Internationale Politik Was eigentlich ist eine Demokratie?
Ein ganz heikles Thema, weil viele Leute glauben, alle seien gleich, nicht nur was Rechtsgleichheit betrifft.(Carlos)
oh ja Carlos, das haste gut formuliet, das hab ich auf Anhieb begriffen
manchmal denke ich: In unserer Demokratie ist es wie vor Gott, vor Gericht und auf hoher See, man ist ausgeliefert, weiß nie was passieren wird und kann sich kaum gegen etwas (einen Sturm, ein falsches Urteil oder den Verlust sämtlicher angenehmen Lebensumstände,,) wehren, sofern man nicht über ausreichend Macht, finanziellen Rückhalt oder entsprechende Beziehungen verfügt.
,,ich denke da an viele meiner unglücklichen hiesigen Mitbürger.
hugo
Die Erklärung geht doch ganz einfach und kurz: es gibt kein perfektes System - da Menschen nicht perfekt sind, es aber umsetzen müssen. Die Demokratie hat aber den Vorteil, dass korrigiert, ergänzt und revidiert werden kann (wenn es das Volk so will) - dies ist in Diktaturen, geführt von Autokraten, nicht der Fall (weil sich die Autokraten und Kleptokraten dagegen wehren). Olga
"In unserer Demokratie ist es wie vor Gott, vor Gericht und auf hoher See, man ist ausgeliefert, weiß nie was passieren wird und kann sich kaum gegen etwas (einen Sturm, ein falsches Urteil oder den Verlust sämtlicher angenehmen Lebensumstände,) wehren, sofern man nicht über ausreichend Macht, finanziellen Rückhalt oder entsprechende Beziehungen verfügt." hugo
Lieber hugo,
du beschreibst das Leben, wie es ist mit seinen Unwägbarkeiten und Widrigkeiten. Die Frage für uns sollte sein, ob es in einer Demokratie nicht besser gelingen könnte mit diesen Unwägbarkeiten fertig zu werden. Die Frage ist auch, ob Unglück direkt mit einer bestehenden Staatsform verbunden ist. Unglückliche Menschen gibt es immer und überall.
c.
" ....Verzeih, wenn ich rechthaberisch erscheine: ich mag aber nicht, wenn jemand glaubt,mich bei einer Aussage zurechtweisen zu müssen."
@lotte2
Ich habe niemand zurecht gewiesen, darf aber doch im Forum zu Äußerungen Stellung nehmen. Anders ist Diskussion nicht möglich.
Bezug zum Link:
In Dtld bestand das Gottesgnadentum des Herrschers formell im Titel bis 1918 (dei gratia). Mehr habe ich nicht gesagt. Es endete nicht mit dem Mittelalter. Ein König wie Ludwig XVI. von Frankreich empfing jeden Karfreitag im Schlosshof viele Hunderte von Kranken und Bettler ging durch ihre Reihen. Die Kranken suchten seine Kleider zu berühren, weil sie glaubten der König habe die Macht sie zu heilen. In den Dramen Shakespeares wird erwähnt, dass der König Kranke heilen könne. Diese Vorstellungen gehen auf die heidnische Zeit zurück, auf die Vorstellung des (germanischen) Königsheils, wonach dem vom Volk auf den Schild erhobenen Herrscher, seinem Blut, übersinnliche Kräfte eigneten. Verließen den König nach Meinung der Gefolgschaft diese Kräfte (fehlendes Schlachtenglück, Unwetter), hatten sich die Götter von ihm abgewandt. Das Volk konnte sich des Königs entledigen. germanische Könige wurden getötet. Das erwähnte Widerstandsrecht im Link weist darauf hin. Die Salbung (nicht die Krönung) des Königs weist in christlicher Zeit auf die von Gott verliehenen Kräfte hin. Damit ist der König in den Augen des Volkes (= im Mittelalter der Großen des Reiches) als Herrscher durch Gott legitimeirt. Die Salbung wird durch den Vertreter der Kirche vorgenommen.
