Internationale Politik Was für eine Lösung könnt ihr Euch für Syrien vorstellen?
hast du etwas Überblick wer da kämpft, wofür der steht und was der nach einem Sieg will ?
Widerstand nennen wir es, Terrorbanden nennt sie Assad,,, ich mag den Assad nicht, aber alles Andere liegt im Nebel.
hugo
Ich kenne Herrn Assad nicht persönlich - die Frage, ob ich ihn mag oder nicht wäre zu hoher Gefühlsaufwand.
Mir ist bekannt ,dass Syrien ein Land mit ca 23 Mio Menschen ist, die sich in ca 18 verschiedene, religiöse und ethnische Gruppen darstellen.
Der "junge" Assad erhielt sowohl das Amt als auch die grosse Schuld seines Vaters aufgebürdet, der u.a. vor 30 Jahren ein unglaubliches Gemetzel anrichtete - focussiert auf Islamisten. Die Chance des jungen Assad wäre wohl gewesen, in England zu bleiben, wo er ja studierte - er ist ja auch mit einer Engländerin verheiratet. So war er von Anfang an umgeben von der alten, bornierten Garde seines blutrünstigen Vaters und auch erzogen in diesem Sinne. Vermutlich hatte er mal guten Willen, Neuerungen in diesem verkrusteten Land zuzulassen - den Mut, es wirklich zu tun, hatte er nie. Er wird wohl enden wie Gadaffi - nachkommen werden Islamisten,die sicher auch nicht von dem Gedanken der reinen Demokratie geprägt sein werden. Olga
Und Lawrow, der Russe, der gerade in Syrien "verhandelt" kommt mir vor, wie der naive Chamberlain damals in München, der Hitler glaubte.
Eine Partie mit völlig ungewissem Ausgang.
Aber olga hat schon recht, dass Islamisten, die vermutlich die Zukunft in den arabischen Ländern darstellen werden, dem Westen auch nicht gefallen werden, denn die haben Alah, nicht Demokratie im Rucksack.
Servus
Eine Partie mit völlig ungewissem Ausgang.
Aber olga hat schon recht, dass Islamisten, die vermutlich die Zukunft in den arabischen Ländern darstellen werden, dem Westen auch nicht gefallen werden, denn die haben Alah, nicht Demokratie im Rucksack.
Servus
Die einen (USA) greifen diese Länder mit Militär und Drohnen an, um ihre Ölvorräte zu sichern - die anderen (Russland) führen Gespräche und machen von ihrem Vetorecht Gebraucht, um ihre Waffenlieferungen weiter durchführen zu können.
Alles längst bekannt und schmutzig genug.
Aber es wäre ein Höchstmass von Naivität, wenn westliche Bürger annehmen würden, dass eine Revolution in diesen Ländern automatisch zu einer Demokratie nach unserem Verständnis mit Freiheit und Reichtum führen würde. Das ist nicht so und ist in vielen Punkten wohl auch nicht erstrebenswert - das erleben jetzt Ägypter, Tunesier und wohl auch Libyer derzeit hautnah und wir sollten uns mit dem Gedanken realistisch befassen. Olga
Alles längst bekannt und schmutzig genug.
Aber es wäre ein Höchstmass von Naivität, wenn westliche Bürger annehmen würden, dass eine Revolution in diesen Ländern automatisch zu einer Demokratie nach unserem Verständnis mit Freiheit und Reichtum führen würde. Das ist nicht so und ist in vielen Punkten wohl auch nicht erstrebenswert - das erleben jetzt Ägypter, Tunesier und wohl auch Libyer derzeit hautnah und wir sollten uns mit dem Gedanken realistisch befassen. Olga
Re: Was für eine Lösung könnt ihr Euch für Syrien vorstellen?
hast du etwas Überblick wer da kämpft, wofür der steht und was der nach einem Sieg will ?
Widerstand nennen wir es, Terrorbanden nennt sie Assad,,, ich mag den Assad nicht, aber alles Andere liegt im Nebel.
hugo
Das ist eigentlich ganz einfach.
Ganz egal wer irgendwo regiert, ob eine gewählte Regierung oder ein Monarch- solange die USA und Europa mit dieser Regierung zurechtkommen, wird sie unterstützt. Sollte eine Opposition mit Waffengewalt diese Regierung stürzen wollen, dann sind das Terroristen, die wir bekämpfen müssen.
