Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Wie sich China selber ein Bein stellt

Internationale Politik Wie sich China selber ein Bein stellt

Karl
Karl
Administrator

Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Karl

Xi Jingping eifert Putin nach und hat die Statuten ändern lassen, um länger im Amt verbleiben zu können. In der Führungsriege der Partei hat er nur linientreue Anhänger (ausschließlich Männer) um sich versammelt, die ihm nicht widersprechen. Sein China wird derzeit durch seine ideologischen Überzeugungen und sein nationalistisches Denken ausgebremst. Der größte Nachteil von Diktaturen ist die Verkalkung ihrer Herrscher.

Deutlich erkennbar wird dies u. a. am Beispiel der Corona-Politik. Die "ausländischen" RNA-Impfstoffe wollte Xi nicht verwenden und hat auf klassische Impfstoffe eigener Herstellung vertraut, deren Wirksamkeit aber nicht sehr gut war. Gleichzeitig fahren er und seine Genossen eine extrem strikte Null-Covid Strategie, die zur Abriegelung ganzer Millionenstädte führt, wenn nur sehr wenige Leute infiziert sind. Zwar hat China damit die Covid-Fallzahlen extrem niedrig gehalten, läuft aber Gefahr bei jedem Aufflackern der Pandemie die Industrien ganzer Provinzen lahm zu legen - mit extremen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft und mit Schockwellen weltweit. Lieferketten werden unterbrochen und der Welthandel bricht teilweise stark ein.

Die Null-Covid Strategie gepaart mit dem schlechten Impfstatus der Chinesen führt dazu, dass Chinas Wirtschaft unkalkulierbar wird, denn Covid-19 lässt sich nicht "verbieten". Ein China im Handel mit der Welt wird immer wieder Infektionen aushalten müssen. Wird deshalb die willkürliche Stilllegung ganzer Regionen noch jahrelang weiter gehen?

Die Börsen scheinen gerade dies zu befürchten. Chinas Börsen und die Börse in Hongkong sind heute eingebrochen.

Die USA werden es mit einem lachenden Auge sehen. Jedenfalls ist es nicht mehr wirklich ausgemacht, dass China tatsächlich die USA locker überholen wird. 

Persönlich hoffe ich, dass Xi Jingping seine innenpolitischen Probleme nicht versuchen wird, durch außenpolitische Aktionen zu übertünchen. Er hat explizit nicht auf Gewalt als Lösungsansatz für die Wiedervereinigung mit Taiwan verzichtet.

Das bräuchten wir gewiss nicht, noch einen weiteren Krieg - diesmal im Pazifik.

Karl

Bruny_K
Bruny_K
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RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Karl vom 24.10.2022, 22:06:57

Guten Morgen Karl, ich hoffe eher, dass sich Deutschland nicht selbst gleich 2 Beine stellt, denn  „wenn Kanzler Olaf Scholz tatsächlich durchdrücken kann, dass Teile der Hamburger Hafenterminals an den chinesischen Staatskonzern Cosco verkauft werden, hätte die chinesische Führung Zugriff auf Deutschlands größten Hafen und die zentrale Infrastruktur, über die ein großer Teil aller Waren nach Deutschland kommt“ und somit kann China bestimmen, welche Waren über diesen Weg in Hamburg ankommen. Waren aus Taiwan dürften es nicht sein.
Das sind keine rosigen Aussichten. 
Bruny

Karl
Karl
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RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Karl
als Antwort auf Bruny_K vom 25.10.2022, 09:07:11

@bruny_K

Du sprichst die Beteiligung von Cosco am Hamburger Hafen an. Hier scheint es einen Kompromiss zu geben. Cosco wird weniger Anteile erhalten, als es sich erhofft und dadurch wird sein Mitspracherecht beschränkt.

Im Streit um den Einstieg des chinesischen Staatskonzerns Cosco bei einem Hamburger Hafen-Terminal bahnt sich eine Lösung an. Die Ministerien haben sich laut Medienberichten darauf verständigt, dass Cosco weniger Anteile und damit weniger Einfluss bekommen soll.

Quelle: Kompromiss soll Cosco-Einstieg ermöglichen
Statt der bislang vorgesehenen 35% soll Cosco nur 24,9% Anteile erhalten. Damit wird Cosco nicht dominant sein.