Streng genommen geht die Salbung auf heidnischen Brauch zurück. Ähnlich: Im Alten Testament ist der König der Gesalbte des Herrn (vgl. Saul und David)
Das im Hitlerreich neu belebte germanische Gefolgschaftsdenken sah bei aller historischen Rückbesinnung, kein Widerstandsrecht vor, sondern den bedingungslosen Gehorsam (Eid auf die Person des Führers). Mystischer Zauber wurde im Hitlerreich auch getrieben, obwohl das Mittelalter und die germanische Vorzeit weit zurückliegen. Mit der Blutfahne wurden SA-Fahnen und Standarten geweiht.
Der König im Mittelalter war übrigens "et sacerdos" (König und Priester zugleich). In der evangelischen Landeskirche war der Landesherr auch gleichzeitig Bischof, in der Neuzeit wohlgemerkt. So lange zurück ist das Mittelalter nicht.
In der Demokratie wird Herrschaft (Demokratie ist eine Herrscahftsform) durch die Entscheidung des Souveräns (des Volkes) in freien, gleichen und allgemeinen Wahlen legitimiert.
@lotte2
Ich habe niemand zurecht gewiesen, darf aber doch im Forum zu Äußerungen Stellung nehmen. Anders ist Diskussion nicht möglich.
Bezug zum Link:
Gottesgnadentum.
Seit der Karolingerzeit wurde dem Herrschertitel der Zusatz "Dei gratia" (von Gottes Gnaden) beigefügt. Darin kam die göttliche Legitimation des Monarchen zum Ausdruck, wie sie auch bei Herrscherweihe und Krönung symbolisch dargestellt wurde. Im Krönungseid nahm der Herrscher die Verpflichtung auf sich, die Kirche zu schützen und Frieden und Recht gemäß der göttlichen Ordnung zu sichern. Sollte der Monarch sich gegen das Recht vergehen, so war ein Widerstandsrecht gegen ihn gegeben. Aus dem Gottesgnadentum leitete die ma. Herrschaftstheorie das Hoheitsrecht über die Kirche ab. Darüber entbrannte der ®Investiturstreit (1075 - 1122), aus dem der Gedanke des Gottesgnadentums geschwächt hervorging." wikipedia
Seit der Karolingerzeit wurde dem Herrschertitel der Zusatz "Dei gratia" (von Gottes Gnaden) beigefügt. Darin kam die göttliche Legitimation des Monarchen zum Ausdruck, wie sie auch bei Herrscherweihe und Krönung symbolisch dargestellt wurde. Im Krönungseid nahm der Herrscher die Verpflichtung auf sich, die Kirche zu schützen und Frieden und Recht gemäß der göttlichen Ordnung zu sichern. Sollte der Monarch sich gegen das Recht vergehen, so war ein Widerstandsrecht gegen ihn gegeben. Aus dem Gottesgnadentum leitete die ma. Herrschaftstheorie das Hoheitsrecht über die Kirche ab. Darüber entbrannte der ®Investiturstreit (1075 - 1122), aus dem der Gedanke des Gottesgnadentums geschwächt hervorging." wikipedia
In Dtld bestand das Gottesgnadentum des Herrschers formell im Titel bis 1918 (dei gratia). Mehr habe ich nicht gesagt. Es endete nicht mit dem Mittelalter. Ein König wie Ludwig XVI. von Frankreich empfing jeden Karfreitag im Schlosshof viele Hunderte von Kranken und Bettler ging durch ihre Reihen. Die Kranken suchten seine Kleider zu berühren, weil sie glaubten der König habe die Macht sie zu heilen. In den Dramen Shakespeares wird erwähnt, dass der König Kranke heilen könne. Diese Vorstellungen gehen auf die heidnische Zeit zurück, auf die Vorstellung des (germanischen) Königsheils, wonach dem vom Volk auf den Schild erhobenen Herrscher, seinem Blut, übersinnliche Kräfte eigneten. Verließen den König nach Meinung der Gefolgschaft diese Kräfte (fehlendes Schlachtenglück, Unwetter), hatten sich die Götter von ihm abgewandt. Das Volk konnte sich des Königs entledigen. germanische Könige wurden getötet. Das erwähnte Widerstandsrecht im Link weist darauf hin. Die Salbung (nicht die Krönung) des Königs weist in christlicher Zeit auf die von Gott verliehenen Kräfte hin. Damit ist der König in den Augen des Volkes (= im Mittelalter der Großen des Reiches) als Herrscher durch Gott legitimeirt. Die Salbung wird durch den Vertreter der Kirche vorgenommen.
