Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung

Internationale Politik Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung

aixois
aixois
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von aixois
als Antwort auf Tina03 vom 20.04.2022, 17:09:00

Lus vigilantibus scriptum =  Das Recht ist für den Wachsamen geschrieben.

@Tina03

Du packst da ja eine geballte Ladung in den Thread, und schlägst auch gleich einen sehr weiten Boden. Der deutlich macht, dass das wie und warum des (un-)friedlichen 'Zusammenlebens' eben nicht nur eine Frage der Anthopologie, des Menschen an sich ist.

Viele Disziplinen (Du nennst 'Teilbreiche') werden angesprochen, weshalb ich die Frage so verstehe, ob der Mensch nicht anders kann, wenn er in 'Gesellschaft' ist (ohne sie gäbe es den Menschen ja nicht) als nicht friedfertig zu sein.

Wäre er es von seinen genetischen Dispositionen her - friedlich - dann wäre die Gesellschaft global , überall friedlich. Oder es läge an der Gesellschaft, dass der Mensch sich anders verhält als er es als Einzelwesen wäre, und dass es folglich an der Gesellschaft liegen müsste, wenn aus der Summe von lauter Friedlichen im Ergebnis das Unfriedliche herauskäme.

Ein weites Feld, wirklich. Die Friedens- und Konfliktforschung (und nicht nur sie) hat sich in den letzten 50 Jahren besonders in ihren Anfängen mit dieser Frage befasst , auch mit den Mechanismen zur Prävention und dem Entschärfen existierender Konflikte.

Dass da nicht viel draus geworden ist liegt an der Einschätzung,die Du ja auch anführst : es ist leicht gutmenschlich und pazifistisch daherzukommen, wenn man im sofa-bestückten Elfenbeintum des Wissenschaftlers sitzt. Das stimmt zwar nicht, aber dieses 'Nicht ganz so für voll nehmen' kommt den Politikern, die nach Macht streben, denn ohne solöche könnten sie ja nicht regieren, herrschen, ihren Willen durchsetzen.
An das Beispiel von Erhard Eppler erinnere ich mich noch sehr gut, er kam als friedliebender (Christen-?) Mensch sehr schnell in den Ruf des etwas dösbatteligen ,weil utopischen, fern der Realität denkenden  'Gutmenschen' , so dass er in die Kammer der Grundwerte oder sonst einer eher esotherisch-philosophischen Kommission gesteckt wurde., jedenfalls meilenweit weg von allem, was irgendwie nach 'Macht' oder  Einfluss aussehen konnte.

Deine Kritik am (Nicht-) Handeln von Scholz verstehe ich nicht.

Ganz einfach ,weil ich nicht weiss, was er in seinem Kanzlerbüro nicht alles getan hat, an Informationen (auch von Waffenherstellern) gesammelt hat, sich mit Fachleuten beraten hat, welche Abwägungen er vorgenommen hat usw. bevor er zum Schluss kam, dass die Ukrainer selbst zum Waffenshopping gehen sollen und die 'Rechnung dann an Lindner geschickt wird.

Die Demokratie für den Zustand der Gesellschaft verantwortlich zu machen, ist auch nicht korrekt. Demokratie ist so gut oder so schlecht, wie es ihre Möglichkeiten sind und besonders, wie diese Möglichkeiten genutzt werden von den Demokraten. Wenn die Menschen um das goldene Kalb des Individualismus, wonach zunächst jeder mal sich selbst der Nächste ist, herum tanzen, dann liegt das nicht and er _Demokratie sondern an dem Ideal an dem sich die Menschen mehrheitlich ausrichten und nach dem sie leben wollen. 
Nicht die Demokratie hat den Gemeinsinn auf die Plätze verwiesen, sondern das Streben nach immer mehr an Reichtum, Besitz, Macht, Wachstum an Freiheit,die nur durch das Ego definiert wird.

Die Wachsamkeit dem Gesetz gegenüber (Jus vigilantibus scriptum) drückt übrigens genau das aus : jeder soll sich gefälligst selbst darum kümmern, dass 'seine' Rechte gewahrt werden, nicht die der anderen (siehe Corona).

