Internationale Politik Wege zum Frieden in Europa

Juro
Juro
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Juro

Guten Tag,

gut dass Karl den Block "Es ist Krieg in Europa" geschlossen hatte. Es war in der Tat so, dass Zank und Streit, wie in allen anderen Threads bei "Politik und Gesellschaft", nach kurzer Zeit ausarteten. 
Konstruktivität, Sachbezogenheit und Achtung anderer Meinungen litten unter den oftmals sehr persönlichen Angriffen und Vorurteilen.
Was hat die Schließung und hier die Neueröffnung gebracht? Ich fürchte, dass wir gerade die Neuauflage des Schließungsgrundes erleben. Das halte ich für sehr bedauerlich. Die "Feindbilder" sind nicht verschwunden, die Bereitschaft zum Nachdenken ist nicht gestiegen.

Ich kann nur aus meiner persönlichen Betrachtung urteilen. Ein Beispiel: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine. 
Von Anfang an war ich der Meinung, das dieser Krieg im Vorfeld hätte verhindert werden können und müssen. Dazu wäre eine andere Politik des Westens erforderlich gewesen. Das hat man hier als "Putinpropaganda" beschimpft. Heute beginnen namhafte Insider in den USA und in der NATO mit ebensolchen Meinungsäußerungen in den Medien durchzudringen. Es gab sie schon vorher, aber sie wurden nicht an die Öffentlichkeit "durchgelassen", zumindest nicht in NATO-Mitgliedsländern.
Von Anfang an habe ich den Standpunkt vertreten, dass ein sofortiger Waffenstillstand hergestellt und Verhandlungen begonnen werden müssen. Zwei Jahre hat es gedauert, dass die große internationale Politik nun zu der gleichen Erkenntnis gekommen ist. Es war doch von vornherein klar, dass die Ukraine einen mehrjährigen Abnutzungskrieg schlechter verkraftet als Russland. Heute sind wir an dem Punkt, dass die Nachschubmöglichkeiten an Waffen und Munition aus den NATO-Ländern erschöpft sind, es sei denn es kommt zum Weltkrieg 3. Gleichzeitig sind die personellen Reserven der Ukraine erschöpft. Es flüchten ganze Truppenteile von der Front. Die russischen Truppen sind auf dem Vormarsch. Das "Abenteuer Kursk" ist de facto gescheitert. 
Kontrovers wird diskutiert, ob Kanzler Scholz Kontakt zu Putin aufnehmen soll und sich als Verhandlungspartner anbieten sollte. Aber! Durch die Waffenlieferungen akzeptiert der Kreml DE und Kanzler Scholz nicht als unabhängigen oder verlässlichen Verhandlungspartner. Diese Chance hat DE vertan.
Putin hatte am Vorabend des Krieges 2022 geäußert, dass der Westen und die Ukraine die Zeit seit 2014, während der Gültigkeit von MINSK I und II also, nicht dafür genutzt haben, die politischen Strukturen entsprechend dieser Vereinbarungen zu entwickeln. Im Gegenteil sei der innere Konflikt noch verschärft worden und eine militärische Lösung angestrebt worden. Man habe nur Zeit verloren, um die Situation zu entschärfen. Er sagte auch sinngemäß, dass die Unterstützer der Ukraine die Interessen Russlands (Stopp der Osterweiterung der NATO) nicht ernst genommen hätten und Russland mit einer Hinhaltetaktik besänftigen wollten, während sie die Aufrüstung der Ukraine und dieses "gegen Russland in Stellung bringen" fortführten. Ob er damit recht hatte oder ob das nur seine Kriegsrhetorik war ist schwer zu bewerten. Aber mit dieser Einstellung geht Russland nach wie vor an die Bewertung der Situationen heran. Warum glaubt man jetzt, zu einer Zeit, da Russland Erfolge erzielt, der Kreml seine Meinung ändern würde.
Es gibt keine Alternative zum Waffenstillstand und zu Friedensverhandlungen. Aber die Verhandlungsposition des Westens ist heute eine andere als vor zwei Jahren. Und die Verhandlungspartner des Westens? Sie warten auf den Ausgang der Wahlen in den USA. Was passiert, wenn Trump gewinnt? In Russland wird man sich gegenwärtig auch fragen, ob man vor diesem Ergebnis überhaupt noch verhandeln möchte. Und mit wem soll man verhandeln? Treffen (Ramstein, Friedenskonferenz) wurden abgesagt oder verschoben. Die Akteure könnten morgen schon ganz andere sein.
Eine Beschreibung dieser Situation lieferte die DW vor einigen Tagen: https://www.dw.com/de/warum-scholz-z%C3%BCgigen-frieden-in-der-ukraine-will/a-70188714