Streng genommen geht die Salbung auf heidnischen Brauch zurück. Ähnlich: Im Alten Testament ist der König der Gesalbte des Herrn (vgl. Saul und David)
Das im Hitlerreich neu belebte germanische Gefolgschaftsdenken sah bei aller historischen Rückbesinnung, kein Widerstandsrecht vor, sondern den bedingungslosen Gehorsam (Eid auf die Person des Führers). Mystischer Zauber wurde im Hitlerreich auch getrieben, obwohl das Mittelalter und die germanische Vorzeit weit zurückliegen. Mit der Blutfahne wurden SA-Fahnen und Standarten geweiht.
Der König im Mittelalter war übrigens "et sacerdos" (König und Priester zugleich). In der evangelischen Landeskirche war der Landesherr auch gleichzeitig Bischof, in der Neuzeit wohlgemerkt. So lange zurück ist das Mittelalter nicht.
In der Demokratie wird Herrschaft (Demokratie ist eine Herrscahftsform) durch die Entscheidung des Souveräns (des Volkes) in freien, gleichen und allgemeinen Wahlen legitimiert.
Carlos - erlaube mir einen großen Sprung in die Gegenwart zu machen - und dabei nicht auf deinen Beitrag einzugehen, auch wenn ich diesen mit viel Interesse gelesen habe.
Kurz zuvor ich deinen Beitrag las, fragte ich mich ob es wohl auch Demokratien gibt, ohne Demokraten. Der Anlass mich dies zu fragen, war ein kleiner Rundblick in unserer politischen aber auch gesellschaftlichen Szene.
Ich gab dann einfach diese Frage in Google ein – und stieß auf keinen geringeren als auf Ralf Dahrendorf – der Artikel stammt aus dem Jahr 2004. Ralf Dahrendorf bezieht sich darin auf den Philosophen Karl Popper – dessen Definition der Demokratie er zitiert.
So behauptet Karl Popper, dass die Demokratie die adäquate Form sei, die es den Bürgern erlaubt, sich der Regierenden ohne Blutvergießen zu entledigen. Popper meint dabei in erster Linie die Möglichkeit die den Staatsbürgern gegeben wird, zu wählen.
Dazu Ralf Dahrendorfs Überlegung:
"Allerdings hilft uns Poppers Definition der Demokratie nicht bei der Beantwortung einer Frage, die heute in vielen Teilen der Welt aktuell ist: Was passiert, wenn die von der Macht Entfernten an die Demokratie glauben, ihre Nachfolger aber nicht?
Oder, anders gefragt, was geschieht, wenn die "falschen" Personen gewählt werden?"
Ende des Zitats
Wenn ich mir rein zufällig auch die Frage gestellt habe ob die Demokratien heute nicht an einem Mangel an Demokraten leiden, dann beruht dies allein auf meinen persönlichen Beobachtungen, zum Teil auch auf den persönlichen Erfahrungen.
Für mich bedeutet einen Demokratie auch, dass die Wähler sich durch diese Gesinnung auszeichnen.
Doch dies scheint mir heute immer weniger der Fall zu sein.
Der Artikel scheint mir auch dadurch sehr lesenswert, da Ralf Dahrendorf zwischen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unterscheidet.
Miriam
Kurz zuvor ich deinen Beitrag las, fragte ich mich ob es wohl auch Demokratien gibt, ohne Demokraten. Der Anlass mich dies zu fragen, war ein kleiner Rundblick in unserer politischen aber auch gesellschaftlichen Szene.
Ich gab dann einfach diese Frage in Google ein – und stieß auf keinen geringeren als auf Ralf Dahrendorf – der Artikel stammt aus dem Jahr 2004. Ralf Dahrendorf bezieht sich darin auf den Philosophen Karl Popper – dessen Definition der Demokratie er zitiert.
