Internationale Politik Stolz auf die DDR ?
Die Rede war davon, dass die Bundesrepublik die DDR eben nicht diplomatisch anerkannte, im Gegensatz zu fast allen Ländern der Erde, die damit kein Problem hatten, und in Berlin ihre Botschaften unterhielten, und die DDR als souveränen Staat betrachteten.
Du hat aber schon davon gehört, daß die DDR inzwischen der Bundesrepublik beigetreten ist
Deshalb sollte man auch konsequent von Beitritt sprechen, wie Du es anführtest, und dieses "Zusammenklatschen" zweier Antipoden nicht romantisch als "Wiedervereinigung" verklären.
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Re: Stolz auf die DDR ?
Und die Hallstein-Doktrin, die bis 1969 galt, hatte zur Folge, dass die vielen, von dir zitierten Länder es sich lange aussuchen mussten, mit welchen Teil Deutschlands sie diplomatische - und kommerzielle! - Beziehungen haben wollten. Und welchen haben sie sich wohl ausgewählt? Die Folge: bis zu Willy Brandt bestanden eben jene angeblich ach so isolierten Verhältnisse der BRD mit dem Ausland, die ich zitiert habe.
Was Willy Brandt erreichen wollte - und trotz dieser für mich einseitigen Annäherung nicht erreicht hat, wäre einen separaten Thread wert. Aber der wird wieder sehr bald in das übliche altsozialistische Keulenschwingen und Geschichtsklittern münden, darauf wette ich und habe ich nicht die geringste Lust. Mach einfach alleine weiter. Das ist halt unser Handicap im Westen, dass wir nicht in dialektischem Materialismus und den zugehörgen Argumentationstechniken geschult wurden. Ich bedaure es aber nicht.
Nachtrag: um das Ganze von meiner Seite auf dem Boden der Realität zu belassen, empfehle ich jedem Interessierten das Studium dieser Website, unter besonderer Beachtung der Ränge der Vertreter, aber vor allem der Jahreszahlen.
Liste der Botschafter der DDR
Was Willy Brandt erreichen wollte - und trotz dieser für mich einseitigen Annäherung nicht erreicht hat, wäre einen separaten Thread wert. Aber der wird wieder sehr bald in das übliche altsozialistische Keulenschwingen und Geschichtsklittern münden, darauf wette ich und habe ich nicht die geringste Lust. Mach einfach alleine weiter. Das ist halt unser Handicap im Westen, dass wir nicht in dialektischem Materialismus und den zugehörgen Argumentationstechniken geschult wurden. Ich bedaure es aber nicht.
Nachtrag: um das Ganze von meiner Seite auf dem Boden der Realität zu belassen, empfehle ich jedem Interessierten das Studium dieser Website, unter besonderer Beachtung der Ränge der Vertreter, aber vor allem der Jahreszahlen.
Liste der Botschafter der DDR
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Re: Stolz auf die DDR ?
Deshalb sollte man auch konsequent von Beitritt sprechen, wie Du es anführtest, und dieses "Zusammenklatschen" zweier Antipoden nicht romantisch als "Wiedervereinigung" verklären.
Was von dir als "Verklärung" lächerlich gemacht wird, ist genau genommen sogar ungesetzlich, aber Volkes Stimme hat nun mal im Laufe der Jahre den "rundesten" Begriff auserkoren.
Ich kann mit gut erinnern, wie im Westen anfangs verschämt herumgeeiert wurde, zwischen "Vereinigung", "Einheit", aber das Beste war der bis heute gültige amtliche Begriff "Herstellung der Einheit Deutschlands". Wiedervereinigung ist formal nach dem Grundgesetz ganz und gar unkorrekt. Die dort postulierte Wiedervereinigung schloss (in seiner Zielrichtung, wie sie mal 1949 formuliert worden war) auch einige ostdeutschen Gebiete mit ein, die klar dem Staatsgebiet Polens bzw. der SU angehörten und die 1989 nun wirklich nicht zur Debatte standen.
Oft wird mit mir hier geredet als hätte ich die Jahre bis 1990 in der Bundesrepublik nicht ge- und erlebt. Und es waren sehr gute Jahre. Und hier wird mir nun erklärt, wie das alles so gewesen ist.
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adam
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adam
Und es waren sehr gute Jahre.
adam
Da hast du sowas von recht. In meiner Familie war man an Neuer Geschichte und an Politik sehr interessiert, sodass ich diese Jahre ab 1949 einschließlich der ganz armen, bescheidenen Anfänge, schon mitgekriegt habe.
Die ersten zwei Jahrzehnte habe ich so gut wie unpolitisch erlebt. Als ich einigermaßen Verständnis aufbrachte, habe ich die Nachrichten verfolgt und mir erste Meinungen gebildet.