Wie gesagt ein weites Feld,  die Frage, warum der Mensch so ist wie er ist,  ohne zu wissen , wie er wirklich ist oder ob er überhaupt nur "der Mensch" ist und nicht nur ein Teil von vielen Menschen, die erst den Menschen ausmachen.

aixois
Frauke vdB
Frauke vdB
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Frauke vdB
als Antwort auf Tina03 vom 18.04.2022, 17:28:12

Die Anthropologie (nach Aristoteles die Lehre vom Menschen) gilt unter den deutschen Naturwissenschaften wegen der relativ geringen Zahl der Professuren/Lehrstühle immer noch als eines der „kleinen Fächer“.
 
Diese Unterbewertung mag berechtigt gewesen sein, solange sich die Menschenkunde in erster Linie auf die Herkunft und Physis des Menschen bezog (zumal die Letztere gleichzeitig Gegenstand der Biologie und Medizin war). Dass es bei dieser Bewertung geblieben ist, ist jedoch höchst verwunderlich, und zwar insbesondere aus zwei Gründen:
  • zum Einen, weil sich das Fachgebiet, spätestens seit dem Mittelalter, auf viele andere – u. a. geisteswissenschaftlich und philosophisch orientierte –  Komponenten ausgeweitet hat,
  • zum Anderen, weil sich längst gezeigt hat, dass die meisten Probleme, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist, von den Menschen selbst verursacht worden sind.
Mit den Möglichkeiten zur Bewältigung der Probleme setzt sich die Politik, nebst ihren mehr oder weniger qualifizierten Beratern, zwangsläufig auseinander und schwankt bei der Abwägung eventueller Lösungen zwischen den volks- und weltwirtschaftlichen sowie den regional- und weltpolitischen Auswirkungen hin und her.
 
Zu berücksichtigen ist dabei, nachdem es – in der westlichen Welt unerwartet 😨 – zu einem Krieg gekommen ist, die zentrale Frage nach einer Lösung zur Befriedung oder zumindest zur Verhinderung einer weiteren Ausweitung kriegerischer Auseinandersetzungen. Kann es, realistisch betrachtet, d. h. angesichts der Vielfalt der Menschheit (die mit dem Bevölkerungswachstum ständig zunimmt), eine solche Lösung überhaupt geben?
 
Eine intensive Beschäftigung mit dem aktuellen Stand der Anthropologie ist allein, um eine Antwort auf diese Frage zu finden, unabdingbar notwendig.
 
Die Entwicklung der Weltbevölkerung (die sich aus der Verrechnung von Geburten- und Sterberate ergibt) steigt unaufhörlich und hat sich von rd. 2,5 Mrd. 1950 auf 7,79 Mrd. 2020 mehr als verdreifacht. Quelle

Während sie in den Staaten der EU und Euro-Zone sinkt, hat sich der Anteil der Bevölkerung Asiens auf 4,5 Mrd. erhöht. Somit kommt bei der Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschheit (und insbesondere der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Einschätzung der voraussichtlichen Auswirkungen politischer Entscheidungen!) der asiatischen Mentalität eine weitaus höhere Bedeutung zu, als der westlichen.
 
Eine Antwort auf die Frage, wie es um die Menschheit insgesamt bestellt ist, ergibt sich aus einer Analyse bezüglich des Anteils der „Guten“ und der Bösen“ in der Gesellschaft, und diesbezüglich gibt selbst der gefühlte soziale Zustand der Menschheit sicherlich – immer noch – Anlass zur Hoffnung!
 
Wie stark ausgeprägt bei der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen das Mitgefühl, die Hilfsbereitschaft und insofern die Mitmenschlichkeit ist, zeigt sich immer wieder in Notlagen (Flüchtlingsbewegungen, Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüchen,) und Krisensituationen, wie dem derzeitigen Krieg.
 
Ungeachtet der inzwischen weltweiten – nicht zuletzt durch die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten geförderten – Verbreitung des Faschismus, handelt es sich, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in den einzelnen Ländern, auch bei diesem Phänomen um Minderheiten (denen es nichtsdestoweniger nachdrücklich entgegenzutreten gilt!).
 