So behauptet Karl Popper, dass die Demokratie die adäquate Form sei, die es den Bürgern erlaubt, sich der Regierenden ohne Blutvergießen zu entledigen. Popper meint dabei in erster Linie die Möglichkeit die den Staatsbürgern gegeben wird, zu wählen.
Dazu Ralf Dahrendorfs Überlegung:
"Allerdings hilft uns Poppers Definition der Demokratie nicht bei der Beantwortung einer Frage, die heute in vielen Teilen der Welt aktuell ist: Was passiert, wenn die von der Macht Entfernten an die Demokratie glauben, ihre Nachfolger aber nicht?
Oder, anders gefragt, was geschieht, wenn die "falschen" Personen gewählt werden?"
Ende des Zitats
Wenn ich mir rein zufällig auch die Frage gestellt habe ob die Demokratien heute nicht an einem Mangel an Demokraten leiden, dann beruht dies allein auf meinen persönlichen Beobachtungen, zum Teil auch auf den persönlichen Erfahrungen.
Für mich bedeutet einen Demokratie auch, dass die Wähler sich durch diese Gesinnung auszeichnen.
Doch dies scheint mir heute immer weniger der Fall zu sein.
Der Artikel scheint mir auch dadurch sehr lesenswert, da Ralf Dahrendorf zwischen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unterscheidet.
Miriam
hallo olga, hallo carlos,,,ich bin fast geneigt aus den Inhalten Eurer beider Beiträge ein Gesamtresümee herauszuextrahieren, und da werden solche Aussagen bezogen auf die Demokratie wie:
Sie ist zwar noch lange nicht DAS perfekte System, da z.T belastet mit Unwägbarkeiten und Widrigkeiten,
aber legitimiert durch freie Wahlen mit der Möglichkeit zum Korrigieren, Ergänzen und Revidieren.
das erinnert mich an meinen Garten,,,da wächst und gedeiht alles viel besser, wenn ich aufmerksam bin, pünktlich und ausreichend wässere, jäte, pflege,,aber sobald ich mich umdrehe, die Aufscht vernachlässige (einige Wochen verreise) dann erwartet mich das Chaos bei der Rückkehr,,also nichts dem Zufall bzw dem Selbstlauf oder den "Unkräutern" überlassen, sonst kann die Demokratie auch schnell mal verludern,,*g*
hugo
Sie ist zwar noch lange nicht DAS perfekte System, da z.T belastet mit Unwägbarkeiten und Widrigkeiten,
aber legitimiert durch freie Wahlen mit der Möglichkeit zum Korrigieren, Ergänzen und Revidieren.
das erinnert mich an meinen Garten,,,da wächst und gedeiht alles viel besser, wenn ich aufmerksam bin, pünktlich und ausreichend wässere, jäte, pflege,,aber sobald ich mich umdrehe, die Aufscht vernachlässige (einige Wochen verreise) dann erwartet mich das Chaos bei der Rückkehr,,also nichts dem Zufall bzw dem Selbstlauf oder den "Unkräutern" überlassen, sonst kann die Demokratie auch schnell mal verludern,,*g*
hugo
Re: Unabhängigkeit der Justiz
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"das erinnert mich an meinen Garten,,,da wächst und gedeiht alles viel besser, wenn ich aufmerksam bin, pünktlich und ausreichend wässere, jäte, pflege,,aber sobald ich mich umdrehe, die Aufscht vernachlässige (einige Wochen verreise) dann erwartet mich das Chaos bei der Rückkehr,,also nichts dem Zufall bzw dem Selbstlauf oder den "Unkräutern" überlassen, sonst kann die Demokratie auch schnell mal verludern,,*g*"
Das ist ja richtig philosophisch!
Hoffentlich hast du das nicht irgendwo abgeschrieben und die Quellenangabe vergessen.
Aber - du hast völlig Recht mit deiner Aussage.
Ich setze noch was hinzu.
Demokratie - heißt - einen Garten zu haben, bei dem es sich lohnt, auf ihn aufzupassen und ihn zu bearbeiten.
Diktatur hingegen heißt, man hat keinen Garten, den man bearbeiten kann.