Trotzdem war es unpolitisch. Im Kindergarten war ich nicht und in der Schule wurde Politik nicht behandelt. Politik war sozusagen Privatsache. Niemand wollte mich beeinflussen und niemand zog Fähnchenwedelnd an Politikern vorbei, es gab keine uniformierte Staatsjugend. Studieren durfte ich, was ich wollte und wenn ich mich da politisch äußerte, drehte mir niemand einen Strick daraus. Die meisten Privathäuser wurden von Arbeitern für sich gebaut und im Arbeitsprozess hatten Arbeiter durchaus ein Mitspracherecht und zwar gleichgültig, welche Partei sie wählten. Keiner fragte danach, usw...etc![](/community/public/img/emojis/grinning.png)
Und nun wollen mir ein paar Miesepeter mit ihren Drehungen und Wendungen erklären, wie schlecht die Bundesrepublik war?![]()
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adam
Trotzdem war es unpolitisch. Im Kindergarten war ich nicht und in der Schule wurde Politik nicht behandelt. Politik war sozusagen Privatsache. Niemand wollte mich beeinflussen und niemand zog Fähnchenwedelnd an Politikern vorbei, es gab keine uniformierte Staatsjugend. Studieren durfte ich, was ich wollte und wenn ich mich da politisch äußerte, drehte mir niemand einen Strick daraus. Die meisten Privathäuser wurden von Arbeitern für sich gebaut und im Arbeitsprozess hatten Arbeiter durchaus ein Mitspracherecht und zwar gleichgültig, welche Partei sie wählten. Keiner fragte danach, usw...etc
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Und nun wollen mir ein paar Miesepeter mit ihren Drehungen und Wendungen erklären, wie schlecht die Bundesrepublik war?
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adam
Tina,
ich habe nie bezweifelt, dass viele nach der Wende einen Job gefunden, sich materiell und finanziell verbessert haben.
Mir persönlich und meiner Familie hat die Wende auch neue berufliche Möglichkeiten geschaffen. Ich könnte dir ebenso den Werdegang meiner Familie auflisten, doch darum geht es hier doch nicht.
Meines Erachtens geht es doch um das Leben in der DDR und nicht, was wir daraus gemacht haben.
Und deshalb bin ich der Meinung, dass man zu dem stehen soll, was man wie erlebt hat.
Ich war stolz Jung-und Thälmannpionier und FDJler zu sein.
Wir hatten nie eine DDR Fahne rausgehangen, wohl aber die Arbeiterfahne.
Wir lasen nie das Neue Deutschland, dafür die Junge Welt.
Wir haben uns geweigert politisch aktiv zu werden und ich habe mich geweigert, meine familiären Kontakte zur BRD und die Schweiz abzubrechen.
Dafür bekam ich zwar nicht den Posten in der Personalabteilung der Stadt, aber einen anderen, der meinen Interessen und beruflichen Möglichkeiten entsprach (Umweltschutz und Energie).
Des Öfteren wurden wir angesprochen für das MfS zu arbeiten, wir haben immer abgelehnt.
Diese Haltung hat niemandem geschadet, weder uns noch unseren Familienangehörigen, wovon zwei Offiziere der Polizei waren.
Unser Sohn hat sich geweigert eine Verpflichtungserklärung für 3 Jahre NVA zu unterschreiben, er hat Zivildienst geleistet und hat sein Abitur machen können.
Was du aufzählst sind die negativen und traurigen Erfahrungen von anderen Menschen.
Da könnte ich auch so manches dazu beitragen unterlasse es aber, weil ich selbst nie dabei gewesen bin.
In meiner späteren beruflichen Tätigkeit musste ich des Öfteren mit zu Gesprächen der Abteilung Inneres, weil Betriebsangehörige den Antrag auf Ausreise gestellt hatte.
Ich gebe unumwunden zu, dass die Gespräche beschämend waren und ich in den Erdboden versinken konnte.
Am Ende bekamen alle Antragsteller die Ausreise.
Natürlich blieb auch mir nicht verborgen, wie unser System war.
Soll ich mich jetzt als feige outen, nur weil ich das System erduldet habe?
Nein, das mache ich nicht, denn ich habe auch meinen Stolz und ich stehe zu dem wie und was ich gelebt und erlebt habe.
Der Eintritt in das neue Gesellschaftssystem war für mich beruflich optimal, aber auch mit sehr bitteren Erfahrungen und Erlebnissen. Menschen, die sich beruflich profilieren wollten kamen zur „Aufbauhilfe“, junge Menschen von 22 Jahren erklärten u.a. mir, was ich 40 Jahre falsch gemacht habe.