So schlimm die derzeitige Situation in vielen Teilen der Welt auch ist – sie ist noch nicht verloren, d. h. es lohnt sich weiterhin, sich für Verbesserungen einzusetzen.
geschrieben von Tina03

Danke Tina03 wundervoll klar verwortet!
Was mir in dieser Zeit  vordringlich zu sein
,als logisch erscheint, ist die intensive Beachtung der Geisteswissenschaften, der Philosphie, wie  die der Psychologie. (In der Hoffnung dass der Krieg sich nicht ausweitet) Nach einem Krieg, wie der von der Kriegs/Nachkriegsgeneration erlebt wurde, inklusiv des zum Teil konsequenten Schweigens von Großeltern und Eltern, brauchte es - anscheinend -  mehr als drei Generationen, heute erlebbare Manko der Folgen wahrhaftig zu verarbeiten. (Verschlafene Folgen durch Politik, Wohlstandsstreben, verschlafenen Chancen für  Bildung?) Das alleine kann es nicht sein.  Ein wahrhaft breit gefächertes Thema.
Mit Dankbarkeit und Liebe an alle humanen, dem Frieden zugewandten Menschen frage ich dennoch hin und wieder: Ist Menschheit nicht doch eine Fehlentwicklung die sich erübrigt, damit der Planet Erde besser, unzerstörter lebt?Zeichnung Erdtöter 001.jpg

 
Tina03
Tina03
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Tina03
als Antwort auf aixois vom 20.04.2022, 18:21:51

Mit scheint, dass mein Ausgangsbeitrag doch ziemlich viel Spielraum für Interpretationen gelassen hat ......  -  darum schiebe ich nähere Erläuterungen dessen nach, woran ich dabei tatsächlich gedacht hatte.
 
Viele Disziplinen (Du nennst 'Teilbreiche') werden angesprochen, weshalb ich die Frage so verstehe, ob der Mensch nicht anders kann, wenn er in 'Gesellschaft' ist (ohne sie gäbe es den Menschen ja nicht) als nicht friedfertig zu sein.
 
Mit Teilbereichen meinte ich die erwähnten, nämlich die politisch besonders bedeutsamen wirtschftlichen und volkswirtschaftlichen.
Dass Menschen durchaus auch in Gruppen alles andere sein können, als friedfertig,  erleben wir ja selbst in diesem Forum 😆
 
bevor er zum Schluss kam, dass die Ukrainer selbst zum Waffenshopping gehen sollen und die 'Rechnung dann an Lindner geschickt wird.
 
Damit hat er ja immerhin mal eindeutig Stellung bezogen und sicherlich wohl wissend:
„Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann.“
 
Die Demokratie für den Zustand der Gesellschaft verantwortlich zu machen, ist auch nicht korrekt.
 
War etwas, was ich schrieb, so zu interpretieren? Wenn ja, war das jedenfalls nicht meine Absicht.
 
Demokratie ist so gut oder so schlecht, wie es ihre Möglichkeiten sind und besonders, wie diese Möglichkeiten genutzt werden von den Demokraten.
 
Das passt doch zu meiner Aussage:
 
Angesichts des Zustands der westlichen Gesellschaft könnte man ihr [eben der Gesellschaft] …… den Missbrauch der Demokratie vorwerfen
 
…… indem sie die Freiheit der durch die Demokratie gegeben Möglichkeiten zum eigenen, statt zum Nutzen aller „missbraucht“ hat.
 
Die Wachsamkeit dem Gesetz gegenüber (Jus vigilantibus scriptum) drückt übrigens genau das aus : jeder soll sich gefälligst selbst darum kümmern, dass 'seine' Rechte gewahrt werden, nicht die der anderen (siehe Corona).
 
Du stimmst sicherlich zu, dass dem die Grenze gesetzt ist: soweit die Rechte Anderer dabei nicht beeinträchtigt werden.
Ab dieser Grenze gilt: Jure suo uti nemo cogitur (Von seinem Recht ist niemand verpflichtet Gebrauch zu machen.) – gerade bezüglich Corona . – Wenn wir hier schon mit lateinischen Redensarten bzw. Zitaten um uns werfen …. 😁
 


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Alkmar
Alkmar
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Alkmar

Hallo zusammen,

ich muss zugeben, ein schweres aber interessantes Thema!

Ich sehe nicht, dass es auf Dauer möglich ist, dass sich die Erde so übervölkert.
Glaube jedoch an die Evolution.
Durchdenkt man also dieses Thema mit den angesprochenen Gefahren und Problemen, kommt man zwangsläufig zu paradoxen Regeln und Geschehnissen.

Die Vergangenheit war grausam, die Gegenwart ist grausam und die Zukunft wird noch grausamer sein.
Verschiedene Kulturen, Glauben, Rassismus, wirtschaftliche Konkurrenz aber auch schlicht "Lebensraum" Kampf um Nahrung, wird zunehmend zu Verteilungskämpfen führen.

