Internationale Politik Wie geht es weiter in den arabischen Ländern?
Das sind markige Worte, luchs; und nun sag uns bitte noch, was der Westen faktisch erreichen könnte, wenn er so handelte, wie Du meinst, dass er handlen sollte. Beachte dabei bitte auch, dass Mubarak bereits erklärt hat, dass er keine Einmischung von aussen zulassen werde. Meine Meinung dazu sollst Du auch hören: Von aussen geht gar nichts. Auch hier gilt: Völker können sich ihrer Regierungen nur aus eigener Kraft entledigen. Wichtig ist aber , dass der Westen nach einer Selbstbefreiung hilft, ohne auch nur einen Moment zu zögern.
Re: Wie geht es weiter in den arabischen Ländern?
Dass die Befreiung von innen kommen muss ist klar, Ingo. Aber für das arabische Volk ist es auch wichtig zu wissen, dass sie in der Zeit "nach Mubarak" von der westlichen Staatengemeinschaft Unterstützung bekommt. Deshalb sind klare Worte und Signale wichtig. Mubarak ist am Ende, könnte sich nur noch mit Hilfe des noch abwartenden Militärs halten.
Und hier ein falsches oder gar kein Signal zu geben, dass Mubarak von aussen keine Unterstützung mehr findet, wäre fatal und könnte zu einem Bürgerkrieg führen, der in der arabischen Welt zu einem Flächenbrand führen würde.
Das kann keinesfalls im Interesse der Weltgemeinschaft liegen!
Luchs
Und hier ein falsches oder gar kein Signal zu geben, dass Mubarak von aussen keine Unterstützung mehr findet, wäre fatal und könnte zu einem Bürgerkrieg führen, der in der arabischen Welt zu einem Flächenbrand führen würde.
Das kann keinesfalls im Interesse der Weltgemeinschaft liegen!
Luchs
@luchs,
da bin ich Deiner Meinung. Ich habe Verständnis dafür, daß die Amerikaner Mubarak nicht von heute auf morgen fallen lassen können, weil es sie als Partner unglaubwürdig machen würde. Aber die EU bietet ein jämmerliches Bild, was die Außenpolitik betrifft.
Die EU müßte unbedingt auf Seiten der demonstrierenden arabischen Völker stehen, sie stützen und betonen, daß zukünftig demokratische Partner der arabischen Welt mit Unterstützung rechnen können. Gerade in Ägypten bieten wirtschaftliche Gesichtspunkte und die dortige Staatsversuldung Ansatzpunkte, auf die auch das Militär hören wird.
--
adam
Re: Wie geht es weiter in den arabischen Ländern?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schurken unter sich
Die Mächtigen in USA, EU + Israel stützen immer noch den Schurken Mubarak. Ein neuer Schurke wird gesucht. Bis dahin soll der alte durchhalten. "Geordneter Übergang" (original: "orderly transition") nennen das die AgitProps in White House.
Nichts gelernt haben sie. Vergessen haben sie, dass den das Leben straft, der zu spät kommt.
--
Wolfgang
[...]
Den bleibenden Vorwurf gegen die westliche Nahost-Politik, egal ob sie in Washington, Paris, London oder Berlin gemacht wurde, haben vor einigen Wochen Jugendliche im Gaza-Streifen formuliert, die ein Manifest ins Internet gestellt haben: "Wir wollen frei sein. Wir wollen ein normales Leben führen können. Wir wollen Frieden. Verlangen wir zu viel?"
An den Westen können sich diese Jugendlichen mit ihrer Frage nicht wenden. Er hat sich für nicht zuständig erklärt.
Die riskanten Folgen dieses Versagens liegen auf der Hand. Denn der stärkste Verbündete des militanten Islamismus war immer die Verlogenheit des Westens. Der Westen hat im Nahen Osten immer wieder seine eigene Werte verleugnet und der Autokratie den Vorzug vor der Demokratie gegeben. Aber oft bewirkt man, was man bekämpft.
