Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.

Internationale Politik Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.

olga64
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 17.08.2020, 11:37:00

Nun hat der anscheinend doch recht verzweifelte Lukaschenko am Wochenende "eigene" Demonstranten anmarschieren lassen, die, wie man hört, in Bussen herangekarrt wurden für laute Beifallsstürme für den Diktator, was man ja so kennt aus nichtdemokratischen Staaten.
Parallel hat Putin seine Hilfe angeboten - hoffentlich bedeutet das nicht, dass Soldaten in Belarus einmarschieren.
Aber auch das ist zu verstehen: Putin erlebt nun in Belarus "einen Film", der sich vermutlich irgendwann auch in seinem eigenen Land so abspielen wird, wenn es sich insbesondere die jungen Menschen nicht mehr bieten lassen, dass dort Autokraten sich selbst auf Lebenszeit auf denThron setzen und die Wiederholungen dann auch noch als "Wahlen" bezeichnet werden.
Sollte sich Lukaschenke (auch mit Putin`s Hilfe) noch einige Zeit halten können, frage ich mich schon, was das für eine Art Regierung oder Machtausübung sein soll, wenn sie jemand nur mit Gewalt durchsetzt. Wenn immer mehr Mitarbeiter von Firmen streiken und das Land auch ökonomisch weiter an den Abgrund führen.

In einen Dialog mit der Opposition zu treten, ist per se mal richtig; aber wer oder was ist die Opposition in Belarus? Die bisherige, so erscheinende Oppositionsführerin hat das Land verlassen; ihr Freund wird vermutlich nach wie vor im Knast gefoltert.
Einen solchen Anspruch sollte auch Deutschland nicht an sich stellen, sich mit der Opposition zu unterhalten - es würde zu sehr an Venezuela erinnern, wo man den Oppositionsführer schon vor einigen Jahren zusammen mit anderen Staaten das Vertrauen ausgesprochen hatte - der sozialistische Diktator aber immer noch im Amt ist.
Die EU und auch Deutschland müssen Russland von Anfang erklären, mit welchen weiteren Sanktionen Putin zu rechnen hat, wenn er evtl. militärische Intervention in BElarus plant und es dort zu einem Blutbad kommen sollte. Olga

wandersmann
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf pschroed vom 17.08.2020, 11:37:00

@ pschroed

In dem von Dir verlinkten "Spiegel"-Beitrag ist zu sehen, wie tausende oder gar zehntausende Demonstranten gegen die Regierung protestieren.
Sie tragen allerdings keine Masken und halten auch keinen Abstand. Alles scheint friedlich zuzugehen, Bilder wie die von der Großdemo vom 1.8.2020 in Berlin.
Sind diese Demonstranten trotz ihrer berechtigten Forderungen Deiner Ansicht nach nun auch "Covidioten"?

 

pschroed
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von pschroed
als Antwort auf wandersmann vom 18.08.2020, 15:23:15
@ pschroed

Sind diese Demonstranten trotz ihrer berechtigten Forderungen Deiner Ansicht nach nun auch "Covidioten"?
Wandersmann.
Ich weiß nicht was die Frage an mich soll,  dennoch, es ist verständlich daß ein Diktator wie Lukaschenko es von vorne herein egal ist, wie seine Bürger umkommen, Regime Führer, bzw. Knüppel-Regime behandeln Menschen fast wie Tiere, wenn sie nicht den Vorstellungen ihrer Führer parieren.

Nein für mich sind es keine Covid-Idioten, nur Menschen wo es einem sehr leid tun kann,die  noch im Jahre 2020 solch einem Menschenverachtenden Knüppel - System ausgesetzt zu sein.   
Mein Respekt gilt den drei intelligenten Frauen wo sich gegen den Diktator stellen, in der Hoffnung daß es nicht noch zu einem Blutvergiessen kommt, mit Hilfe von seinem Despoten-Kamerad Putin. Phil.