Ach ich vergaß die Religionen, die wie blöde "Vermehrung" propagieren.
Als China etwas dagegen tun wollte, regten sich viele auf ohne jedoch eine solche Notwendigkeit zu begreifen.
 
Alkmar
Alkmar
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Alkmar
als Antwort auf Tina03 vom 20.04.2022, 17:09:00

"Wir leben in einer Zeit, wo vor allem der Mensch bestimmt, was sich auf der Oberfläche der Erde entwickelt."

Grundsätzlich ist das richtig, nur würde eine zukünftige positive Entwicklung einen grundlegenden Wandel der heutigen Gesellschaft voraussetzen. Darauf zu hoffen bzw. zu warten, bleibt angesichts der aktuellen Situation jedoch keine Zeit.
 
Bei der Suche nach Lösungen in Krisensituationen kommt es in der Regel auf kurzfristig wirksame Maßnahmen an. Entsprechende Entscheidungen müssen daher zwangsläufig auf der Basis der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten getroffen werden und können nur unter Einbeziehung entsprechender Teilbereiche getroffen werden. Alles andere wäre Realitätsverweigerung.

Sorry du schreibst doch auch wie eine Politikerin. 😄
Denn du schreibt nicht, was du konkret forderst oder gar umsetzen könntest.

Demokratie benötigt Mehrheit und wie mühsam es ist Mehrheiten zu bekommen, wird doch in der Corona-Pandemie deutlich.

Daraus folgt nicht unbedingt, dass sich die Politiker der gesellschaftlichen Vielfalt nicht bewusst sind oder sich diese nicht eingestehen wollen, sondern es bedeutet lediglich, dass die Einbeziehung eines langfristig eventuell möglichen gesellschaftlichen Wandels in diesem Zusammenhang nicht von Belang sein kann.

 
Von Politikern wird der aktuelle Zustand der Gesellschaft beim Treffen von Entscheidungen jedoch mit ziemlicher Sicherheit im Hinblick auf eigene Interessen berücksichtigt. Darin sehe ich z. B. einen der Gründe für die Verweigerung oder Verzögerung von Entscheidungen, da als Kriterium stets auch die Frage im Raum stehen düfte, wie sich eine Entscheidung auf die Stimmenvergabe bei der nächsten Wahl auswirken könnte.

Entschuldige, das klingt für mich unlogisch.
Wenn Politiker sich zur Wahl stellen, dann müssen sie sich mehrheitsfähig machen, denn sonst werden sie nicht gewählt.
Wenn also das von Dir kritisierte und unterstellte Verhalten zum Erfolg führen würde, dann wäre es doch die Mehrheit der Wählerschaft und damit nach Grundsätzen unserer Demokratie nicht zu rügen.


Eigene Interessen? Was verstehst du unter „eigenen Interessen“?
Ist das zudem nicht auch Motivation jedes Wählers… seine (also eigene) Interessen durchgesetzt zu bekommen?

 
Warum sonst nimmt unser neuer Bundeskanzler eher selten seine Kanzlerhoheit in Anspruch? Schließlich lautete einer sein Wahlslogans doch: „Ihr wollt Führung? Ihr bekommt Führung!“

Sorry, schimpf mich bitte nicht, die Monarchie ist in Deutschland abgeschafft.
Ich weiß natürlich was du meinst.
Aber sollte dir nicht klar sein, wie wenig Macht ein Kanzler in Wirklichkeit hat?
Zumal er es mit drei Fraktionen zu tun hat.

Im Grunde repräsentiert der Kanzler auch nur seine Wähler und Abgeordnete sind auch in der Regel keine Luschen, denn sie repräsentieren ja auch ihre Wähler im Wahlkreis.


Wie stark er also auftreten kann, hängt von der Fraktion und der Größe seiner Mehrheit ab.
Das ist im Moment sehr schwierig und alle Parteien „reißen sich dabei am Riemen“!
Stellen also eigene Vorstellungen zum Wohle des Volkes oder den Zwängen hinten an.

 
Und "führen" bedeutet nicht alles ausposaunen und auf dicke Hose machen.
 
