Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Was wird aus dem "arabischen Frühling"?

Internationale Politik Was wird aus dem "arabischen Frühling"?

Karl
Karl
Administrator

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 15.09.2012, 09:48:27
Welche Lösung schlägst Du vor? Karl
ingo
ingo
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von ingo
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 15.09.2012, 09:48:27
Da sind Leute und Organisationen am Werk, die andere aufhetzen; teils wahrscheinlich noch mit Hilfe von ein paar Münzen. Die Regierungen werden ihre liebe Mühe und Not haben, dagegen vorzugehen, ohne in den Ruf zu kommen, genauso zu handeln, wie ihre Vorgänger. Also, so einfach ist das wohl nicht, gram.
Ansonsten darf ich einen Journalisten aus Hannover zitieren, der geschrieben hat, dass der "Arabische Frühling" zu Ende ist und ohne Sommer dazwischen in den Herbst übergegangen ist. Damit ist Karls Frage in der Thread-Überschrift beantwortet, und eigentlich könnte der Thread jetzt beendet und ein neuer begonnen werden.
schorsch
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Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 15.09.2012, 09:37:39
Die hirnlose Aktion des Filmemachers gab den Al Kaida-Aufhetzern den ersehnten Impuls zu ihrer lange schon geplanten Aktion für den 11.9.

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hugo vom 14.09.2012, 22:08:35
Die Fehler der Väter rächen sich an ihren Kindern bis ins 7. Glied?
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf hugo vom 14.09.2012, 22:08:35
wenn Du nach meiner Ansicht und Erfahrung ein aufrichtiger, ehrlicher, hilfsbereiter Mensch bist, dann liegt für mich der Schluss nahe, das auch Deine Freunde, Angehörigen Partner usw ähnlich gute Eigenschaften aufweisen.

also wenn für mich die "Amerikaner" die Bösen sind, liegt für mich der Verdacht nahe das deren Freunde, Partner usw. eher eine Achse des Bösen bilden (um im Bilde zu bleiben) und für deren schlimmes Tun, mindestens indirekte Beihilfe leisten.

hugo[/quote]


Hugo, das hast Du sehr schön geschrieben.
Da könnte man für die Europäer dann auch schlußfolgern:
Wenn nun für mich die Islamisten, die botschaften stürmen, terroranschläge verüben, menschen wahllos umbringen und alle unsere kulturellen und demokratische errungenschaften beseitigen wollen die bösen sind, dann liegt für mich der verdacht nahe, daß alle anhänger dieser religion..... oder.
Aber Du wirst mir jetzt gleich wieder erklären, daß nur die Amerikaner und wir die "bösen" sind.
Das war jetzt der rückgriff auf eine art, Dir sicher erinnerlicher sozidialektik, aber die möchstest Du sicher hier nicht haben.
adam
adam
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 15.09.2012, 09:37:39
Es gibt nachdenkliche Stimmen, z. B. Annemarie Rösch von der Badischen Zeitung. Sie analysiert in der heutigen Samstagsausgabe vom 15. September in der BZ auf Seite 4 unter der Überschrift "Die Saat der Fanatiker", warum so viele junge Männer sich in arabischen Staaten aufstacheln und von Islamisten manipulieren lassen und warum die westliche Welt in Sippenhaft genommen wird.

Badische Zeitung...Die Saat der Fanatiker (eingefügt von adam)

Jedenfalls sehen wir, dass die arabische Welt ein soziales Pulverfass ist, das durch leichtfertiges Zündeln zur Explosion gebracht werden kann. Es muss unser ureigenstes Interesse sein, alles zu tun, dieses explosive Gemisch aus Armut und religiösem Fanatismus zu entschärfen. Dies kann nicht durch eine Fortsetzung der Kränkungen geschehen, sondern Ziel muss eine gleichberechtigte Partnerschaft sein, die den arabischen Staaten hilft, auch wirtschaftlich auf die Beine zu kommen. Dann verkleinert sich das Heer der Arbeitslosen und die Bedeutung der Religion wird automatisch zurück gedrängt und der Bildungsstand erhöht. Fanatismus gedeiht auf dem Boden von Hoffnungslosigkeit.

Karl
geschrieben von karl


karl,

Frau Rösch mag ja recht haben mit ihrer Analyse, aber die ganze Bandbreite berücksichtigt sie auch nicht. Schon der Kolonialismus kam ja nicht von ungefähr, sondern fand auch statt, weil die damals betroffene, islamische Welt den Kolonialmächten an eigenen kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften nichts entgegen zu setzen hatte. Die Größe dieser Regionen lag Jahrhunderte in der Vergangenheit. Auch ein Versagen des Islam.

Es klingt so einfach, daß durch Europa nur die soziale Entwicklung der Länder gefördert werden muß, um Arbeit und Bildung zu schaffen und schon wird der Islamismus erfolgreich bekämpft.

Dem steht aber die aktuelle Entwicklung entgegen. Der heutige Islamismus ist schon in seinen Anlagen paranoid. Einerseits soll sich das Leben nur am Koran ausrichten, andererseits will man aber auch alle Erungenschaften des Westens für sich nutzen. Natürlich nur die Machthaber, nicht das einfache Volk. Das hat zu parieren und der Stimme des Imam zu lauschen, der als Sprachrohr den politischen Willen der Macht vekündet.

Frau Rösch beschreibt die Rolle Saudi-Arabiens als fragwürdig. Was heißt fragwürdig? Die Königs- und Scheichtümer der Region wollen an der Macht bleiben. Soziale Unruhen können sie deshalb nicht brauchen und funktionieren die sozialen in religiös-fanatische Unruhen um. Ein religiös-fanatischer Bauch knurrt weniger laut und ein religiös-fanatisches Gehirn verweigert die Bildung.

