mal an, vielleicht waren einige nicht bei der BW oder der VA (ehm.DDR )


@peter

Vor dem Studium war ich als Wehrpflichtiger bei einem Panzerbattalion. Ich war Vertrauensmann der Mannschaften und bin als Obergefreiter Panzerkommandeur geworden, weil es nicht genügend Unteroffiziere gab. So habe ich auch ein Manöver und eine Heeresübung mitgemacht. Nach der Grundausbildung habe ich mit dem Hauptmann meiner Kompanie in der Battalionsmannschaft Tischtennis gespielt, deshalb auch im Offizierscasino Bier getrunken und dort höhere Offiziere kennengelernt.
Vom kleinen Kampftrinker aus der Mannschaftskantine bis hin zum Oberstleutnant, der so verrückt war, im Sechs-Tage-Krieg freiwillig einen Panzerangriff mitzufahren und so manches erzählt hat von vollen Hosen, habe ich einiges gesehen und gehört bei der Bundeswehr.
Nach 12 Monaten wurde ich wegen Studienbeginn beurlaubt, mußte aber die letzten 14 Tage wieder zurück in die Kaserne. Meine Beurlaubung hatte einem Stabsunteroffizier nicht gepasst und er wollte den Herrn Studenten disziplinieren. Er befahl mir am Tag meiner Rückkehr, um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Ich sagte ihm, er könne mich mal und zwar kreuzweise, damit er öfter durch die Mitte kommt und ging mit Kumpels im nächsten Städtchen Rahmschnitzel essen und Bier trinken. Daß ich kein Disziplinaverfahren wegen Befehlsverweigerung an den Hals bekam, verdankte ich meiner Stellung als Vertrauensmann und meiner Freundschaft zum Kompaniechef, der mich dann wieder trickreich beurlaubte. Er sprach von Unterwanderung der Disziplin und hatte recht, denn ich hatte meinen Kopf wieder eingeschaltet.

Meine Entlassungspapiere bekam ich nach Hause geschickt. Freiheit, die ich meinte!! Schön war die BW-Zeit nicht. Meine Erinnerungen sind zwiespältig. Heute bin ich dankbar, daß damals an solche Einsätze wie Afghanistan nicht zu denken war. Auch die Gefahr, die von der Sowjetunion ausging, war für mich eher theoretisch und der Gedanke, auf DDR-Bürger schießen zu müssen, wurde bei meiner Wehrpflicht ausgespart. Heute müssen sich die Soldaten der Bundeswehr andere Gedanken machen.

`Tschuldigung, falls ich gelangweilt habe.

--

adam

..



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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 02.04.2010, 23:18:38
Das Geschäft mit dem Tod boomt. Immer neue Geschäftsfelder tun sich auf. Koloniale Angriffskriege sorgen für Nachfrage. Des Einen Tod ist des Anderen Brot. Rheinmetall et al. bestimmen die Politik. Dank deren schwarzen, roten, gelben + grünen Politikern - der Wähler soll schließlich wählen können - ist die Kriegsbegeisterung mittlerweile auch beim 'Lemming' angekommen; der schreit jetzt auch nach besserer Ausrüstung. Manch kleiner Kampftrinker wird über Nacht zum Strategen. Rheinmetall et al. freut's.

Hier ist eine kleine Auswahl. Im Web gibt's mehr davon:

--
Wolfgang
Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2010, 10:25:22
Interview mit dem Friedensforscher Peter Strutynski:

Auszug:
"Afghanistan-Einsatz
Die Bundeswehr muss sofort raus

Der Friedensforscher Peter Strutynski ist überzeugt, dass die internationalen Truppen in Afghanistan die Lage verschlimmert haben. Im FR-Interview fordert er, alle Soldaten vom Hindukusch abzuziehen und verrät, was danach passieren könnte.

Herr Strutynski, wie lang soll die Bundeswehr noch in Afghanistan bleiben?

Die Bundeswehr muss sofort mit ihrem Abzug beginnen. Schließlich wird es vier bis fünf Monate dauern, um die knapp 5000 deutschen Soldaten komplett aus Afghanistan abzuziehen.