Hallo miram,
die Demokratie ist oft von verschiedenen Seiten aus kritisiert worden unter verschiedenen Gesichtspunkten. Diese Kritik krankt u.a. daran, dass man die Demokratie nicht mit anderen Systemen wie etwa der absoluten oder der konstitutionellen Monarchie, der Oligarchie oder etwa der totalitären Diktatur verglichen hat, sondern immer nur mit Blick auf eine Abstraktion, der absoluten und vollkommenen Volksherrschaft. So lässt sich leicht feststellen, dass keine Demokratie die Prinzipien der Gleichheit und Freiheit jemals ohne Einschränkung verwirklichen kann. Gleichheit und Freiheit bedingen und ergänzen sich einerseits, aber andererseits sind die beiden Prinzipienschwer mit einander zu vereinbaren. Als Lebensform ist die Demokratie Gefahren ausgesetzt. Nationalstattliche Demokratie kann in Imperialismus, Militarismus und Kolonialismus umschlagen. Im Zeitalter der Globalisierung ist die Demokratie nicht nur äußeren Gefahren ausgesetzt, sondern durch ihre internationalen Bindungen auch Gefahren von außen. Demokratie ist nichts Statisches, Feststehendes, Sicheres, sondern etwas, das weiter entwickelt werden kann und muss. Die Demokratisierung einzelner Sektoren der Gesellschaft, Wirtschaft, ist eine ständige Aufgabe. Besitz und Bildung in der Hand einer Gesellschaftsschicht kann (kann!) eine Gefahr oder Schwächung für die Demokratie bedeuten. Es macht sie anfällig für Wirtschaftskrisen und antidemokratische Massenbewegungen. Wir sprechen von der Mündigkeit des Bürgers und setzen diese als selbstverständlich voraus. Ist sie aber selbstverständlich? Massen können Begeisterung auslösen, doch sind ihre Regungen nicht davor gefeit irrational zu sein. Die Massen auf den Straßen haben ncit unter Beweis gestellt, dass außer der Wut über schlechte Lebensverhältnisse auch Vernunft in ihnen ist.
Demokratie kann sich dagegen wehren, indem sie auf Gefahren mit mehr Demokratie antwortet und mit einer wehrhaften Demokratie. Im 19. Jahrhundert waren es Wahlrechtsreformen, der Ausbau der Selbstverwaltung, heute gehen die Überlegungen zu den Methoden direkter Demokratie, zu mehr Partizipation u. a.
Die Demokratie ist im Grunde eine revolutionäre Lebens- und Staatsform. Sie ist eine Staatsform, die die Revolution institutionalisiert hat. Sie erlaubt es, Popper hat hierin ganz Recht, eine Regierung mit unserer Stimme abzulösen. In einem geregelten Verfahren. Als Antithese kann eine Diktatur gelten. Ein Herrscher ist in Ägypten vom Volk aus dem Amt gedrängt worden, mit viel Getöse, die ganze Welt war in Aufregung und sprach von Revolution. Im Grunde war es eher eien Brotrevolte und ein Protest der unzufriedenen perspektivlosen Jugend. Regierungswechsel ist nichts Ungewöhnliches in einer modernen Demokratie. Von Revolution spräche bei uns jedoch niemand. Eine Revolution ist es erst, wenn wir die Diktatur als Antithese nehmen. Der Rücktritt eines Präsidenten, der 30 Jahre im Amt war, ist ein Umsturz. Zunächst aber hat ein Militärrat die Macht übernommen. Ein Regierungswechsel allein ist keine Revolution.
Gibt es eine Demokratie ohne Demokraten? Ja, es gab sie und es wird sie immer geben. Die ‚Weimarer Demokratie nur als Beispiel dafür, dass eine noch so freiheitliche Verfassung nicht davor schützt in eine Diktatur abzugleiten. Während Demokratie nach einer Definition Lincolns eine Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk ist, lässt sich die Diktatur erklären als Machtverfügung eines Einzelnen oder einer Gruppe über den Staat. In einem Staat bildet sie die Antithese zur Demokratie. Die tatsächliche Entwicklung aber zeigt, dass ursprünglich die Diktatur nicht als Antithese sondern als Ergänzung und Schutzeinrichtung einer eingeschränkten Demokratie oder Republik wie etwa im alten Rom gedacht war. Im Rom des 3. Jahrhunderts war die Diktatur eine verfassungsgemäße Einrichtung zur Abwehr und Bewältigung äußerer und innerer Gefährdungslagen. Das monarchische Prinzip der Alleinherrschaft wurde dadurch vorübergehend wieder hergestellt und in der Republik zu einer staatsschützenden Notinstitution.
