Internationale Politik Stolz auf die DDR ?
Es schleichen sich jetzt jede Menge Mißtöne in die Diskussion ein, die das realistische Bild völlig verzerren. Die DDR, von den Grundbedürfnissen der Bevölkerung her, mit einem unterversorgten Entwicklungsland zu vergleichen, ist einfach falsch.
Im Frühjahr 1990 war ich bei Verwandtschaft im Brandenburgischen eingeladen und fuhr, vom Raum Stuttgart aus, quer durch die DDR hoch nach Berlin und noch ein Stück weiter. Dabei aß ich unterwegs billig, ausgesprochen lecker, das Angebot und die Portionen waren reichlich. Brot und Brötchen waren besser als in der Bundesrepublik, wo man sich einen Bäcker ausgucken mußte, der keine industriell umbackene Luft anbot. Auf anderen Gebieten der Grundbedürfnisse war es ähnlich.
adam
adam die Vergleiche die du ansprichst habe ich nicht gefunden, aber vielleicht habe ich nicht alles gelesen. Die Grundversorgung war natürlich da, wäre auch schlimm wenn das ein sozialistischer Staat nicht schaffen würde. Es gab nur wenig Angebot und es war nicht immer alles da was man gern gehabt hätte.
Aber heute bin ich überzeugt das das überschaubare Angebot dazu geführt hat das wir uns wahrscheinlich gesünder ernährt haben, wie jetzt bei diesem "Überangebot" von allen.
Es gab immer das Gemüse was zur Zeit gerade wuchs. Dabei ging es um Weiß.- u. Rotkraut, Möhren, Blumenkohl, Rosenkohl, Spinat, mehr fällt mir jetzt nicht ein. Die Vitamine holten wir uns über die Äpfel, die gab es oder man hatte sie im Garten. Äpfel haben ja bekannterweise mehr Vitamine als all das andere Obst nach dem wir uns so gesehnt haben, wie zb. die Bananen.
Gurken und Tomaten gab es auch nur zu der Zeit wo sie geerntet werden nicht das ganze Jahr wie heute. Aber deshalb waren sie für uns dann was besonderes weil wir sie lange nicht gegessen hatten. Anderes Obst wie Kirschen, Erdbeeren und Strauchobst hatten die meisten Leute in ihren Gärten. In der Pilzzeit sind wir sie sammeln gegangen, als Kind haben wir auch Heidelbeeren gesammelt. Fazit: es war das meiste Natur, keine Zucht u kaum gespritzt.
Beim Fleischangebot war es so das es nicht immer alle Fleischsorten gab u es oft auch nicht langte. Also wenn man Abends einkaufen ging konnte es passieren das kaum noch was da war. Am Freitag beim "Wochenendeinkauf" entschied man also je nach Angebot dann spontan was man am Sonntag kochen wird. Damals hat das schon sehr genervt. Man konnte nicht das essen worauf man gerade Lust hatte.
Aber auch da bin ich heute der Meinung das dieses wenige Angebot aber nützlich war für die "Massentierhaltung". Es wurden nur so viele Tiere geschlachtet das der Bedarf einigermaßen flächendeckend war.
Ich finde das heutige " Überangebot" an Fleisch u Wurst in den Supermärkten unnormal. Ich frage mich kann das alles überhaupt verzehrt werden? Muss das alles sein? Vorallem wieviel Chemie muss verwendet werden damit das alles immer so frisch u lecker aussieht?
Ich finde generell dieses Überangebot in den Supermärkten furchtbar, man ist als Kunde gestresst wenn man von einem Artikel dann tausend Varianten dazu findet. So empfinde ich es.
Die Brötchen bei uns " Semmeln" waren ein Traum. Am WE früh zum Bäcker gehen hat sich immer gelohnt und da hat man auch die Schlangen vor den bestimmten "Bäckereien" in Kauf genommen. Die Brötchen gibt es aber schon lange nicht mehr im Osten.
Bei allen "Guten" was man sich heute sagen muss war das Angebot aber trotzdem zu wenig abwechslungsreich. Als Mensch will man auch mal was anderes ausprobieren, nicht immer das gleiche essen. Und trotzdem muss es nicht so Ausarten wie heute. Das ist meine Meinung zu dem Thema.
Das Essen in den Gaststätten war lecker und der Preis war auf die Löhne abgestimmt.
Tina
Wie die ersten in der DDR gefertigten jeans hießen weiß ich nicht , mir liegt da ein anderer name im ohr, kann mich aber auch täuschen.