Sollen nur die Deutschen abziehen oder alle Truppen?
Afghanistan ist kein deutscher Krieg, sondern ein Konflikt, den die USA begonnen haben und an dem sich die Bundesrepublik stark beteiligt. Die Anwesenheit fremder Truppen in Afghanistan seit 2001 hat nicht eines der dortigen Problem gelöst, sondern viele Probleme verschärft. Deshalb müssen alle Soldaten raus."


Eine Stimme der Vernunft statt der ewigen Rumeierei, auch hier. Wie wohltuend!
Das ganze Interview ist im Link nachlesbar:
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2010, 10:53:16
Ganz klar, Marina, Peter Strutynski ist ein kluger Mann. Ganz anders jener, den Rheinmetall et al. ganz demokratisch auf den Schild haben heben lassen.
"Die Bundeswehr müsste einige der Leopard-2-Kampfpanzer nach Kundus schaffen, die hier in Deutschland in Depots stehen. Es heißt, der Leopard 2 sei zu schwer für die afghanische Berge. Für die Hochebene von Kundus trifft das Argument nicht zu. Dort könnte dieser moderne Kampfpanzer Leben schützen. Er ist besser gegen Minen geschützt als der Marder oder der Dingo. Sein Einsatz hätte auch eine abschreckende Wirkung auf die Taliban. Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 schaut, überlegt sich zwei Mal, ob er einen deutsche Patrouille angreift. Die Kanadier haben im übrigen mit dem Einsatz des Leopard 2 in Afghanistan gute Erfahrungen gemacht."

Wehrbeauftragter in spe Hellmut Königshaus (FDP) laut Tagesspiegel v. 06.04.2010

Ob der wohl auf der Lohnliste von Rheinmetall et al. steht? Der Verdacht ist da.

--
Wolfgang

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peter25
peter25
Mitglied

Re: off topic
geschrieben von peter25
als Antwort auf adam vom 07.04.2010, 10:02:35

@peter

`Tschuldigung, falls ich gelangweilt habe.

adam

geschrieben von adam



Ganz im Gegenteil adam,
danke Dir für diesen Beitrag.
Hast ein bißchen aus deinem Leben erzählt,das ist doch interessant.
(So kann man sich ein besseres Bild machen und kann evtl.einiges besser verstehen und nachvollziehen)

Peter
olga64
olga64
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2010, 10:53:16
Das stimmt alles sehr! Ich bin auch gespannt, wie viele tote Soldaten das deutsche Volk noch bereit ist, zu ertragen. Die Einsätze werden ja immer gefährlicher für die Bundeswehr.
Wenn der Verteidigungsminister nach wie vor verschwurbelt von "kriegsähnlichen Einsätzen" spricht, wird allmählich der Parlamentsauftrag in Frage gestellt. Wer soll es auch glauben,dass zuerst die Aufstockung des Kontingents erfolgen muss, um dann abzuziehen? Wie sollen die Worte des Innenministers interpretiert werden, der zum einen von einem erfolglosen Einsatz der Polizei innerhalb von 10Jahren berichtet, jetzt aber erklärt, es würde (in einem Jahr) alles gut werden?
Olga
carlos1
carlos1
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von carlos1
als Antwort auf tristan vom 06.04.2010, 22:52:12
"Ist Carlos nicht ein gesuchter Terrorist?

*indeckunggeh* Tristan"


Carlos sitzt ein. So viel ich weiß in Frankreich. Du kannst Näheres wikipedeln.

c.
carlos1
carlos1
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2010, 11:36:02
„Um das beantworten zu können, müsste man in die Zukunft blicken können. Sicherlich wird es nicht sofort Frieden in Afghanistan geben, wenn alle Truppen weg sind. Doch auch jetzt herrscht dort kein Frieden. Mit einem Abzug geben wir die Verantwortung zurück in die Hand der Afghanen. Sie müssen sich zusammenraufen.” Peter Strutynski
„Glauben Sie nicht, dass die Taliban an die Macht kommen?