Der Notstand sei die Stunde der Exekutive meinte Helmut Schmidt einmal. Es gibt Schranken, die dann aber wie in den Wirren des Untergangs der römischen Republik zerbrochen wurden. Caesar wurde Diktator auf Lebenszeit. Das Gleiche galt für die Caesaren später.
c.
die Demokratie ist oft von verschiedenen Seiten aus kritisiert worden unter verschiedenen Gesichtspunkten. Diese Kritik krankt u.a. daran, dass man die Demokratie nicht mit anderen Systemen wie etwa der absoluten oder der konstitutionellen Monarchie, der Oligarchie oder etwa der totalitären Diktatur verglichen hat, sondern immer nur mit Blick auf eine Abstraktion, der absoluten und vollkommenen Volksherrschaft. So lässt sich leicht feststellen, dass keine Demokratie die Prinzipien der Gleichheit und Freiheit jemals ohne Einschränkung verwirklichen kann. Gleichheit und Freiheit bedingen und ergänzen sich einerseits, aber andererseits sind die beiden Prinzipienschwer mit einander zu vereinbaren. Als Lebensform ist die Demokratie Gefahren ausgesetzt. Nationalstattliche Demokratie kann in Imperialismus, Militarismus und Kolonialismus umschlagen. Im Zeitalter der Globalisierung ist die Demokratie nicht nur äußeren Gefahren ausgesetzt, sondern durch ihre internationalen Bindungen auch Gefahren von außen. Demokratie ist nichts Statisches, Feststehendes, Sicheres, sondern etwas, das weiter entwickelt werden kann und muss. Die Demokratisierung einzelner Sektoren der Gesellschaft, Wirtschaft, ist eine ständige Aufgabe. Besitz und Bildung in der Hand einer Gesellschaftsschicht kann (kann!) eine Gefahr oder Schwächung für die Demokratie bedeuten. Es macht sie anfällig für Wirtschaftskrisen und antidemokratische Massenbewegungen. Wir sprechen von der Mündigkeit des Bürgers und setzen diese als selbstverständlich voraus. Ist sie aber selbstverständlich? Massen können Begeisterung auslösen, doch sind ihre Regungen nicht davor gefeit irrational zu sein. Die Massen auf den Straßen haben ncit unter Beweis gestellt, dass außer der Wut über schlechte Lebensverhältnisse auch Vernunft in ihnen ist.
Demokratie kann sich dagegen wehren, indem sie auf Gefahren mit mehr Demokratie antwortet und mit einer wehrhaften Demokratie. Im 19. Jahrhundert waren es Wahlrechtsreformen, der Ausbau der Selbstverwaltung, heute gehen die Überlegungen zu den Methoden direkter Demokratie, zu mehr Partizipation u. a.
Die Demokratie ist im Grunde eine revolutionäre Lebens- und Staatsform. Sie ist eine Staatsform, die die Revolution institutionalisiert hat. Sie erlaubt es, Popper hat hierin ganz Recht, eine Regierung mit unserer Stimme abzulösen. In einem geregelten Verfahren. Als Antithese kann eine Diktatur gelten. Ein Herrscher ist in Ägypten vom Volk aus dem Amt gedrängt worden, mit viel Getöse, die ganze Welt war in Aufregung und sprach von Revolution. Im Grunde war es eher eien Brotrevolte und ein Protest der unzufriedenen perspektivlosen Jugend. Regierungswechsel ist nichts Ungewöhnliches in einer modernen Demokratie. Von Revolution spräche bei uns jedoch niemand. Eine Revolution ist es erst, wenn wir die Diktatur als Antithese nehmen. Der Rücktritt eines Präsidenten, der 30 Jahre im Amt war, ist ein Umsturz. Zunächst aber hat ein Militärrat die Macht übernommen. Ein Regierungswechsel allein ist keine Revolution.