Im Grunde ist eine internationale Verpflechtung wichtiger Handelspartner m. E. kein Fehler, es darf nur keine Abhängigkeiten wie von Russland mehr geben und es muss darauf geachtet werden, alles auf viele Schultern zu verteilen.

Karl

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Edita
Edita
Mitglied

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 25.10.2022, 09:28:47

Wenn dann dieser Konzern als Minderheitsaktionär formal keinen inhaltlichen Einfluss auf die Geschäftsführung ausüben kann, dann  wäre das eine wirklich akzeptable Lösung!


Edita

Karl
Karl
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RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Karl
als Antwort auf Edita vom 25.10.2022, 09:35:59

@Edita,

so wie ich das verstehe, ist Cosco ein Großkunde des Hafenterminals und seine 25% Beteiligung wird eine große Finanzspritze für dessen Ausbau sein. Ohne Einfluss wird eine quasi 25%ige Beteiligung nicht sein, sie werden mitreden dürfen, aber eben nicht die Mehrheit haben. Das finde ich in Ordnung. Es beteiligen sich ja auch viele deutsche Konzerne an chinesischen Firmen.

Das sind die China-Partner der deutschen Autobauer

Wichtig ist es m. E. nur immer sehr genau darauf zu achten, sich nicht komplett auszuliefern.


Karl

Bruny_K
Bruny_K
Mitglied

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Karl vom 25.10.2022, 09:28:47

Warten wir ab wie strikt es bei „scheint“ und „soll“ bleiben wird. „Schon jetzt ist Cosco äußerst mächtig. Der Staatskonzern besitzt Anteile der Häfen in Antwerpen und Rotterdam. Und er droht, Frachtschiffe und Container dorthin umzulenken, sollte der Deal platzen. Beim Kanzler hat Cosco offenbar Erfolg mit der Drohung – er setzt sich vehement für den Verkauf ein.“ („  Auszug aus Compact)
Geschäftsbeziehungen die mit einer Drohung beginnen sollten überhaupt nicht verhandelbar sein. Das ist meine Meinung.
Bruny


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Lenova46
Lenova46
Mitglied

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Bruny_K vom 25.10.2022, 09:50:28

Ich finde es bemerkenswert, dass du aus dem rechtspolitischen Magazin "Compact" zitierst.

Es gibt genug weitere Meldungen zu diesem Vorgang. Ich erspare mir zu zitieren.

Karl
Karl
Administrator

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Karl

Eigentlich driften wir mit der Cosco-Diskussion etwas ab. Ich wollte mit meinem Anfangsbeitrag folgende Punkte machen:

1. Ein großer Nachteil von Diktaturen ist es, dass wenige alte Männer (seltener Frauen) starrsinnig einen einmal eingeschlagenen Kurs versuchen beizubehalten. Es fehlt die Flexibilität einer Demokratie, die bei allen Nachteilen schneller Regierungswechsel für Neuerungen offener sind.

2. Ganz konkret gefährdet China mit seiner Null-Covid Strategie (aber auch mit seiner Politik gegen die eigenen Großkonzerne wie z. B. Alibaba und Beidu) seine eigene Wirtschaft, aber auch den Welthandel. M. E. sieht der Rivale USA dies nicht nur mit einem weinenden Auge. 

3. Die Gefahr besteht, sollten sich die innenpolitischen Probleme mehren, dass China Taiwan gegenüber aggressiver wird und ich hoffe darauf, dass es nicht zu einem Krieg im Pazifik kommt.

Karl

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von jeweller
als Antwort auf Bruny_K vom 25.10.2022, 09:50:28

Hi Bruny, China hat Zeit. Denen genügt erst mal ein Bein drin zu haben und dann bauen sie aus. Raus bekommt man sie nicht mehr. Früher haben sie die Technologie vom Westen geklaut, heute ist es eher umgekehrt. Sprechen wir uns in 100 Jahren noch mal. 😁

LG Hubert
 

Karl
Karl
Administrator

RE: Wie sich China selber ein Bein stellt
geschrieben von Karl
als Antwort auf Bruny_K vom 25.10.2022, 09:50:28
Compact (Verlagsschreibweise: COMPACT; seit Oktober 2013 mit dem Zusatz: Compact – Magazin für Souveränität) ist eine rechtsextreme politische Monatszeitschrift in Deutschland.

Quelle.
Karl

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