[...]
aus... Das Ende der westlichen Glaubwürdigkeit (von Jakob Augstein), SPON, 03.02.2011
Die Mächtigen in USA, EU + Israel stützen immer noch den Schurken Mubarak. Ein neuer Schurke wird gesucht. Bis dahin soll der alte durchhalten. "Geordneter Übergang" (original: "orderly transition") nennen das die AgitProps in White House.
Nichts gelernt haben sie. Vergessen haben sie, dass den das Leben straft, der zu spät kommt.
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Wolfgang
[...]
Den bleibenden Vorwurf gegen die westliche Nahost-Politik, egal ob sie in Washington, Paris, London oder Berlin gemacht wurde, haben vor einigen Wochen Jugendliche im Gaza-Streifen formuliert, die ein Manifest ins Internet gestellt haben: "Wir wollen frei sein. Wir wollen ein normales Leben führen können. Wir wollen Frieden. Verlangen wir zu viel?"
An den Westen können sich diese Jugendlichen mit ihrer Frage nicht wenden. Er hat sich für nicht zuständig erklärt.
Die riskanten Folgen dieses Versagens liegen auf der Hand. Denn der stärkste Verbündete des militanten Islamismus war immer die Verlogenheit des Westens. Der Westen hat im Nahen Osten immer wieder seine eigene Werte verleugnet und der Autokratie den Vorzug vor der Demokratie gegeben. Aber oft bewirkt man, was man bekämpft.
[...]
aus... Das Ende der westlichen Glaubwürdigkeit (von Jakob Augstein), SPON, 03.02.2011
Die Situation der westlichen Politiker und Staatsmänner erinnert mich an einen Mann, der gleichzeitig auf zwei Eisschollen steht und krampfhaft sich bemüht
a) nicht ins Wasser zu fallen
b) nicht von den Eisschollen zerdrückt zu werden
c) und dabei noch einen optimistischen und glaubhaften Eindruck zu zelebrieren.
a) nicht ins Wasser zu fallen
b) nicht von den Eisschollen zerdrückt zu werden
c) und dabei noch einen optimistischen und glaubhaften Eindruck zu zelebrieren.
Nun haben fünf europäische Staaten Position bezogen; und das verdammt schnell, wie ich meine; Europa ist nun mal kein Stammtisch und kein ST, wo man Dinge schnell aussprechen kann. Das einzige Wort, was Sarkozy nicht benutzt hat, ist "Rücktritt"; und das ist politisch klug. Die Aussage ist dennoch eindeutig.
Da heute nicht soviel Menschen am Freiheitsplatz sind, wage ich die Prognose, dass morgen der Tag der Entscheidung sein wird. Man darf nicht ausser Acht lassen, dass Menschen nicht eine Woche lang am Stück demonstrieren können. Sie müssen auch mal schlafen und essen. Aber morgen ist wieder "Freitagsgebet", und auch der Tag, den El Baradei als Tag genannt hat, an dem Mubarak zurückzutreten hat. Wenn also nicht morgen, wann dann?
Gestern Abend eine sehr gute Sendung zum Thema - bei Frank Plasberg "Hart aber Fair".
Wer sie vielleicht verpasst hat und sie doch noch sehen möchte - ich habe sie gerade im Link eingesetzt.
Wenn die Seite gezeigt wird, bitte rechts von den Fotos der Teilnehmer, auf WebTv klicken.
Miriam
Wer sie vielleicht verpasst hat und sie doch noch sehen möchte - ich habe sie gerade im Link eingesetzt.
Wenn die Seite gezeigt wird, bitte rechts von den Fotos der Teilnehmer, auf WebTv klicken.
Miriam
Das Beeindruckendste an der Sendung war der Lehrer, der mit seiner Familie aus Alexandria geflüchtet war. Seine Aussagen waren mir wichtiger, als alles, was sonst noch gesagt wurde.
Nichts gelernt haben sie. Vergessen haben sie, dass den das Leben straft, der zu spät kommt.
Das trifft auch auf jene zu die zu spät gehen!