Einige gegenwärtig von der Politik ausgesprochenen Gedanken wären vor wenigen Wochen undenkbar gewesen und hätten einen Entrüstungssturm hier im Chat ausgelöst.

Ich denke, mehr Sachlichkeit tut uns allen gut, weniger Kriegsrhetorik und Feindbildpflege.

Juro

Bruny_K
Bruny_K
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Juro vom 15.10.2024, 13:52:19

Tja @Juro, bei mir und ein paar anderen Usern rennst du dabei offene Türen ein. Es war ja abzusehen, dass es zu einem Konflikt kommen würde und der hätte diplomatisch gelöst werden können, ja müssen. Je länger gewartet wurde umso mehr Menschen starben und umso weiter in die Ferne rückten mögliche Lösungen. Nun wissen zwar einige, dass diplomatische Verhandlungen sein müssen, aber jetzt ist die Frage wer soll sie führen? Jene, die Russland mit Sanktionen überschütteten und Waffen an die Ukraine lieferten? Oder jene, die sich neutral verhielten und keine Waffen lieferten? Die scheinen dann allerdings Putinversteher oder -freunde zu sein, wird also auch nicht möglich sein. 
Die Kuh ist aus dem Stall und es wird verflixt schwierig sein, sie wieder einzufangen. 

Edita
Edita
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Juro vom 15.10.2024, 13:52:19

Genau der gleichen Meinung  ist Putin auch! 
Und …… was bedeutet das für den anscheinend unbelehrbaren Westen? 
Ein Land, daß sich mit Haut und Haaren dagegen stemmt, entweder umgebracht,  vereinnahmt und russifiziert zu werden, dem Aggressor in den Rachen zu werfen! 
Denn alle diese Behauptungen über den bösen Westen sind erlogen und darum Unsinn! 
Auf solch einer Basis sich um einen nachhaltigen und dauerhaften Frieden zu bemühen ist ebensolcher Unsinn!
 
 




Edita




 

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jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von jeweller
als Antwort auf Bruny_K vom 15.10.2024, 14:07:56

So ist es Bruny, wer sich in Kriege der Nachbarschaft einmischt, muss die Konsequenzen tragen.
Habe gelesen Gas wird in Deutschland teurer und ab 2025 darf kein Holz mehr verheizt werden. Ich finde es gut, denn nur so kann man den Klimawandel stoppen. OK ob 2% der Weltbevölkerung das schaffen, schau ma mal. Obwohl in meinem Alter sollten sie sich beeilen, sonst erlebe ich es nicht mehr. 😂😂😂

LG vom Kap, wir müssen nicht heizen, haben eine Klimaanlage.

LG Hubert

Granka
Granka
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Granka
als Antwort auf Edita vom 15.10.2024, 14:29:38
Genau der gleichen Meinung  ist Putin auch! 
Und …… was bedeutet das für den anscheinend unbelehrbaren Westen? 
Ein Land, daß sich mit Haut und Haaren dagegen stemmt, entweder umgebracht,  vereinnahmt und russifiziert zu werden, dem Aggressor in den Rachen zu werfen! 
Denn alle diese Behauptungen über den bösen Westen sind erlogen und darum Unsinn! 
Auf solch einer Basis sich um einen nachhaltigen und dauerhaften Frieden zu bemühen ist ebensolcher Unsinn!
 