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olga64
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 18.08.2020, 15:59:39
 
 
   
Mein Respekt gilt den drei intelligenten Frauen wo sich gegen den Diktator stellen, in der Hoffnung daß es nicht noch zu einem Blutvergiessen kommt, mit Hilfe von seinem Despoten-Kamerad Putin. Phil.
Von den drei FRauen haben leider zwei das Land verlassen; allerdings ist Maria Kolesnikowa noch da und leitet jetzt die Demos gegen Lukaschenko. Diese junge Frau lebt übrigens auch seit vielen Jahren in Deutschland und pendelt hin und her; derzeit "kümmert" sie sich um Belarus.
Dazu kommen noch viele Frauen ausdem Volk, die friedlich mit Blumen usw. durch die Strassen marschieren; teilweise sind deren Kinder im Knast, werden gefoltert unddie Mütter wissen nicht ,was mit ihnen wo geschieht.
 Für ein so patriarchales Land wie Belarus, wo der Präsident öffentlich erklärt, Frauen seien weniger wert als Männer und könnten niemals die Präsidentschaft übernehmen - wo das Wort Feminismus strafbar ist - ist das schon ein mutiger Akt.
Diese Frauen werden auch deshalb politisch aktiv, weil Männer oder Ehemänner nicht zur Wahl antreten durfen oder dürfen, im Gefängnis sitzen oder fliehen mussten.
Interessant ist jetzt, wohin die Polizei und das Militär tendieren. Das sind ,wie man hört und auch im TV sehen kann, üble Schläger. Um Belarus im Blut versinken zu lassen, braucht das Land Putin`s Truppen nicht.
Lange Zeit erhielt Belarus Kredite und superbilliges Öl und Gas aus Russland, damit die belarussischen Staatsbetriebe am Laufen gehalten werden können. Aber Russland dreht den Geldhahn zu und der belarussische Staat kann die staatlichen Angestellten nicht mehr bezahlen. Auch darum streiken immer mehr Arbeiter.
DAs Land ist das sowjetischste aller post-sowjetischen Staaten; sogar der KGB heisst noch so. Auch das Verhalten zur Seuche, die manipulierten Statistiken, die Verleugnung des Virus erinnern sehr an die sowjetischen Lügen und VErtuschungen nach Tschernobyl  - es sind tödliche Lügen. Olga
 
pschroed
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 18.08.2020, 18:04:50
 
 
   
Mein Respekt gilt den drei intelligenten Frauen wo sich gegen den Diktator stellen, in der Hoffnung daß es nicht noch zu einem Blutvergiessen kommt, mit Hilfe von seinem Despoten-Kamerad Putin. Phil.
Dazu kommen noch viele Frauen ausdem Volk, die friedlich mit Blumen usw. durch die Strassen marschieren; teilweise sind deren Kinder im Knast, werden gefoltert unddie Mütter wissen nicht ,was mit ihnen wo geschieht.
 Für ein so patriarchales Land wie Belarus, wo der Präsident öffentlich erklärt, Frauen seien weniger wert als Männer und könnten niemals die Präsidentschaft übernehmen - wo das Wort Feminismus strafbar ist - ist das schon ein mutiger Akt.
Diese Frauen werden auch deshalb politisch aktiv, weil Männer oder Ehemänner nicht zur Wahl antreten durfen oder dürfen, im Gefängnis sitzen oder fliehen mussten.
Liebe Olga
Besonders in diesen Regimen ist das Aufbegehren der Frauen bewundertswert und sehr hilfreich, um diese Monster in die Knien zu zwingen, das ist ein Protest wo sich so schnell ein Diktator oder Despot wahrscheinlich öffentlich nicht trauen würde diese Frauen zusammenzuschlagen oder Knüppeln zu lassen, wie sie es mit ihren Männer machen.
Für mich sind diese starke Frauen, wahre Heldinnen 👍. 
Warten wir mal ab, was noch kommt. Phil.
olga64
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 18.08.2020, 18:17:35