Ich halte es für ausgeschlossen, dass das alte Taliban-Regime unmittelbar die Macht übernehmen würde. Die Taliban sind längst nicht so stark wie in den neunziger Jahren. Damals hatten der Westen und Pakistan die Taliban systematisch aufgebaut und mit Waffen ausgestattet, was sie erst zu einem Machtfaktor werden ließ. Heute dürfen wir den bewaffneten und den politischen Widerstand in Afghanistan nicht miteinander verwechseln.“ Peter Strutynski

“Ich glaube, Afghanistan wird erst zur Ruhe kommen, wenn die afghanischen Kräfte ihre Unterstützung aus dem Ausland verlieren.“ Peter Strutynski


Herr Strutynski ist ehrlich, indem er darauf verweist, dass es nach dem Abzug aus Afgh. keinen Frieden geben wird. Auch was die Taliban betrifft, dürfte er richtig liegen. Sie haben in den 90er Jahren an Bedeutung gewonnen und errangen 1995 die Herrschaft über Afgh. durch die Unterstützung Pakistans, das Afghanistan als strategisches Glacis für einen möglichen Konflikt mit Indien um Kaschmir zu benötigen glaubte. Die USA haben afghanische Gruppierungen wie die Mudschaheddin in den 80ern gegen die Sowjetunion unterstützt, nicht aber die Taliban. Die Taliban rekrutierten sich aus den Mio von Flüchtlingen in den Lagern in Pakistan während der sowjetischen Okkupation. Es waren und sind überwiegend Paschtunen.


Es ist schön gesagt die Verantwortung nach dem ins Auge gefassten Abzug der westlichen Truppen solle wieder in die Hand der Afghanen gelegt werden. Wer sind die Afghanen? Es gibt viele Ethnien in Afghanistan. Es gibt aber keinen afghanischen Staat oder jedenfalls nicht das, was wir unter einem Staat oder staatsähnlichen Gebilde verstehen. Die Bevölkerung besteht zu über 80% aus Analphabeten und ist weitgehend dem Stammesdenken und Clandenken verhaftet. Ausländische Mächte hatten es im Machtvakuum Afghanistans von jeher nicht schwer Macht und Einfluss über Parteigänger zu finden. Nur die Sowjetunion versuchte über die kommunistische Partei Afghanistans ab den 60ern und schließlich durch den Präventivkrieg ab Dezember 1979 mehr und wollte das Land der Moderne öffnen. So wie der Westen es unternimmt in diesem Winkel der Weltpolitik am Hindukusch die Anfänge eines modernen Staates zu schaffen durch die Etablierung eines souveränen Staatsvolkes, das in freien Wahlen seine Regierung findet. Die Frage, warum aus den Fehlern der Sowjetunion nicht gelernt wurde ist hier m. W. auch schon diskutiert worden. Ihr habt Uhren heißt es bei den Afghanen, wir aber haben Zeit.


Das wird sich in der Zukunft so schnell nicht ändern. Der Iran, Russland, China, dann vor allem Pakistan und auch Indien stehen bereit und werden nicht uninteressiert und tatenlos zusehen, wer sich in Afghanistan einen Machtzuwachs verschafft, wenn der Westen abzieht. Das Opium Afghanistans bleibt uns jedenfalls erhalten (dem Iran zu seinem Leidwesen auch) und wird auf den üblichen Handelswegen zu uns gebracht werden. Der Terror muss sich nicht notwendigerweise wieder zentral in Afgh. einnisten. Es gibt schon genügend „Schläfer“ und Zellen in Ruhestellung in vielen Staaten der Welt. Die Camps allerdings gibt es in Hülle und Fülle – vor allem in Pakistan.


Wenn es um Frieden geht, muss nachgedacht werden. Frieden hat aber auch mit Freiheit etwas zu tun und vor allem mit Wahrheit. Zwei Dinge gibt es, die der geschichtlichen Wahrheit zu allen Zeiten am feindlichsten sind: Enthusiasmus und Polemik. Erregung der Gefühle und Parteikämpfe, gegensätzliche Meinungen, die sich bis zu einer religiös-sektiererischen Wut und Verzückung steigern können. Dabei vergisst man schon einmal, dass Andersdenkende keine Tiere (etwa Lemminge) sind.

c

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