 Nun bedient er sich, anstelle eindeutiger Stellungnahmen im Namen der Regierung, jedoch vor allem vager, mehrdeutig interpretierbarer Aussagen, überlässt (übertragt?) Bekundungen Einzelpersonen (als „Gewissensentscheidung“) oder delegiert die Verantwortung der Regierung an die Abgeordneten des Bundestags (Beispiel: Impfpflicht).
Auch da irrst du dich.

Art. 38 GG

(1)   Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt.

Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.



Einen „Koalitionszwang“ wie du ihn forderst, gibt es nicht.
In der Regel erklären Fraktionsmitglieder vorher ihre Gewissensbedenken.
Ist die Kanzlermehrheit dadurch in Gefahr, dann wird die Abstimmung zu dieser Sache, entgegen der eigenen gemeinsamen Vorlage, freigegeben.

Was ist denn daran zu bemängeln?
Macht er mal eine halbwegs eindeutige Aussage, betont er in der Regel, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handele. Was die Bürger vor allem interessiert, sind wohl weniger die persönlichen Ansichten des Kanzlers, sondern vor allem die von der Regierung verfolgten Ziele (bzw. inwieweit die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen noch gültig sind) sowie die dazu gefassten Beschlüsse, deren Umsetzung und die damit erzielten Ergebnisse.
 

Bist du sicher?
Ein Kanzler spricht grundsätzlich für das Kabinett.
Koalitionsverträge sind Vereinbarungen unter Parteien auf der Basis von Wunschvorstellungen.
Diese zum Dogma zu erklären, wäre Verfassungswidrig. Ist aber auch praxisfremd. Wir sehen es doch gerade.
Denn theoretisch ist es ja möglich, dass Abgeordnete anderer Parteien gleicher Meinung sind.  

 
Eine Art "Wegducken" scheint mir auch der (Ailibi-)Grund dafür zu sein, dass sich Politiker, die Medien, inkl. deren Kommentatoren und erst recht SoMe- und Forumsdiskutanten häufig mehr auf Nebenschauplätzen des politischen Geschehens abarbeiten, statt ihre Zeit und Kraft den entscheidungsrelevanten Kernthemen zu widmen.

Die da wären?
 
 
Mit eindeutiger Meinungsbekundung zu Themen wie Waffenlieferung an die Ukraine, Aufrüstung der Bundeswehr etc. pp. könnte man sich ja „in die Nesseln setzen“ und heftigen Widerspruch in Kauf nehmen müssen. Weitaus ungefährlicher ist es doch, sich über den ukrainischen Diplomaten Melnyk zu empören (der glücklicherweise oft genug Anlass dazu gibt) wie auch über die „unverschämten“ Forderungen Selenskys.

Also bist du der Meinung, dass die Herren Melnyk und Selensky deutsche (unsere) Interessen vertreten. 
Das finde ich interessant!

Dem Anschein nach ist dir nicht bewusst, von welcher Tragweite zurzeit die getroffenen Entscheidungen sind.
Man ist sehr schnell in einem Krieg geraten, der für Deutschland die absolute territoriale Vernichtung sein könnte.

Wenn du also Kritik anbringen möchtest, dass Deutschland dazugelernt hat und aktiv Menschenrechte schützen möchte, bedenke bitte, das Säbelrasseln immer zu Leid und Elend geführt hat.
Deutschland wurde mit dieser Logik kleiner und kleiner.


Wir sind aufgrund unserer Verteidigungsstrategie, die auch vom Volk so gewollt war, nicht im Entferntesten in der Lage einzugreifen.  

Und anscheinend sind auch Unwissende der Meinung, dass auf irgendeinem Hinterhof jede Menge brauchbare schwere Waffen zu Haufe rumstehen würden.
Wir entwaffnen uns also zudem weiter, käme man einiger Forderungen nach.
Oder gar die Gewaltbereitschaft von syrischen Kriegsbetroffenen zu verteufeln, statt sich mit der Frage zu beschäftigen, was es aus Menschen macht, tagtäglich Gewalt zu erleben, dieser hilflos ausgesetzt zu sein. Es ist leicht, Pazifist / Gutmensch zu sein und Gewaltbereitschaft zu verteufeln, wenn man selbst in Frieden, Freiheit und Wohlstand lebt! Ist es nicht leichtfertig, es aus dieser Position heraus zu verurteilen, wenn Menschen, die seit langer Zeit kriegerische Gewalt erfahren, irgendwann selbst gewalattätig reagieren?
 