""Wisent", "Boxer" oder "Shanty" hießen die Marken, die ab 1978 auf den Markt kamen. Doch deren Stoff war entweder zu hart oder zu weich, der Schnitt haute nicht hin und der beliebte Auswasch-Effekt stellte sich auch nicht ein. Und so standen die DDR-Jeans in der Gunst der Jugendlichen nicht sehr hoch und immer hinter der "echten" Jeans, die man sich von Westverwandten schicken ließ, auf dem Schwarzmarkt kaufte oder in den Hinterhof-Boutiquen der westlichsten Stadt des Ostblocks – in Budapest."
Tina,
wie auch immer diese Hose genannt wurde, geschnitten war, letztlich stone- oder sonstwie washed. Sie war nicht bloß eine Hose. Sie war ein Stück Lebensphilosophie und das in Ost und West gleichermaßen. Und in Ost wie in West war es für ihre Pioniere schwierig sie zu kriegen. Vielleicht bekommen wir ja über die Jeans ein Stück Übereinstimmung?
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adam
wie auch immer diese Hose genannt wurde, geschnitten war, letztlich stone- oder sonstwie washed. Sie war nicht bloß eine Hose. Sie war ein Stück Lebensphilosophie und das in Ost und West gleichermaßen. Und in Ost wie in West war es für ihre Pioniere schwierig sie zu kriegen. Vielleicht bekommen wir ja über die Jeans ein Stück Übereinstimmung?
Adams Weg von der Hose zur Jeans.
Bei mir war der Hosenkauf als Kind, bis etwa einem Alter von 11 Jahren, eine Tortur. Wir wohnten in einer bayrischen Kleinstadt und zum Hosenkauf ging es in das einzige Modehaus am Ort. Jeder kannte natürlich jeden und meine Mutter war in der Hosenabteilung im Nu von zwei Verkäuferinnen flankiert und ich konnte darauf wetten, daß noch ebensoviele Bekannte dazu kommen würden.
Die Benutzung einer Umkleidekabine kam bei solch einem Gedränge natürlich nicht in Frage und so stand ich als Acht- bis Elfjähriger bald in Unterhosen und runter gerutschten Strümpfen in einem Pulk von Frauen. Es war nur peinlich und ich sehnte mich nach dem vertrauten Schutz meiner Krachledernen.
Dann kam die Verkäuferin mit der ersten Hose "Nur mal zum Probieren, wegen der Größe!" Nun ging die Folter erst richtig los. Alleine anziehen durfte ich die Hose nicht, weil der edle Stoff dabei mit dem Boden in Berührung gekommen wären. Also halfen mir mindestens drei Frauen ins Beinkleid. Hatte ich die Hose hochgezogen, kam das Unvermeidliche: Der "Griff".
Meine Mutter führte ihn immer persönlich aus und er ging von unten in meinen Schritt, gefolgt von einem "Herrgott, zieh doch mal richtig hoch!" Dies war aber keine Aufforderung an mich, denn meine Mutter schnappte sich den Hosenbund immer selber und zerrte die Hose so nach oben, daß ich mich noch heute darüber wundere, daß der Stimmbruch bei mir tatsächlich eines Tages einsetzte. Nach dem Zerren klemmte die Hose unter den Achseln und im Schritt, was meine Mutter mittels erneutem "Griff" feststellte und die Hose wieder nach unten, in eine weniger schmerzliche Position, zog.
Die vierte Hose war in der Regel die richtige, viermal hieß es also: Griff, "Herrgott, zieh doch mal...!", Zerren, Doppelklemmer, Griff, Ziehen, bis mein neues Beinkleid gefunden war.
Mit Zwölf hatte ich mich dann auf eine "Jeanshose" versteift und nach wochenlangen Kämpfen mit den Eltern, nach Vorträgen über Dekadenz und Weltuntergänge, denen sich die Menschheit grundsätzlich jeanstragend gegenüber sah, wurde mir die Nietenhose seufzend zugestanden. Be Bop a Lula! Was auch immer das heißen mochte.
Die Jeans bekamen wir allerdings nicht im Modehaus am Ort, weil man dort "Rockerkleidung" nicht führte. Wir mußten zum Kauf in die nächstgrößere Stadt. Eine erste Erleichterung. Hosenkauf ohne Frauenpulk stimmte mich heiter.
