Internationale Politik War der Krieg so gedacht?

Karl
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 25.03.2011, 08:01:48
@ adam,


nachdem ich nachgedacht habe, stimme ich Dir zu. Notwendig gewesen wäre die Aufforderung und die Durchsetzung eines Waffenstillstands auf beiden Seiten. Was jetzt unter dem Schutzschirm der Weltgemeinschaft abläuft, ist ein gegenseitiges Abschlachten der Aufständigen und der Gaddafi Anhänger. Vermutlich werden die Rebellen die Oberhand gewinnen. Wird es dann keine Massaker geben? Libyens Gesellschaft ist ja keineswegs so naiv einteilbar, wie das hier teilweise behauptet wird, in bezahlte Söldner (auf Seiten Gaddafis) und in glühende Revolutionäre auf der anderen Seite. Libyen ist ein Vielvölker (Stämme) Staat und die Grenzen pro- und anti-Gaddafi verlaufen auch entlang dieser ethnischen Grenzen.

Ich bin prinzipiell gegen Krieg und ich sehe in der einseitigen Parteinahme in einem Bürgerkrieg keine Garantie für mehr Menschlichkeit. Ich habe in einem anderen Thread (s. Linktipp) ein Beispiel dafür angeführt, wie Krieg verroht und wie die Grenzen zwischen Gut und Böse sich in einem Krieg verwischen. Meine schon im Ausgangsbeitrag dieses Threads geäußerte Befürchtung ist nicht zerstreut, dass die Luftschläge den Bürgerkrieg in Libyen nur befeuern und ihn nicht beenden helfen.

Karl
sysiphus
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von sysiphus
Der UN-Sicherheitsrat hat mit Mehrheit die Resolution 1973 beschlossen, diese "autorisiert die Mitgliedstaaten, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um Zivilisten und von Zivilisten bewohnte Gebiete in Libyen zu schützen, denen ein Angriff droht - inklusive Bengasi. Eine ausländische Besatzungsmacht auf libyschem Territorium wird in jeglicher Form ausgeschlossen".

Das Mandat des Sicherheitsrats, hat nach der Charta der UNO bindene Wirkung für „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. In Anbetracht dieser und weiterer Tatsachen, von "Angriffskrieg" und "Kriegsgeil" zu schreiben weist nach meiner Meinung, auf ideologisch begründete Ignoranz hin.

Nicht durch die Luftangriffe der Allierten auf die Gaddafi-Soldateska wurde der Krieg begonnen. Der Krieg begann mit den Fliegerbomben und Panzergranaten, die auf Weisung Gaddafis abgefeuert worden sind auf libysche Zivilisten.

Der Aufforderung nach einem Waffenstillstand kam das Gaddafi-Regime nicht nach, obwohl es von der Gaddafi Administration sogar gefordert und angeboten wurde. Tricksen und Täuschen nach Art der Diktatoren und der Westerwelles.

sysiphus...
hema
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von hema
als Antwort auf Karl vom 24.03.2011, 18:41:01
Zitat von hema
Wenn du die Berichte der Reporter verfolgst, dann wirst du sicher auch gehört haben, dass die Menschen sehr sehr dankbar sind, dass eingegriffen wurde.

Steinmeier sagte bei "hart aber fair", dass in dem sogenannten Revolutionsrat Leute sitzen, die schon zum engeren Machtzirkel um Gadaffi gehört haben. Woher nimmst Du das Wissen und die Informationen darüber, wem der Westen gerade zur Macht verhilft?
Karl

P.S.: Die Fettschreiberei = Schreierei gibt Deinen Argumenten übrigens nicht mehr Gewicht.


Ja, der Justizminister ist übergelaufen.

Dessen ungeachtet:
Wenn die Jugend in der Arabischen Welt - nicht nur in Libyen - endlich ihre Despoten und Peiniger los werden will und dabei weder das eigene Leben noch Hab und Gut schont, dann sehe ich wirklich nicht, dass sich neues Unrecht aufbauen will.

Sieh dir die Menschen in Ägypten an. Die geben nicht nach. Weil das Militär zögerlich agiert, haben sie vor kurzem den Justizpalast angezündet um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Im Jemen, in Syrien, in Bahrein, Jordanien, Algerien, Marokko - überall fordern die Menschen Demokratie und Freiheit. Dieses Recht steht ihnen zu!