 



Edita




 
Edita, ich habe mir das Video angesehen👍
Nur werden diejenigen, die es sehen und hören sollten, genau dies nicht tun, obwohl die Geschichte der vergangenen 30 Jahre genau das bestätigt, was im Video zu hören war und weiter von der Schuld des Westens am Ukraine Krieg reden. 
Granka
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Juro vom 15.10.2024, 13:52:19
Danke, Juro.
Seit 2004 und intensiver seit 2014 befasse ich mich mit der Situation
in der Ukraine.
Allein der Tatsache geschuldet, dass mein Wissen sich aus politologischen
Büchern herleitet, reicht hier in diesem thread aus, um meine
Sichtweise ( und die vieler anderer ) zu diskreditieren bzw.
lächerlich zu machen.
Ich stimme dir in allem zu.
Mach's gut.

Anna

 

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MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf Anna842 vom 15.10.2024, 15:20:21
Danke, Juro.
Seit 2004 und intensiver seit 2014 befasse ich mich mit der Situation
in der Ukraine. Allein der Tatsache geschuldet, dass mein Wissen sich aus politologischen Büchern herleitet, reicht hier in diesem thread aus, um meine Sichtweise ( und die vieler anderer ) zu diskreditieren bzw. lächerlich zu machen.
Ich stimme dir in allem zu.
Mach's gut.

Anna

 
Ich würde mich da nicht einreihen ...

Mir ist sogar noch nie ein Ukrainer über den Weg gelaufen, geschweige denn habe ich mich mit einem ausgetauscht.

Ich denke, man sollte in solchen Fällen die persönlichen Erfahrungen nicht überbewerten. In der Regel sind es Einzelfälle im Vergleich zu den 1,2 Mio Flüchtlingen die hier sind.

Wenn ich ein Buch lese, dann nehme ich erst einmal die Gedanken des Autors auf, bei einer persönlichen Schilderung die Sichtweise des Erzählenden ... dagegen ist ja auch nichts zu sagen, ist ja auch logisch.

Informiert man sich aus unterschiedlichen Quellen, ohne eine persönliche Erfahrung gemacht zu haben ( diese kann ja positiv oder negativ sein! ), so ist das m.E. min. gleichwertig.
MarkusXP



 
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Juro vom 15.10.2024, 13:52:19

Juro, was soll die Ukraine denn tun wenn der Westen nicht ausreichende Waffen geliefert hat ? 

Anhand der Physik , gehen die Kräfte aus fällt man zusammen, genau das passiert jetzt in der Ukraine, das Böse wird gewinnen , es wird dem Westen noch leid tun , was sie mit ihrer Zögerei in der Ukraine und auch den baltischen Länder wo in Putins Warteschleife sind angerichtet haben.

Putin wird sich weiter ausbreiten, hoffentlich haben die baltischen Lánder gelernt was es heisst sich auf den Westen zu verlassen. Sie bereiten sich jedenfalls massiv aus Angst auf den Tag X vor.

Auch die Grenzen verschieben rentiert sich, das wird sich bestätigen und darüber soll sich keiner freuen, wir könnten auch noch dran sein wenn die Nato mit Trump ausfällt. Mit tun an erster Stelle die millionen ukrainischen Bürger leid, sie werden fliehen. 

Wirklich kein Grund zum Aufatmen oder Freude. Das Finale kommt noch. Abwarten … Phil.

thea136
thea136
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von thea136
als Antwort auf Friedensfreund vom 15.10.2024, 13:08:51

bäh was ist das für ein schäbiges menschenbild!

das ist egoismus in  reinstkultur!

Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Wege zum Frieden in Europa
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Bruny_K vom 15.10.2024, 14:07:56
... Nun wissen zwar einige, dass diplomatische Verhandlungen sein müssen, aber jetzt ist die Frage wer soll sie führen? Jene, die Russland mit Sanktionen überschütteten und Waffen an die Ukraine lieferten? Oder jene, die sich neutral verhielten und keine Waffen lieferten? .....
 
geschrieben von Bruny_K 

(schwarz hervorgehoben Nick42)

Hallo Bruny,
die kriegführenden Länder müssten verhandeln, oder zumindest dabei sein. Auf Augenhöhe und nicht wie 1919 in Versailles, wo der militärische Sieger dem mitlitärisch Besiegten einen "Frieden" diktierte. Mit den bekannten entsetzlichen Folgen für die Welt.

Aber so weit ist die Welt noch nicht.

Nick42

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