Wird aber eine Regierung, die mit USA und Europa nichts am Hut hat und eigene Wege gehen will, vom Widerstand bedroht, dann sind das Widerstandsgruppen, die wir unterstützen müssen, auch wenn das Volk unter der neuen Regierung mehr leiden muss als unter der gestürzten.
ja danke justus, das hat sogar hugo auf Anhieb geschnallt.
besonders das mit dem Hut, das erinnert mich doch stark an
Zeiten der Regierung Reagans, Busch und co, als es um Saddam Hussein ging und eine wohlvertraute Maxime (Paraphrase)amerikanischer Machtpolitik die Runde machte: "Wir wussten, dass Saddam ein Schurke war, aber er war unser Schurke."
hugo
besonders das mit dem Hut, das erinnert mich doch stark an
Zeiten der Regierung Reagans, Busch und co, als es um Saddam Hussein ging und eine wohlvertraute Maxime (Paraphrase)amerikanischer Machtpolitik die Runde machte: "Wir wussten, dass Saddam ein Schurke war, aber er war unser Schurke."
hugo
"...und ist in vielen Punkten wohl auch nicht erstrebenswert..."
@olga: ja, sicher gibt es diese Punkte - aber grundsätzlich fände ich schon eine demokratische Entwicklung in diesem Land (wie in allen anderen nord/afrikanischen Ländern auch) erstrebenswert. Wenn diese Entwicklung zu einer vom Volk demokratisch legitimierten Regierung führt irgendwann einmal, müsste man das "hier oben" akzeptieren und vielleicht könnte man auch bald auf Augenhöhe kooperieren. Sicher wird das aber noch eine ganze Weile dauern, die Kräfte müssen sich ordnen und die Jugend wird ihren Beitrag dazu leisten, dass sich was ändert. Aber es darf nicht soweit kommen, dass radikale religiöse Kräfte an Boden gewinnen - dies wäre eine fatale Entwicklung, die m. E. nur durch die Unterstützung der fortschrittlichen Köpfe zu verhindern wäre.
@olga: ja, sicher gibt es diese Punkte - aber grundsätzlich fände ich schon eine demokratische Entwicklung in diesem Land (wie in allen anderen nord/afrikanischen Ländern auch) erstrebenswert. Wenn diese Entwicklung zu einer vom Volk demokratisch legitimierten Regierung führt irgendwann einmal, müsste man das "hier oben" akzeptieren und vielleicht könnte man auch bald auf Augenhöhe kooperieren. Sicher wird das aber noch eine ganze Weile dauern, die Kräfte müssen sich ordnen und die Jugend wird ihren Beitrag dazu leisten, dass sich was ändert. Aber es darf nicht soweit kommen, dass radikale religiöse Kräfte an Boden gewinnen - dies wäre eine fatale Entwicklung, die m. E. nur durch die Unterstützung der fortschrittlichen Köpfe zu verhindern wäre.
Ich erinnere mich an heiße Debatten im letzten Jahr zu Lybien. Die NATO hat letztlich das alte Regime weggebombt, aber zur Ruhe ist das Land dadurch noch nicht gekommen. Ich war gegen diese militärische Lösung und bin auch strikt gegen eine solche für Syrien, da m. E. ausländische Interventionen selten zu dauerhaft stabilen Lösungen führen. Andererseits sollte die Weltgemeinschaft natürlich nicht wegsehen, wenn ein Bürgerkrieg in einem Land tobt. Nun ist eine UN-Resolution gescheitert. Welche Möglichkeiten der Einflussnahme gibt es noch?
Karl
@karl,
welche Möglichkeiten der Einflußnahme gibt es nocht? Ich meine: keine. In den Bürgerkrieg sollte nicht eingegriffen werden, zumal das Risiko einer Eskalation, über den arabischen Raum hinaus, gegeben ist. Schon jetzt zeichnen sich Symptome ab, die dem des Kalten Krieges ähneln.
Über aller Herren Länder Interessen wird spekuliert und wie sie durchzusetzen seien, wie Einfluß genommen werden kann. Wie in Libyen werden Emotionen geweckt, um ein Eingreifen in den Bürgerkrieg human zu rechtfertigen oder die Forderung danach zu wecken. Aber die wichtigste Frage muß doch lauten: Was wollen die Syrer?
In Ägypten, Tunesien, im Jemen und in Libyen haben wir erlebt, was die Völker wollen. Sie haben die Nase voll, in mehr oder weniger großer Armut zu leben und zu sehen, wie Cliquenregime, Despoten, Scheichs oder Könige ihr Geschick bestimmen, die Reichtümer ihrer Länder ausbeuten und, in einem riskanten Balanceakt zwischen den großen Wirtschaftsmächten, eine ständige Gefahr für die arabischen Staaten heraufbeschwören. Es geht um die wirtschaftliche und soziale Lage der Menschen, nicht um Demokratie im westlichen Sinn.
Wie in den o.g. Ländern nützen in Syrien oppositionelle Gruppen die Unzufriedenheit der Menschen und wollen den Umsturz. Assad und vor allem seine Militärs werden sich mit allen Mitteln wehren, denn für sie geht es ums Überleben. Wo sollen sie hin, wem können sie trauen, falls sie bereit sind, aufzugeben? Nirgends und niemandem. Sie haben das Schicksal Gaddafis vor Augen, der nach einer Aussage Peter Scholl-Latours, keineswegs einen schnellen Tod durch eine Pistolenkugel starb, sondern durch eine Eisenstange, mit der er gepfählt wurde. Nicht gerade ein Grund für das Assadregime, nachsichtig gegen die zu sein, die das vorhaben könnten.