Wer das tut, sollte sich die Frage stellen, inwieweit es der Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft als Ganzes überhaupt zugute kommt, 76 Jahre in Frieden und relativem Wohlstand zu leben. Welcher Teil der Entwicklung unserer Gesellschaft ist vor allem diesem Umstand zuzuschreiben?

Darauf will ich dir gerne, als ehemaliger Zeitsoldat und aktiver Teilnehmer an der größten Truppenverlegung, die je nach dem Krieg stattgefunden hat, schreiben.

Es ist der Wille zu nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus!

Das Bekenntnis zur Verfassung,
und das Vertrauen in unsere funktionierende Demokratie!

(Um jetzt eine kurze Auswahl zu treffen)
Ich halte es für einen gravierenden Fehler, faktisch die Wehrpflicht abgeschafft zu haben.
 
Angesichts des Zustands der westlichen Gesellschaft könnte man ihr Undankbarkeit, wenn nicht gar den Missbrauch der Demokratie vorwerfen: Statt zu ausgeprägtem Gemeinsinn, hat die Demokratie zu ausgeprägtem Individualismus und Egoismus, statt zur aktiven Nutzung der demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten zur Delegation der Verantwortung an gewählte Volksvertreter, statt zu unbequemem Aktivwerden bei Fehlentwicklungen zum lethargischen Wegschauen mit wohlfeilem Appeasement geführt.
 
Darauf zu setzen, dass die Politik (Politiker als Bestandteil eben dieser Gesellschaft) einer Fortsetzung der gesellschaftlichen Entwicklung in diese Richtung entgegenwirkt, wäre fatal. Die Gesellschaft (und als Souverän insofern die Opposition als Kontrollorgan) sind wir alle . . . 
Lus vigilantibus scriptum =  Das Recht ist für den Wachsamen geschrieben.

Ja gut… Bei so viel Pauschalkritik, dann ist doch sicher die Frage an Dich erlaubt:
Warum gingst DU nicht selbst in die Politik?
Du hättest Gelegenheit gehabt, das harte Brot zu essen.
Die Häme, die Anfeindungen die Verleumdungen und die böswilligen Unterstellungen zu ertragen.


Warum verbrachtest DU nicht Jahre Deines Lebens im Dienst der Allgemeinheit?
Was hast DU persönlich für die Gesellschaft (Beruf ausgeklammert) getan.


Denn Kritik und Forderungen sind ja keine Einbahnstraßen. Demokratie und Gemeinsinn lebt bekanntlich vom Mitmachen!
Bias
Bias
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Tina03 vom 20.04.2022, 17:09:00
. . . . . .
Die Gesellschaft (und als Souverän insofern die Opposition als Kontrollorgan) sind wir alle . . . 
Lus vigilantibus scriptum =  Das Recht ist für den Wachsamen geschrieben.
geschrieben von Tina03
Guten Morgen.
Nirgendwo auf der Welt regiert das Volk als Souverän wirklich, hat schon Karl Raimund Popper festgestellt.
Was er schrieb, lässt sich nachvollziehen.
Komm gut durch den Tag, Tina.
 

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oldsmobilefan
oldsmobilefan
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von oldsmobilefan
als Antwort auf Bias vom 21.04.2022, 09:06:29

an bias

Möglicherweise sind die heute bestehenden Gesellschaften dafür einfach zu groß.
Die Thing-Ordnung der Wikinger/Germanen vereinte in meinen Augen da eher etwas urdemokratisches in sich. Auch das fehlende Eigentum an Grund und Boden mag dabei eine Rolle gespielt haben. Das Land gerhörte allen, die es bewohnten und bearbeiteten.

Bias
Bias
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Bias
als Antwort auf oldsmobilefan vom 21.04.2022, 09:36:23
an bias
Möglicherweise sind die heute bestehenden Gesellschaften dafür einfach zu groß.
Die Thing-Ordnung der Wikinger/Germanen vereinte in meinen Augen da eher etwas urdemokratisches in sich. Auch das fehlende Eigentum an Grund und Boden mag dabei eine Rolle gespielt haben. Das Land gerhörte allen, die es bewohnten und bearbeiteten.
Denk den Gedanken weiter, Oldsmobilfan und stell Dir diesbezüglich die Einflussmöglichkeiten der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Leute auf eine Regierung Europas oder gar der Welt vor.
George Orwell war weit- und scharfsichtiger als Nostradamus, scheint mir.
Tina03
Tina03
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Tina03
als Antwort auf Alkmar vom 21.04.2022, 01:19:20

Du schreibst in Deinem Profil, lieber @Alkmar, dass Du gerne denkst. Könnte es sein, dass Du beim Lesen meines Beitrags zuviel gedacht hast? 😉 Ich bin nämlich einigermaßen überrascht, was Du da alles herausgelesen (oder hineininterpretiert?) hast. Allerdings wundere ich mich auch, um wie viel mehr Interpretationsspielraum sich noch ergibt, wenn Aussagen einzeln, also abseits vom Kontext, in den Raum gestellt werden.
 