Gibt es eine Demokratie ohne Demokraten? Ja, es gab sie und es wird sie immer geben. Die ‚Weimarer Demokratie nur als Beispiel dafür, dass eine noch so freiheitliche Verfassung nicht davor schützt in eine Diktatur abzugleiten. Während Demokratie nach einer Definition Lincolns eine Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk ist, lässt sich die Diktatur erklären als Machtverfügung eines Einzelnen oder einer Gruppe über den Staat. In einem Staat bildet sie die Antithese zur Demokratie. Die tatsächliche Entwicklung aber zeigt, dass ursprünglich die Diktatur nicht als Antithese sondern als Ergänzung und Schutzeinrichtung einer eingeschränkten Demokratie oder Republik wie etwa im alten Rom gedacht war. Im Rom des 3. Jahrhunderts war die Diktatur eine verfassungsgemäße Einrichtung zur Abwehr und Bewältigung äußerer und innerer Gefährdungslagen. Das monarchische Prinzip der Alleinherrschaft wurde dadurch vorübergehend wieder hergestellt und in der Republik zu einer staatsschützenden Notinstitution.
Der Notstand sei die Stunde der Exekutive meinte Helmut Schmidt einmal. Es gibt Schranken, die dann aber wie in den Wirren des Untergangs der römischen Republik zerbrochen wurden. Caesar wurde Diktator auf Lebenszeit. Das Gleiche galt für die Caesaren später.
c.
Hallo Carlos, wieder ein Beitrag der zwar konkrete Antworten gibt –zugleich aber auch viele Fragen aufwirft.
Fragen die ich im Laufe der Zeit wahrscheinlich nur ganz oberflächlich gestreift habe – und sie dann im fiktiven Ordner später zu bearbeiten zur Seite gelegt habe.
So auch die Frage nach der Rolle der Abstraktion, wenn wir Vergleiche, nein – eher den Bezugspunkt in der Abstraktion suchen.
Darunter verstehe ich hier, unsere Vorstellung von einem System, welches wir uns natürlich nicht als Utopie ausgedacht haben, sondern wir dabei die Abstraktion als Basis für das konkrete Bild welches darauf baut, benutzt haben.
Vielleicht ist dies tatsächlich der Ursprung der Tatsache, dass die Systeme - hier die Demokratie - uns nie ganz zufrieden stellen. Vielleicht ist dies auch der einzige Weg, um uns wenigstens einer idealen Vorstellung anzunähern.
Du sprichst weiter über das was ich als "Zerbrechlichkeit der Demokratie" nennen möchte, über dieses leichte Abdriften in Richtung Militarismus oder aber Kolonialismus – und auch andere Ismen die sicherlich in der abstrakten oder ursprünglichen Vorstellung, nicht dazu gehörten, nicht auszudenken waren.
Vielleicht sind es momentane Erschütterungen (wobei Moment hier natürlich als eine größere Zeiteinheit als der Moment zu verstehen ist) – und wahrscheinlich stellt sich in solchen Zeitspannen die Frage nach dem Verbleib der Demokraten?
Unter anderem bezeichnest du die Demokratie auch als Lebensform. Und wenn sie dies ist, kann sie ja auch von Sterblichkeit gekennzeichnet sein.
Doch zugleich auch von einer Wiederbelebung – ich bin mir bewusst, dass ich den Ausdruck Auferstehung fast schon krampfhaft meide.
Übrigens ist deine ganze vielschichtige Beschreibung dessen was sich schlicht Demokratie nennt, ein sehr lebendiges Bild. Und das macht Hoffnung – lehrt uns aber auch Geduld.
Vielleicht setzen die Demokraten manchmal nur eine kleine Denkpause ein.
Danke dir für deine sehr anregenden Texte.
Miriam
Fragen die ich im Laufe der Zeit wahrscheinlich nur ganz oberflächlich gestreift habe – und sie dann im fiktiven Ordner später zu bearbeiten zur Seite gelegt habe.