Ich glaube, es war C&A, wo mich eine Kaugummi kauende Verkäuferin abschätzend ansah und mir dann eine Jeans vor den Bauch hielt. Meine Mutter forderte mich auf, dieses gefaltete Brett anzuprobieren und ging in Bereitschaftsstellung für Griff, Herrgott, Zerren und Doppelklemmer, als ich die Verkäuferin sagen hörte: "Die braucht er nicht probieren, das ist seine Größe. Richtig passt sie sowieso erst nach dem ersten Waschen."
Ob die Verkäuferin gemerkt hat, wie ihr mein junges Herz zu flog? Es war das Ende von Griff, Herrgott, Zerren und Doppelklemmer. Beim nächsten Jeanskauf war ich im Stimmbruch. Yeah, yeah, yeah!
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adam
Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Hallo Adam, danke für die Erheiterung am Abend Ich hoffe Du kannst es, nach all den Jahren, verkraften, aber ich muß jetzt einfach schallend lachen
Bruny
Bruny
Immer zu, Bruny. Das ist der Sinn der Übung.
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adam
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adam
...
""Wisent", "Boxer" oder "Shanty" hießen die Marken, die ab 1978 auf den Markt kamen. ...
Ich hatte mir anstelle "Shanty" "Goldfuchs" gemerkt.
Vielleicht gab es ja auch alle 4 Marken.
Auf den Ausbleich-Effekt war ich persönlich nicht so erpicht.
Meine (erste) "Boxer" war halt eine dunkle Jeans, nichts sonst.
Die ganz harten Typen haben sich ja die Schilder der Original-Marken auf dem polnischen Markt gekauft und diese dann auf ihre DDR-Jeans genäht.
Sowas habe ich aber nicht gemacht.
Ich stehe zu dem, was ich bin und habe.
Etikettenschwindel ist mir zuwider.
Und (nur) wegen der Marke kaufe ich selten etwas.
Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Lache Adam, bei mir war es ähnlich!!!))
Adam Danke für deine lustige Geschichte, ich habe es mir bildlich
vorstellen können. Also die Prozedur haben unsere Männer in dem Alter nicht durchmachen müssen, das es keine Jeans gab hatte also doch noch was Gutes.
Ansonsten war das Thema Jeans bei uns kein wirkliches Thema, hätte es daher hier auch nicht erwähnt.
Tina
vorstellen können. Also die Prozedur haben unsere Männer in dem Alter nicht durchmachen müssen, das es keine Jeans gab hatte also doch noch was Gutes.
Ansonsten war das Thema Jeans bei uns kein wirkliches Thema, hätte es daher hier auch nicht erwähnt.
Tina
Das war eher ein Thema für uns als so genannte "Kaffeesachsen"
..heute kann man darüber nur noch schmunzeln, wenn man mal wieder daran erinnert wird.
Tina
"Vierzig Jahre Kaffeegeschichte im Osten: Zu Wort kommen sächsische Kaffeegenießer, die auf eine 300-jährige Kaffeekultur blicken können, ebenso wie DDR-Wirtschaftsplaner und Ernährungsexperten, auf deren Konto Honeckers Krönung ging. Er musste sich wahrlich die abenteuerlichsten Namen gefallen lassen - der Kaffee im Osten. Kosta, Rondo, Moccafix - das Volk nannte das aus Devisenknappheit gemixte Gebräu unter Zusatz von Malz und Zichorie Honeckers Krönung. Es taugte für Witze und führte zu handfesten Tumulten. Die Leute fürchteten um ihre letzte Freude. Selbst der DDR-Brühautomat Kaffeeboy kapitulierte vor dem bröseligen Gemisch.
Die genussvolle filmische Zeitreise durch die DDR verweilt in HO- und KONSUM-Gaststätten, in Betriebskantinen und in den legendären Intershop-Läden. Der Film begibt sich auf die Spur der Kaffeebohne im sozialistischen Alltag, und ein privater Kaffee-Exporteur aus dem Westen packt aus."
Wie die ersten in der DDR gefertigten jeans hießen weiß ich nicht , mir liegt da ein anderer name im ohr, kann mich aber auch täuschen.
""Wisent", "Boxer" oder "Shanty" hießen die Marken, die ab 1978 auf den Markt kamen.t."
Danke Tina, die "wisent" waren es, die den ostmarkt aufmischten.
Dank meiner westoma hatte ich immer ein paar levis oder mustang aufm hintern.
Das hat mir in der sportgemeinschaft neid und in der penne, später im studium, auch offenen anfeindung der "klassenbewußten" eingebracht.