Auf alle Punkte noch einmal einzugehen, würde zu einem laangen und für andere Leser sicherlich langweiligen Text führen. Daher nur einige Anmerkungen und Fragen zu Deinem Text:
 
„Aber sollte dir nicht klar sein, wie wenig Macht ein Kanzler in Wirklichkeit hat?“
Das sollte mir nicht nur klar sein, sondern ist mir sehr klar.

Und "führen" bedeutet nicht alles ausposaunen und auf dicke Hose machen.
Woraus hast Du abgeleitet, dass ich unter Führung „alles ausposaunen“ verstehe (oder gar, dass ich einen „Koalitionszwang“ fordere)?

Also bist du der Meinung, dass die Herren Melnyk und Selensky deutsche (unsere) Interessen vertreten.
Dem Anschein nach ist dir nicht bewusst, von welcher Tragweite zurzeit die getroffenen Entscheidungen sind.

Beides schlussfolgerst Du woraus? Meiner dazu von Dir zitierten Aussage kann ich  beim besten Willen weder das Eine noch das Andere ableiten.
 
Warum verbrachtest DU nicht Jahre Deines Lebens im Dienst der Allgemeinheit?
Warum gingst DU nicht selbst in die Politik?
Woraus schließt Du, dass ich nicht "Jahre meines Lebens" imDienst der Allgemeinheit tätig war?
Oder woraus, dass ich nicht selbst in der Politik aktiv war bzw. es nicht auch jetzt noch bin?

Was hast DU persönlich für die Gesellschaft (Beruf ausgeklammert) getan?
Ich bilde mir ein: reichlich (auch wenn es Dich eigentlich nichts angeht), Beruf nicht einmal ausgeklammert.

Demokratie und Gemeinsinn lebt bekanntlich vom Mitmachen!
Ich halte es für einen gravierenden Fehler, faktisch die Wehrpflicht abgeschafft zu haben.
Zu Beidem uneingeschränkte Zustimmung von mir.
Alkmar
Alkmar
Mitglied

RE: Über die Aussichten eines friedlichen Zusammenlebens der Erdbevölkerung
geschrieben von Alkmar
als Antwort auf Tina03 vom 21.04.2022, 19:21:49
Hallo und guten Abend Tina03
 
Du schreibst in Deinem Profil, lieber @Alkmar, dass Du gerne denkst. Könnte es sein, dass Du beim Lesen meines Beitrags zuviel gedacht hast? 😉 Ich bin nämlich einigermaßen überrascht, was Du da alles herausgelesen (oder hineininterpretiert?) hast. Allerdings wundere ich mich auch, um wie viel mehr Interpretationsspielraum sich noch ergibt, wenn Aussagen einzeln, also abseits vom Kontext, in den Raum gestellt werden.
Du, das sagten mir Menschen schon in sehr frühen Jahren.
Ich schrieb es kürzlich auch in einem anderen Kontext. 😉
Wenn Menschen mit Zynismus antworten offenbart das sehr viel über sie und ich habe gelernt, dass nicht ich mich ändern müsste.
Auf alle Punkte noch einmal einzugehen, würde zu einem laangen und für andere Leser sicherlich langweiligen Text führen. Daher nur einige Anmerkungen und Fragen zu Deinem Text:
 
„Aber sollte dir nicht klar sein, wie wenig Macht ein Kanzler in Wirklichkeit hat?“
Das sollte mir nicht nur klar sein, sondern ist mir sehr klar.
Warum dann die ungerechte Kanzlerschelte?
 
Und "führen" bedeutet nicht alles ausposaunen und auf dicke Hose machen.
Woraus hast Du abgeleitet, dass ich unter Führung „alles ausposaunen“ verstehe (oder gar, dass ich einen „Koalitionszwang“ fordere)?
Sorry, du verkürtzt den Kontext jetzt so, dass es fehlerhaft und falsch wäre darauf zu antworten.
Kennst du deinen eigenen Beitrag nicht?
 