Die hatten keine Ahnung von der DDR, die hatten keine Menschenkenntnisse und die waren auch nicht in der Lage, sich in unser Befinden hineinzuversetzen.
Leider waren da auch nicht wenige dabei, die schon vom Lebensalter her mehr Erfahrungen haben mussten.
Ich will auch nicht alles schlecht reden, es gab sehr wenige Bedienstete, die Verständnis zeigten und zugaben, dass sie teilweise überfordert sind mit dem, was von ihnen verlangt wurde.
Ich war praktisch an der Schwelle des Geschehens und muss sagen, dass der Wille zur Aufarbeitung der DDR Diktatur zwar vorhanden war, aber das wie erst Jahre später korrigiert wurde.
Meine Argumentation war uns ist noch heute:
„ …ich habe beide Systeme kennengelernt, kenne die Vorzüge und kenne die Nachteile und ich lasse mir von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden…“.
Es gibt auch „Opfer“ der Wende, Opfer, denen unterstellt wurde für das MfS gearbeitet zu haben, nur weil sie eine entsprechende berufliche Funktion hatten.
Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass da viele Irrtümer waren.
Durch gerichtliche Entscheidungen wurden ihnen die berufliche Existenz und die Qualifikation genommen, tragische familiäre Schicksale waren die Folge.
Niemand hat diese Entscheidungen korrigiert.
Zugegeben, das ist kein Vergleich zu den Machenschaften und Verbrechen der Stasi, wohl aber eine ungleiche Gerechtigkeit.
Ich habe bewusst meinen Beitrag etwas ausführlicher verfasst um zu Ausdruck zu bringen, dass wiedergegebenes aus Zeitungsberichten oder Kommentaren nur eine Seite, das wirklich persönlich Erlebte aber viel wichtiger ist.
Du wirst keinen veröffentlichten Bericht darüber finden, was ich hier nur sehr kurz erwähnt habe.
Warum?
Meine Erfahrung ist, dass weder Ost-noch Westbürger genau wussten was sie erwartet.
Wir DDR- ler haben sehr wenig vom tatsächlichen kapitalistischen System gewusst, wollten nicht wahrhaben, was man uns in Staatsbürgerkunde unterrichtet hat und der Westbürger hat sehr wenig oder kaum etwas über die DDR gewusst.
Und wenn sie zu Besuch in der DDR waren, so meine persönlichen Erfahrungen, hat es die harte Währung getan und sie haben bekommen, was sie wollten.
Traurig, aber so war es.
Das hat mich angekotzt, denn es kam einer Demütigung gleich.
Keiner wollte mit uns tauschen, doch für ihr Eintrittsgeld haben sie immer Verwendungsmöglichkeiten gefunden, da waren die Ostprodukte gefragt.
Das ist zum Glück Geschichte und trotzdem habe ich noch viele Wünsche bezüglich der sozialen Gerechtigkeit und Gleichbehandlung.
..ein_lächeln…
Ich kann dir in vielen Sachen zustimmen. Und auch ich stehe dazu was ich erlebt habe u. das schließt auch gute Erinnerungen ein, gerade was die ersten 20 Jahre betrifft.
Ich denke das wir uns in vielen Punkten einig sind. Und so
sollten wir es belassen.
Tina
Ich denke das wir uns in vielen Punkten einig sind. Und so
sollten wir es belassen.
Tina
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Ansonsten gebe ich Dir recht, zur falschen Zeit am falschen Ort in Gegenwart eines falschen Menschen eine falsche Bemerkung zu machen, konnte unter Umständen Konsequenzen nach sich ziehen."
Nicht schlecht - das Beispiel. Aber - natürlich relativ harmlos, zumal sicher einige "Betonköpfe" das gar nicht richtig kapiert haben werden.
Beispiel v. mir!
Ich war am 2. September 1981 zusammen mit einigen Mitarbeitern der Betriebszeitung des größten Chemiefaserwerkes der DDR (CFG) in Polen zum Fußball-Freundschaftsspiel Polen-BRD.
Da entrollte einer der Journalisten im Sadion ein Spruchband mit der Aufschrift: "Guben grüßt die deutsche Mannschaft". Das war sogar für 1sek.im Westfernsehen zu sehen.
Ergebnis: von den 7 Mitreisenden der Zeitung wurden nach tagelangen Verhören bei der Stasi 5 entlassen und in die "Produktion" "verbannt".
Der Chefredakteur( Freund v. mir) hat das auch nach Jahren nicht gepackt und drehte durch.
Ich hatte Glück, da ich meine Karte extra gekauft hatte, saß ich an anderer Stelle und verpfiffen hat mich niemand.