Ich hoffe, dass die Despoten in diesen Ländern ohne Militäreinsatz begreifen, dass ihre Zeit um ist. Wird aber nur dann so sein, wenn Gaddafi besiegt wird. Ansonsten hat die Arabische Welt keine Chance auf eine bessere Zukunft.

Ich freue mich über die Libyer - und das hat jetzt mit Abdu, den du ja immer reichlichst verteidigt hast - gar nichts zu tun, dass sie auch in Würde und Freiheit leben wollen. Gott helfe ihnen!

PS.: Warum willst du jetzt eigentlich Abdu nicht mehr helfen?



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Karl
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Administrator

Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von Karl
als Antwort auf hema vom 25.03.2011, 11:59:13
@ hema,


1. deine rein technisch gesehen ungenaue Zitiererei ist ein Ärgerniss. So schwer ist das doch nun wirklich nicht.

2. Warum unterstellst Du mir inhaltlich solche Sachen?
Warum willst du jetzt eigentlich Abdu nicht mehr helfen?
geschrieben von hema an Karl gerichtet
Ich habe bereits geschrieben, dass ich nicht glaube, dass der ursprünglichen Sache der Aufständigen durch die Hilfe des Westens wirklich geholfen wird.

3. Dass gerade der Justizminister Jalil nun im Revolutionsrat sitzt, der ja z. B. den Prozess gegen die bulgarischen Krankenschwestern und die Zustände in den Gefängnissen mit zu verantworten hat, macht mich eher nachdenklich.

„Die Schlüsselfiguren des Rates, zumindest diejenigen, die wir kennen, stammen allesamt aus der im Nordosten angesiedelten Stammeskonföderation der Harabi.“ Dies gilt auch für Jalil und Generalmajor Abdul Fattah Younis, ehemals Innenminister Gaddafis, der ebenfalls zu den Rebellen übergelaufen ist. „Auch wenn der Einfluss der Stämme zurückgegangen ist, bestehen die Spaltungen weiter fort. Die Haltung der Haribi zu Gaddafi ist nicht notwendigerweise identisch mit der Haltung der restlichen Libyer“, vermerkt Rainy.
geschrieben von Der Freitag



karl
adam
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 25.03.2011, 12:56:44
Da sind wir hier schneller als die Politiker, denn daß ehemalige Genossen Gaddafis bei den Aufständischen maßgeblich mitmischen, habe ich schon am 9.3. im Parallelthread Bengasi geschrieben:

"Inzwischen ist der ehemalige Justizminister Gaddafis, Mustafa Abdul Dschalil, der Sprecher des Nationalrats und scheint den größten Einfluß auf die Aufständischen zu haben. Ein vertrauenswürdiger Mann?

Damit bekommt der Kampf gegen Gaddafi den Geschmack eines Umsturzes, bei dem die Interessen des Volkes in den Hintergrund gedrängt werden und auch ein mögliches Eingreifen von westlichem Militär anders gesehen werden muß. Wie weit hilft ein umfassendes Flugverbot oder gar das Einsatz von Truppen der zivilen Bevölkerung oder ist es schon bloße Hilfe für eine Nachfolge Gaddafis? Inwieweit kann den Versprechungen für freie Wahlen dieses Nationalrates getraut werden? Geht es nur noch darum, Gaddafi loszuwerden und eine Regierung einzurichten, die sich von der Gaddafis nur wenig unterscheiden wird?"


Inzwischen ist es fast schon wahrscheinlich, daß Europa als Steigbügelhalter für zwielichtige Leute in Libyen Angriffe gegen Gaddafi fliegt. Diese Leute verfügen sicher auch noch über Strukturen, die ihnen dienlich sein können.

Die politische Entscheidung der Bundesregierung, nicht mitzumachen, erweist sich immer mehr als richtig.

--

adam

sysiphus
sysiphus
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf adam vom 25.03.2011, 15:35:07
"Noch bis weit in die fünfziger Jahre hinein wurden in der Bundesrepublik die Männer und Frauen des Widerstandes vom 20. Juli 1944, denunziert und diffamiert."

"Unter den mehr als 200 später wegen der Erhebung Hingerichteten waren ein Generalfeldmarschall (Erwin von Witzleben), 19 Generäle, 26 Oberste, zwei Botschafter, sieben Diplomaten, ein Minister, drei Staatssekretäre sowie der Chef des Reichskriminalpolizeiamts; des Weiteren mehrere Oberpräsidenten, Polizeipräsidenten und Regierungspräsidenten."