Dieses weibliche Triumphirat hat natürlich keinerlei politische Erfahrungen. Die noch im Land befindliche erklärte, dass sie versuche, Kontakt zu den Beamten im Apparat des Herrn Lukaschenko aufzubauen,die naturgemäss seit vielen Jahren politisch tätig sind. Aber auch das ist  eine ganz gefährliche Sache werden, wenn die letztendlich dann doch noch von Lukaschenko gesteuert werden.
Und politisch unerfahrene Menschen, auch Frauen, sind stark beeinflussbar und nicht jeder meint esgut mit ihnen oder dem Land.
Ich hoffe nicht ,dass es wieder so eine neverendig story wird wie z.B. in Venezuela oder auch Libyen, wo ein international anerkannter Mann den kleinsten Teil des Landes "regiert" und ein anderer, unterstützt wieder von anderen, Kriege führt.
Auch die Ukraine ist letztendlich kein nachahmenswertes Beispiel, wenn man den jahrelangen Krieg in der Ostukraine vor Augen hat.
Olga


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luchs35
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von luchs35
 Der weißrussische Präsidet Lukaschenko ist auf jeden Fall angeschlagen und sollte sich nun eher nach einem Exil umsehen, denn auch die 10 wichtigsten Staatsunternehmen sind inzwischen im Streik, auch Oelraffinerien, die bislang den Präsidenten finanziell versorgten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich Putin wahrhaftig hinter Lukaschenko stellt, er kassiert vermutlich eher Weißrussland. Das konnte er bislang nicht, der Aufstand kommt ihm entgegen. Nun kündigte nach den 10 Staatsunternehmen auch noch das technische Personal des Staatsfernsehens Streik an, und selbst der weißrussische Botschafter in der Slowakei bekundete seine Solidarität mit den Streikenden. Und wenn Lukaschenkos russischer Kollege Putin nach zwei Unterredungen mit ihm erklärt, das ganze würde sich schnell wieder regeln lassen, zweifle ich daran, dass Putin im Sinne Lukaschenko handeln wird. Er nimmt sich eher die "Beute". 
Luchs35


 
olga64
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 18.08.2020, 18:32:06

Ich denke (und hoffe) auch, dass die Endzeit des Diktators Lukaschenko angebrochen ist. Aber was er vor seinem Abgang noch an Grausamkeiten und Gewalt hinterlassen wird, mag ich mir gar nicht vorzustellen; denn es gilt dann ja bei ihm, dass er nichts mehr verlieren kann.
ABer wenn der Abhol-Helikopter vor seinem Präsidentenpalast steht, muss er vorher geklärt haben, welches Land ihn den aufnehmen wird. Und da bleibt m.E. nur Russland übrig - denn welches Land sollte sich so einen Asylanten denn schon antun?
Und ich bleibe dabei: Putin wird dies alles beobachten und im tiefsten Innern seiner Seele erahnen, dass es ihm womöglich auch bald so ergehen kann. In Ostrussland wird seit Wochen demonstriert; die dortigen Demonstranten haben schon ihre Solidarität zur Freiheitsbewegung in Belarus bekundet.
Ich glaube nicht daran, dass Putin Belarus annektieren möchte  - so gut läuft das ja nicht mit der Ukraine; warum soll er sich bei all seinen Kriegsaktivitäten das auch noch antun? Olga

luchs35
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 18.08.2020, 19:24:05