So auch die Frage nach der Rolle der Abstraktion, wenn wir Vergleiche, nein – eher den Bezugspunkt in der Abstraktion suchen.
Darunter verstehe ich hier, unsere Vorstellung von einem System, welches wir uns natürlich nicht als Utopie ausgedacht haben, sondern wir dabei die Abstraktion als Basis für das konkrete Bild welches darauf baut, benutzt haben.
Vielleicht ist dies tatsächlich der Ursprung der Tatsache, dass die Systeme - hier die Demokratie - uns nie ganz zufrieden stellen. Vielleicht ist dies auch der einzige Weg, um uns wenigstens einer idealen Vorstellung anzunähern.
Du sprichst weiter über das was ich als "Zerbrechlichkeit der Demokratie" nennen möchte, über dieses leichte Abdriften in Richtung Militarismus oder aber Kolonialismus – und auch andere Ismen die sicherlich in der abstrakten oder ursprünglichen Vorstellung, nicht dazu gehörten, nicht auszudenken waren.
Vielleicht sind es momentane Erschütterungen (wobei Moment hier natürlich als eine größere Zeiteinheit als der Moment zu verstehen ist) – und wahrscheinlich stellt sich in solchen Zeitspannen die Frage nach dem Verbleib der Demokraten?
Unter anderem bezeichnest du die Demokratie auch als Lebensform. Und wenn sie dies ist, kann sie ja auch von Sterblichkeit gekennzeichnet sein.
Doch zugleich auch von einer Wiederbelebung – ich bin mir bewusst, dass ich den Ausdruck Auferstehung fast schon krampfhaft meide.
Übrigens ist deine ganze vielschichtige Beschreibung dessen was sich schlicht Demokratie nennt, ein sehr lebendiges Bild. Und das macht Hoffnung – lehrt uns aber auch Geduld.
Vielleicht setzen die Demokraten manchmal nur eine kleine Denkpause ein.
Danke dir für deine sehr anregenden Texte.
Miriam
"Die Massen auf den Straßen haben nicht unter Beweis gestellt, dass außer der Wut über schlechte Lebensverhältnisse auch Vernunft in ihnen ist." - (Carlos)
Ein sehr interessanter Satz lieber Carlos.
Das "auf die Straße gehen" hat also erst einmal wenig mit einer politischen Haltung zu tun, sondern mit dem Aufbegehren gegen die Obrigkeit, weil es am notwendigen, den Bauch zu füllen und sattzumachen, fehlt. Ein Grundübel, nämlich der Hunger ist es, der die Leute zu Protesten treibt.
Wann kommt die "Vernunft" ins Spiel?
Das Nachdenken darüber, wie es weitergehen könnte, wenn die Mägen gefüllt sind
und nach dieser Maßnahme nicht wieder in Lethargie verfallen werden sollte.
Dazu denke ich, braucht es charismatische "Führungspersönlichkeiten", die bisher im Hinter- bzw. Untergrund bereitstehen für solche Momente. Die Wut in Vernunft kanalisieren können, um dadurch ein neues Staatsgefüge zu schaffen.
Es darf kein luftleerer Raum entstehen, sonst entgleitet eine ganze Bewegung.
Medea.
Ein sehr interessanter Satz lieber Carlos.
Das "auf die Straße gehen" hat also erst einmal wenig mit einer politischen Haltung zu tun, sondern mit dem Aufbegehren gegen die Obrigkeit, weil es am notwendigen, den Bauch zu füllen und sattzumachen, fehlt. Ein Grundübel, nämlich der Hunger ist es, der die Leute zu Protesten treibt.
Wann kommt die "Vernunft" ins Spiel?
Das Nachdenken darüber, wie es weitergehen könnte, wenn die Mägen gefüllt sind
und nach dieser Maßnahme nicht wieder in Lethargie verfallen werden sollte.
Dazu denke ich, braucht es charismatische "Führungspersönlichkeiten", die bisher im Hinter- bzw. Untergrund bereitstehen für solche Momente. Die Wut in Vernunft kanalisieren können, um dadurch ein neues Staatsgefüge zu schaffen.
Es darf kein luftleerer Raum entstehen, sonst entgleitet eine ganze Bewegung.
Medea.