Zitiert aus DIE ZEIT und WIKIPEDIA


Adam, was läßt sich mit derartiger Spökenkikerei bweisen? Sind solche Spekulationen nicht so überflüßig wie ein Dammenbart`?

Was das für Leute sind, die möglicherweise nach gelungener Revolution an die Macht kämen, weiß man nicht, ergo wäre es besser beim Regime des Führers (der alten Revolution) zu bleiben, bei dem weiß man wenigstens was man hat, woran man ist. Ist das eventuell die Quintessenz deiner Sichtweise?

sysiphus...

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hafel
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von hafel
als Antwort auf sysiphus vom 25.03.2011, 16:22:31
@ Sisiphus:

Als gebürtiger Leiziger "muss" ich darauf hinweisen, dass nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli auch der Oberbürgermeister von Leipzig, Dr. Goerdeler, im August 1944 denunziert, vom "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

Hafel
hugo
hugo
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von hugo
als Antwort auf sysiphus vom 25.03.2011, 16:22:31
hm sysiphus,,,die adams denken gegenwärtig in eine andere Richtung, sonst kämen sie auch nicht auf andere Ideen.

Das muss jedoch nicht bedeuten das sie mehr Hintergrundwissen haben oder sich über andere Leute lustig machen werden, die später mal enttäuscht werden von dem was sich dort entwickelt.

Momentan siehts so aus als ob der Gadaffi schlechtere Karten hat als noch vor wenigen Tagen. Die Nato wird dazu beitragen das sich völlig neue, andere Kräfteverhältnisse aufbauen werden.

Es wird die üblichen Versuche von Außerhalb geben, bei den folgenden Entscheidungen mitmischen zu wollen. (ich stell mir da die EU und einzelne derer Staaten genau so vor wie die Chinesen, Russen, einige arabischen Staaten die USA und Israel,,)

Jetzt ist der Moment an dem die Bevölkerung geschützt werden muss, dann kommt wohl der Sturz Gadaffis an die Reihe und, naja und danach kommt die komplizierte Situation und Aufgabe freie Wahlen zu organisieren mit allem Drum und Dran was dazu im Vorfeld erforderlich ist. -falls Libyen dann noch grenzenlos einheitlich ist-

Erst danach werden wir genauer wissen, ob und wie der derzeitige deutsche Nichteinfluss sich auswirkt und auszahlt.

hugo


adam
adam
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von adam
als Antwort auf sysiphus vom 25.03.2011, 16:22:31
Adam, was läßt sich mit derartiger Spökenkikerei bweisen? Sind solche Spekulationen nicht so überflüßig wie ein Dammenbart`?

Was das für Leute sind, die möglicherweise nach gelungener Revolution an die Macht kämen, weiß man nicht, ergo wäre es besser beim Regime des Führers (der alten Revolution) zu bleiben, bei dem weiß man wenigstens was man hat, woran man ist. Ist das eventuell die Quintessenz deiner Sichtweise?

sysiphus...


Nein sysiphus,

ganz und gar nicht. Ich glaube nur nicht an die Wandlung eines Saulus zum Paulus. Das habe ich Gaddafi nicht abgenommen und das nehme ich der jetzigen Führung dieses Nationalrates auch nicht ab. Von Gaddafis Justizminister zum humanen Demokraten? Da will ich Beweise sehen, daß es ernst gemeint ist und nicht umgekehrt.

Diese Leute gehören m.A. nach zuerst einmal neben Gaddafi in Den Haag auf die Anklagebank. Wenn sie dort freigesprochen werden, sollen sie meinetwegen in Libyen wieder eine Rolle spielen.

Die Libyer haben keinerlei Erfahrung in politischen Dingen. In ihrer Begeisterung für die "Überläufer" und die eigene Sache, froh darüber, überhaupt jemanden zu haben, der ordnend eingreift, könnten sie leicht den Wolf im Schafsfell übersehen.

Ich stehe ja mit meinem Mißtrauen auch nicht allein auf weiter Flur.

--

adam

sysiphus
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Re: War der Krieg so gedacht?
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf hafel vom 25.03.2011, 16:28:54
Ja Hafel, ich weiß, ich habe das damals miterlebt. Die Flucht Goerdelers, die eine Million Reichsmark Belohnung für seine Ergreifung, die Denunziantin Helene Schwärzel, die Hinrichtung durch Enthauptung.

Gruss sysiphus...

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