Dass es in einzelnen Abschnitten in Ostrusslands Demonstrationen für Belarus  gibt, wird  kaum bedeuten, dass die Ostrussen sich auch gegen eine Annektion Weissrusslands  durch Putin stellen werden.  Einen Vergleich mit der Ukraine sehe ich nicht so, Olga, denn da ist doch ein ziemlicher Unterschied zur Ausgangslage. Die Menschen des Belarus hoffen vielleicht teils auf Hilfe durch Russland, aber  ob sie dabei sich auch Putin unterstellen wollen, ist ein andere Frage. Was mich aber noch mehr beschäftigt, ist eher die derzeitige Verlagerung amerikanischer Truppen vor die Haustür  dieses explosiven Geschehens. Das würde im Ernstfall bedeuten, dass in eine solch gefährliche Auseinandersetzung auch der Westen mit einbezogen werden könnte. 
Allerdings geht es im Moment noch darum, die Regierung Weissrusslands zu stürzen, und da ist nicht zu übersehen, dass sich dem neben den Demonstrationen auch große Staatsfirmen angeschlossen haben. Und dass auch Teile der Armee Weissrusslands sich nicht mehr in die Demonstrationen einbeziehen lassen wollen, spricht für sich. 
Sicher ist nur, dass für uns das Geschehen nicht ohne weiteres  überblickbar ist, wir können nur hoffen, dass ein gangbarer Weg gefunden wird, der eine Überleitung zu einer kriegerischen Auseinandersetzung verhindert.
Luchs35


 

olga64
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RE: Wahl in Belarus, Diktator Lukaschenko gerät in Bedrängnis.
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 18.08.2020, 20:46:17

Das Handbuch russischer Aussenpolitik kennt für die Sicherung des Einflusses inder Nachbarschaft immer das gleiche Rezept: Schwelende Konflikte am Leben erhalten, bei Bedarf zu verschärfen und dabei auf prorussische Kräfte zu setzen. Das lässt sich auf Belaruss nicht so ohne weiteres anwenden; die Bevölkerung dieses Staates kann sich Putin nur gewogen halen, in dem er sich einer fairen und freien Wiederholung de Wahl nicht entgegenstellt.
Und das in einer Zeit, in der auch in Russlandder Unmut über die Wirtschaftskrise wächst, so ein gefährliches Beispiel zuzulassen  - damit sitzt Putin in einer veritablen, eigenen Falle.
Unsere Kanzlerin telefonierte mit Putin; einig sollen sie sich darin sein, dass die Zukunft von Belarus ohne Lukaschenko sein muss.
Die EU hat heute erklärt, die Wahlen in Belarus nicht anzuerkennen - auch unsere Kanzlerin erklärte dies nochmals explizit.
Die Stationierung amerikanischer TRuppen z.B. in Polen usw. hängt auch damit zusammen,dass sie von Deutschland abgezogen werden sollen und Pompeo soeben diesen Staaten eine verstärkte Präsenz der Soldaten versprochen hat.
ABer bisher benützt nur Russland seine Soldaten, um einen jahrelangen Krieg in der Ostukraine zu führen  - das sollte nie übersehen werden.
Ein Vergleich mit der Ukraine bietet sich nicht an. Die belarussische Bevölkerung spaltet sich nicht wie in der Ukraine in Teile, die eher dem Wesen ode Russland zuneigen. Auch das bringt Putin in eine paradoxe Lage; eine grundsätzliche noch bestehende Sympathie des Volkes für ihn engt ihn in seinen geplanen Reaktion stark ein.
Die Menschen wehren sich gegen plumpe Fälschung einer Wahl, die Selbstherrlichkeit eines alternden Autokraten, as Missmanagement in der Corona Krise und die schlechte Wirtschaftslage - sie richtet sich (noch?) nicht gegen Russland. Aber die Details er Gründe für die Demos könnte man auch auf die Lage in Russland anwenden, wo auch bei Aufständen Leute verprügelt und abgeführt werden und dann unter oft fadenscheinigen Gründen irgendwo verschwinden. Olga
(Text teilweise entnommen dem Kommentar "Der neue Systemkonflikt - Russland und Europa von DAniel Brössler in der heutigen SZ)


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