Also bist du der Meinung, dass die Herren Melnyk und Selensky deutsche (unsere) Interessen vertreten.
Dem Anschein nach ist dir nicht bewusst, von welcher Tragweite zurzeit die getroffenen Entscheidungen sind.

Beides schlussfolgerst Du woraus? Meiner dazu von Dir zitierten Aussage kann ich  beim besten Willen weder das Eine noch das Andere ableiten.
 
Dann zitiere ich hier den Kontext noch einmal:

Zitat Olga30
Eine Art "Wegducken" scheint mir auch der (Ailibi-)Grund dafür zu sein, dass sich Politiker, die Medien, inkl. deren Kommentatoren und erst recht SoMe- und Forumsdiskutanten häufig mehr auf Nebenschauplätzen des politischen Geschehens abarbeiten, statt ihre Zeit und Kraft den entscheidungsrelevanten Kernthemen zu widmen.
 
Mit eindeutiger Meinungsbekundung zu Themen wie Waffenlieferung an die Ukraine, Aufrüstung der Bundeswehr etc. pp. könnte man sich ja „in die Nesseln setzen“ und heftigen Widerspruch in Kauf nehmen müssen. Weitaus ungefährlicher ist es doch, sich über den ukrainischen Diplomaten Melnyk zu empören (der glücklicherweise oft genug Anlass dazu gibt) wie auch über die „unverschämten“ Forderungen Selenskys.


Nun ja... Du kannst es nicht sehen oder d willst es nicht sehen (besser: verstehen). Meine Antwort liest sich daher nach meinem Dafürhalten logisch.
Und sollten das nicht besser auch andere Diskutanten entscheiden?
Warum verbrachtest DU nicht Jahre Deines Lebens im Dienst der Allgemeinheit?
Warum gingst DU nicht selbst in die Politik?
Woraus schließt Du, dass ich nicht "Jahre meines Lebens" imDienst der Allgemeinheit tätig war?
Oder woraus, dass ich nicht selbst in der Politik aktiv war bzw. es nicht auch jetzt noch bin?
Diese Fragen könntest du doch ganz schnell selbst beantworten. 😄
Würde mich sogar interessieren!

Mal an Alle:
Ist noch jemand allgemein aufgefallen, dass Frauen öfters mit Gegenfragen antworten!?
(Meine ich ernsthaft)
 
Was hast DU persönlich für die Gesellschaft (Beruf ausgeklammert) getan?
Ich bilde mir ein: reichlich (auch wenn es Dich eigentlich nichts angeht), Beruf nicht einmal ausgeklammert.
Sorry, das ist alles so unlogisch.
Wenn du Beamtin oder Politikerin bist, dann darf man dich doch kritisieren.
Oder bist du es doch nicht?

Und du nahmst ja auch das Recht für dich in Anspruch den Kanzler zu kritisieren.
Ich ändere meine Frage:
Wie kommst du zu solchen Pauschal-Urteilen über andere, insbesondere über den Kanzler?

Wirfst mir faktisch vor, dich nicht zu kennen oder beurteilen zu können.
Doch kannst du denn hohe Politiker beurteilen?
Ihnen zynisch ein Versagen in der Politik und Umgang mit Diplomaten zu unterstellen.

Es ist nicht "dein" Kanzler oder "deine" Regierung, die fürs Volk gerade arbeitet, dies haben sicher hier alle verstanden.
Aber welche Regierung könnten wir haben, dass nicht andere bashing betreiben.

Nehmen wir mal Frau Merkel. Sie musste ungeheuerliche dummdreiste Schmach ertragen. Weil es eine Frau war, sogar Sexismus.
Dennoch wird sie in die Geschichte Deutschlands eingehen als die beste Kanzlerin überhaupt!

Demokratie und Gemeinsinn lebt bekanntlich vom Mitmachen!
Ich halte es für einen gravierenden Fehler, faktisch die Wehrpflicht abgeschafft zu haben.
Zu Beidem uneingeschränkte Zustimmung von mir.
Danke schön, dann war unsere Konversation doch auch fruchtbar.

Und schlimmer als Schelte von einer Frau zu bekommen ist doch, nichts gesagt (geschrieben) zu haben... 😉
 

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