Auf die Frage nach dem Warum, sind wir schnell wieder beim Öl. Die Machthaber der Region wollen das sprudelnde Gold weiter für sich nutzen und die Menschen weiter mit einem Nasenwasser abspeisen. Wo sind die ganzen Billionen Dollar geblieben, die die Industriestaaten viele Jahrzehnte bezahlt haben? Wo sind die Arbeitsplätze, wo die Infrastruktur, die Arbeit für die Menschen geschaffen hätte, wo ist die Bildung, die einen zivilisatorisch-kulturellen Aufschwung gebracht hätte? Die Dollars verschwanden in den Taschen von Königen und Emiren, die damit den Luxus für sich und ihre Familien finanziert haben und in den Taschen derer die durch religiöse Anleitung das Volk von Armut und Dummheit abgelenkt haben. Und genau diese Strategie wird jetzt forciert, indem die sunnitischen Machthaber die soziale Unzufriedenheit der Menschen in religiösen Fanatismus umleiten.

Sie erreichen damit zwei Ziele: Sie brechen einmal den schiitischen Halbmond auf, mit dem die Schia aus Teheran die sunnitische Region beeinflußt und sie schaffen durch die Unruhen Gefahr für den Fluß des Öls, an dessen Tropf die Weltwirtschaft hängt. Das will der Westen zum Einen verhindern, indem er die Machtgelüste aus dem Iran ausbremst, zum anderen, indem er versucht die arabische Region ruhig zu halten, auch was die Ängste der Israelis vor den Veränderungen anbelangt. Oberstes Ziel ist neben der Ruhe, die das Öl fließen lässt, auch die atomare Bewaffnung sowohl der Saudis als auch der iranischen Mullahs zu verhindern. Ich bin der Überzeugung, daß auch die Russen an diesem Strick, wenn nicht schon ziehen, dann ziehen werden.

Die Region ist ein Pulverfass? Ja, nach innen schon, nach außen ist sie wohl eher ein Knallfrosch, solange keine Nuklearwaffen in den Arsenalen zu finden sind. Werden sie Bestandteil, wird es brandgefährlich für die ganze Welt. Das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern.

Was soll der Westen, die Welt tun? Finanzspritzen, die dem sozialen Fortschritt in den Ländern dienen sollen, verschwinden in den Kaftanen der Mächtigen. Momentan versucht der Westen wohl, ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Sunna und Schia zu erhalten. Solange sich Sunna und Schia in Syrien bekämpfen, wird dort Geld und Material vernichtet, das nicht in den Neuaufbau der sunnitisch-islamistischen Macht, z.B. in den nordafrikanischen Staaten oder, aus Teheran, für die Bewaffnung von Hamas und Hisbollah verwendet werden kann. Die Menschen spielen keine Rolle, weder auf der Rechnung der Saudis, noch der in Teheran, weder im Westen, noch in Russland oder sonstwo.

Ein friedliches Einwirken, um der islamistischen Paranoia entgegen zu wirken, ist m.E. nur möglich, wenn die Völker der islamischen Welt sich von ihren islamistischen Machthabern befreien. Mit den säkularen Regimen haben sie das geschafft, sind aber vom diktatorischen Regen in die islamistische Traufe geraten, viele Menschen wahrscheinlich, ohne es zu merken, denn sie durften ja wählen. Das ist die Demokratie, wie sie von Mekka und Teheran gewünscht und ausgenützt wird.

Die zweite Möglichkeit wäre, wenn die Welt unabhängig vom Öl wird, wenn Erdöl nichts mehr wert ist. Dann kann die ganze Region, außer Israel, friedlich von tausend und einer Nacht träumen. In aller Ruhe, denn kaum jemand wird sich noch für sie interessieren.

--

adam

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 15.09.2012, 09:53:39
Welche Lösung schlägst Du vor? Karl
geschrieben von karl


Geldverleihung, in dieser sache sicher geldverschwendung, sollte immer an bedingungen geknüpft sein, die zumindest in reichweite behalten, daß man sein geld auch wiederbekommt.
Ach und urlaub in Ägypten würde ich nicht machen und auch nach Mubarack erstmal niemandem empfehlen
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf adam vom 15.09.2012, 11:29:19
Ein sehr guter Beitrag, dessen Quintessenz, das Geschehen in der islamischen Welt betreffend, nur wenig Hoffnung läßt.

Eine positive Änderung der Einstellungen und Handlungen aller Beteiligten ist kaum zu erwarten, es sei denn, wie schon erwähnt,
dass die Unabhängigkeit vom Öl erreicht werden könnte.

Ich befürchte, dass das 21. Jahrhundert nicht leichter wird, als das 20zigste.

Sarahkatja
pippa
pippa
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von pippa
als Antwort auf sarahkatja vom 15.09.2012, 15:33:44
Da kann ich mich Dir nur anschließen, sarahkatja, denn auch ich finde diesen Beitrag sehr gut - leider, muss ich noch dazu sagen, denn eine Unabhängigkeit vom Öl werde ich nicht mehr erleben und schon gar nicht sehe ich in den nächsten 200 Jahren eine Säkularisierung der islamischen Völker.

Bedrückende Aussichten.....

Pippa
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Was wird aus dem "arabischen Frühling"?
geschrieben von dutchweepee
Ich finde es eigentlich viel bedrückender, dass es auch bei uns in Deutschland noch so viel bekloppte Menschen gibt:

SPON "Die rechtsextreme Kleinpartei "Pro Deutschland" begrüßt die wütenden Proteste in der muslimischen Welt - und damit nicht genug: Partei-Chef Rouhs will nach Informationen des SPIEGEL den umstrittenen Mohammed-Film "Die Unschuld der Muslime" in Berlin zeigen. In voller Länge."

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