Assad wird gestürzt werden und die Syrer werden sich eine neue Regierung geben. Sie wird von der Muslimbruderschaft angeführt werden, also islamistisch sein, was auch sonst. Wir (der Westen) müssen aufhören, sofort an Terror im Zusammenhang mit fundamentalistischem Islam zu denken. Die Förderer des Terrors sind die arabischen, despotischen Tyrannen (auch in den noch ruhigen Ländern) und nicht das Volk oder deren Vertreter. Der islamistische Terror war/ist ein Mittel der Erpressung, der ebenso wie die Probleme um Israel, den arabischen Herrschern Vorteile brachte, aber die Völker und ihre Kultur in Armut und Misskredit.
Wir werden uns mit viel Nationalismus in Arabien konfrontiert sehen, der aus Überschätzung der eigenen Kraft und aus einem Minderwertigkeitsgefühl wächst, das auch aus der Kolonialzeit rührt. Das darf für den Westen aber kein Grund sein, sich in politischem Masochismus zu üben, sondern er muß glaubhaft die eigenen Ideale reformieren und verteidigen, vor allem in den eigenen Ländern, gegen einen aggressiv missionierenden Islam. Und auch der Westen hat legale Interessen, die mit stabilen, gewählten Regierungen in den arabischen Ländern besser zu verwirklichen sein werden als mit Despoten. Die diplomatische Kunst sollte sein, sich nicht einzumischen, die Interessen zusammenzuführen und zu nutzen.
--
adam
@olga: ja, sicher gibt es diese Punkte - aber grundsätzlich fände ich schon eine demokratische Entwicklung in diesem Land (wie in allen anderen nord/afrikanischen Ländern auch) erstrebenswert. Wenn diese Entwicklung zu einer vom Volk demokratisch leg
Aber natürlich - das finde ich genau so wie Sie. Allerdings kommt es auf uns nicht an - dies ist ausschliesslich die Angelegenheit dieser Staaten und Völker. Und so lange die Gegenbewegungen (auch in Syrien) sich auch nicht artikulieren, was und wie sie sich die Zukunft vorstellen und so lange sich gegenseitig niedermetzeln (wir können dies alle nicht beurteilen, da die wenigen Informationen sicher sehr, sehr unzureichend sind) glaube ich nicht an Demokratie. Es hilft schon, darüber nachzudenken, wie lange Deutschland dazu brauchte! Dazwischen lagen viele Irrungen und Wirrungen und zwei Diktaturen - eine dauerte bis 1989. Und diese Menschen aus der ehemaligen DDR tun sich oft bis heute schwer, in einer Demokratie zu leben und diese mitzugestalten und hängen oft noch nostalgisch an ihrem untergegangenen Unrechtsstaat. Olga
Allerdings kommt es auf uns nicht an - dies ist ausschliesslich die Angelegenheit dieser Staaten und Völker. [...]
Das ist so was von wahr... Hilfe anbieten - ok. Hilfe aufdrängen - gar nicht ok. Sieht man am Fall Irak. Und an vielen anderen Fällen der Geschichte...
Abgesehen vom Bombardement im Irak, das ja unter jeweils wechselnden Flaggen Jahrzehnte anhielt, scheint sich dort ja Vieles zum Vorteil zu verändern. Westliche Investoren sind bereits vor Ort (Automobiler, internationale Hotelketten usw.) - es gibt dort anscheinend Gebiete, die auf diese Art jetzt stark aufrüsten. Ist ja viel zu tun in diesem Land - es wäre zu wünschen, dass es dadurch den Menschen besser geht.
Afghanistan dürfte negativer werden, da die Talibans sicher nur auf den Abzug der Truppen warten, um ihr Schreckensregime wieder neu zu etablieren.
In den anderen nordafrikanischen Ländern ist ja auch der Islam auf dem Vormarsch - dort sind zwar unsere Investoren gefragt, aber nicht unser Rat und unsere Lebensweise - kollidiert zu stark mit deren Religion. Das müssen wir einfach akzeptieren - da ist die Türkei sehr viel mehr gefragt als das westliche Europa. Olga
Afghanistan dürfte negativer werden, da die Talibans sicher nur auf den Abzug der Truppen warten, um ihr Schreckensregime wieder neu zu etablieren.
In den anderen nordafrikanischen Ländern ist ja auch der Islam auf dem Vormarsch - dort sind zwar unsere Investoren gefragt, aber nicht unser Rat und unsere Lebensweise - kollidiert zu stark mit deren Religion. Das müssen wir einfach akzeptieren - da ist die Türkei sehr viel mehr gefragt als das westliche Europa. Olga